Schmalz lass nach!

  • Da ich hier im Forum immer wieder den Satz lese "...war mir zu schmalzig" oder "Das war richtig schön schmalzig." habe ich mir die Frage gestellt, was ein Buch beinhalten muss, um das Prädikat "schmalzig" zu verdienen.


    Vielfach wurde das nämlich auch Büchern angehängt, die aus meiner Sicht nicht schmalzig sind. Diese Beurteilung ist natürlich in erster Linie subjektiv, dennoch würde mich interessieren:


    Wann ist für euch ein Buch schmalzig?


    Liegt es an der Handlung? Den Dialogen? Bestimmten Figuren? Fällt euch ein konkretes Buch spontan ein?


    Für mich beispielsweise sind Heimatromane oder auch die typischen "Dr. XY"-Heftchen das, was ich als "schmalzig" bezeichnen würde (auch wenn ich, zugegebenermaßen, keins je gelesen habe). Rührselige Tiegeschichten und Heimatidylle haben für mich eindeutiges Schmalz-Potential.


    Wie ist das bei euch?

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Schmalzig empfinde ich ein Buch dann, wenn arg auf Klischees und Tränendrüse gedrückt wird. Z.B. Armes Mädel zieht vom Land in die Stadt, trifft netten Mann, muss sich durchschlagen, netter Mann hilft udn entpuppt sich als der reiche Superheld. Sieben Kinder, Leben im üppigen Landhaus...
    Das kommt allerdings auch auf die Formulierungen an, die der Autor gebraucht.
    Als "Schmalz" empfinde ich auch Bücher wie "P.S.: Ich liebe dich" und andere aus der Schiene - die kämen bei mir nicht ins Regal. Ist aber Geschmacksache, andere mögen das gerne. Ihc ess ja auch am liebsten Hubertusschmalz udn nicht das mit den dicken Grieben drin!

  • Und es Lindströmt auch sehr. :lache


    Ich las gerade Kathleen E. Woodiwiss. Es ist auch mit viiiiiiiiiiiiiiiiiiel Liebe und so, auch mit Schmalz, allerdings lese ich sowas mal gaaaanz gerne. :grin

  • Also bei der Frage nach Schmalz wirds finde ich total schwierig - zumindest für mich. Eigentlich verabscheue ich Schmalz.
    Goldblondes Haar, Augen so blau und tief wie das Meer, Männerkörper wie in Marmor gemeiselte griechische Götter-Statuen, seufzende Weiber und wundervolle Helden... oder so ähnlich.
    Aber - jetzt kommt ein dickes Aber.
    In den letzten Jahren hab ich drei oder vier Autorinnen gefunden, die mich mit ihrer Art des Schmalz ansprechen. Z. B. Die Teerose von Jennifer Donnelly.
    Habe festgestellt, dass ich zwar blutige Krimis mag, fundierte Historienbücher und gute Fantasy.
    Aber - so hie und da packt mich der Wunsch nach einer Dosis gutem Schmalz und dann gönne ich mir den einfach - wie einen dicken Riegel Schokolade. Nix fürs Hirn sondern wirklich nur für den klitze-kleinen Herzschmerz für zwischendurch. Selbstverständlich darf er bitte intelligent und spannend geschrieben sein und ich brauche jetzt auch keine Seitenlangen Sexszenen - die mag ich gar nicht. Aber so ein bisschen kriegen-sie-sich-jetzt-oder-nicht-Fealing finde ich im drögen Alltag manchmal ganz wohltuend.
    Denn ich habe festgestellt Schmalz ist nicht gleich Schmalz.
    Habe da schon ein paar Mal mit einer anderen Eule drüber diskutiert. Die fand die Teerose z. B. super blöd und negativ-schmalzig.
    Tja, da sind halt die Geschmäcker verschieden. Genau wie bei allen anderen Genres auch. :kiss

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich würde Schmalz mit abgegriffenen Formulierungen ("klammerten sich aneinander wie Ertrinkende") und der Abwesenheit alles Negativen (z.B. Gestank oder unschöne Gedanken oder überhaupt zu perfekte und somit flache Charaktere) verbinden.

  • Also ich finde ein bisschen Schmalz im Buch ganz nett ^^ nur ich mag nicht solche Bücher wo sich das durch das ganze Buch zieht! Zb die Bücher von Nora Roberts... die find ich nicht schmalzig, nur ein wenig und das an den richtigen Stellen :P

  • Schmalzig ist für mich ein Buch in dem es nur romantische bzw. kitschige Liebesbekundungen geht und keine Spannung oder andere Handlungen auftreten. Am ist sie noch ein schwaches kleines Weibchen und er der starke geheimnisvolle Fremde. :uebel
    Soche Bücher mag ich gar nicht.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Zitat

    Original von SabineW
    Ich würde Schmalz mit abgegriffenen Formulierungen ("klammerten sich aneinander wie Ertrinkende") und der Abwesenheit alles Negativen (z.B. Gestank oder unschöne Gedanken oder überhaupt zu perfekte und somit flache Charaktere) verbinden.


    So sehe ich es auch. Schmalzig bedeutet für mich, wenn die Geschichte keine Konflikte aufweist. Das ist langweilig, das mag ich dann nicht lesen.


    Liebesromane - ob nun mit Bissen in was auch immer oder ohne - haben aber Konflikte; davon leben sie. Und die Heldinnen von heute geschriebenen Liebesromanen sind starke, selbstbewusste Frauen, die dem Helden paroli bieten; was anderes würden die Leserinnen nämlich nicht so prickelnd finden. Die seufzend dahinsinkende Schöne, die nur darauf wartet gerettet zu werden, ist out.


    So ein wirklich schmalöziges Buch hab ich aber noch nicht gelesen. Gut, im 1. Biss-Band nervte es schon ab und zu, dass ewig wiederholt wurde, wie schön Edward ist, aber so wirklich schmalzig fand ich auch das nicht, da diese Beschreibungen zum Glück nicht so lang waren.

  • Zitat

    Original von oemchenli
    Ich las gerade Kathleen E. Woodiwiss. Es ist auch mit viiiiiiiiiiiiiiiiiiel Liebe und so, auch mit Schmalz, allerdings lese ich sowas mal gaaaanz gerne. :grin


    Das Wort Schmalz identifiziere ich genau mit solchen Bücher, obwohl ich sie manchmal sehr gerne lese... :grin

  • Gar keine leichte Frage, was schmalzig ist -


    Friede Freude Eierkuchen mit ständig vorhersehbaren Happy- Höhepunkten;


    Konsequent nach einem bestimmten abgedroschenen Glücksmuster gestrickte Handlungen;


    Die Themen oder Handlungsstränge "Glück und Freude" alleine betrachte ich noch nicht als Schmalz, denn Glück ist auch ein Teil des Lebens, und glücklich sein möchte ich ja auch gerne, daran ist an sich nichts falsch;
    schmalzig wirds vielleicht erst, wenn das Glück unrealistisch wirkt, oder wenn es sich penetrant aufdrängt.


    Schmalz hat vielleicht mit Übertreibung zu tun?
    Ein bis zur Karrikatur übersteigertes Glück?


    Momentan kann ich mich an keinen Schmalz erinnern...
    wenn mir was einfällt, melde ich mich wieder.


    Allerliebste Grüße an alle! :taenzchen :bluemchen :blume :blume


  • schmalz waren für mich eindeutig die früher (mit genuss :grin) gelesenen bücher von courths-mahler, golon, benzoni, cartland und (schmalz mit pfiff) georgette heyer. und auf kuren lagen manchmal alte heftchen rum à la dr. xy, berg- und adelsgeschichten (brave arme magd bekommt am ende doch den reichen großbauernsohn, armer fleißiger gärtner das baronesschen). eigneten sich hervorragend zum lesen beim warten auf die nächste moor- oder fangopackung...
    ein wenig herzschmerz darf auch heute noch dabeisein, aber in maßen.
    schmalz stört mich weniger als zu drastische schilderungen erotischer und/oder brutaler szenen. happy end finde ich gut - solange es glaubwürdig herübergebracht wird.
    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Ab und zu brauche ich auch ein wenig Schmalz. Allerdings mag ich diese Bücher nicht, wo man schon nach zwei Seiten schon weiß, wer am Ende-natürlich nach etlichen Verwicklungen zusammenkommen wird. Das ist dann sooo langweilig.

  • Wie heißen doch gleich diese Heftchen am Kiosk? "Cora" oder "bianca" oder so ähnlich? Ich habe vor Jahren mal ein paar gelesen, als ich im Krankenhaus lag und auf meine Bücher von zu Hause wartete. Die waren für mich richtig schmalzig, aber auf eine Art und Weise, dass ich wohl nie mehr eines davon lesen mag. :grin


    Schmalzig bedeutet u.a. für mich, dass die Handlung sehr durchschaubar konstruiert ist und von Anfang an klar ist, dass die beiden Hauptpersonen sich trotz aller Verwicklungen am Ende bekommen. Außerdem sind mir damals die so unglaublich klangvoll erdachten Namen aufgefallen: z.B. Sophia von Walden oder Hubertus von wasweißich...hinzu kam immer noch ganz plötzlich und überraschend ein Kuss zwischendurch, bei dem schon mal klar wurde, dass er sich in sie verliebt hat.
    Danach driftet alles noch ein Weilchen auseinander, bis sie sich unter dramatischen Umständen (er hat sie gerade von der Brücke gezogen, von der sie springen will, weil er sie vermeintlich nicht liebt, oder sie liegt im Krankenhaus, und wird nicht gesund, weil sie denkt, dass er sie nicht liebt, oder sie hat einen Langstreckenflug nach Timuktu gebucht, weil sie denkt dass er sie nicht...und er holt sie aus der Abflughalle...usw) ihre Liebe gestehen.


    Sicherlich hat auch das seine Leser, aber ich gehöre nicht dazu.

  • So wie es bisher aussieht, ist eine Geschichte wohl immer dann schmalzig, wenn es darin um zwischenmenschliche Beziehungen geht, die in einer abgedroschenen oder kitschigen Art ankommen bzw. so vom Leser aufgenommen werden.


    Das Umfeld, z.B. ein idyllische Alpendorf, der wild-wüste Tropenstrand oder die blaue Lagune, spielt dabei anscheinend keine Rolle.


    Für mich fallen aber auch diese deutschen Fernsehfilme, die immer zur Hauptsendezeit in ARD oder ZDF laufen und Paare in den Wechseljahren als Hauptdarsteller haben, in eine vergleichbare Kategorie. Nur das Wort "schmalzig" passt da nicht so ganz.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



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    (Danny Kaye) :flowers

  • Doch, das Umfeld spielt für mich auch eine Rolle. In den für mich ganz schlimm schmalzigen Büchern oder Filmen, finden sich Landhäuser und Schlösser, oder Cottages in Cornwall oder eben auch Alpendörfer.
    Absolut grauenvoll sind für mich Liebesgeschichten, die in Krankenhäusern stattfinden. Was da geschildert wird, (ob im Buch oder im Film) ist sowas von an der Realität vorbei und gibt ein derart falsches Bild, dass ich zu gerne mal einen Autor, eine Woche als Praktikanten in den ganz normalen Klinikalltag schicken möchte...