Das Tibetprojekt - Tom Kahn

  • Klappentext:
    Unglaublich, aber wahr! Der "Reichsführer-SS" Heinrich Himmler war überzeugt, der Ursprung der "arischen Rasse" läge in Tibet. Und so schickte er 1939 eine Expedition aus Bergsteigern, Wissenschaftlern und Forschern in den Himalaja, die das geheime "Ahnenerbe" suchen sollten. - Siebzig Jahre später wird der deutsche Historiker Dr. Decker, ein Paradiesvogel unter den Wissenschaftlern, der mit seinem unkonventionellen Mix aus Religionswissenschaft, Psychoanalyse und profunden Geschichtskenntnissen der Schrecken des kulturellen Establishments ist, von einer schönen Chinesin nach Tibet gelockt. Er soll das Geheimnis des tibetischen Buddhismus ergründen und eine Aufgabe lösen, die erst vor kurzem einen Professor das Leben gekostet hat. Eine gefährliche Reise beginnt.



    Über den Autor
    Tom Kahn ist das Pseudonym eines Frankfurter Schriftstellers, der 1986 in Frankfurt das Abitur machte und nach dem Grundwehrdienst bei der Luftwaffe ein halbes Jahr in der Karibik lebte. 1988-95 Studium der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. Abschluss mit einer Diplomarbeit über den Dalai Lama. Verschiedene Tätgkeiten bei Industrie- und Kosmetikfirmen, seit 1999 Barkeeper, Kellner, Koch, Nachtassistent, Gästeführer, Moderator, Abenteurer und Bodyguard.



    Meine Meinung
    Ein Verschwörungsthriller, der mal nicht die Illuminaten oder Templer oder sonstige einschlägig bekannte Gruppierungen zum Übeltäter hat. Nein, Tom Kahn greift ganz woanders hin, die Tibeter, mit ihrem Oberhaupt dem Dalai Lama der Inbegriff der Gutmenschen schlechthin, sind hier die Bösen. Allein dieser Ansatz ist schon mal wohltuend originell.


    Es geht auch flott zur Sache. Der Frankfurter Historiker Dr. Decker ist der Paradiesvogel unter den heimischen Gelehrten. Gerne trägt er seine unorthodoxen Sichtweisen vor. Das macht ihn zum Objekt des Interesses für einen geheimen Plan der Chinesen, die daraufhin eine hinreissende Agentin zum Anwerben auf ihn ansetzen. Natürlich kann Decker den erotischen und intellektuellen Reizen nicht widerstehen. Und schwupps sitzen wir mit ihm in einem pompösen Privatjet und geraten in einen wüsten Strudel von Geheimnissen um Tibet und seine Geschichte, den Dalai Lama, die Nazis, den Buddhismus, Jesus in Indien und den Völkeraustausch im großen und ganzen.


    Das Ganze liest sich recht leichtfüßig und wer wie ich nur bedingt über Tibet informiert ist und eigentlich auch nur den immerfort grinsenden Dalai Lama dabei vor Augen hat und von der Drangsalierung durch China weiss, gerät hier ein wenig ins Schwanken. Leider gleitet die Geschichte ein wenig zu sehr ins Phantastische ab zwischendurch, auch habe ich so meine Zweifel, das 2 Attentäterteams gleichzeitig unbemerkt durch den Potala-Palast poltern können. Ein wenig ermüdend ist auch, das sich die Protagonisten ihre Erkenntnisse über die erschreckende Geschichte Tibets immer wieder seitenlang erzählen. Da passiert recht wenig, die Personen erklären einfach.


    Insgesamt ist die etwas andere Verschwörungstheorie aber eine Abwechslung von den ewigen Kirchenverschwörungen. Zwar gehts auch hier um etwas Böses, und die Auflösung darum bleibt uns der Autor schuldig. Auch finde ich es erfreulich gewagt, Tibet und die Lamas als weltweit unerkannte Schurken und die Chinesen als die gar nicht so üblen darzustellen. Es ist vielleicht ein wenig zuviel hinein gepakt, und die Auflösung des ganzen ein wenig zu unspektakulär. Aber das Buch ist nicht allzu dick und lässt sich zügig runterlesen. Allerdings kann ich nach dem gefühlten 127. Verschwörungsthriller Phrasen wie "ihm gefror bei dem Anblick das Blut in den Adern" und ähnliches nicht mehr lesen ;-). Auch hätte dem Buch weniger Phantastik gutgetan.


    Wer also noch nicht genug hat von Verschwörungen und spektakulären Geheimnissen, der kann zur Abwechslung mal zu Tom Kahn greifen. Ich persönlich fand nur die Grundidee gut und das es nicht langweilig wurde zu lesen. Das aber genügt nicht für überschwengliche Begeisterung meinerseits. Ich gebe 6 Punkte.


    Nachtrag: leider gibt es kein Nachwort oder dergleichen über Quellen und den Wahrheitsgehalt des Ganzen. Das kann man aber auf der Website des Autors nachholen: www.tomkahn.com

  • Notiert....


    Hab doch gerade ein ähnliches Buch in der Mache gehabt:


    Der Genesis-Plan - James Rollins...

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Für die Freunde der Minimal-Information verstecke ich alles, was an Fakten über den Klappentext hinausgeht, mit Hilfe der Spoiler-Funktion. Ich versichere aber ausdrücklich, dass auch für den Leser der versteckten Information bei einer späteren Lektüre des Romans genügend Spannung und Überraschungsmomente übrig bleiben.


    ***


    Tom Kahn: Das Tibetprojekt, München 2009, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-423-21119-2, 412 Seiten, Format: 12 x 19 x 2,3 cm, EUR 9,95


    "Die meisten suchen in Tibet das Paradies."
    Wir nicht. Wir suchen die Hölle."


    Der deutsche Historiker und Querdenker Dr. Philipp Decker fühlt sich geschmeichelt: Nachdem er in einer TV-Talkshow seine provozierenden Thesen zur menschlichen Natur und den Religionen zum Besten gegeben hat, spricht ihn die überaus attraktive Chinesin Li Mai an.


    Schnell stellt sich heraus, dass sie das nicht (nur) tut, weil sie den erfolgreichen Wissenschaftler attraktiv findet oder weil sie seine Ansicht teilt, dass nicht Gott die Menschen erschaffen habe sondern umgekehrt. Li Mai ist Major des chinesischen Geheimdiensts und sie handelt im Auftrag ihrer Regierung.


    Decker soll für die Volksrepublik China tätig werden. Dort braucht man einen neutralen, kritischen und unabhängigen Menschen, der sich um einen internationalen Zwischenfall kümmert. Die Chinesen möchten, dass er mit nach Tibet kommt und dort den Mord an einem pensionierten deutschen Wissenschaftler aufklärt. Mit letzter Kraft hatte sich der Sterbende mit seinem eigenen Blut ein Hakenkreuz auf den Handrücken gezeichnet. Und nun will man unbedingt den Hintergrund des Vorfalls klären. Das ist jedenfalls das, was der deutsche Botschafter in Peking und Li Mai dem verdutzten Historiker erzählen.


    Warum der Fall unbedingt innerhalb einer Woche geklärt werden muss, das sagen sie ihm nicht.


    Decker hat gerade keine anderweitigen Verpflichtungen und ist Abenteuern generell nicht abgeneigt. Insbesondere mit der schicken Chinesin hätte er gerne eins. Auch wenn ihm alles andere als klar ist, welche Interessen seine Auftraggeber verfolgen, sagt er zu und sitzt wenige Stunden später in einem Flugzeug nach China.



    So stellt sich jemand, der von Recherchen lebt, den Himmel vor.


    Nicht nur die Technik ist vom Feinsten, die Chinesen scheinen auch über allerbeste Kontakte zu verfügen. Egal, welchen hochkarätigen Experten in welchem entlegenen Winkel der Welt Dr. Decker auch zu sprechen wünscht, Li Mai stellt umgehend eine Verbindung zu ihm her.


    Dr. Decker nutzt die Flugzeit, um sich zunächst über mögliche Verbindungen von Tibet zu Nazideutschland klar zu werden. Denn der einzige Anhaltspunkt, den er hat, ist nun mal das blutige Hakenkreuz auf der Hand des toten Wissenschaftlers. Er stößt dabei auf die „Forschungsstätte Ahnenerbe“, das kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten von Heinrich Himmler ins Leben gerufen wurde. Die Nazis vermuteten den geistigen und biologischen Ursprung der arischen Rasse in Tibet. Die Lehre vom Herrenmenschen sollte mit naturwissenschaftlichen und philosophischen Materialien untermauert werden.


    War Hitler etwa auf der Suche nach einer neuen Religion fürs deutsche Volk? Wenn ja, was wollte er dann ausgerechnet vom harmlos-friedvollen tibetischen Buddhismus? Mit einem Volk gewaltfreier Gutmenschen wäre ihm doch gar nicht gedient gewesen!


    Oder hat das Hakenkreuz auf der Hand des Mordopfers am Ende gar nichts mit den Nazis zu tun? Eine Variante dieses Symbols gibt es auch im Buddhismus. Allerdings spiegelverkehrt zu dem der Nazis. Wurde das Foto vom toten Professor vielleicht manipuliert? Wenn ja, von wem? Und warum? Aber wenn es nur um den Buddhismus geht, warum interessieren sich dann Nazis verschiedener Altersklassen für den Vorfall?


    Der Privatjet landet in Peking, doch Decker und Li Mai bleiben an Bord ihres Hochsicherheits- und Hightech-Bürojets und betreiben weiter ihre Recherchen. Ein Besuch von einem Veteranen des Tibet-Feldzugs bringt Decker auf ungeheuerliche Ideen: Kann es sein, dass die Welt ein ganz falsches Bild vom tibetischen Buddhismus hat? Sind die Tibeter und ihr Glaube gar nicht so friedlich und gewaltfrei, wie man gemeinhin denkt? Was weiß man eigentlich von der Geschichte Tibets? Und wie kam der Buddhismus aufs Dach der Welt?


    Decker stößt bei seinen Nachforschungen auf die Kampas, die älteste Kriegerrasse der Menschheit, auf die tibetischen Reiter in Dschingis Khans berüchtigter Goldener Horde und auf die alte Religion der Tibeter, den Bön, der sogar eine Gottheit für Banditen und Räuber kannte. Hat die alte Religion noch irgendwo überlebt? Ist der tibetische Buddhismus überhaupt ein richtiger Buddhismus? Oder dominieren hier Einflüsse ganz anderer Art?


    Und was hat es mit dem ominösen „Tempel des Schreckens“ auf sich, bei dessen Erwähnung alle Gesprächspartner schlagartig schweigsam werden? War es dieser Tempel, den die Nazis gesucht haben? Was verbirgt sich dort? Hat der ermordete Professor genau das herausgefunden und musste deshalb sterben?


    Decker und Li Mai haben nur eine Möglichkeit, das herauszubekommen: Sie müssen diesen Tempel finden. Eine Spur führt nach Lhasa. In der Stadt angekommen, stellen Li Mai und ihre Leute fest, dass sie bei weitem nicht die einzigen sind, die sich für diesen unheimlichen Ort interessieren. Und dass die Wahrheit noch viel, viel schrecklicher ist als alles, was sie sich jemals hätten ausmalen können ...


    Und warum nun musste dieses Rätsel unbedingt innerhalb einer Woche gelöst werden? Die Antwort darauf grenzt schon an ein Gaunerstück. Oder sagen wir: Sie zeugt zumindest von enormem Weitblick, Menschenkenntnis und raffinierter strategischer Planung.


    Der Roman ist ein Phänomen: Über weite Strecken passiert nichts weiter, als dass intelligente und gut ausgebildete Menschen in einem Hightech-Büro sitzen, recherchieren, diskutieren, Experten aus aller Welt konsultieren – und dabei den tibetischen Buddhismus sezieren. Wie Dr. Decker und Li Mai Schritt für Schritt die Puzzleteilchen zusammentragen und zu einem überraschenden Bild zusammenfügen, das ist unglaublich faszinierend und steht den Action-Szenen in punkto Spannung in nichts nach.


    Nie wieder wird man nach Lektüre dieses Science Thrillers etwas über Tibet, den Buddhismus oder den Dalai Lama hören oder lesen können, ohne sich zu fragen, ob hier wirklich alles so ist wie es scheint.


    Zu gerne wüsste man, wo Tom Kahns Roman die nachprüfbaren Fakten verlässt und in Fiktion übergeht. Dass der Autor nicht wild fabuliert, sondern sehr gut weiß, wovon er schreibt, legt seine Biographie nahe: Tom Kahn ist das Pseudonym eines Frankfurter Schriftstellers, der Volkswirtschaft und Politikwissenschaft studiert hat und seine Diplomarbeit über den Dalai Lama schrieb.


    Wohl selten hat man bei einem Thriller das Bedürfnis nach einem Literaturverzeichnis, das einem helfen könnte, ein Thema weiter zu vertiefen. Hier wäre eine Liste mit weiterführender Literatur zu Tibets Geschichte und Religion, dem Ahnenerbe, dem Bön und dem Dalai Lama eine tolle Ergänzung gewesen. Dieser Wissenschafts-Thriller ist eben rundum etwas Besonders.


    ***


    PS: Wem das mit der Spoiler-Information zuviel Gefummel ist: Die komplette Buchbesprechung steht auch hier.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Zitat

    Nie wieder wird man nach Lektüre dieses Science Thrillers etwas über Tibet, den Buddhismus oder den Dalai Lama hören oder lesen können, ohne sich zu fragen, ob hier wirklich alles so ist wie es scheint


    Das stimmt auf jeden Fall. In der Frankfurter Rundschau war letztens ein Interview mit dem Dalai Lama. Ich musste dabei an das Buch und seine Schilderungen denken.

  • Zitat

    Original von Darcy


    Das stimmt auf jeden Fall. In der Frankfurter Rundschau war letztens ein Interview mit dem Dalai Lama. Ich musste dabei an das Buch und seine Schilderungen denken.


    Ich bin noch nicht ganz fertig mit dem Buch, aber ich habe nicht allzu viele Probleme hier zu unterscheiden was Wirklichkeit ist und was nicht.

  • Dass das Buch sich, wie bereits erwähnt, schnell liest und eine flotte Schreibe hat, ist noch so in etwa das positivste, was ich dazu sagen will.


    Ansonsten habe ich schon lange kein Buch mehr in der Hand gehabt, das ich derart zweifelhaft fand (und das in etwa habe ich auch schon erwartet, nachdem was ich vorher darüber gelesen hatte). Dass der Autor dieses Werk unter einem Pseudonym veröffentlicht, wundert mich da auch nicht. Und nach allem was ich in den letzten Monaten hier im Eulenland über Autoren und deren diversen Pseudonyme samt komplett ausgearbeiteter unterschiedlicher Biographie gelesen habe, von denen dann kein Wort wahr ist, muss ich für mich persönlich doch feststellen, dass ich überhaupt nix mehr glaube, wenn in einem Buch steht, der Name sei ein Pseudo und der Autor habe dieses und jenes gemacht, und ein dazugehöriges veröffentlichtes Interview ist da dann nur noch das Sahnehäubchen drauf. Die Diplomarbeit über den Dalai Lama, die der Autor geschrieben haben will, möchte ich jedenfalls erstmal sehen, das soll wohl die Referenz sein, die den Autor glaubwürdig machen soll.


    Mal abgesehen von der Räuberpistole warum die Nazis nun nach Tibet wollten – gut, darüber weiß ich nichts – ist ansonsten nichts von dem was hier als geheim oder vom Westen verborgen gehalten beschrieben wird, wirklich geheim. Da muss man nur ein oder mehrere mittelprächtige Bücher über Tibet aufschlagen (oder heutzutage an die Wikipedia gehen) und man stößt ratzfatz auf Bön, darauf wie es in Tibet in früherer Zeit zuging, europäische Expeditionen nach Tibet und Lhasa, geheime CIA Unterstützung der Kampa etc pp. Also die von dem Autor in seinem Interview erwähnte Grenze zwischen Fakt und Fiktion ist äußerst einfach zu ziehen, wenn man sich nur mal mit dem Thema beschäftigt.


    Und ich habe zwar meiner Erinnerung nach noch keine Autobiografie des Dalai Lama gelesen, aber ich habe eigentlich nie den Eindruck gehabt, dass da irgendwo hier im Westen die Geschichte Tibets verschwiegen würde, das kann ich dann nur darauf zurückführen, dass irgendwelche esoterisch angehauchten Westler, die den tibetischen Buddhismus hip finden, hier bei uns sich mal wieder nur bestimmte Rosinen im Supermarkt der Esoterik und Religionen herauspicken und den Rest ignorieren, und abgesehen davon halt die Allgemeinheit hier sowieso relativ wenig Hintergrundwissen über Zentral- und Ostasien, über Tibet, die sino-tibetischen Beziehung und dergleichen hat.


    Zum Buch selber, da finde ich ansonsten die chinesischen Charaktere reichlich unchinesisch, und für einen Historiker mit Spezialgebiet Religionsgeschichte denkt Dr. Decker ja reichlich undifferenziert und total ahnungslos scheint er manchmal auch zu sein – in der Beziehung erinnert er mich ziemlich an Dan Brown’s Robert Langdon, der für einen Wissenschaftler manchmal auch reichlich naiv daherkam. Der Wissenschaftler Dr. Decker dringt also in ganz neue Dimensionen der tibetischen Geschichte vor, und nichts ist so wie er es vorher gelesen hatte? Da frage ich mich, was er vorher gelesen hatte.
    Sorry, aber so was kann ich echt nicht ernst nehmen.



    Und ich würde doch mal meinen, der Titel ist ganz passend, nur frage ich mich, was hier das "Projekt" ist.

  • innerhalb zwei Tagen habe ich das Buch gelesen. Zeugt entweder von einer schlichten Story und Stil oder von gnadenloser Spannung. Leider war es das erstere.
    Das ganze macht auf mich den Eindruck, hier will der Autor das Bild, das Öffentlichkeit von Tibet hat, gerade rücken und nutzt das Mittel des Thrillers, da er hier ein breiteres Publikum erreicht.


    Das führende Nazis, insbesondere Himmler, zur Untermauerung ihrer Rassenlehre, stark an Okkultismus interessiert war, ist nciht neues. Einfach mal mit "Nazi" und "Okkultismus" googeln.
    Wer sich etwas ausführlicher mit Tibet befasst hat, weiß ebenfalls schon längst, das der "tibetische Buddhismus" eine Mixtur aus der alten schamanischen Bön-Religion und dem Buddhismus ist.
    Ds gilt auch dafür, das "feudalistische Tibet" und "Gottfried" wenig mit Demokratie zu tun hat.


    Ich gebe also Ushuaia recht:

    Zitat

    Original von Ushuaia
    Da muss man nur ein oder mehrere mittelprächtige Bücher über Tibet aufschlagen (oder heutzutage an die Wikipedia gehen) und man stößt ratzfatz auf Bön, darauf wie es in Tibet in früherer Zeit zuging, europäische Expeditionen nach Tibet und Lhasa, geheime CIA Unterstützung der Kampa etc pp. Also die von dem Autor in seinem Interview erwähnte Grenze zwischen Fakt und Fiktion ist äußerst einfach zu ziehen, wenn man sich nur mal mit dem Thema beschäftigt.


    Es sagt aber einiges aus, wenn eine positive Besprechung des Buches in einem anderen Forum mit,


    Zitat

    Ein Buch im Auftrag der chinesischen Regierung.
    Absolut uninteresant, sowohl das Buch, als auch der Autor, der glaubt Amerika entdeckt zu haben.


    kommentiert wird.


    Insgesamt ein plaktiver Durchschnitts-Thriller, der allein durch die Informationen über TIbet für die lesenswert ist, deren Wissen über dieses Land bisher nur über die Medienberichte zum Dalai Lama gespeist wurden


    meint Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson


  • ich kenne das andere Forum nicht in dem das geschrieben wurde, aber das ist so in etwa das, was ich an dem Buch für das "Tibet-Projekt" halte.


    Und falls jemand wirklich was über Tibet wissen will, würde ich eher empfehlen zu einem vernünftigen Sachbuch als einem schlechten Thriller zu greifen.

  • Zitat

    Original von Ushuaia


    Ich bin noch nicht ganz fertig mit dem Buch, aber ich habe nicht allzu viele Probleme hier zu unterscheiden was Wirklichkeit ist und was nicht.


    Zitat

    Und falls jemand wirklich was über Tibet wissen will, würde ich eher empfehlen zu einem vernünftigen Sachbuch als einem schlechten Thriller zu greifen.


    So hab ich das auch nicht gemeint. Aber grundsätzlich finde ich die Idee, das ganze mal von einer anderen Perspektive aus zu sehen, gut. Ob das nun alles stimmt und wie sich das verhält, steht auf einem anderen Blatt. Über Tibet weiss ich nicht viel und ehrlich gesagt, wird das wohl auch so bleiben, weil es mich auch gar nicht so stark interessiert. Und ich weiss auch, das das hier nur ein kleiner Thriller ist und kein Wissenschaftsbuch ;-) . Trotzdem kam ich nicht umhin, beim Lesen in meiner Tageszeitung an dieses Buch zu denken und daran, ob es nicht grundsätzlich immer eine andere Wahrheit gibt.
    Ich mags halt, wenn jemand das ganze mal von einer anderen Seite betrachtet und das allgemeingültige Wissen um eine Sache in Frage stellt. Aber dieser Punkt alleine reicht nicht, um das Buch aus der Masse herauszuheben.

  • Zitat

    Original von Darcy


    So hab ich das auch nicht gemeint. Aber grundsätzlich finde ich die Idee, das ganze mal von einer anderen Perspektive aus zu sehen, gut. Ob das nun alles stimmt und wie sich das verhält, steht auf einem anderen Blatt. Über Tibet weiss ich nicht viel und ehrlich gesagt, wird das wohl auch so bleiben, weil es mich auch gar nicht so stark interessiert. Und ich weiss auch, das das hier nur ein kleiner Thriller ist und kein Wissenschaftsbuch ;-) . Trotzdem kam ich nicht umhin, beim Lesen in meiner Tageszeitung an dieses Buch zu denken und daran, ob es nicht grundsätzlich immer eine andere Wahrheit gibt.
    Ich mags halt, wenn jemand das ganze mal von einer anderen Seite betrachtet und das allgemeingültige Wissen um eine Sache in Frage stellt. Aber dieser Punkt alleine reicht nicht, um das Buch aus der Masse herauszuheben.


    für mich geht es hier nicht darum "allgemeingültiges Wissen um eine Sache in Frage zu stellen" sondern darum, mit offensichtlich falschen Aussagen ein gewisses tendenziöses Bild erzeugen zu wollen.


    Wenn Dan Brown in Sakrileg hergeht und behauptet, Jesus hatte mit Maria Magdalena Kinder, Maria Magdalena ging nach Frankreich und bis heute gibt es Nachkommen, dann ist das eine hübsche Story. Jeder hier kennt mehr oder weniger die Grundlage der christlichen Religion und es ist ein allgemeines Vorwissen - zumindst bei den meisten - vorhanden, gegen das der Leser das, was im Buch geschrieben wird, abwägen kann.


    Wenn es sich dagegen um ein Thema handelt, von dem ganz offensichtlich ziemlich wenig Wissen vorhanden ist, und wo ganz objektiv im Laufe des Buches falsche Aussagen gemacht werden, also etwa von wegen, man habe dem Westen verschwiegen, dass in der Vergangenheit in Tibet kein Paradies herrschte sondern Körperstrafen, Feudalismus uä, dann geht es hier nicht darum "allgemeingültiges Wissen" in Frage zu stellen - denn dieses allgemeingültige Wissen ist bei der Mehrheit ja schon mal gar nicht vorhanden, und die meisten werden sich auch nicht die Mühe machen, ein Buch aufzuschlagen, um nachzulesen und selber festzustellen, dass das was im Buch behauptet wird, falsch ist. Es wird in diesem Buch vielmehr vorsätzlich ein völlig falsches Bild erzeugt.
    Und angesichts dessen wie die Lage in Tibet ist, welche Sichtweise China in Bezug auf die Sache hat, und wie China sich ärgert, dass der Westen die chinesische Sichtweise blöderweise nicht einfach so übernehmen will, halte ich dieses Buch für zweifelhaft, weil ich mich frage welche Absichten dahinterstecken.

  • Zitat

    Original von dyke
    Insgesamt ein plaktiver Durchschnitts-Thriller, der allein durch die Informationen über TIbet für die lesenswert ist, deren Wissen über dieses Land bisher nur über die Medienberichte zum Dalai Lama gespeist wurden


    meint Dyke


    Ich denke, damit gehöre ich haargenau zur Zielgruppe von Tom Kahns Buch. Ich hatte Tibet, den Dalai Lama und den Buddhismus generell noch nie als besonders interessant auf dem Schirm. Weswegen ich auch nix Genaues darüber wusste. Tibet - da sind mal die Chinesen einmarschiert und haben eine alte Kultur plattgemacht. Dalai Lama, das ist der lächelnde Herr im roten Gwand, um den sich Hollywoodstars und Politiker reißen. Und Buddhismus ist eine Religion, die sich jeder nach seinem Gusto zurechtschnitzen kann, weshalb Europäer und amerikanische Schauspieler besonders gern Buddhisten werden.


    Vom Interesse der Nazis an Tibet hatte ich wenigstens schon mal gehört, wenn mir auch nicht klar war, wie weit dieses Interesse ging. Und zum Bön hätte ich zu sagen gewusst: Schamanenreligion aus dem Himalaya, die zumindest vereinzelt noch Anhänger hat.


    Und jetzt wüsste ich über alles gerne mehr. Denn das einzige, wo ich mir verd*mmt sicher bin, dass es nicht so sein kann wie im Roman, ist, dass der Mossad den Eingang zur Hölle zusprengt. Sie würden zumindest mal drüber nachdenken, ob man damit nicht was Besseres anfangen könnte. :grin


    Fiktion der haarsträubenden Art ist immer fad für einen, der das Thema kennt. Dan Brown konnte mich auch nie damit schocken, das Jesus Frau und Kinder gehabt haben soll. Rabbis haben Familie, das is' normal.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Naja, ich fand es auch zunächst schockierend, mein "Weltbild" über den Dalai Lama zu überprüfen. Dennoch hat die Geschichte an sich mir auch nicht besonders gefallen, so dass ich auch nur 6 Punkte vergebe.
    Vieles erschien mir einfach zu konstruiert...
    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler