Stewart O´Nan, einer der interessantesten amerikanischen Autoren, ist auf Lesereise durch Deutschland und so hatte ich heute Abend endlich mal Gelegenheit, den symphatischen Autor zu treffen.
Er stellte sein letztes Buch „Alle, alle lieben dich“ vor, in dem es um eine amerikanische Familie geht, deren Teenagertochter spurlos verschwunden ist. Im Mittelpunkt stellt der Autor nicht die Vermisste, sondern die Angehörigen und was sie durchmachen müssen.
Es wurden abwechselnd lange englische und deutsche Passagen gelesen, so dass man sich ein gutes Bild von dem Roman machen konnte.
Anschließend gab es einen intensiven Austausch zwischen Autor und dem interessierten Publikum, in dem nahezu ausschließlich über Literatur und O´Nans Stil und Themen gesprochen wurde. Der Autor beantwortete alle Fragen freimütig und offen.
Ich habe mir „Wish you were here“ signieren lassen. O´Nans „big fat boring book“, wie er sein voluminöses Buch liebevoll nennt.
Dabei hatte ich auch noch Gelegenheit, seine Meinung zur Verfilmung seines ersten Romans Snow Angels zu erfragen. Er mag den Film, merkt aber an, dass einiges aus dem Buch fehlt. Doch besonders die Schauspielerleistung lobt er sehr.
Eine gelungene, eigentlich unspektakuläre Veranstaltung, in der endlich einmal die Literatur über Show gestellt wurde.
Leser aus dem Stuttgarter Raum empfehle ich sehr, zur Lesung Morgen, am kommenden Mittwoch (04.02.09), zu gehen.
Alle, alle lieben dich
Kurzbeschreibung
Es ist ihr letzter Sommer vor dem College, der beste Sommer seit der achten Klasse. Kim badet im Fluss, steigt in ihren alten Chevy und macht sich auf den Weg zum Schnellrestaurant, wo sie arbeitet. Dann verliert sich ihre Spur. Familie, Freunde, Polizei - plötzlich sind alle betroffen. Kims Verschwinden rührt an den Grundfesten der mittelständischen Ordnung. Aus Menschen, die sie kannten, werden solche, die sie bloß zu kennen glaubten. Sie werden sich selbst und einander verdächtig. Und halten nach Kräften an dem fest, was ihnen zu entgleiten droht: Kim oder die Erinnerung an sie, die kleinstädtische Ruhe - und die eigenen Geheimnisse. Mit feinem Gespür für die abgründigen Schattierungen des Alltäglichen zeichnet Stewart O'Nan das Psychogramm einer Kleinstadt im Ausnahmezustand. Ein hochliterarischer Thriller - unaufdringlich anrührend und von nachgerade beklemmender Präzision.
Über den Autor
Stewart O'Nan wurde 1961 in Pittsburgh geboren und wuchs in Boston auf. Er arbeitete als Flugzeugingenieur und studierte in Cornwell Literaturwissenschaft. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Conneticut. Für sein Esrtlingsroman "Engel im Schnee" erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis.Thomas Gunkel, geb 1956 in Treysa, Erzieher, studierte Germanistik und Geographie und ist als Übersetzer tätig.