Inhaltsangabe:
Anne Bonny, geboren 1700 in Irland als uneheliches Kind eines verheirateten Mannes und dessen Hausmädchen, wandert mit ihren Eltern als Kleinkind nach South Carolina aus.
Sie ein wildes und aufgewecktes Mädchen, welches liebter reiten und nach Abenteuern drängt und nicht nach Sticken am häuslichen Herd. Mit Beharrlichkeit überzeugt sie sogar ihren Vater ihr das Fechten beizubringen.
Mit 16 - nach dem Tod ihrer Mutter - entflieht sie der gesellschaftlichen Enge, heiratet heimlich den mittellosen Seemann Bonny und versucht sich mit ihm ein eigenes kleines Glück aufzubauen. Leider ist Bonny ein Nichtsnutz, der das bisschen Geld, welches sie von zu Hause mitnehmen konnte und ihren Schmuck verspielt.
Nachdem sie sich ein Jahr lang von einem reichen Kaufmann aushalten lässt, beschließt sie notgedrungen als Mann verkleidet auf einem Piratenschiff anzuheuern um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Heimlich beginnt sie eine Beziehung mit dem Kapitän und wird dessen rechte Hand bei allen Raubzügen. Bald hat sie sich bei den Piraten einen guten Namen gemacht mit ihrer Schläue und ihren ausgeklügelten Plänen bei so manchem Überfall. Einige Monate verbringt sie an Land um heimlich ihr erstes Kind zur Welt zu bringen. Aber schon bald drängt es sie wieder aufs Meer zu ihren Piraten. Als der Kapitän der Trunksucht anheim fällt, gibt sie sich den Piraten als Frau zu erkennen und wird dennoch von diesen zum neuen Kapitän gewählt. Ihre große Erfolge bei ihren Raubzügen ruft natürlich verstärkt die Piratenhäscher auf den Plan und eines morgens fällt sie samt ihrer Crew den Engländern in die Hände.
Meine Meinung:
Hier fühlte ich mich zeitweise im Positivsten Sinne im "Fluch der Karibik" oder noch besser im "Roten Korsar". In einer kraftvollen Sprache der man aber die geübte Biografin anmerkt, schildert Katja Doubek das Leben der Anne Bonny im Kreise einer wilden, ursprünglichen Männerwelt, in der der Alkohl gerne und reichlich fließt, in der die Kerle sich selten waschen - und deshalb zum Himmel stinken - und weder schreiben noch lesen können. Die Überfälle verliefen meist relativ unblutig, da die Kapitäne sich den Piraten lieber schnell ergaben, sobald sie geentert waren um ihre Haut zu retten. Aber es gibt auch grausame Kämpfe und brutale Morde an den Gefangenen. Da rollen schon mal Köpfe und werden Bäuche aufgeschlizt.
Es wird nichts beschönigt in diesem Buch und ich muss nochmals betonen, dass es kein reiner Unterhaltungsroman ist, sondern in großem Maße ein biografischer Roman, der die Tatsachen so beschreibt wie sie waren, der wenig hinzudichtet und sich nicht in Gefühlsduseleien verstrickt.
Anne Bonny ist eine patente, schlaue Frau, die ihrem Ehemann nicht lange nachweint, zwar etwas lange an ihrer heimlichen Beziehung zum Piratenkapitän festhält, aber irgendwann nüchtern erkennt, dass er seine Trunksucht einfach nicht in den Griff bekommt. Als Kapitän versucht sie ein bisschen Kultur unter ihre Männer zu kriegen - da musste ich ein paar Mal sehr schmunzeln - die fanden es natürlich nicht so prickelnd sich und das Schiff regelmäßig zu waschen und ihren Alkoholkonsum einzuschränken. Da sie aber durch Anne Bonny einige sehr lukrative Schiffe erbeuteten, ließen die meisten ihren weiblichen Kapitän gewären.
Im letzten Teil nach ihrer Verhaftung wird ziemlich drastisch das Gefängnisleben geschildert - durch eine erneute Schwangerschwaft entgehen sie und eine weitere Piratenfrau erst mal dem Henker.
Ich will das Ende jetzt nicht verraten. Aber das Buch liest sich bis zum Schluss sehr flüssig und auch schlüssig. Es hat mir sehr gut gefallen und mein Kopfkino lief auf Hochtouren. Ich gebe gute 9 Punkte.