Mit viel Vorbehalt habe ich letzte Woche den Film „Operation Walküre“ angeschaut. Ich gestehe, ich bin kein regelmäßiger Kinobesucher und ich schaue mir eigentlich nur Filme mit einem historischen Hintergrund an. (Für mich gibt es nichts Aufregenderes als die Realität unseres täglichen Daseins. Mit den Büchern, also schreiben und lesen, halte ich es übrigens genauso. Was keinen historischen Hintergrund hat, kommt mir nicht ins Haus). Außerdem war ich von dem Vorurteil, Tom Cruise könnte dieses Thema wegen seiner Zugehörigkeit zu den Scientologen voll vergeigen, behaftet. (Auch das gesteh ich gerne ein.) Also rein ins Kino der Frankfurter Innenstadt und da war schon die erste böse Überraschung: In einem Vorführsaal der Platz bot für ca. 500 Zuschauer, waren (ich habe sie gezählt) genau 14 Personen anwesend. „Na toll“ dachte ich, „Warum hast du denn die ersten Filmkritiken nicht gelesen?“ Das Brancheninsider bereits von einem scheitern des Filmes gemunkelt hatten, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Wenn man einen Action film erwartet, dann wird man hier enttäuscht. Obwohl das Thema einiges an Potential in sich birgt, sind die Action Szenen eher begrenzt. Wirkliche Spannung kommt auch nur Zeitweise auf, am meisten in der letzen halben Stunde. Aber, der Film hat was. Um es zu erkennen, muss man sehr gefühlsbetont sein, gewissermaßen anfällig für das in sich verborgene. Am Ende ist es Cruise/Stauffenberg der den Film rettet. Seine Schauspielerische Leistung ist hervorragend, sehr glaubhaft. Fast kongenial steigert er sich hinein in diese Rolle. Er ist es, der diesen Film zu einem Erlebnis macht. Fast alle Szenen die den Zuschauer fesseln, werden von dieser einen Figur bestimmt. Alle anderen mitwirkenden werden degradiert zu Akteuren, Zeitgenossen, jämmerlichen Gestalten in Uniformen, feigen Oberbefehlshabern und entscheidungsunfreudigen Mitverschworenen. Stets Historisch korrekt, ist der Film gespickt mit gespenstischen Wahrhaftigkeiten, die dem sensiblen Zuschauer Zeitweise eine Gänsehaut der Unheimlichkeit durch Mark und Bein jagen. Die groteske Aufregung über das Privatleben von Tom Cruise, die hierzulande schlechte Kritiken voraussagte, war unangebracht. Schließlich macht Er diesen Film zu einem Erlebnis, das sich zumindest für mich, den Skeptiker, gelohnt hat.
Operation Walküre
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Danke für die Vorstellung. Ich habe bis jetzt eigentlich auch nur Gutes über den Film gelesen/gehört und will ihn mir auf jeden Fall auch noch anschauen.
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Ich find das einfach nur ätzend, wie sich jeder (oder sehr viele selbsternannte Kritiker) daran aufhängt, dass Tom Cruise als der böse Scientologe alles in dem Film kaputtmachen könnte.
Das ist jetzt nichts gegen dich persönlich, sondern einfach allgemein gegen die Medien, die das vorher so verbreiteten. Ich mag Tom Cruise als Menschen nicht. Er ist mir (sicher auch wegen Scientology) einfach unsympathisch, auch wenn ich mir dessen bewusst bin, dass ich ihn kritisiere ohne ihn zu kennen. Aber ich mag ihn eben nicht - als Menschen.
Als Schauspieler ist aber Tom Cruise in meinen Augen sehr gut. Und dass er Stauffenbergs Rolle gut spielt, daran würd ich jetzt nicht unbedingt zweifeln, nur weil ich ihn nicht mag oder er ein Scientologe ist.Das musste mal raus, weil mich das schon im Vorfeld so genervt hat. Ich glaub, ich schau den Film auch mal an.
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Mir geht es da genauso - ich mag Tom Cruise nicht.
Trotzdem schau ich mir Filme mit ihm an, wenn sie mir zusagen.Aber irgendwie will mir der Gedanke an einen Film mit dem Hintergrund Nationalsozialismus (wenn auch nicht direkt) aus Profitgründen (oder wird was von der eingespielten Gage gespendet?) nicht gefallen. Als Actionfilm schon gar nicht.
Das kann jeder anders sehen, aber für mich bietet die deutsche Geschichte in dem Fall keinen Stoff für einen Film, den manche danach mit Sätzen wie "Mann, war die eine Szene da geil!" belohnen. Einfach nichts, was man der Unterhaltung wegen vermarkten sollte
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Zitat
Original von arthur pahl
Stets Historisch korrekt, ist der Film gespickt mit gespenstischen Wahrhaftigkeiten, die dem sensiblen Zuschauer Zeitweise eine Gänsehaut der Unheimlichkeit durch Mark und Bein jagen.Stets historisch korrekt?
Seltsam, wo sich doch die Historiker eigentlich einig sind, dass die Darstellung oberflächlich wohl als erträglich durch geht, jedoch nicht all zu nah am historischen Stauffenberg ist, da die eigentlichen Beweggründe des Widerstands wohl nicht dargestellt werden (nämlich keine Wiederherstellung der Republik), sondern eher der Heldenmythos ins Leben gerufen wird, der auch gerne in der unmittelbaren Nachkriegszeit der BRD zelebriert wurde.Gruss,
Doc
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Zitat
Original von arthur pahl
Fast alle Szenen die den Zuschauer fesseln, werden von dieser einen Figur bestimmt. Alle anderen mitwirkenden werden degradiert zu Akteuren, Zeitgenossen, jämmerlichen Gestalten in Uniformen, feigen Oberbefehlshabern und entscheidungsunfreudigen Mitverschworenen. Stets Historisch korrekt, ist der Film gespickt mit gespenstischen Wahrhaftigkeiten,Aber, ist das hier nicht ein Widerspruch in sich? Wenn Stauffenbergs Mitverschwörer "entscheidungsunfreudige Mitverschworene" sind und nur er der Beinahe-Held der Stunde, ist das nicht etwas unfair gegenüber den anderen Verschwörern?
Gummibärchen :
So einfach ist es nicht, finde ich. Tom Cruise unterstützt Scientology finanziell und wir ihn, indem wir uns seine Filme anschauen. Natürlich ist es relativ schwer umsetzbar, die Filme sämtlicher vergleichbarer Leute deshalb zu meiden, aber da er sich selbst zum Aushängeschild der Sekte macht, ist es eben so, daß manche ihn als Verkörperung derselben sehen und entsprechend reagieren.
Ich finde das ist nicht "ätzend", sondern Ansichtssache. -
Zitat
Original von Doc Hollywood
[quote]Original von arthur pahl
Stets Historisch korrekt, ist der Film gespickt mit gespenstischen Wahrhaftigkeiten, die dem sensiblen Zuschauer Zeitweise eine Gänsehaut der Unheimlichkeit durch Mark und Bein jagen.Sorry Doki Hollywood, ich revidiere mich hier in aller Öffentlichkeit! Es sollte vielleicht eher heissen. "nicht immer historisch korrekt". Schliesslich gibt es fast wörtliche Dialoge die tatsächlich stattgefunden haben sollen. Zumindest steht es so in manchen biographischen Büchern.
Auch würde ich nicht von einem "Heldenmythos" sprechen. Die Widerstandskämpfer gegen die Nazis waren wahre lebendige Helden, (übrigens noch andere als die Stauffenberg Klicke)von denen wir mehr Achtung haben sollten. Ma darf sie nicht zu einem Mythos degradieren.
Übrigens was das "seltsame" anbetrifft, darüber weisst du ja bescheid, der du ja selbst von der Aura des Seltsamen vollkommen durchdrungen rüberkommst.
Liebe Grüsse ins San Fernando Valley. Gibt es da immer noch die "Ladies" Schlammschlachten. Oder woher kam das Bild von neulig?
Arti
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Zitat: Original von Grisel
Aber, ist das hier nicht ein Widerspruch in sich? Wenn Stauffenbergs Mitverschwörer "entscheidungsunfreudige Mitverschworene" sind und nur er der Beinahe-Held der Stunde, ist das nicht etwas unfair gegenüber den anderen Verschwörern?Ja es ist ein Widerspruch. Aber leider wird es im Film so dargestellt.
Arti
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Ich werde mir diesen Film auf gar keinen Fall anschauen - und zwar exakt aus dem Grund, weil der Hauptdarsteller finanziell (und schlußendlich auch durch mein Geld für die Kinokarte) und v.a. durch sich selbst als "Ikone" eine Sache unterstützt, XXX EDIT XXX Thematisch würde mich der Film reizen - aber es gibt eine sehr gute Fernsehverfilmung, die immer mal wieder gezeigt wird. Historisch sicher korrekter, wneiger reißerisch... aber auch das ist Geschmacksache und wenn der Zweck die Mittel heiligt, dann mag es auch angehen, einen Film mit Actionhelden zu produzieren (ist alles Geschmacksache).
XXX EDIT XXX -
Ich wollte den Film auch noch sehen aber leider werde ich dann wohl alleine gehen müssen, weil keiner ihn sich ansehen wollten. Die sind alle zu voreingenommen und denken, wie oben erwähnt der böse Tom Cruise kann das doch nicht gut machen.
Ich muss agen ich sehe das genauso wie Gummibärchen. Als Typ ist Cruise mir Unsympatisch aber als Schaupieler finde ich ihn gut zB in Krieg der Welten oder Las amurai war er sehr sehr gut und diese ganze gerede der Film muss schlecht sein, weil gerade ER damit spielt geht mir tierisch gegen dne Strich.
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Zitat
Original von arthur pahl
Ja es ist ein Widerspruch. Aber leider wird es im Film so dargestellt.Aber dann ist der Film eben doch nicht "stets historisch korrekt". Aber gut, das hast Du ja bereits im vorhergehenden Posting korrigiert. Darauf wollte ich hinaus.
Ich meide den Film übrigens teilweise wegen Tom Cruise (ätzend von mir!) und weil ich auch der Meinung bin, daß das nicht unbedingt der Stoff für einen Hollywoodschinken ist. Zumindest brauche ich das in der Form nicht.
Und diese neueste Information, daß Cruise' Rolle zum Nachteil der anderen Beteiligten in den Vordergrund geschoben wird, bestärkt mich in der Entscheidung. -
Zitat
Original von arthur pahl
Die Widerstandskämpfer gegen die Nazis waren wahre lebendige Helden, (übrigens noch andere als die Stauffenberg Klicke)von denen wir mehr Achtung haben sollten. Ma darf sie nicht zu einem Mythos degradieren.Das sag dann mal den damals frisch Regierenden der neuen BRD von 1949, denn genau die haben den Widerstand zum Heldenmythos verklärt. Ganz entgegen besseren Wissens.
Um es vielleicht nochmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Gegen den Widerstand gegen ein Unrechtsregime ist überhaupt nichts einzuwenden, nur sollte man eben auch die Beweggründe dieses Widerstands korrekt darstellen, und das ist offensichtlich so in diesem Film nicht geschehen.
Der Widerstand mit Stauffenberg als Galleonsfigur hatte eben nicht die Wiederherstellung der Republik im Sinn, oder gar die Installation einer Volks-Demokratie. Und das sollte man schon bedenken, wenn man von "wahren, lebendigen Helden" spricht.
Zitat
Übrigens was das "seltsame" anbetrifft, darüber weisst du ja bescheid, der du ja selbst von der Aura des Seltsamen vollkommen durchdrungen rüberkommst.Wie meinen? Wie steht das im Kontext zu meinem Posting?
Gruss,
Doc
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@:Doc Hollywood:
Seltsam, wo sich doch die Historiker eigentlich einig sind, dass
____________________Nur ein Scherz...
Arti
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Danke Doc - ich bin (fast) ganz deiner Meinung!
Zwar sollte die Tatsache, dass Stauffenberg mitnichten ein Demokrat war (er hielt die Weimarer Republik für gescheitert, nicht wegen der tatsächlichen Ereignisse, sondern per se, weil er "das Volk" nicht für fähig angesehen hat, überhaupt irgendwelche relevanten Entscheidungen zu treffen), nicht negieren, dass er sein Leben risikiert und verloren hat im Kampf gegen das Naziregime und Hitler insbesondere.
Das verdient mehr als nur Anerkennung und auch mehr, als die aktuelle Erinnerung ihm zugestehen will.Andererseits finde ich es tw. doch recht traurig, dass etliche andere der "Mitverschwörer", z.B. den Beteiligten am Kreisauer Kreis (v. Wartenberg, v. Moktke und andere), unter dem "Heldenstatus" des Stauffenberg offensichtlich so völlig verloren geht.
Die Beteiligten des "Kreisauer Kreis" strebten eine grundlegende geistige, gesellschaftliche und politische Reform an, die den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt aller Betrachtungen stellt. Vom Individuum ausgehend, wollten die Kreisauer eine Gesellschaftsordnung schaffen, die den Einzelnen zu Selbstbestimmung und Übernahme (politischer) Verantwortung befähigen sollte. Die sozialpolitische Komponente des Kreisauer Pläne war stark sozialistisch geprägt, außenpolitisch strebten sie eine gesamteuropäische Integration an.
Fast alle dieses Kreises haben nach dem 20.7.1944 ihr Leben verloren. Sie waren - im Gegensatz zu Stauffenberg - sozialistisch-reformatorisch gesinnt, und strebten nach (erfolgreicher) Beseitigung der Nazis nicht nach reaktionären Rückschritten, wie z.B. des Wiedererstarkens des preussischen Landjunkertums und der Herrschaft der "Eliten" über die deutsche Bevölkerung an sich. Sondern wollten eine neue Ordnung schaffen, eine, die sich über Zugehörigkeit zu bestimmten Bevölkerungsschichten, Religionszugehörigkeit etc. erhob. Inwieweit sie damit überhaupt Erfolg gehabt hätten, ist eine andere Geschichte.....
In einem muss ich dir jedoch widersprechen: Meines Wissens nach haben die frisch Regierenden der neuen BRD von 1949 keineswegs irgendwelche Anstrengungen gemacht, Stauffenberg, eine Mitverschwörer oder auch nur einen der vielen anderen gescheiterten Attentäter auf Hitler zu rehabilitieren. Im Gegenteil - noch viele Jahre lang ist das Thema nicht nur totgeschwiegen worden, sondern die Beteiligten an diesen Attentaten sind überhaupt nicht rehabilitiert worden, weder ihre Todesurteile, noch sind die Nachteile, die ihre Familien daraus entstanden sind, aufgehoben worden.
Abschließend noch: nein, ich habe den Film nicht gesehen. Ich werde ihn auch nicht sehen. Ich muss nicht gegen Cruise sein um zu wissen, was Hollywoold aus einer solchen Geschichte macht. Und da es ein Teil MEINER Geschichte ist, möchte ich mich nicht darüber ärgern.
Liebe Grüße
Alraune -
Zitat
Original von Grisel
Gummibärchen :
So einfach ist es nicht, finde ich. Tom Cruise unterstützt Scientology finanziell und wir ihn, indem wir uns seine Filme anschauen. Natürlich ist es relativ schwer umsetzbar, die Filme sämtlicher vergleichbarer Leute deshalb zu meiden, aber da er sich selbst zum Aushängeschild der Sekte macht, ist es eben so, daß manche ihn als Verkörperung derselben sehen und entsprechend reagieren.
Ich finde das ist nicht "ätzend", sondern Ansichtssache.Ich habe über seine Leistung im Film gesprochen. Nicht darüber, ob man reingeht oder nicht. Und in Frage zu stellen, ob er den Stauffenberg gut darstellen kann, weil er bei Scientology ist, find ich persönlich lächerlich. Die finanzielle Unterstützung ist eine andere Seite. Aber da kann man dann wieder damit anfangen, was der "kleine Mann" so alles unterstützt, ohne es wirklich zu wissen. Und da hätten wir eine andere Diskussion, die hier nichts zu suchen hat.
Und wenn du dich jetzt an dem "ätzend" aufhängen willst (weil das ja in einem Beitrag später gleich wieder von dir kommt), dann bitte
Die einzige Message, die mein Post enthielt, war "Ein Scientologe muss nicht unbedingt schlechte schauspielerische Leistung bringen". Dass es manch einer anders auslegt - bitte. Aber was anderes habe ICH nicht geschrieben. Und auch nicht gemeint -
Zitat: Original von Doc Hollywood
Der Widerstand mit Stauffenberg als Galleonsfigur hatte eben nicht die Wiederherstellung der Republik im Sinn, oder gar die Installation einer Volks-Demokratie. Und das sollte man schon bedenken, wenn man von "wahren, lebendigen Helden" spricht.
____________________________Wie es euch beliebt: "Wahre lebendige Widerstandskämpfer die das Volk in eine neue Diktatur führen wollten"
Iso so recht?Manno....
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ich finde meine meinung am ehesten in alraunes posting wieder
ob tom cruise ein guter schauspieler ist (oder ob manche das mit seinem ihrer meinung nach guten aussehen verwechseln), möchte ich nicht beurteilen müssen. ich habe zu wenig von ihm gesehen.
dass man auch derartige themen verfilmen sollte, denke ich schon, schließlich ist das oft die einzige möglichkeit, gewissen kreisen überhaupt fakten aus der geschichte zu vermitteln bzw brauchen viele menschen bücher oder bilder dazu, zahlen aus dem geschichtsschulbuch begreifbar zu machen.
dieses thema kam auch gerade in der leserunde zu sabine weigands buch "die seelen im feuer", in dem es um hexenprozesse geht.
ein weiteres beispiel ist aus den 80er jahren die "holocaust"serie.
und vielleicht auch "roots".
natürlich sollten dann die historischen fakten auch stimmen.
im TV wurde neulich anlässlich einer berichterstattung zu "walküre" gesagt, dass viele amerikaner nie von stauffenberg, moltke etc überhaupt zuvor gehört hatten. wenn von widerstand die rede war, dann allenfalls von der weißen rose, und auch das meist nur aufgrund eines films über das leben der geschwister scholl und ihrer freunde.da ich aber nicht gedenke, tom cruise in seinem engagement für scientology zu unterstützen, nutze ich meine winzige einflussmöglichkeit aus und gehe nicht in diesen film.
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.... nicht, dass das falsch ankam: T.C. ist ein sehr guter Schauspieler, keine Frage. Er beherrscht sein Handwerk und handwerklich ist an diesem Film sicher nichts auszusetzen. Und: bei allem, was hier diskutiert wird, müsste vielleicht auch mal daran gedacht werden, für welche Hauptzielgruppe der Film gemacht wurde... ich denke, die lebt hinterm großen Teich und hat von deutscher Geschichte und dem Kapitel Widerstand noch nicht sooo viel gehört. Dementsprechend muss man, angesichts der Zielgruppe, ein Thema wohl so aufbereiten, wie geschehen. Was ich für absolut legitim halte unter diesem Gesichtspunkt.
Den Film NICHT zu sehen hat global gesehen sicher den selben Effekt wie die Entscheidung im Supermarkt statt einer Plastiktüte einen Jutebeutel zu benutzen. Trotzdem fühl ich mich mit dem Beutel wohler. -
Man sollte nicht vergessen, dass die Menschen um Stauffenberg erst dann aktiv wurden, als die Niederlage des Dritten Reichs nur noch eine Frage der Zeit war. Wäre die Kriegssituation eine andere gewesen, niemand hätte je von Stauffenberg und Kollegen gehört. Ziel der Stauffenberg-Gruppe war doch, die alliierten Armeen von deutschen Boden durch einen "ehrenvollen" Friedensschluss fernzuhalten, an der bestehenden Gesellschaftsordnung sollte dagegen nicht gerüttelt werden.
Und über diesen Stauffenberg-Hype vergisst man immer diejenigen Menschen die bereits lange vorher schon Widerstand gegen die Nazis geleistet hatten.
Und dieses Nachkriegsbegeisterung für Stauffenberg kommt doch auch nicht von ungefähr, sollte doch damit eine "weiße Weste" der Deutschen Wehrmacht suggeriert werden, die diese nie gehabt hatte. Und da auch 1949 schon klar war, dass sich Deutschland wiederbewaffnen würde, konnte man sich einen deutschen Militarismus, voll mit Makeln, ganz einfach nicht leisten.
Und daher wird es in diesem Lande als unanständig angesehen, begegnet man dem Mythos Stauffenberg kritisch.
Über die Rolle der Deutschen Wehrmacht während des Krieges sei dieses Buch empfohlen:
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Zitat
Original von keinkomma
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Den Film NICHT zu sehen hat global gesehen sicher den selben Effekt wie die Entscheidung im Supermarkt statt einer Plastiktüte einen Jutebeutel zu benutzen. Trotzdem fühl ich mich mit dem Beutel wohler.