Der ehrliche Dieb und andere Meistererzählungen - Fjodor M. Dostojewskij

  • Hörbuch mit 2 CDs
    Argon Verlag, 2008


    Kurzbeschreibung:
    Der arme Astafi gewährt dem Trunkenbold Jemeljan Unterschlupf. Eines Tages fehlt eine wertvolle Hose aus Astafis Beständen. Er verdächtigt Jemeljan, doch dieser bestreitet vehement seine Schuld ... 5 berühmte Erzählungen des großen russischen Schriftstellers versammelt auf einem Hörbuch: Der ehrliche Dieb, Eine Silvesterfeierlichkeit und eine Trauung, Polsunkow, Der kleine Knabe „mit dem Händchen“, Der kleine Knabe am Weihnachtsabend beim Herrn Jesus


    Über den Autor:
    Fjodor M. Dostojewski wurde am 11. November 1821 in Moskau geboren und starb am 9. Februar 1881 in St. Petersburg. 1849 wurde er wegen angeblich staatsfeindlicher Aktivität im Petraschewski-Kreis zum Tode verurteilt, dann zu vier Jahren Zwangsarbeit in Sibirien begnadigt. 1859 kehrte er nach St. Petersburg zurück.


    Über den Sprecher:
    Gerd Warmeling 1948, in Paderbom geboren, absolvierte seine Schauspielausbildung an der Folkwangschule in Essen.
    Einem breiten Publikum ist Gerd Wameling vor allem als Staatsanwalt Dr. Fried aus der SAT l-Serie "Wolffs Revier" bekannt.
    1993 wurde er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.


    Meine Meinung
    Selbst wer hoch motiviert in Dostojewskis große Romane einsteigt, denkt bald, er wird zum Idiot, wenn welcher eben fast 1000 Seiten besitzt und man kaum zum Ende kommt.
    Zum Glück gibt es neben den bekannten Romanen und Novellen auch noch Kurzgeschichten, die einen sinnvollen und leichten Einstieg in das Werk des russischen Giganten des Wortes erlauben.


    Dieses Hörbuch bietet 5 Kurzgeschichten, die nicht ganz so bekannt sind.


    CD 1:
    Der ehrliche Dieb
    Eine Silvesterfeierlichkeit und eine Trauung


    CD 2:
    Polsunkow
    Der kleine Knabe mit den Händchen
    Der kleine Knabe am Weihnachtsabend beim Herr Jesus.


    Der Autor erzählt hier in der typischen russischen Form seiner Zeit.
    So beginnt es in der Titelgeschichte mit dem rückblickenden Erzählen der Geschehnisse. Ein durchschnittlicher Mannes gehobenen Standes (könnte leicht Dostojewski selbst sein) bekommt von seinem biederen Untermieter die Geschichte vom ehrlichen Dieb erzählt. Das Schicksal dieses Diebes, ein heruntergekommener Trinker, rührt an, da der Erzähler die psychologische Situation sehr verdichtet.
    Eine Form, die dem Vortragen als Hörbuch entgegenkommt, auch wenn sie nicht innovativ war.
    Man kann sich umso mehr auf die eigentliche Geschichte konzentrieren.
    Der Sprecher passt sich dem an, indem er nahezu klassisch und mit großem Ernst vorliest.


    Die zweite Geschichte heißt "Eine Silvesterfeierlichkeit und eine Trauung", die wieder traditionell erzählt wird.
    Der Erzähler berichtet von diesen beiden Ereignissen und stellt einen Zusammenhang her.
    Es gibt sehr schöne Beschreibungen, zum Beispiel über die anwesenden Kinder. Das erinnert mich an die Weihnachtsabendbeschreibungen aus Thomas Manns Buddenbrooks.


    Auch in "Polsunkow" steht ein querer Charakter im Vordergrund, ein Kauz, ein Narr, über den die Leute lachen.
    Wie so oft bei Dostojewski befindet sich auch diese Figur in einer Waage zwischen Komik und Tragik, wobei sie jeweils abwechselnd auf die eine oder andere Seite ausschlägt.
    Wie bereits vorher ist man als Zuhörer vereinnahmt, wird Teil des Publikums, die in dieser Story die Geschehnisse erzählt bekommen.


    "Der kleine Knabe mit den Händchen":
    Das ist keine richtige Geschichte, mehr eine Reflexion des Autors über russische Bettelkinder.
    Mehr ausgebaut wird das in der nächsten Geschichte.


    "Der kleine Knabe am Weihnachtsabend beim Herr Jesus":
    Ein verwaister Junge erlebt Weihnachten in Armut und Verzweiflung.


    Fazit:
    Dostojewski schildert so manche Figur als eigenbrötlerisch und urig.
    Das versucht der ausgezeichnete Sprecher Gerd Wameling durch leichtes Verstellen der Stimme beim Sprechen der Sialoge zu betonen. Mit zunehmender Handlungsdichte achtet man nicht mehr auf den Sprecher, da einen die Geschichte doch sehr gefangen nimmt und es ist dem Sprecher hoch anzurechnen, dass er einen so in den Ezählsog zieht. Jegliche Mätzchen seitens Sprecher bleiben aus, die Geschichten stehen im Vordergrund.


    Die Titelgeschichte ist am Besten gelungen, aber auch die anderen sind hörenswert.
    Ein gutes Hörbuch, dass sowohl als Einstieg in Dostojewskis Werk taugt als auch bei den Kennern als Ergänzung einiger vielleicht nicht so bekannter Texte dient.