"Verlassen" - Tahar Ben Jelloun

  • Titel der französischsprachigen Originalausgabe: "Partir"


    Zum Buch


    Tanger, 1995. Das Land verlassen - das ist die Obsession in den Köpfen einer ganzen Generation. Bei schönem Wetter sieht man die spanische Küste in nur 14 km Entfernung. Sie sitzen in den Cafés, trinken Tee, rauchen Haschisch und träumen sich hinüber. Unter ihnen Azel, arbeitslos nach einem Jurastudium, ohne jede Aussicht auf einen Job. Sein Cousin Noureddine ist gerade mit zwanzig anderen ertrunken bei dem Versuch, in die "Festung Europa" zu gelangen. Seine schöne kleine Nachbarin Malika stirbt vor der Erfüllung des Traums an einer Lungenentzündung. Er selbst glaubt jetzt einen sicheren Weg gefunden zu haben: Der spanische Galerist Miguel hat sich in ihn verliebt und verschafft ihm und seiner Schwester Kenza Visa für Spanien. Azel geht nach Barcelona. Aber die Hölle aus Armut, Korruption und Demütigung, die er in Marokko verlässt, ist nur ein Spiegelbild einer anderen Hölle, die ihn erwartet: die Einsamkeit, Prostitution und der Verlust seiner Würde in der Emigration.
    In Verlassen gibt der große Erzähler Ben Jelloun dem massenhaften Exodus aus Nordafrika ein figuren- und facettenreiches Gesicht.


    Über den Autor


    Tahar Ben Jelloun, geboren 1944 in Fès (Marokko), lebt heute in Tanger und Paris. Er gilt als bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur des Maghreb. Für seinen Roman Die Nacht der Unschuld wurde er mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Im Berlin Verlag erscjienen die Romane Das Schweigen des Lichts für den ihm der internationale IMPAC-Literaturpreis 2004 zugesprochen wurde, undDer letzte Freund sowie Papa, was ist der Islam? Gespräch mit meinen Kindern.


    Meine Meinung


    Die Handlung wird von einem allwissenden Erzähler erzählt. Die Hauptfigur ist Azel, der eigentlich gar nicht schwul ist, aber in der Beziehung zu Miguel die Möglichkeit sieht, Marokko zu verlassen, nur um dann festzustellen, dass er in Spanien auch keinen Fuß auf den Boden bekommt. Es wird aber nicht nur die Geschichte Azels erzählt, sonder vieler Menschen aus seinem Umfeld. Zum Beispiel Malika, die wie alle davon träumt, Marokko zu verlassen, mit 14 die Schule verlassen muss, weil ihr Vater es überflüssig findet, ein Mädchen zur Schule zu schicken und die sich beim Krabbenpulen in einer Fabrik eine Lungenentzündung holt und stirbt. Oder Mohamed-Larbi, der zu seiem Onkel nach Belgien ziehen darf und dort ein einziges Mal seine Cousine auf ihrem Handy anruft und daraufhin von seinem Onkel in ein Ausbildungslager nach Pakistan verfrachtet wird, von wo er nie mehr zurückkommen wird.


    Die Thematik fand ich sehr interessant, insbesondere auch, mal die andere Seite zu lesen. Der Stil gefiel mir nicht so gut. Die Figuren blieben mir alle ein wenig fremd und sie wurden für mich nicht richtig lebendig, was vielleicht daran lag, dass die Dialoge oftmals eher aus Monologen bestanden, die ein ganzes Kapitel umfassten.


    Trotzem: lesenswertes Buch. Ich geb mal 4 von 5 Amazonsternen.
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