'Die Seelen im Feuer' - Seiten 267 - 364

  • Nun zieht auch noch die Halsbräune (Diphtherie) in Bamberg ein und dient dann auch gleich als weiteres Zeichen, dass der Teufel über die Stadt gekommen ist.
    Kamen Luftröhrenschnitte damals wirklich schon verbreitet zum Einsatz? Wiki sagt, der erste wurde 1543 vorgenommen, wirklich durchgesetzt habe er sich aber erst gut 300 Jahre später.


    Dass Dorothea am Ende des Abschnittes verhaftet wird, damit hat wohl niemand gerechnet. Für die Zeit der Schwangerschaft ist sie wohl erst mal sicher, aber wird dann der Wahnsinn in Bamberg zu Ende sein oder wird sie auch noch Opfer der Hexen-Hysterie?


    Dafür haben sich nun Cornelius und Johanna endlich gefunden :-)

  • das mit dem luftröhrenschnitt verwunderte mich auch ein wenig. mE hätte die geschichte diesen dramatischen effekt überdies gar nicht nötig.
    vielleicht kann die autorin uns ja mehr dazu sagen.
    ja, durch das kind scheint dorothea erst einmal sicher zu sein (wundert mich, dass die häscher wenigstens eine schwangerschaft respektieren und nicht behaupten, sie trüge ein kind des satans aus...!)
    hoffen wir, dass heinrich in wien etwas erreicht. und das rechtzeitig!

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Das zeitliche Problem hab ich auch gesehen, hab mich dann aber doch entschlossen, den Luftröhrenschnitt hineinzunehmen. Erstens sind solche OPs ja schon im Jahrhundert vorher belegt, also hat man sie schon gekannt. Dass man so was nur im Notfall gemacht hat, ist klar, denn die Infektionsgefahr bei offenen Wunden war enorm hoch. Deshalb konnten sich Operationen in größerer Anzahl auch erst in Zeiten durchsetzen, als man die Bedeutung der Hygiene erkannte, siehe auch Kaiserschnitt etc.

  • Ich war mir einfach nicht sicher, ob nicht ein bisschen Dramatik die Spannung noch steigern könnte - schön, dass du der Meinung bist, das hätte ich gar nicht gebraucht. Aber ich bin so ein Medizin-Freak, das macht mir einfach Spaß zu schreiben, auch wenn vielleicht ein bisschen viel Blut fließt (das nennt man im Verlagsjargon den "Metzelfaktor").

  • Dramatik hat Dein Buch weiß Gott genug :-)


    Aber das ist genau das, was ich mag. Wenn sich die Dramatik bis zum Schluss zieht, selbst wenn das für den Leser eine Qual ist.
    Dinge, die sich nach drei Seiten quasi von selbst erledigen sind bei Büchern meine Sache nicht.

  • Mit Johannas Heimkehr überschlagen sich wieder die Ereignisse und es ist schlimmer denn je. Plötzlich schwebt über allen das Damoklesschwert der Denunzination und der Tod. So konnte ich gestern nicht aufhören, also las ich bis spät in der Nacht - bis ihr Vater mit Hilfe eines dankbaren Kunden fliehen konnte. Mit diesem klitzekleinen Lichtblick konnte ich heute nacht das Buch schließen - wohlwissend, dass auf den folgenden Seiten sicherlich das Grauen noch ein paar Mal heftig zuschlagen wird.


    Habe eben hier gelesen, dass Dorothea schwanger inhaftiert wird - genau das hatte ich befürchtet. Dramaturgisch muss einfach ein nahes Familienmitglied von Johanna verurteilt werden - und da ihr Vater geflohen ist... Mir schwant schon Arges. Ich kann leider erst heute nachmittag weiterlesen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Sabine Weig.
    Das zeitliche Problem hab ich auch gesehen, hab mich dann aber doch entschlossen, den Luftröhrenschnitt hineinzunehmen. Erstens sind solche OPs ja schon im Jahrhundert vorher belegt, also hat man sie schon gekannt. Dass man so was nur im Notfall gemacht hat, ist klar, denn die Infektionsgefahr bei offenen Wunden war enorm hoch. Deshalb konnten sich Operationen in größerer Anzahl auch erst in Zeiten durchsetzen, als man die Bedeutung der Hygiene erkannte, siehe auch Kaiserschnitt etc.


    ...


    Ich war mir einfach nicht sicher, ob nicht ein bisschen Dramatik die Spannung noch steigern könnte - schön, dass du der Meinung bist, das hätte ich gar nicht gebraucht. Aber ich bin so ein Medizin-Freak, das macht mir einfach Spaß zu schreiben, auch wenn vielleicht ein bisschen viel Blut fließt (das nennt man im Verlagsjargon den "Metzelfaktor").


    danke für die erklärungen! :-) :anbet :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Der "Metzelfaktor", was für ein Wort. :-)





    Ich fand in diesem Abschnitt den Selbstmord von Cornelius Mutter ziemlich mutig. Wenn ich mal davon ausgehe, dass sie eine gläubige Katholikin war, dann hat sie eine große Sünde auf sich genommen. Hat sie es etwa getan, um nicht unter der Folter Unschuldige zu bezichtigen? Ich würde es für möglich halten.


    Schön ist, das bei all dem Leid, der Angst und dazu noch der Krankheit Johanna und Cornelius zueinander gefunden haben. Da erscheint es doch nicht mehr alles gar so grausig und ich kann langsam an ein gutes Ende glauben.


    Gewundert hat mich eigentlich nur, dass der Weihbischof Förner den Astrologen nicht höchstpersönlich vom Turm gestürzt hat. Ich hätte es ihm zugetraut. Obwohl, er hätte ihm vermutlich eher Hexerei vorgeworfen und wäre ihn so auch los geworden.


    Und jetzt heißt es wohl, die Daumen für Dorothea zu drücken und schnell noch ein wenig weiter zu lesen.

  • Eine Schwangere ist in allen Rechtsordnungen der Zeit unantastbar. Sie darf nicht "peinlich angegriffen" werden. Dabeí geht es nicht um die Frau, sondern um das Kind. Das ist nämlich unschuldig, hat eine "reine Seele", auch wenn die Mutter tatsächlich eine Hexe sein sollte. Nach einer minimalen Stillphase wird das Kind dann weggenommen und der Mutter kann anschließend der Prozess gemacht werden.

  • Was für eine schreckliche Rückkehr Johannas - sie muss erleben wie ihr Vater vor ihren Augen abgeführt wird. Zum Glück kann er sich nach Nürnberg retten.


    Leider klappt die Flucht der Frauen nicht. Es muss schrecklich sein, zuhause zu sitzen und darauf zu warten, wer als nächstes verhaftet wird ...


    Einen Hoffnungsschimmer gab es doch, als Dornheim auf den Astrologen zu hören schien und die Hexenprozesse aussetzen wollte. Was für ein blödes Pech, dass der ausgerechnet in den Tod stürzt. Klar, dass Dornheim das jetzt als Antwort des Teufels wertet und wie vorher weiter macht.


    Außerdem wüten Krankheiten und der Krieg scheint auch näher zu kommen.


    Dass Johanna und Cornelius nun doch zueinander finden ist wirklich der einzige Lichtblick.


    Und am Ende des Abschnittes wird ausgerechnet Dorothea verhaftet. Mit ihrem Mann hätte ich gerechnet, mit Cornelius oder noch mal Johanna, aber ausgerechnet Dorothea, das war doch eine schlimme Überraschung.

  • Zitat

    Original von Danai
    Es ist gut, dass man das Kind als "reine Seele" angesehen hat. Man hätte es genau so gut als "Teufelskind" betrachten und sich nicht darum scheren können, oder übersehe ich etwas?


    Ja, manchmal haben christliche Vorstellungen sogar etwas Gutes. Obwohl: Auch Neugeborene sind nicht "ganz" rein und unschuldig, sondern allesamt mit der Erbsünde behaftet. Dazu fällt mir ein Zitat aus der englisch-puritanischen Ecke ein (17. Jhd.): Da heißt es über Neugeborene, die ungetauft sterben, sie könnten eben wegen der Erbsünde nicht in den Himmel kommen. Aber für sie sei "the easiest place in hell" freigehalten.
    Großzügig, was?

  • Endlich kommen Johanna und Cornelius zusammen :-) doch zum Schluss muss er sie alleine lassen um die Krankheit zu besiegen.
    Johannas Vater kann fliehen, dafür wird das nächste Familienmitglied in Haft gesetzt. Warum ausgerechnet Dorothea?? Es war ja keiner mehr sicher!
    Johanna ist zum Schluss des Teils ganz alleine, Dorothea im Gefängnis, Heinrich setzt sich ab um etwas gegen die Hexenprozesse zu erwirken, Johannas Vater ist in Nürnberg. Sie ist jetzt ganz auf sich alleine gestellt, es bleibt spannend.

  • Die Abschnitt ist wirklich ereignisreich. Irgendwie kommt mir die Geschichte wie "umgekrempelt" vor. Erst Johannas Rückkehr, dann die Abholung des Vaters, die Schwester ist doch endlich schwanger und dann auch noch als Hexe beschuldigt. Ein sicheres Heim sieht für mich anders aus. :lache


    Während ich in den ersten Abschnitten noch verwundert war, warum sich nicht irgendein Held findet, der sich entschieden gegen die Verbrennungen ausspricht, habe ich jetzt doch Hoffnung, dass sich die Verbliebenen irgendwie zu helfen wissen. Die ersten Fluchten aus der Stadt werden organisiert und nach und nach regt sich ein Gewissen.

  • Sicher, Angst mag eine Hemmschwelle gewesen sein. Aber bei den vielen Menschen, die dort unschuldig getötet wurden, könnte ich mir auch vorstellen, dass irgendeiner seine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle halten konnte.

  • Auch dieser Teil war wieder sehr aufwühlend.


    Kaum ist Johanna wieder zu Hause, wird auch schon ihr Vater verhaftet.
    Aber Gott sei Dank konnte er fliehen.


    Sehr berührt hat mich auch Toni`s Krankheit (mein Sohn heißt auch Toni ;-)).
    Hier war ich wirklich so aufgewühlt, daß ich ein paar Seiten vorgeblättert habe, ob Toni überlebt.
    Schön Sabine, daß Du ihn hast wieder gesund werden lassen. :-) :knuddel1


    Nun ist auch noch Dorothea verhaftet worden. :-(
    Ich habe aber schon damit gerechnet.


    Total gut gefallen hat mir, wie Anna`s Vater Hans hat abblitzen lassen. :grin
    Aber leider steht den beiden der Weg jetzt doch frei.


    LG Märchenfee

  • Ich bin - mal wieder - noch nicht ganz durch mit dem Abschnitt, aber hier schon mal die ersten Eindrücke.


    Das Johannas Vater verhaftet wurde fand ich schrecklich - umso mehr habe ich mich gefreut, dass er unerwartete Hilfe bei der Flucht erhielt!


    So leid es mir auch tat, dass die Frauen die Stadt nicht verlassen konnten, ich fand es trotzdem gelungen. So wirkt die Geschichte viel glaubwürdiger, als wenn die Hauptpersonen ständig irgendwelche Glücksfälle erleben. Und die Personen die in diesem Buch besonderes tun und helfen handeln so, dass ich mir vorstellen kann, die Geschichte wäre so passiert.


    Gut gefallen hat mir der Bürgermeister, der den Schreiber abblitzen ließ als dieser um die Hand der Tochter anhielt. Nur fürchte ich, dass sich Hans dafür noch bitter rächen wird...