Taschenbuch: 399 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag (Januar 2009)
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Empire V
Kurzbeschreibung
Der 19-jährige Roma folgt Pfeilen auf der Straße in ein Haus, in dem man ihm eine einmalige Eintrittsmöglichkeit in die Elite verspricht. Bevor er sich wehren kann, ist er an eine Wand gekettet und lernt Brahma kennen, der behauptet, ein Vampir zu sein. Roma hält den Fremden für einen Spinner, doch dann beißt Brahma ihn und erschießt sich kurze Zeit später selbst. Roma ist es nun, der die Zunge, den Kern eines Vampirs, trägt und von nun an den Namen Rama trägt. Von Jehova und Baldur lernt er die für einen Vampir wichtigen Dinge und es stellt sich heraus, dass diese sagenumwobenen Wesen keinesfalls blutrünstige Killer sind. Nein, die wichtigsten Dinge auf Ramas Lehrplan sind Glamour und Diskurs, die wesentlichen Künste, die ein Vampir zur Vollendung beherrschen sollte. Mit Hilfe von Proben und Stunden bei seinen Lehrern philosophiert Rama über das Leben der Menschen und stellt fest, dass es die Vampire sind, die die Menschen zu dem gemacht haben, was sie sind.
Dann taucht er ein in eine Gesellschaft der Vampire, die mit Rama an der Spitze das fünfte Imperium heraufbeschwören will.
Der Autor
Viktor Pelewin wurde 1962 in Moskau geboren. Er studierte zunächst Elektrotechnik, wechselte aber bald zum Moskauer Literaturinstitut. Seit 1990 arbeitet Pelewin als freischaffender Autor. Details seiner Biographie gibt Pelewin nur ungern preis, Journalisten gegenüber erfindet er sich immer wieder neu. In Russland verweigert Pelewin Lesungen, Interviews und Fernsehauftritte, seine Leser, für die er längst zum Kultautor geworden ist, kommunizieren eifrig im Internet mit ihm. Bisher sind sieben Romane und ca. 50 Erzählungen von Pelewin erschienen, seine Bücher sind in über 10 Sprachen übersetzt worden.
Quelle: Luchterhand Literaturverlag
Meine Meinung
Was erwartet man von klassischen Vampirromanen? Ja, Blutsauger, rabenschwarze Nächte, geheime Verschwörungen, atemlose Jagden durch verschlungene Straßen. Kurz: Jede Menge Spannung. Fast nichts davon findet sich in »Das fünfte Imperium« wieder. Dieser Roman ist vielmehr auf einer meist sehr abstrakten, philosophischen Ebene angelegt. Dementsprechend gering fällt die eigentliche Handlung – insbesondere in der ersten Hälfte – aus. Das erste Drittel beispielsweise umspannt die Lehrstunden, die Rama erhält, um sich auf sein Leben als Vampir vorzubereiten. Und selbst dann sind die Überlegungen, die Gedanken und Fragen nicht erschöpft. Hier beginnt er selbst, diese zu formulieren. Viel später kommt es zu einem Duell und man vermutet, nun, ja nun geht es endlich los mit Action, Kampf und dem gewissen Nervenkitzel. Nichts da. Obwohl die Duelle unter den Vampiren zumeist mit Waffen ausgetragen werden, entscheiden sich die Duellanten zu einer neumodischen Variante, die an dieser Stelle nicht verraten werden soll. Immer wenn man denkt, dass nun wirklich etwas passiert, beginnt ein neues Gespräch und die Charaktere verwickeln sich in Fragestellungen, die sich von der eigentlichen Handlung weit abbringen. Meine Erwartung an den Untertitel des Romans wurden damit nur geringfügig erfüllt.
Trotz allem bringt das Werk des erfolgreichen russischen Autors, der besonders bei jungen Lesern gut ankommt, eine Vielzahl von interessanten Gedanken über Moderne und Menschheit generell mit sich. Obwohl die Geschichte in einem fantastischen Rahmen angelegt ist, mit Elementen, die – so hofft man – ausgedacht sind, lassen sich viele Dinge auf die heutige Gesellschaft übertragen und man erwischt sich schnell bei einem zustimmenden Nicken.
Die Art Vampir, die hier entworfen wird, bietet interessante Aspekte. Sie gehen gar davon aus, dass sie es waren, die die Menschen geschaffen haben, um diese für ihre Zwecke wie Nutztiere zu nutzen. Aus ihnen gewinnen sie das Bablos, eine Substanz mit deren Hilfe die Zunge sich in einen Zustand befördert, den zu umschreiben selbst die Vampire unfähig sind. Zu diesem Zweck entwirft Viktor Pelewin eine gut durchdachte Geschichte.
»Das fünfte Imperium« ist angenehm geschrieben, zu Beginn mit dem Leichtsinn und Lebensgefühl eines 19-jährigen jungen Mannes, der merklich Veränderungen durchmacht. Und damit ist nicht nur seine Transformation zum Vampir gemeint, er geht auch generell komplexeren Überlegungen nach und reift.
Äußerlich wird das Buch trotz seiner recht schlichten Aufmachung durch ein strahlendes Rot zum Hingucker im Regal. Es wirkt letztendlich verwegener, als es ist.
(Mit der Einteilung bin ich mir etwas unschlüssig. Die meisten Vampirbücher sind bei Horror oder Fantasy, Pelewin könnte man trotz fantastischem Setting vielleicht sogar zu Zeitgenössischem packen)
Fazit
Ein Vampirroman mit philosophischen Aspekten, der eigentlich vielmehr ein Menschenroman ist, als er es zu sein vorgibt. Interessante Gedankengänge, die nicht immer mit der zu erwarteten Spannung verpackt werden. Mehr Handlung hätte diesem Buch gutgetan.
Bewertung
7/10 Punkten