Amanda Sthers - Die Geisterstraße

  • Klappentext:
    Kabul, Afghanistan: Der Schreiber Alfred und der Schuster Simon sind die letzten Juden Kabuls. Die beiden sind das, was man gemeinhin komische Käuze nennt. Sie mögen sich nicht, sind aber aufeinander angewiesen, wenn die jüdischen Riten und Feste gefeiert werden wollen. Also kommen sie - mit einer gehörigen Portion Zynismus - miteinander aus.
    Eines Tages sucht die junge Afghanin Naema Hilfe bei Alfred: Sie hat eine Liebesnacht mit dem amerikanischen Journalisten Peter verbracht und ist nun schwanger. Wenn ihre Familie die Schwangerschaft bemerkt, wird man sie steinigen. Aber Naema ist sich sicher, dass Peter sie zu sich holen wird, wenn sie ihm, mit Alfreds Hilfe, einen Brief schreiben wird - ein unerwarteter Einbruch von Leidenschaft, der das Leben von Alfred und Simon völlig durcheinander bringt.


    Alfred wird den Versuch, Naema zu retten, nicht überleben, das erfahren wir gleich zu Beginn. Simon erzählt uns Alfreds Geschichte, um sie vor dem Vergessen zu bewahren und während er sie erzählt, wird ihm klar, wie sehr die täglichen Streitereien nur Fassade waren: "das erste Mal, als wir uns trafen, haben wir uns entschieden, uns nicht zu mögen, um uns nicht weinend in den Armen zu liegen."
    Eine Geschichte über offenen Fanatismus und versteckte Freundschaft, über die falschen Versprechen und die zarten Regungen der Liebe.


    Die Autorin:
    Amanda Sthers wurde 1978 in Paris geboren. Sie ist Schriftstellerin, Fernsehredakteurin, Drehbuch- und Theaterautorin.
    Ihr Theaterstück Le vieux juif blonde ist in der Inszenierung von Jacques Weber momentan ein ein enormer Publikumserfolg in Paris. Die Geisterstraße ist ihr erster auf Deutsch erschienener Roman.


    Meine Meinung:
    Aus der Erzählperspektive von Simon erfahren wir die Geschichte von Naema, Alfred und ihm, vom archaischen Leben in Kabul.
    Das Kabuler Leben ist karg und zerrüttet.
    Dem gegenüber wird das amerikanische Leben von Peter erzählt, dem amerikanischen Journalisten, der Naema geschwängert hat und nun zu seiner Frau und seinen Kindern zurückgekehrt ist.
    Wie das Buch ausgehen wird, kann man sich denken.
    Viel wird angesprochen: Familienehre, Judentum, Liebe und Enttäuschung - Amanda Sthers geht damit sensibel um.
    Das Buch hat nur einen Nachteil: es ist schnell gelesen - so gut und auch packend ist es geschrieben.
    Ein Buch, dass durchaus zum Nachdenken anregt

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf