Zum Buch
408 v. Chr.: Athen steht im Krieg gegen Sparta, hat den Zenit seiner Macht aber schon überschritten. Als der junge Olympiasieger Periander ermordet aufgefunden wird, erhält der Hauptmann der Athener Bogenschützen, Nichomarchos, von Alkibiades den Auftrag, den Mörder zu finden - koste es, was es wolle.
Bei seinen Ermittlungen begegnet Nichomarchos Männern wie Sokrates, Hippokrates und Platon, aber er stößt auch auf zwielichtige Gestalten, Spione, Hehler, korrupte Politiker und Rädelsführer einer Verschwörung.
Als er endlich erkennt, dass diese mit dem Feind konspirieren, sind Stadt und Demokratie bereits verraten und verloren. Auch Nichomarchos und seine Frau sind bedroht. Und noch ist der Mörder nicht entlarvt...
Über den Autor
Sascha Berst, Jahrgang 1964, Schulbildung in Deutschland und Italien, Studium der Germanistik und Rechtswissenschaften in Freiburg und Paris, ist in Freiburg als Rechtsanwalt tätig. Von früher Jugend an ist er von Literatur und dem alten Griechenland begeistert. "Mord im Garten des Sokrates" ist sein erster Roman.
Meine Meinung
Das Buch wird von Nichomarchos, der mir sehr sympathisch war, in der Ich-Form erzählt. Es ist in zwei Teile unterteilt. Der erste ist eher wie ein historischer Krimi, in dem Nichomarchos als Ermittler Spuren aufdeckt, den Mörder Perianders sucht und dabei selbst in Gefahr gerät. Der zweite Teil beginnt 4 Jahre nach dem Ende des ersten Teils und dort geht es um die Herrschaft der dreißig Tyrannen über Athen. Am Ende wird dann der Zusammenhang zwischen dem Mord und der Geschichte Athens deutlich. Wobei man das nicht in Geschichtsbüchern nachlesen kann, denn sowohl Nichomarchos als auch Periander sind fiktive Personen.
Im Buch trifft man aber auch auf viele historische Persönlichkeiten, die alle irgendwo in Platons oder Xenophons Schriften erwähnt werden (bzw. nach vielen hat Platon auch Dialoge benannt). Damit hatte ich ganz besonders viel Spaß, ich hatte nämlich das Gefühl, dass ich dadurch, dass ich die Dialoge gelesen habe, das, was die Figuren im Buch oft anekdotenhaft erzählen, live miterlebt habe. Zum Beispiel erzählt Nikomarchos an einer Stelle, er habe das Gerücht gehört, Alkibiades habe auf einem Trinkgelage mal erzählt, er habe versucht Sokrates zu verführen, was ihm aber nicht gelungen sei. Und ich weiss auch, welches Trinkgelage das war; ich hab fast das Gefühl, ich sei - im Gegensatz zu Nichomarchos - dabeigewesen.
Sokrates selbst, die Titelfigur, hat ja keine eigenen Schriften hinterlassen und fast alles, was wir über ihn wissen, wissen wir von Platon oder Xenophon. Deshalb musste ich besonders grinsen als Platon Nichomarchos zu Lysias führt, einen besonders guten Schreiber von Prozessreden und Nichomarchos ganz erstaunt sagt, er habe gehört, Sokrates hasse Sophisten. Und Sokrates antwortet, nein, das sei nicht er, sondern Platon.
Also, ich hab viel Spaß mit dem Buch gehabt, insbesondere durch die vielen Anspielungen auf Platons Dialoge und nebenbei ein bisschen was über die Herrschaft der dreißig Tyrannen gelernt. Am Ende des Buches erklärt der Autor, wo er sich dichterische Freiheiten herausgenommen hat.
Hat mir gut gefallen, das Buch. Außerdem finde ich, ist dem Verlag ein ausgesprochen schönes Cover gelungen, das sich wohltuend von den Ölschinkencovern abhebt.
Im Buch gibt es noch eine Karte von Athen, die aber bestenfalls zur groben Orientierung geeignet ist, ein Namensverzeichnis der im Buch auftretenden historischen Persönlichkeiten und eine Zeittafel mit der Geschichte Athens von 431 bis 393 v. Chr.
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