Romane in anderen Erzaehlformaten

  • Daemlicher Titel, ich weiss, aber ich weiss einfach nicht wie man es benennen soll. Gemeint sind Buecher, die nicht in "normaler" Erzaehlform daherkommen sondern Formate waehlen wie Tagebuch, Briefe, emails, als Interview oder was weiss ich. Was ist der Anreiz dabei? Warum schreibt man so oder liest es gerne?


    Gelegentlich lese Buecher in solchen Formaten und sie gefallen mir manchmal auch - doch nicht weil die andere Form etwas besonderes bringt. Es ist mehr das Gefuehl, dass der Erfolg trotz der Form kommt. Auch hier bei den Eulen hab ich oefter Rezensionen gelesen, die davon sprechen, dass man eigentlich ja keine Briefromane mag und dies dann trotzdem gelesen hat und es ueberraschenderweise gefiel.


    Fuer mich ist es damit oft wesentlich schwieriger in einen Lesefluss zu kommen. Ich mag Autoren, die erzaehlen koennen, und das ist in solchen Formaten sehr viel schwieriger wie ich finde.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich komme eigentlich ganz gut mit solchen Büchern zurecht und lese sie oft sehr gern.
    Besonders gefallen haben mir:


    "84, Charing Cross Road" von Helene Hanff (Briefform)


    "Gut gegen Nordwind" von Daniel Glattauer (Email-Form)


    "Bibbi Bokkens magische Bibiliothek" (Briefbuch - sowas schreibe ich übrigens auch selbst mit einer Freundin :-] )


    Meiner Meinung nach gar nicht zu empfehlen, ist hingegen:


    "Sehen wir uns morgen?" von Alice Kuipers (Klebezettel am Kühlschrank)

  • Zitat

    Original von Nomadenseelchen
    *Gefährliche Liebschaften* und *Dracula* (beides Briefromane).


    und??????? Magst du die? Nicht? Warum?


    Mir geht es hier nicht um eine Aufzaehlung von Titeln, suche auch keine. Mir geht es um das warum

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Da ich nicht so viel in Richtung Belletristik lese, kommen mir derartige Bücher selten unter. Das einzige dieser Sorte, was mir positiv in Erinnerung geblieben ist, ist Virkam Seths' "Zwei Leben - Porträt einer Liebe", der Roman ist zu einem großen Teil aus Briefen aufgebaut und erzählt mit diesen eine Geschichte nach, die wirklich passiert ist. Das heißt, die Briefe sind von den betroffenen Personen in der Form, wie sie im Buch vorkommen, wirklich verfasst wurden. Seth fungiert dabei so ein bisschen als Vermittler, erklärt Zusammenhänge und sorgt für die Einleitung.


    Auf den ersten Seiten habe ich da schwer reingefunden, wollte zwischenzeitlich sogar abbrechen, aber dann hat mich die Geschichte doch in ihren Bann gezogen - eben weil sie wahr ist, weil sie nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Dadurch ging mir das letztendlich sogar sehr nahe. Nach diesem Buch bin ich generell aufgeschlossener gegenüber dieser Art von Büchern, die auf unkonventionelle Art und Weise etwas zu erzählen vermag. Und seien es nur (wie beim neuen Safier) eingestreute Comics, die die Beziehung von zwei Charakteren beleuchten und den Text aufpeppen.
    Ich denke, dass man bei diesen Briefen (sollten sie denn unkommentiert gedruckt sein), vor allem viel selbst interpretieren muss und auch eine Menge reinlesen kann - anders vielleicht als bei einem Buch, bei dem der Autor seinen Leser bei der Hand nimmt. Man ist irgendwie näher dran, so zu sagen mittendrin statt nur dabei.

  • Mir gefiel Bram Stokers Dracula sehr gut. Warum? Ich hatte den Eindruck die Charaktere besser kennenzulernen, da sie ja ihre Sichtweise, ihre Empfindungen niederschrieben. Bei "normaler" Erzählform bekomme ich die Charaktere vom Erzähler vorgestellt, so lerne ich sie "persönlich" kennen. Zumindest be "Dracula" empfand ich das so. Andere Beispiele fallen mir jetzt leider nicht ein.
    Ausser vielleicht mein LR-buch "Heinrich VIII." -> beginnt mit einem Briefwechsel und bringt mir somit die Personen gleich "nah".

  • Zitat

    Original von Steena
    ... der Roman ist zu einem großen Teil aus Briefen aufgebaut und erzählt mit diesen eine Geschichte nach, die wirklich passiert ist. Das heißt, die Briefe sind von den betroffenen Personen in der Form, wie sie im Buch vorkommen, wirklich verfasst wurden. ...


    Das ist bei "84, Charing Cross Road" auch der Fall, weshalb dieses Buch besonders authetisch ist. Es ist doch noch viel spannender in echten Briefen zu lesen, als in erdachten ;-)

  • Zitat

    Original von Beatrix


    und??????? Magst du die? Nicht? Warum?


    Mir geht es hier nicht um eine Aufzaehlung von Titeln, suche auch keine. Mir geht es um das warum


    Warum gleich so zickig ^^, der vorige Post war auch nur eine Aufzählung.

  • Zitat

    Original von Nomadenseelchen


    Warum gleich so zickig ^^, der vorige Post war auch nur eine Aufzählung.


    Ich empfand meine Antwort jetzt nicht "zickig", aber da du ja meine Originalfrage nicht verstanden hattest, wollte ich diese eben nochmal ganz KLAR darstellen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix


    und??????? Magst du die? Nicht? Warum?


    Mir geht es hier nicht um eine Aufzaehlung von Titeln, suche auch keine. Mir geht es um das warum


    Entschuldige untertänigst dich mißverstanden zu haben :P .

  • Wer gut erzählen kann, tut das auch in Briefromanen und jeder anderer Form,in der er schreibt.
    Momentan lese ich "Das Ende ist mein Anfang". Hier erzählt der ehemalige SPIEGEL-Autor seinem Sohn, der inzwischen immer wieder Fragen stellt oder auch kurze Kommentare abgibt, aus seinem Leben.
    Wenn er einen Roman darüber geschrieben hätte, könnte es auch nicht besser gelungen sein.
    Ich glaube, dass es weniger auf die Erzählform als viel mehr das Talent ankommt.
    Oder wenn ich an "Die Leiden des jungen Werther" denke, da hatte ich gar nie das Gefühl, einen Roman in Briefform zu lesen, einfach weil mich die Geschichte so gefesselt (und in späteren Jahren auch geärgert) hat, dass ich über die Art, wie sie geschrieben wurde, gar keine Gedanken verschwendet habe.

  • Der Briefroman gehört ja zu den ältesten Formen des Romans. Ich denke, viele Autoren berufen sich darauf und nutzen deshalb diese Form.
    Briefromane bieten einfach andere Möglichkeiten. Das sie oft als authentischer wahrgenommen werden, wurde ja schon gesagt. Ein schönes Beispiel ist Humphry Clinkers Reise von Tobias Smollet, wo eine ganze Reihe von Personen Briefe schreiben. Man kriegt dabei die verschiedenen Perspektiven mit. Und die sehr unterschiedliche Rechtschreibung und Ausdrucksweise ist ziemlich lustig.
    Im Übrigen würde ich auch sagen, dass Briefromane weder spannender noch weniger spannend sind als andere. Es kommt darauf an, wie sie geschrieben sind...

  • Lachsfischen im Jemen. Mischung aus Emails, Briefen, Aktennotizen, Tagebucheinträgen, Protokollen von Verhören uvm.


    Ich lese sowas gerne mal.


    Oh. Die Frage war, warum? Keine Ahnung. Vielleicht, weil sich das Gesamtbild dann aus unterschiedlichen Gesichtspunkten langsam zusammensetzt. Zum Beispeil beim Lachsfischen-Buch ist es so, dass eine Person in ihrem Tagebuch etwas aus ihrer Sicht schreibt, aber eine andere in einer Email an eine dritte Person etwas anderes.
    .

  • Hm, können interessant sein, weil sie einen ganz anderen Zugang erlauben.
    Der Blickwinkel ist ein anderer und man ist so abhängig vom jeweiligen Schreiber, also Mir gefällt das man ständig erst einmal im unklaren ist wie beschränkt nun die Wahrnehmung des Verfassers ist (und wer weiß was er alles nicht in seinem Brief erzählt) und dementsprechend wie begrenzt oder verzerrt das eigene Wissen der erzählten Welt ist.
    Macht das Sinn ?(
    Zudem find ich es witzig wie krass man es damit treiben kann, also zum Beispiel seinen letzten Brief mit seinem letzten Atemzug verfassen :rofl



    Eigentlich hab ich kaum Briefromane gelesen aber wenn ich so drüber nachdenke bekomme ich voll Lust.
    Ich mein, interessant kann ja auch sein, wer wählt die Briefe aus und was bedeutet die vorgenommene Auswahl wiederum für die erzählte Wirklichkeit :gruebel


    Ich hab mal Dracula gelesen, da fand ich das toll mit dem Briefwechsel, einfach weil die Geschichte an sich ja eigentlich bekannt ist, aber durch diesen Aufbau war es dann trotzdem fesselnd zu lesen. :-)


    "Gefährliche Liebschaften" wollte ich schon immer mal lesen, aber ich find ja auch schon die Verfilmung so toll, weiss nicht ob das noch zu toppen ist :lache


    Mit e-mails hab ich noch nichts gelesen, interessiert mich auch nicht so. Dieser Spamwahn in meinem Postfach, wenn ich nur an emails denke wird mir schlecht.


    Und mit kleinen Zettelchen am Kühlschrank oder sonstwo, kenn ich bisher eigentlich nur eine HP-FF. Die war aber sehr sehr gut :grin


    Thomas Mann, Der Zauberberg :keks
    Jostein Gaarder, Sofies Welt :pille
    Agatha Christie, Sangre en la Piscina :chen
    WohnungsSUB: 5 :grin

  • Zitat

    Original von Chilline
    Ich hab mal Dracula gelesen, da fand ich das toll mit dem Briefwechsel, einfach weil die Geschichte an sich ja eigentlich bekannt ist, aber durch diesen Aufbau war es dann trotzdem fesselnd zu lesen. :-)


    Die Betonung hab ich hinzu gefuegt. Denn das ist es eben, was mich immer wundert, dass wesentlich selener gesagt wird ein Buch sei gerade wegen des Briefstils so gut sondern haeufiger ein trotzdem.


    Man muss nicht zwingend einen Briefstil benutzen um verschiedene Perspektiven aufzuzeigen. Und wenn man den Leser im Unklaren lassen moechte ob einer eingeschraenkten Sichtweise ist ein Ich-Erzaehler ja auch sehr beliebt .... Ich kann mich aber nicht erinnern mal eine Rezension gelesen zu haben, in der das Buch gelobt wird obwohl es in Ich-Form war.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Fuer mich ist es damit oft wesentlich schwieriger in einen Lesefluss zu kommen. Ich mag Autoren, die erzaehlen koennen, und das ist in solchen Formaten sehr viel schwieriger wie ich finde.


    Das geht mir ähnlich. Meistens meide ich deshalb Bücher in "ungewöhnlichen" Erzählformaten eher. Ich finde es teilweise schon anstrengend, wenn in Romanen Brief-Passagen auftauchen. (Ausnahme: Jane Austen. Die Briefe, die sie ihre Charaktere schreiben lässt, sind meist bezeichnend für die Personen und daher sehr unterhaltsam. ;-))
    Meine letzten "Brief-Romane" waren "Daddy long legs" und "Dear enemy" von Jean Webster - da sie in einigen anderen Büchern erwähnt wurden, wollte ich wissen, was es mit diesen frühen Jugendbuch-Klassikern auf sich hat.
    Mir ist dabei aufgefallen, dass meine Aufmerksamkeitsspanne kürzer war als bei meinem üblichen Lesefutter in "normaler" Erzählstruktur.


    Sylli7 erwähnte schon die "Leiden des jungen Werther"- dort hat mich das Briefformat nicht gestört. Irgendwie passte es zum Gesamtbild, und wenn man alles unter bestimmten Fragestellungen lesen muss (für den Deutschunterricht), dann konzentriert man sich eben darauf und ist ziemlich schnell drin im Lesefluss.

    Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin" und niemand ginge, um zu sehen, wo wir hinkämen, wenn wir gingen.
    :fechten

  • :gruebel Bücher in Tagebuch- oder Briefform waren noch nie mein Fall. Ich habe das Gefühl, dass mir etwas vorenthalten wird...Vielleicht die ganze Geschichte, das gesamte Umfeld der Protagonisten, auch wenn das vom Autor so gewollt ist, so komme ich mir beim Lesen vor, als bekäme ich nur Bruchstücke serviert.


    Aber es gibt sie trotzdem, die Bücher, die mich dann dann auch mit ihrer ungewöhnlichen Form begeistert haben. Allen voran "Deine Juliet"( Eulenrezi) - einfach, weil es eine amüsante und zauberhafte Geschichte erzählt und dann natürlich "Gut gegen Nordwind" - ein Roman in E-Mail-Form, der mich durch seine klugen Dialoge in den Bann gezogen hat.