Vorsichtig pirschte sie sich heran... ihr Opfer durfte keinesfalls jetzt schon aufwachen. Vorsichtig kuschelte sie sich an ihn, sorgfältig darauf bedacht, ihn nicht zu sehr zu stören. Ganz sanft näherte sich ihre Nase seinem Nacken und sie sog den ihm ureigenen Duft ein. Sie genoß diese morgendlichen Momente der Stille... bevor der Tag sie mit seiner Unruhe und seinen Geräuschen einholte.
Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seinen Körper und genoß das Gefühl der nackten Haut unter ihren Fingern. Doch sie mußte vorsichtig sein: Jede unvorsichtige Bewegung wurde sofort mit einem ungefälligen Grunzen bestraft. Ganz sanft berührte sie sein Haar. Niedlich sah es aus, wie jede Strähne in eine andere Himmelsrichtung stand.
Jetzt drehte er sich im Schlaf um. Geschickt wich sie ihm aus. Jetzt lag er da, mit dem Gesicht zu ihr gewandt. Heimlich beobachtete sie seine entspannten Gesichtszüge... friedlich sah er aus... und so schutzlos. Ihr Herz begann, schneller zu klopfen... so schnell und so laut, daß sie Angst bekam, er könnte es hören und davon aufwachen.
Sie waren schon lange zusammen und immer noch fühlte sie so. Sie liebte diese letzten Minuten des Morgens... und doch mußte es sein: Die Uhr zeigte an, daß es allerhöchste Zeit zum Aufstehen war. Seufzend machte sie sich an das schwere Werk, ihn Morpheus' Armen zu entreißen.
Leise flüsterte sie ihm ins Ohr, daß es nun an der Zeit war, aufzustehen. Er drehte sich von ihr weg und ein unfreundliches Knurren war die Antwort. Sie nahm das schon lange nicht mehr persönlich. Ein letztes Mal drückte sie sich sanft an seinen Rücken und wartete so geduldig noch ein paar Minuten... ein paar erschlichene, kostbare weitere Momente in ihrer gemeinsamen Höhle, ihrer beider Zufluchtsburg, in der die Außenwelt nichts verloren hatte.
Jetzt half aber alles nichts mehr, sie mußten raus, alle beide! Schon etwas energischer forderte sie ihn zum Aufstehen auf... immerhin öffnete er nun schon ein Auge. Das war doch schon mal ein ermutigender Fortschritt. Darauf ließ sich aufbauen.
Unverdrossen fuhr sie fort, ihn zum Aufstehen zu bewegen. Er knurrte sie zwar an wie ein böser, alter Hund, steig aber dennoch schwerfällig auf und torkelte schlaftrunken in Richtung Bad, wo eine erfrischende Dusche den Zombie sicher bald in den Mann verwandeln würde, den sie kannte und so liebte.
Wieder ein Tag geschafft. Nur noch vier dieser Morgen bis zum nächsten Wochenende... bis sie beide endlich wieder ausschlafen konnten. Ja, es war schon hart... das Leben an der Seite eines Morgenmuffels.