Genervt bei historischen Romanen

  • Zitat

    Original von Vulkan
    Ich habe nach Cross Romane mit historischen Stoffen von Stefan Zweig, Feuchtwanger und Eco gelesen und fand die teilweise sehr schön. Vielleicht sollte man sich, wenn man das Bedürfnis nach historischen Stoffen hat, also ein wenig mehr an den älteren Autoren orientieren.


    Geht mir genauso. Ich bin ebenfalls "Päpstin"-geschädigt und stille mein historisches Interesse, wenn es wieder mal zuschlägt, inzwischen mit Autoren früheren Veröffentlichungsdatums.


    Vulkan : Hast du schon mal etwas von Jakob Wassermann gelesen? Das könnte dir vielleicht auch gefallen. Mein Einstiegsbuch von ihm war damals der Roman über Caspar Hauser.

    Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin" und niemand ginge, um zu sehen, wo wir hinkämen, wenn wir gingen.
    :fechten

  • Ich hab ja 'ne große Hasskappe auf diese "Pseudo-Emanzen-Mittelalter"-Romane und ich meide insbesondere zwei Autoren: Iny Lorenz und Charlotte Thomas. *Ich* finde einfach, die können überhaupt nicht schreiben, und finde es schade, dass nicht ein talentierter Autor eine Chance bei den Verlagen bekommen hat.


    Mich ärgern da auch insbesondere die Pseudonyme, speziell natürlich von Iny Lorentz. Gibt es da eigentlich hier irgendwo einen Sammel-Thread, wo die alle gelistet und ggf. geupdatet werden?

  • uert : Das sind die Seiten, die ich im Weltbild-Katalog immer kopfschüttelnd überblättere. Und wie die alle heißen! :lacheDas ist Kreativität im Koma...
    Vielleicht haben die Verantwortlichen ja so schicke Kühlschrankmagneten mit verschiedenen Wörtern, die sie dann x-beliebig miteinander kombinieren. Hauptsache "Die" vorne und "-in" hinten, in der Mitte kann eigentlich alles stehen und es verkauft sich trotzdem. :rolleyes

    Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin" und niemand ginge, um zu sehen, wo wir hinkämen, wenn wir gingen.
    :fechten

  • Uert,


    das ist Deine - ziemlich drastisch ausgedrückte - Meinung, die viele Leser sicher nicht teilen. Auch ich nicht - und das, obwohl historische Romane noch nicht einmal "mein" Genre sind. Die Geschmäcker sind unterschiedlich und dem einen gefallen diese Bücher, dem anderen nicht.


    Aber die genannten Autoren - liebe Eulen übrigens ganz nebenbei bemerkt - beherrschen ihr Handwerk. Ihnen das Talent abzusprechen finde ich sehr unfair von Dir.


    Wenn die von Dir genannten Autoren so untalentiert wären, wären sie sicherlich a) nicht bei großen Publikumsverlagen untergekommen und b) nicht mehrfach veröffentlicht worden.


    Die Bücher kommen an - vielleicht nicht bei Dir, aber doch bei sehr vielen anderen, das belegen die Verkaufszahlen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Da geb ich Alraune recht. Wenn man ständig ein Buch greift, wo jedesmal "das gleiche" (im den Sinne) steht und im großen und ganzen die gleiche Handlung hat (bei dem einen oder anderen in verschiedenen Thema aber doch irgentwie die selbe Handlung).
    Darum les ich zwischen drin ein andere Genre oder so ein Historischer Roman, wo ich von Klappentext schon her lesen kann, das es ein ganz anderes Thema sein wird, als wie die 08/15 Romane.
    Ich les trotzdem gerne Romane von Iny Lorentz. Les ihre Bücher aber Etappenweise.

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Ich habe in letzter Zeit eher den Eindruck, dass das Angebot immer vielfältiger wird. Zwar ärgert mich auch die von Charlie beschriebene Entwicklung, das einige Bücher, die nicht in das -in Schema passen, hineingepresst werden, aber gleichzeitig scheint sich in meiner Buchhandlung des Vertrauens die -in Abteilung bei den historischen Romanen auf immer weniger Raum zusammenzuschrumpfen, während der Platz von vielen anderen vielseitigen Romanen erobert wird.


    Man muss halt suchen, aber wer suchet, der findet auch.

  • Sehe ich genauso, wie viele andere hier. Es gibt durchaus einige gute, historische, ja, auch mittelalterliche Romane, die eine innovative Geschichte zu erzählen haben. Man muß sie nur finden. Aber das ganze Genre schlechtreden, ist nicht nötig, denke ich.
    Ich glaube, wenn man gern historische Romane liest, egal welcher Art, ist immer noch für jeden was dabei. Bißchen trial & error muß manchmal eben auch sein.


    Finde ich witzig, daß ich vor gar nicht allzu langer Zeit ein ähnliches Gespräch über einen von jemand anderem gefühlten Niedergang von Fantasy & SF geführt habe. Ich denke, es ist in allen Genres das gleiche. Breit gefächertes Angebot mit den Büchern, die gerade in zu sein scheinen, aber einem durchaus und wie ich glaube immer vorhandenen "Bodensatz" an anderem.


    Außerdem ist es ja auch gar kein Fehler, von den Stammgenres mal bißchen wegzuschauen und was neues auszuprobieren. Für mich werden die historischen Romane wohl immer mein literarisches Zuhause bleiben. Und wenn es in einem Jahr mal weniger sind, bleibt mehr Zeit für andere. Aber ohne könnte ich nicht. Und muß ich auch nicht.

  • Zitat Iris: Die Vielfalt ist vorhanden -- es ist nur ein (zeitweiliger) Überhang an gleichförmigen Produkten, der den Blick verstellt.


    Das sehe ich auch so. Zum Glück gibt es sie noch, die gut recherchierten und hervorragend erzählten historischen Romane, nur man muss schon gut suchen, um sie zu finden und das ist sehr schade.


    Dass viele Bücher dann noch so einfallslose Titel haben ist ebenfalls sehr schade. Ich mag Bücher, die mit "Die" beginnen und auf "in" enden auch nicht mehr lesen. Mittlerweile dürfte ja jeder Frauenberuf, den es vermeintlich im Mittelalter gab, irgendwo als Titel benutzt worden sein. (Und die Schwestern und Töchter sind auch schon vergeben...)


    Gut, dass es die Eulenrezis gibt, da lese ich sehr genau, bevor ich mich für ein Buch entscheide.

  • @ Regenbogenratte
    Wassermann ist mir von früher ein Begriff - mein Vater hat viele Bücher von ihm, leider bin ich so selten bei ihm, dass der Bücherfluss da sehr hapert. Aber Wassermann möchte ich seit langem kennenlernen. Hast Du einen speziellen Tipp, womit ich anfangen kann?


    @ Uert
    Ich kenne zwar die von Dir weniger geschätzten Autoren nicht, aber ich verstehe durchaus Deinen Unmut über die anscheinend zahlreichen Pseudonyme. Wenn ich partout von einem Autoren nichts mehr lesen will und dann wegen einem Pseudonym doch wieder was von ihm lese, würde mich das auch ärgern. Außerdem stehe ich dieser ganzen "Pseudonymerei" eh skeptisch gegenüber - ich habe nicht das Bedürfnis, viel über einen Autoren zu wissen, aber Bücher von einem Autoren mit zwei verschiedenen Namen zu lesen - da fühle ich mich verschaukelt.

  • Zitat

    Original von Regenbogenratte
    [ Vulkan : Hast du schon mal etwas von Jakob Wassermann gelesen? Das könnte dir vielleicht auch gefallen. Mein Einstiegsbuch von ihm war damals der Roman über Caspar Hauser.


    Tolle Empfehlung!


    Ja, Wassermanns "Caspar Hauser oder die Traegheit des Herzens" gehoert unbedingt auch in die Liste der historischen Romane, die nach Enttaeuschungen mit dem Genre wieder Lust darauf machen. Viel Lust.
    Ich kenne von Wassermann im historischen Bereich nur noch "Das Gaensemaennchen", alle anderen (sehr empfehlenswerten) Romane von ihm, die ich gelesen habe ("Der Fall Mauritius" ist mein liebstes), sind zeitgenoessisch.
    Gibt es noch mehr "historische Wassermaenner", Regenbogenratte?
    Die wuerde ich sofort lesen wollen.


    Dass in Diskussionen wie diesen, die mir interessant und relevant erscheinen, immer an irgendeiner Stelle sowohl gegen Autoren als auch gegen Leser einer bestimmten Art von Romanen in wuesten Worten hergezogen wird, finde ich bedauerlich.
    Ich moechte nicht, dass jemand ueber die Romane, die ich liebe, in der Form spricht, wie hier gerade ueber "Die .. in"-Titel gesprochen wurde.


    Ich moechte betonen: Ich habe ueberhaupt nichts (warum auch?) gegen den Erfolg dieser Romane vorzutragen. Sie begeistern Scharen von Lesern. Und dafuer applaudiere ich ihren Autoren. (Dass diese Romane sich leicht nachstricken lassen, ist uebrigens ein Geruecht. Warum sollten wir alle, die wir uns schlechter verkaufen, es anderenfalls nicht rasch einmal tun, um unsere Hypothek zu bezahlen - wenn es denn einfach waere, wenn es denn talentlos zu machen waere?)
    Was mich aergert ist, dass Romane, die fuer diese Zielgruppe gar nicht geschrieben worden sind (sondern eher fuer eine Zielgruppe, in die ich mich einordne), in gleicher Weise praesentiert werden. Weil es damit selbst dem engagierten Buchhaendler unmoeglich gemacht wird (siehe Beitrag von Bodo am Thread-Anfang), mir ein Buch zu empfehlen, das meinem Geschmack entspricht. Und weil damit Buecher bei den falschen Leuten landen und enttaeuschen, ja sogar flopen - waehrend sie bei der Zielgruppe, fuer die sie verfasst worden sind, ganz anders haetten aufgenommen werden koennen.)


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Wozu ist eine gute Frage.
    Als Beispiel fällt mir hier Iny Lorenz ein (ein Autorenduo aus München), die unter mindestens 5 anderen Namen im teilweise gleichen Genre schreiben.
    Wahrscheinlich soll vermieden werden, dass jemand wie ich sagt: Iny Lorenz lese ich kein einziges Buch mehr. :grin


    Weniger. Vielmehr ist es so, dass bei einem Verlagswechsel, ein neuer Name her muss. Ebenso wie bei einem Genrewechsel. Das hat zum HIntergrund, dass ein Leser, der den Namen mit einem bestimmten Genre verbindet (Iny Lorentz = historische Bücher), nicht enttäuscht werden soll, wenn das Buch ein anderes Genre hat (z.B. Thriller oder Fantasy) :winkt

  • Ups, den Caspar Hauser habe ich doch glatt übersehen...
    Und die damals zeitgenössischen Romane sind ja langsam auch historisch... :chen


    Dann habe ich mir noch den "Fall Mauritius" notiert, so habe ich wohl erst mal einen Einstieg. :wave
    Edit: Meine Bib will sich gerade mit mir anlegen - die haben keine neuere Ausgabe (bzw. ausgeliehen) und ansonsten ist alles mit Leihschein zu bestellen von 1929. :fetch

  • Mich nerven diese stets gleichtönenden historischen Romane schon so lange, dass ich es inzwischen bereits wieder aufgegeben habe, mich darüber zu ärgern.
    Wenn ich einen lese, weiss ich, was mich erwartet ...
    Und manchmal hat man sogar Glück und findet unter den vielen Blindgängern auch das eine oder andere Juwel.

  • Auch mir geht es ähnlich, dass ich so übersättigt von historischen Romanen war.


    Meine letzten Fehlgriffe waren "Die Kastratin" - ich werde wohl kein Buch mehr von Iny Lorentz lesen und "Die Seifensiederin" ging auch nicht.


    Wolf Serno lese ich dagegen sehr gerne und habe mir Wassermann und Schützhofer als Autoren vorgemerkt. Jeder hat doch seinen Geschmack und die Nachfrage bestimmt das Angebot.


    Aber ich entscheide - ich muss doch nicht jeden Rummel mitmachen:


    ich habe noch nie Harry Potter gelesen :schlaeger, bisher noch nicht die Tintenherz-Trilogie durchgenommen oder die Vampir-Buch-Schwemme habe ich bisher nicht mitgemacht. Letzters werde ich auch wohl nicht. Außer mal wieder Anne Rice lesen und Lestat einverleiben...


    Jedem Tierchen sein Plaesierchen.


    bye
    Nikki

  • Ich bin froh, dass ich nicht die einzige bin, die so über diese neue "Welle" von historischen Romanen denkt. :rolleyes
    Ich mag auch lieber anspruchsvolle historische Romane. Ich habe mir auch schon einige Autorennamen aufgeschrieben, die in diesem Thread genannt wurden. :grin Ich glaube ich werde mich mal mit den Empfehlungen auf die Suche begeben. Ich habe es fast aufgegeben zu suchen.

    "Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte." (Hermann Hesse)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von book_thief ()

  • Zitat

    Original von uert
    Apropos anspruchsvoll... wurde schon C.J. Sansom genannt? Hat einen männlichen Helden :grin und geht so in die Richtung historischer Krimi. Hat mir sehr gut gefallen ;-)


    Christopher J. Sansom ist ein wirklich guter Vorschlag. Sein Held ist eben kein klassischer Held - sehr erfrischend. Wobei ich seine Romane nicht wirklich anspruchsvoll nennen würde. Es ist eben handwerklich und sprachlich sehr gelungene Kost, die sich deutlich vom Durchschnitt abhebt. Fischer hat die ersten beiden Teile der Reihe auf Deutsch veröffentlicht. Scheint bisher aber nicht so gut zu laufen... Vom 3. Teil, der für Sommer 09 angekündigt war, ist nirgendwo mehr die Rede. Die Einstellung von Reihen oder deren Übersetzungen scheint mittlerweile in diesem Genre ein Qualitätsprädikat zu werden (siehe Niccolo-Reihe von Dunnett) :gruebel


    Hier der erste, sehr gute Teil um Shardlake von Sansom: Pforte der Verdammnis
    (Schrecklicher Titel!)

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • ...nur mal so (und ziemlich verärgert über die Angriffe einiger hier, die m.M.n. in die unterste Niveauschublade gehören) auf gestandene, erfolgreiche und sehr belesene und gebildete Autoren wie das Ehepaar Iny und Elmar Lorentz: WAS zum Teufel versteht ihr eigentlich unter anspruchsvoll.


    Wenn man solche gefährlich wertbelasteten Worte nämlich in den Mund oder die Tasten nimmt, sollte man m.M.n. auch den gleichen Anspruch selbst erfüllen.


    :fetch

  • Haut mich nicht, aber gibt es das nicht in jedem Genre? Bücher, bei denen man niederknien möchte und Bücher, die so grottenschlecht sind, dass man sie am liebsten an die Wand pfeffern möchte, aber es aus Mitleid mit der Wand nicht tut (oder besser gesagt: die man selber als so grottenschlecht empfindet)? Ich kann mich dunkel an so manchen Krimi erinnern, bei dem ich mich bei der Lektüre gefragt habe, für wie dumm ich jetzt verkauft werde.
    Für mich hab ich das "Problem" so gelöst, dass ich mich nicht mehr sehr lange bei einer Sparte aufhalte, ich springe ziemlich hin und her - und bis jetzt bekommt es mir gut. Wenn mir eine Autorin oder ein Autor zusagt, mich unterhalten hat, dann ist die Chance, dass ich sie/ihn noch einmal lese, mehr als groß.


    Charlie : Du hast bei Deiner Aufzählung eine wunderbare Autorin vergessen, vielleicht hast Du den Namen schon mal gehört: Charlotte Lyne :grin