Nennt mich nicht Ismael – Michael Gerard Bauer
Sprecher: Jens Wawrczeck
Hörcompany
ISBN: 978-3-939375-44-9
4 CD, 327 Min.
19,90 Euro
Klappentext: Hausaufgaben, Mobbing, Liebeskummer mal abgesehen von den üblichen Schulproblemen trifft Ismael ein besonderes Schicksal: Sein Vorname macht ihn zum Gespött der Mitschüler. Zu allem Übel kann sein Vater nicht oft genug betonen, wie ihn die Lektüre von Moby Dick auf diesen Namen gebracht hat. Ismaels Reaktion: Abtauchen! Das ändert sich, als James Scobie in die Klasse kommt. Er hat seine ganz eigene Waffe gegen Klassenrowdys: die Sprache. James gründet einen Debattierclub. Auch Ismael soll mitmachen. Doch der hat panische Angst. Aber mit Hilfe seiner Freunde steht Ismaels überraschendem Redebeitrag bald nichts mehr im Wege. Und die Tür für ein Gespräch mit der bezaubernden Kelly Faulkner ist so offen wie nie…
Der Sprecher: Jens Wawrczek, * 12.07.1963 in Nyköbing (Dänemark)
Schon 1976 stand Wawrczeck im Stück "Der verbindliche Liebhaber" als Robin auf der Bühne der Hamburger Kammerspiele. Seit 1978 ist er die Stimme von Peter Shaw aus der Hörspielserie "Die drei ???". 1986 bis 1989 absolvierte er eine Schauspielausbildung am Hamburgischen Schauspielstudio, die er am Lee Strasberg Theatre Institute und am Eileen Akins Actor's Conservatory (beides in New York) ausbaute. 1988 spielte er in "Biography" und "Finan's Rainbow" am Kaufman Theatre in New York.
Meine Meinung: Ismael wird wegen seines Namens von einigen seiner Mitschüler gemobbt. Ihr Anführer Barry Bagsley lässt sich ständig neue Gemeinheiten einfallen, um Ismael bloßzustellen und damit sich selbst zu produzieren. Immer und immer wieder erträgt Ismael die Angriffe und verhält sich wie das typische Mobbingopfer – Er zieht sich immer mehr in sich zurück, versucht möglichst wenig aufzufallen und so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten. Leider finden die Jungen trotzdem ständig einen Grund, Ismael anzugehen. Bis einige erstaunliche Dinge geschehen…
Ein aktuelles Thema wird hier so aufgearbeitet, dass es nicht nur Schüler, sondern auch Erwachsene anspricht. Der Autor gibt einen Einblick in die Gedanken und Gefühle eines Mobbingopfers und dem Teufelskreis aus Angriff und Rückzug, bis hin zur Isolation, den es zu durchbrechen gilt. Trotz des ernsten Themas finden sich sehr viel Wortwitz, eine gewisse Ironie und so viel Spannung in dieser Geschichte, dass hier keine Jammertirade oder Tragödie entstanden ist, sondern ein klug erzähltes Beispiel, das denen Mut macht, die sich in ähnlichen Situationen befinden und das aufzeigt, dass sich Lösungen finden lassen, wenn man das Problem nicht verschweigt, sondern Hilfe annimmt und sich öffnet.
Ich bin ein wenig skeptisch an dieses Hörbuch herangegangen, da ich mich von dem Thema Schule und Schulprobleme so weit entfernt habe, dass ich wenig Interessantes erwartete. Sehr überrascht war ich dann, als ich fast sofort von dieser Geschichte gefangen war. Das liegt zu einem großen Teil auch an der Stimme des Sprechers Janes Wawrczeck. Er hat ein Talent sich so in die verschiedenen Charaktere hineinzuversetzen, dass seine Stimme fast sofort deren Persönlichkeit darzustellen vermag, und so hatte ich den Eindruck, dass dieses Hörbuch von vielen unterschiedlichen Personen gesprochen wird. Manchmal kaum wahrnehmbar, wandelt sich seine Stimme – ohne gequetscht oder verstellt zu klingen - um einige Nuancen nach oben oder unten und man hat fast die Gesichter von Ismael, seinen Mitschülern und den anderen Personen vor Augen. Ich denke, genau diese kleinen Nuancen sind es, die man lieben muss, um diesen Sprecher zu mögen. Oft muss man sehr genau hinhören, um es zu bemerken und genau das hat mir so gut gefallen. Wawrczeck übertreibt an keiner Stelle und so wirkt das Ganze niemals künstlich oder zu dick aufgetragen, sondern immer wieder erstaunlich authentisch. Für mich ist dieser Sprecher einer der Besten, die ich bis jetzt gehört habe. Genau das macht eben auch das Hörbuch zu etwas Besonderem.
Fazit: Ein aktuelles Thema, spannend ausgearbeitet und perfekt vorgetragen. 10 Punkte dafür.