Und wie ist das mit dem Titel eines Buches?

  • Zitat

    Original von Markus_98
    Ich mag lange, komplizierte lieber.


    Dann dürften dir barocke Titel gefallen.


    Zitat

    Die guten, kurzen gehen ja auch langsam aus.


    Mir sind Einworttitel die Liebsten, Wortschöpfungen, Sprachspiele, rhetorische Figuren. Endstufe ist ein hervorragender Titel, verschwendet an einen grottenschlechten Roman.
    Auch Eismond hätte den Inhalt des Romans nicht besser treffen können.

  • @Markus_98.....kann das sein, daß Du die Leser per se für ungebildeter, uninteressierter hältst als sie vielleicht sind?


    Nur mal so gefragt?...


    Gruß
    Baumbart

  • Wozu dient ein Titel? Er soll:


    - Interesse wecken (potentielle Käufer nehmen das Buch in die Hand, Titel klingt interessant)
    - Eingängig sein (sich von anderen Titeln abheben, Unterscheidbarkeit)
    - Leicht merkbar sein (wenn man das Buch kaufen will und muß sich also an den Titel erinnern können)


    Er soll nur eingeschränkt (und nicht immer):


    - Den Inhalt angeben
    - Die Zielgruppe ansprechen
    - Den Autor wiedererkennbar machen


    Manch ein Titel hat überhaupt nichts mit dem Inhalt zu tun, oder nur sehr marginal. Unter vielen Titeln kann man sich erst etwas vorstellen, wenn man das Buch auch gelesen hat, will sagen, der Sinn ergibt sich nachher. Manchmal ergibt sich der Sinn überhaupt nicht. Gelegentlich wird nur ein Teilaspekt des Buches durch den Titel wiedergegeben. Manchmal ist er nur ein Gag (etwa die verballhornten Filmtitel der Barney-Thomson-Serie von Douglas Lindsey). In der Hauptsache gelten die o.g. drei Aspekte, und in dieser Hinsicht ist m.E. auch verständlich, daß der Verlag ein Wörtchen (mit-)reden will.


    Titel, die Rätsel und Denksportaufgaben enthalten, verfehlen häufig dieses Ziel. Manch einer denkt überhaupt nicht über Buchtitel nach, und zwar nicht aus Gründen der fehlenden Mentalkompetenz, sondern weil dem Titel im Verhältnis zur Geschichte kein sonderlicher Stellenwert eingeräumt wird, was ja meistens auch angemessen ist. Über Titel wie "Baudolino" muß man nicht groß nachgrübeln (Eco), aber über "Der Name der Rose" (auch Eco) kann man's schon, muß man aber nicht.

  • Hach, wie schön Du das wieder erläutert hast, Tom...<sehrernsthaftmalnickeundüberhauptnichtironischmeine>


    Aber "Mentalkompetenz" find ich ja nun wieder...also, ehrlich...genial cool...:-)


    Ich fände es trotzdem angebrachter, wenn die Verlage mal etwas mehr hinhören würden, was wir Leser gerne hätten. Bei manchen Titeln und/oder Klappentexten kräuseln sich einem ja die Fußnägel... :fetch

  • Theorie und Praxis klaffen in der Titelgestaltung leider um Lichtjahre auseinander.
    Ich weiß nicht, wie Aufbau das handhabt, kenne aber die Vorgehensweise bei Heyne. Von einem solchen Anspruch ist da faktisch nichts zu finden. Es geht ausschließlich um Schemata, Schlagwörter und den Negativabgleich mit der Titelschutzdatei.


    Und rate mal, wer die Titelvorschläge erbrainstormt!

  • Zitat

    Ich weiß nicht, wie Aufbau das handhabt, kenne aber die Vorgehensweise bei Heyne.


    Bei Aufbau geht sehr wenig ohne Rücksprache mit den Autoren. Aber das sind auch zwei sehr verschiedene Arten von Verlagen, würde ich mal ins Blaue behaupten. :-) Es hängt natürlich auch von den Verträgen und der Vertragsgestaltung durch die Agentur(en) ab.

  • Zitat

    Original von Tom
    Bei Aufbau geht sehr wenig ohne Rücksprache mit den Autoren. Aber das sind auch zwei sehr verschiedene Arten von Verlagen, würde ich mal ins Blaue behaupten. :-) Es hängt natürlich auch von den Verträgen und der Vertragsgestaltung durch die Agentur(en) ab.


    Es hängt sicher vor allem vom Verhältnis zwischen Lektor und Autor ab -- behaupte ich jetzt mal.

  • Mein bescheidener Beitrag dazu:
    mal so, mal so
    Ich nenne Euch gerne fertige Titel von mir:
    Leben ohne Garantie, Morgenthau-Land, Die Salzburger Clique,
    alles Romane, die ich "nur" noch fertig schreiben muss. Habe von jedem zwischen 180 und 300 Seiten.


    Arbeitstitel: Der Typ, mit dem die Mädchen nicht verkehren durften, und Die Klapse,
    seltsam ist, aus den Arbeitstiteln sind zwei Fernsehserien geworden, bei denen ich das Nachsehen hatte.
    Und einen Titel gibt es noch, zu einem einen Zyklus, den ich aber nicht verrate.
    Es gibt Themen, da bin ich mir anfangs nicht sicher, welcher gute Titel dazu passen würde, dann helfe ich mir mit einem Arbeitstitel, der rechts flapsig wirkt und damit kann ich leben.
    Bei Kurzgeschichten weiß ich immer sofort, wie die Geschichte heißt.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

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  • Zitat

    Original von Baumbart
    @Markus_98.....kann das sein, daß Du die Leser per se für ungebildeter, uninteressierter hältst als sie vielleicht sind?


    Nein, ich halte die Leute für genau so gebildet wie sie sind. :grin


    Aber im Ernst. Wer hier hätte denn die Beispiele von Iris ( Name der Rose und Ein weites Feld ) als Zitate erkannt. Das sind doch nur sehr, sehr wenige.
    Kommt ja auch sehr aufs Genre an. Bei Leuten die das weite Feld lesen, kann man annehmen, das ein Teil die Effi Briest kennt. Bei klassischen Stephen King Lesern würde ich das eher nicht vermuten, da würde eher ein Zitat zu einem anderen Gruselklassiker was bringen.


    Aber ich denke in jedem Fall kaufen nur sehr wenige Leute ein Buch wegen dieser Querbeziehung im Titel.

  • Zitat

    Original von Markus_98
    Wer hier hätte denn die Beispiele von Iris ( Name der Rose und Ein weites Feld ) als Zitate erkannt. Das sind doch nur sehr, sehr wenige.


    Ich verstehe nicht ganz, was ich daraus schließen soll.


    Also mal ein anderes Beispiel: Die Mehrheit der Kinder in der "freien" Welt weiß nicht, was der ursprüngliche Anlaß für das Weihnachtsfest ist.
    Was für eine sinnvolle Schlußfolgerung zieht man jetzt daraus:

    • Wir schaffen Weihnachten ab (Konsumgüterindustrie und Einzelhandel wären strikt dagegen!)
    • Wir überlassen das Begründen Hollywood und seinen alljährlichen beglückenden Santa-Claus-Produktionen
    • Wir feiern Weihnachten im trauten Kreise der Wissenden und rümpfen die Nase über das gemeine Volk
    • Wir betreiben Aufklärung (was dann Gefahr läuft als religiöse Indoktrination oder reaktionäres Denken aufgefaßt und bekämpft zu werden)


    Zurück zur Titelfrage:
    Nehmen wir also an, die Mehrheit der Buchkonsumenten verfügt über keine (ausreichende) Bildung, um literarische Andeutungen zu verstehen:

    • Wir kapitulieren vor dem Massengeschmack und produzieren nur noch Massenware (das kann sich nämlich nicht auf die Titel beschränken)
    • Wir appellieren an die Bildungsträger und spielen ansonsten Mäuschen in der Hoffnung, daß sich alles von alleine erledigt
    • Wir wenden uns mit Grausen ab und ergehen uns nur noch in gehobener Kultur
    • Wir nehmen den Ball auf und spielen ihn ins Feld -- wir machen einen auf Kultur, versuchen es aber begreiflich zu machen



    Die Tatsache, daß Millionen Fliegen Sch#### fressen, wird mich nicht dazu bewegen, daß ich meine Rumpsteaks in den Müll haue, um mich stattdessen auf Sch#### zu stürzen --- vor allem dann nicht, wenn diese Hypothese eigentlich nur von Sch####verkäufern und Kulturpessimisten verfochten wird.


    Und es wird mich erst recht nicht dazu bewegen, die eigene Sch####, anstatt sie zum Klo hinunterzuspülen, drucken und versilbern zu lassen.
    Irgendwie werde ich das Bedürfnis nicht los, jeden Morgen getrost in den Spiegel schauen zu können ...


    SCNR ...

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Also, nun mal raus mit der Sprache.
    Wieviele Schwerter hat denn nun dieser Tribun im zweiten Teil??


    Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich persönlich dieser Auffassung anhänge ...?


    Eigentlich wollte ich nur zum Ausdruck bringen, daß selbst wenn es so wäre, Kapitulation für mich keine Option ist.


    Um mal Butter bei die Fische zu tun: Ich für meinen Teil liebe Andeutungen, Zitate, Querverweise, "wandernde" Motive quer durch alle Genres und Kunstarten! Und ich kenne genügend Leute, die das ebenso oder sogar noch mehr lieben, die sich in wahren Schnitzeljagden nach solchen Bezügen ergehen, daß ich selbst sowas immer wieder in meine Geschichten einflechte. Es ist mir egal, wieviele Menschen es verstehen -- ich weiß, daß es da draußen Leute gibt, die während der Lektüren gelegentlich mal mit der Zunge schnalzen.


    Ich hatte vor nicht allzulanger Zeit eine solche Reaktion in meine Mailbox. Ergo: Da draußen gibt es tatsächlich Leute, die das goutieren können -- und allein schon deshalb tu ich 's!


    Edit: Ähmmm ... um deine Frage zu beantworten: Die "Schwerter" hat Tibby, und der "Tribun" ist keiner mehr --- alle klarheiten beseitigt?

  • Zitat

    Original von Iris
    Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich persönlich dieser Auffassung anhänge ...?


    Nein, Iris-Mausi, das sollte wirklich nur ein augenzwinkernden Wink aus der Nichtschwimmer-Ecke werden. Also keine Sorge.


    Zitat

    Eigentlich wollte ich nur zum Ausdruck bringen, daß selbst wenn es so wäre, Kapitulation für mich keine Option ist.


    Kämpferische Einstellung. Gefällt mir.


    Grüsse von der Front,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Nein, Iris-Mausi, das sollte wirklich nur ein augenzwinkernden Wink aus der Nichtschwimmer-Ecke werden.


    Hast du deine Flügelchen im Büro vergessen? Oder kriegst du sie grad nicht aufgeblasen ...?


    Zitat

    Also keine Sorge.


    Nie nich! Wo käm' wer denn da hin?


    Zitat

    Kämpferische Einstellung. Gefällt mir.


    Aye, Sir. Stets zu Diensten Sir!


  • das ist ja für mich jetzt was ganz neues...


    dann brauch ich mir ja gar keine titel überlegen...
    da brauch ich mir nicole ja gar keinen titel überlegen, da ich ja noch gar keinen hab. und für die piraten geschichte auch nicht.. und das koma dingens auch nicht.. und.. ahh..
    aber ich find mörderisches new york und die weiße hand gut.... :(
    das doof und gemein...