Fragen zur Bibel

  • Hallo,
    ich habe eine Frage bezüglich Bibel-Ausgaben und hoffe auf die Hilfe der Theologie-Spezialisten unter Euch.


    Mein Problem: Ich habe nur eine kleine Martin-Luther-Bibel in der Fassung von 1984. Die nervt mich zunehmend, weil die Schrift aufgrund des Formats sehr klein ist. Zudem empfinde ich die Spalten als sehr anstrengend, weil mein Blick immer wieder zur Spalte daneben schweift.
    Nun suche ich eine andere Ausgabe und kann mich nicht entscheiden. Um die Sache komplizierter zu machen: Mein Mann hat schon einige Ausgaben (Luther-Übersetzung, Zürcher Ausgabe, Buber-Übersetzung des AT) und auch einiges an Sekundärliteratur (einschließlich der TRE). Aufgrund unserer momentan noch getrennten Wohnsituation komme ich da aber nicht ständig heran. Nun suche ich eine gut lesbare Ausgabe der Bibel, die wiederum eine gute Ergänzung zu der Sammlung meines Mannes ist.
    Mein Blick ist auf die Elberfelder Studienbibel gefallen, sowie auf die Stuttgarter Erklärungsbibel. Außerdem wurde ich gerade auf die Wuppertaler Studienbibel (die Ausgabe mit 14 Bänden) aufmerksam gemacht. Ich werde mir alle drei in der nächsten Woche in der Bibliothek angucken, hoffe aber trotzdem auf Eure sachkundigen Hinweise.


    Mein Problem ist, dass ich doch relativ wenig Wissen, dafür aber tausende Fragen habe. Ich habe gestern z. B. das Markus-Evangelium angefangen und habe ewig gebraucht, bis ich herausgefunden hatte, das Johannes der Täufer ein anderer als der Johannes der Offenbarung und der Autor des Johannes-Evangelium (ich hoffe, dass stimmt jetzt alles) ist. Dann war mir unklar, welche Bedeutung nun Johannes der Täufer, der Jesus tauft, nun hat: Warum tauft er, warum darf er Jesus taufen, welche Rolle spielt er (auch hierarchisch) im Christentum? Die TRE und Schnelles „Einführung in die Theologie des NT“ haben mir da nun vorerst ausreichend Aufschluss gegeben, ich verschone Euch mit weiteren Beispielen, ich fürchte, viele interessante Stellen sind mir auch aufgrund meines Nichtwissens gar nicht aufgefallen.
    Ich habe das nur erwähnt, weil ich wissen möchte, ob solche Fragen durch die Stuttgarter oder Elberfelder Bibel schnell geklärt werden können oder ob doch die Wuppertaler Studienbibel die beste Grundlage ist. Oder ist man bei solchen Fragen auf Sekundärliteratur angewiesen? Wie gesagt, an die TRE und den Schnelle komme ich die Woche über nicht heran, ich hätte deswegen gern eine nützliche Alternative.


    Vielen Dank schon mal im voraus an helfende Eulen.

  • Hallo Vulkan, ich habe selbst leider keine der von dir erwähnten Bibeln, kenne sie aber ein bisschen durch Freunde, die Theologie studieren.
    Deine Idee, sich die Ausgaben erst einmal in der Bibliothek anzugucken finde ich sehr gut.
    Mit der Elberfelder Bibel kannst du die Übersetzung selbst entschlüsseln, aber weitere Kommentare zum Text enthält sie nicht. Kommentare findest du in der Stuttgarter Erklärungsbibel (ich bin kein großer Fan der Luther-Übersetzung, daher habe ich sie mir selbst nicht gekauft) oder der Jerusalemer Studienbibel (Kommentare auf Grundlage der Einheitsübersetzung). Und die Wuppertaler Studienbibel wäre sicher auch etwas für deinen Mann, aber mit Anschaffungskosten von rund 170 Euro sollte sie erst mal "live" begutachtet und von dir als brauchbar eingestuft worden sein.
    Ich drück dir die Daumen, dass du die Bibel findest, die deinen Vorstellungen entspricht. Schreibst du, wie es ausgegangen ist und wie du dich entschieden hast? Das würde mich sehr interessieren. :wave
    Apropos Sekundärliteratur: Es gibt zahlreiche Veröffentlichungen wie den "Bibel-Atlas", das "Bibellexikon", "who is who in der Bibel" usw.
    Manche sind historisch etwas ungenau, andere eher locker geschrieben, wieder andere vielleicht zu trocken... Auch hier würde ich empfehlen, sie erst mal in der Bibliothek unter die Lupe zu nehmen.

    Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin" und niemand ginge, um zu sehen, wo wir hinkämen, wenn wir gingen.
    :fechten

  • Danke Regenbogenratte, dann ist die Elberfelder Ausgabe wahrscheinlich nicht so mein Ding.
    Mich reizt ja die Wuppertaler Studienbibel sehr - Kosten hin und her. Dass wir unser Geld hauptsächlich in Bücher investieren, ist wohl schon offensichtlich geworden. :grin Ich halte Dich auf jeden Fall auf dem Laufenden - bis ich eine Entscheidung gefällt habe, können aber ein paar Monate vergehen.


    Ich bin also weiter gespannt auf Kommentare. :wave

  • Wenn Ihr gestattet, nutze ich diesen Thread gleich für meine weiteren Fragen:


    In Mk 1,4-5 steht, dass Johannes der Täufer "die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden" predigte. Die Menschen kamen zu ihm, ließen sich taufen und "bekannten ihre Sünden".
    Nun ist meine Frage, wie die Taufe Jesu zu erklären ist - ich nehme an, dass er als "sündenfrei" galt? Zumindest ist er doch frei von der Erbsünde - ist die Taufe nicht u. a. dazu da, von dieser Sünde reinzuwaschen?

  • Fragen über Fragen ....
    Viele Fragen werden in U. Wilckens Ausgabe des NT - Übersetzung mit Kommentar erklärt, für viele weitere Fragen, ist es gut, ein Lexikon (TRE ist immer was feines ... die hätte ich auch gern!!) zu nutzen.
    Die Stuttgarter Erklärungsbibel ist sicher auch oft aufschlussreich.
    Ansonsten empfiehlt sich oft auch die Lektüre von Kommentaren. Ich müsste mal gründlich nachschauen, welche davon auch dem Nicht-theologen verständlich geschrieben sind. Andererseits ... wer TRE Artikel liest, versteht auch fast alles andere ;)



    Zur Taufe Jesu würde ich in aller Schnelle dies sagen:
    Wesentlich sind zwei Aspekte: Er ist Mensch unter Menschen und verhält sich auch so. Und er ist gleichwohl Gottes Sohn, weshalb im Akt der Taufe die Annahme an Sohnes statt proklamiert wird. Insofern unterscheidet sich diese Taufe grundlegend von allen anderen Taufen, die Johannes vorgenommen hat.

  • Zitat

    Original von licht
    Und er ist gleichwohl Gottes Sohn, weshalb im Akt der Taufe die Annahme an Sohnes statt proklamiert wird.


    Das hast du jetzt aber richtig schön theologisch gesagt, Herr Kollege :grin

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • @ licht
    Zur TRE - ich würde nicht behaupten jeden Artikel in Gänze zu verstehen, aber da ich mich sehr an der Oberfläche bewege, kann ich das rausfiltern, was ich im Moment brauche und verstehe. Aber ein bisschen Übung hinsichtlich solcher Lexika habe ich in meinem Geschichtsstudium gesammelt - wer im ersten Semester seitenlange RE-Artikel (Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft) lesen musste, ist nicht mehr so leicht zu schockieren.


    Deinen Hinweis zur Taufe Jesu fand ich sehr erhellend - danke.


    Zu kommentierten Ausgaben: Hast Du zufällig eine Meinung zur Wuppertaler Studienbibel - ist das ein vernünftiger Kommentar? Die Wilckens-Ausgabe habe ich mir erstmal notiert.

  • Mit den Namen habe ich mich auch sehr schwer getan, aber ich wußte noch so ungefähr, dass zur Zeit Jesu so gut wie nichts aufgeschrieben wurde und das Christentum ja erst an die 300 Jahre später von Paulus begründet wurde.

  • @ silly: das kann so nicht stehen bleiben. Wir dürfen getrost davon ausgehen, dass Paulus Zeitgenosse Jesu war. Jedenfalls haben wir Briefe von ihm, die nach allen bisherigen Erkenntnissen ca. in das Jahr 50 zu datieren sind. Dies sind damit die ältesten schriftlich fixierten und so überlieferten Texte des NT.
    Paulus hat "das Christentum" auch nicht gegründet. Er hat - neben etlichen anderen Leuten - Gemeinden gegründet und hat gepredigt und Briefe geschrieben.


    Dir Wuppertaler Studienbibel müsste ich mir nochmal anschauen, ehe ich eine Meinung dazu schreiben kann. Den Wilckens würde ich aber sehr nachdrücklich empfehlen.

  • Zitat

    Original von baerchen
    Vorsichtige Nachfrage einer etwas aus der Übung geratenen katholischen Theologin: was bitte ist TRE? Ist das sowas wie unser LThK ( = Lexikon für Theologie und Kirche )?


    Sorry, meine Faulheit war für die Abkürzung verantwortlich: TRE steht für Theologische Realenzyklopädie, meines Wissens noch etwas ausführlicher und umfangreicher als das LThK. Die Artikel in der TRE haben weniger Lexikonformat, sondern sind eher Aufsätze, manchmal fast kleine Monographien. Die Themen werden sehr ausführlich behandelt und sind auch für Historiker und Philosophen interessant - deswegen hat mein Mann die auch, er ist kein Theologe (sonst könnte er mir ja weiterhelfen :-().


    Da Du Dich als katholische Theologin geoutet hast, bin ich natürlich auf Deine Meinung zu Bibel-Ausgaben und Kommentaren gespannt. Wenn Du irgendwelche Tipps hast (auch zu guten, ausführlichen Einführungen zu NT und AT), bin ich dankbar.:-)

  • Danke, für die Info, Licht!
    Ich bin da wohl nicht auf dem neuesten Stand. Dass es schriftliche Zeugnisse aus der Zeit um 50 n. Chr. gibt, wußte ich nicht..
    Außerdem war ich der Meinung, dass die Zeitgenossen von Christus gar nichts aufgeschrieben haben.

  • Tut mir leid, Vulkan, dafür bin ich - nicht mehr - die richtige Ansprechpartnerin.
    Ich habe mein Theo-Studium 1983 abgeschlossen und war nach 2 Jahren Referendariat Mutter und Hausfrau.Da kann man nicht mehr den Anschluss an theol. Neuerscheinungen halten.Mein Mann ist zwar Religionslehrer, aber auch die haben nicht so den kompletten Überblick.Also kann ich dir nur empfehlen, dich weiterhin an die hier aktiven geistlichen Herren zu halten.
    Liebe Grüße


    Bärchen :wave

  • @ Regenbogenratte (und alle, die es sonst interessiert :-))
    Ich habe mir letzte Woche das Markusevangelium aus der Wuppertaler Studienbibel ausgeliehen und in Augenschein genommen.
    Was mich sehr abgeschreckt hat, waren einige sehr subjektive und polemische Äußerungen - z.B. hinsichtlich anderer Kommentare. Vielleicht bin ich empfindlich, aber wenn jemand über einen Kollegen schreibt, er hätte eine "namenlose Schmach" über die evangelische Theologie gebracht, weil dieser etwas als orakelhaft bezeichnet hätte, was nach Meinung des Autors alles andere als orakelhaft ist, dann fühle ich mich persönlich abgeschreckt. Mir fehlt da ein Mindestmaß an Sachlichkeit, die ich von so einem Kommentar (der sich natürlich durchaus zu anderen Kommentaren kritisch äußern kann) erwarte. Deshalb ist die Wuppertaler Ausgabe für mich erst mal weit nach hinten gerückt. Allerdings haben wohl viele Autoren an dieser Ausgabe mitgearbeitet - ich werde mir also je nach Bedarf die entsprechenden Bände ausleihen. Aber die gesamte Ausgabe muss ich erst mal nicht haben.


    "Das Neue Testament", übersetzt und kommentiert von Wilckens, scheint mir dagegen sehr hilfreich mit seinen Einführungen, Erläuterungen und Kommentaren zu sein. Die Ausgabe liest sich auch sehr gut (sowohl vom Schriftbild wie auch der Sprache).


    Gestern habe ich im Buchladen noch die Stuttgarter Erklärungsbibel durchforstet: Die finde ich in den Einleitungen und Erklärungen auch hilfreich und vom Schriftbild wesentlich erträglicher als meine jetzige Ausgabe. Zudem sind darin auch die Apokryphen enthalten, die wir bisher in keiner Ausgabe haben. Daher habe ich mich entschieden, mir den Wilckens und die Stuttgarter Erklärungsbibel zuzulegen.


    Vielen Dank für Eure Vor- und Ratschläge. :wave

  • @ vulkan, der Wilckens ist bei mir auch im Dauergebrauch. Ich finde auch die Sprache der Übersetzung sehr gelungen: heutig, aber nicht oberflächlich.

  • Ich arbeite mit der Thompson-Studienbibel. Jede Menge Verweise, Stichworte am Rand, man hat Platz, um selbst Notizen zu machen und im Anhang gibts Erklärungen, Zusammenfassungen der einzelnen Bücher, Karten... das Teil war nicht ganz billig, lohnt sich aber. Man kann sie auch gebraucht erstehen. In die Hosentasche passt der Klopper allerdings nicht :-]

  • Dazu hab ich jetzt mal eine Frage, weiß jemand, inwieweit sich die rote Ausgabe, die keinkomma oben verlinkt hat, von der blauen unterscheidet??? Ausgabezeitpunkt ist der gleiche, liegt das nur am Einband? Das würde mich wundern...


    Dankeschön!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Der Hänssler-Verlag hat nur die blaue Ausgabe auf seiner Webseite verlinkt: Link zum Verlag


    Für meine Begriffe besteht der Unterschied lediglich in der verschiedenen Einbandfarbe; und daß die eine Version lieferbar ist, die andere nicht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Ich seh das auch so, hab sie mir mal auf Verdacht in blau bestellt... Bin sehr gespannt!


    Tante Edith knickst und bedankt sich noch brav! :knuddel1

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Caia ()

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Für meine Begriffe besteht der Unterschied lediglich in der verschiedenen Einbandfarbe; und daß die eine Version lieferbar ist, die andere nicht.


    Denke ich auch, ich konnte "nur" 3 verschiedene Ausgaben finden. Rot, Blau und eine Geschenkausgabe in Leder mit Reißverschluss :rolleyes