Kolyma - Tom R. Smith

  • Kurzbeschreibung
    Nach Kind 44 der neue Bestseller von Tom Rob Smith


    Moskau 1956. Leo Demidow ist nicht zu beneiden. Die Existenz seines Morddezernats wird von offizieller Stelle geleugnet; er darf bestenfalls verdeckt ermitteln. Für seine alten Kollegen vom KGB ist er ein Verräter. Und seine Adoptivtochter Zoya hasst ihn so sehr, dass sie ihn am liebsten töten würde. Vergeblich kämpft Leo um ihre Zuneigung. Für sie bleibt er der Mann, der ihre Eltern auf dem Gewissen hat … Doch es kommt noch schlimmer. Zoya wird gekidnappt. Wieder ist es Leos Vergangenheit, die sich bitter rächt. Will er das Mädchen wiedersehen, muss er einen Gefangenen aus dem schlimmsten aller Lager in Sibirien befreien: Kolyma. Leben gegen Leben das ist die simple Logik der Entführer. Leo hat den Mann vor sieben Jahren dort hingebracht, Leo soll ihn auch wieder herausholen. In seiner Verzweiflung lässt Demidow sich als Gefangener nach Kolyma einschleusen. Doch schon am ersten Abend wird er erkannt, und die Häftlinge beschließen, sich grausam zu rächen…


    Über den Autor
    Tom Rob Smith, geboren 1979, lebt in London. Mit seinem Debüt Kind 44 gelang ihm auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Es wurde u.a. mit dem Steel Dagger ausgezeichnet, für den Man Booker Prize nominiert und bisher in 26 Sprachen übersetzt.





    Das einzige, was mir zu Kolyma einfällt: Eine riesige Enttäuschung.
    Führte der Vorgängerroman *Kind 44* das harte, unmenschliche Leben Rußlands mit seiner ganzen Willkür vor, ist *Kolyma* nichts weiter als eine Art James Bond-Verschnitt mit Familienproblemen. Ständig knallt es, fällt jemand tot um ect.. Das Elend der damaligen Zeit ist nur noch Selbstzweck für Action-Kulissen, in Gulag wird es für den Helden ein bißchen unangenehm, als er den gefrorenen Boden nicht aufgeschlagen bekommt - das muß als Systemkritik reichen.


    Fazit:
    Ich habe entgegen meiner Gewohnheit 2 Bücher eines Autoren hinter einander gelesen, weil ich *Kind 44* so gut fand - und wurde bitter enttäuscht. Neueinsteiger in die Serie können sich über einen soliden Actionroman freuen.


    # Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
    # Verlag: DUMONT Literatur und Kunst Verlag; Auflage: 1 (5. Januar 2009)
    # Sprache: Deutsch
    # ISBN-10: 3832180893
    # ISBN-13: 978-3832180898
    # Größe und/oder Gewicht: 21,2 x 15 x 3,6 cm


    Weiterführender Link: Die Geheimrede Chruschtschows: Über den Personenkult und seine Folgen http://www.ebbemunk.dk/stalin/chruschtschow1.html

  • Das ist ein paar Wochen her, dass ich das Buch gelesen habe, aber als Riesenenttäuschung würde ich es nicht bezeichnen. Tatsächlich aber hat mit "Kind 44" insgesamt besser gefallen.


    Vor allem der mittlere Teil, der Kolyma Teil, als sich Leo in das sibirische Lager einschleusen lässt, fand ich sehr intensiv und fesselnd. Mein Hauptproblem mit "Kolyma" liegt dann im letzten Drittel (oder Viertel?) des Buches, wo ein völlig neuer Handlungsschauplatz eingeführt wird, der mir völlig unnötig vorkommt. Besser der Autor hätte die Geschichte davor weiter ausgebaut und sich die neue Handlung für ein anderes Buch aufgehoben.
    Die ganze Geschichte um Soja gefällt mir auch nicht so wirklich gut.


    Mein Fazit: Das Buch ist nicht ganz schlecht, aber es hätte wesentlich besser sein können, denn der Autor kann gut erzählen, aber er hat zuviel reingepackt.

  • Ich habe das Buch jetzt auch gelesen - Kind 44 kenne ich jetzt aber noch nicht - und es hat mich gefesselt, bis zu der Stelle, wo die Handlung in Ungarn spielt.
    Den Teil fand ich überflüssig.
    Mir persönlich wäre ein anderes Ende lieber gewesen.




    Kind 44 werde ich mir vornehmen - das Buch interessiert mich jetzt auch.


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Hab noch 300 Seiten vor mir und überlege, ob ich es sein lasse...
    Mein Problem ist der Stil.
    Warum muss der Autor, sobald eine Figur eingeführt wird, deren komplette Lebensgeschichte und Hintergründe erzählen? Auch bei Randfiguren, die danach nie wieder vorkommen? (oder hat z.B. der Sprengmeister aus dem allerersten Kapitel später noch irgendeine Bedeutung? O.o) Ich fänd es schöner, wenn man die Figuren langsam entdecken könnte und nicht sofort alles erklärt bekommt...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • So, jetzt bin ich durch...


    Den Stil mag ich immer noch nicht.
    Man hat schon ein bisschen das Gefühl, dass der Autor sich nicht sicher war, ob er uns eine Geschichte erzählen will oder doch lieber ein geschichtliches Werk verfassen wollte, und dadurch sind irgendwie beide Möglichkeiten nicht sehr ausgereift gewesen...


    Und ja, der neue Schauplatz hätte wirklich nicht sein müssen, genauso wie es dann doch am Ende recht schnell ging mit dem plötzlichen Happy End.


    Nun ja, dafür werd ich mal schauen, ob ich noch andere Bücher zu diesem Thema finden kann, um meine Geschichtskenntnisse ein bisschen aufzufrischen und zu erweitern.
    Und "Kind 44" werd ich wohl auch mal probieren.

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Nachdem es aufgrund von einer eigentlich geheimen Rede des aktuellen Staatsoberhaupts der Sowjetunion Chruschtschow zu Unruhen und Racheakten kommt, wird der ehemalige KGB – Agent Leo Stepanowitsch Demidow damit beauftragt den Tod von zwei Geheimdienstlern aufzuklären.
    Scheint dies schon ein schwieriges Unterfangen zu sein, kommt es für Leo noch härter als seine kleine Familie in Gefahr gerät und er daraufhin merkt, dass ein Zusammenhang zu seiner Vergangenheit besteht, als er selbst noch treuer Anhänger des kommunistischen Systems war.
    Leos zweites Abenteuer „Kolyma“ beginnt zunächst sehr schleppend und unspektakulär. Im Gegensatz zu Tom Rob Smiths Vorgänger „Kind44“ wurde ich überhaupt nicht von der Geschichte gefangen genommen. Es fehlt hier sowohl Nervenkitzel als auch Tiefgang.
    Das Einzige, das einem beim Lesen an den Nerven zerrte war die Ungeduld über den zähen Plot und das Unverständnis über so viel Naivität der Figuren.
    „Kind44“ war vom Thema her viel besser gewählt und dadurch auch viel interessanter. Die Handlung war viel realer und schockierender, um einiges intensiver und glaubwürdiger als die von „Kolyma“.
    Hier sind sowohl Handlung als auch Protagonisten sehr oberflächlich gehalten. Man findet keinen richtigen Zugang zur Geschichte und das bisschen Spannung, das kurz aufflackerte und auf besseres hoffen ließ, ging auch wieder schnell verloren.
    Einzig der Schluss und eben diese Hoffnung auf Besserung konnten etwas retten.
    Dennoch war „Kolyma“ nach dem wirklich phänomenalen Debüt „Kind44“ die reinste Enttäuschung.
    Ich hoffe, dass die weiteren Fälle von Leo Demidow wieder besser werden, wenn es denn noch welche gibt. Dass Smith es besser kann, hat er mit „Kind44“ bewiesen. Deswegen wohlwollende drei Sterne!

  • Von Kind 44 war ich begeistert, Kolyma kommt an das Erstlingswerk aber nicht annähernd heran.


    Die Handlung ist bis zum letzten Drittel zwar spannend (ich hätte es aber eher aus der Hand legen können, als Kind 44) - gegen Ende hin schwächelt die Handlung dann aber doch sehr. Eine unnötige Änderung des Handlungsortes und das anschließend recht unglaubwürdige Vorgehen der Protagonisten haben die Story für mich etwas verhunzt.

  • Von Kind44 war ich auch total begeistert.. Kolyma kommt da leider nicht ganz mit, dennoch habe ich gerne gelesen wie es mit Leo weitergeht..


    Ich würde sagen, dass es sich auf alle Fälle für diejenigen lohnt, die auch Kind44 gelesen haben.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Thriller gehören nicht zu meinem bevorzugten Lesestoff, so möge man mir verzeihen, daß ich mich gegen die bisher geäußerten Meinungen stelle: Ich empfand Kolyma deutlich intensiver als Kind 44, das ich vor rund sechs Wochen gelesen habe. Wenn ich beide Bücher vergleiche, bin ich mir nicht sicher, welches mir besser gefallen hat. Vermutlich dieses hier, obwohl das harter Stoff war, ziemlich harter sogar. Immer wieder (öfter als bei Kind 44) mußte ich eine Lesepause einlegen.


    Dabei empfand ich den Stil als relativ nüchtern und ausgewogen im Sinne davon, daß auch dann, wenn die furchtbarsten Dinge beschrieben wurden, aus dem Buch keine Schreie drangen oder Blut heraustroff. Trotzdem wurde mE ausreichend deutlich, daß das, was den Protagonisten zustieß bzw. sie anderen zufügten, kein Zuckerschlecken war.


    Der Wechsel des Handlungsortes hat mich nicht gestört, er war für meine Begriffe (innerhalb des Buches) logisch begründet. Viel mehr erschreckt hat mich, der sich mit dem Ungarnaufstand noch nie näher befaßt hat, die zumindest theoretische Möglichkeit, daß das hinter den Kulissen im Prinzip so ähnlich wie im Buch beschrieben abgelaufen sein könnte. Den Sowjets traue ich so etwas durchaus zu. :yikes


    Vermißt habe ich im Buch, da historische Ereignisse eine Rolle spielen, daß der Autor im Nachwort kurz auf Fakt und Fiktion eingegangen ist. Zumindest über die Rede Chruschtschows und inwieweit das im Buch dazu ausgeführte den historischen Tatsachen entspricht, werde ich mich mal schlau machen.


    Alles in allem hat das Buch mindestens das gehalten, was ich von ihm erwartet habe. Die Handlungsweise der Figuren fand ich nachvollziehbar und in sich schlüssig, bisweilen leider nur zu realistisch. Ich bin auf jeden Fall auf den Abschlußband der Trilogie um Leo gespannt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Ich hab "Kind 44" regelrecht verschlungen, obwohl ich vorher eher selten Thriller gelesen habe. Die Meinungen über "Kolyma" sind ja sehr unterschiedlich, ich bin schon sehr gespannt :)


    Zitat

    Ich bin auf jeden Fall auf den Abschlußband der Trilogie um Leo gespannt.


    Es soll einen dritten Teil geben? Das freut mich :) Weiß jemand, wann der erscheinen soll?

    "If you took all the people living in the hearts of the people on earth and added them up, how many would it be?" [be with you]


    Das Spiel des Engels - Carlos Ruiz Zafon :lesend

  • oh vielen dank
    das klingt ja super :) kein langes warten

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    Das Spiel des Engels - Carlos Ruiz Zafon :lesend

  • Leo Demidov, den Helden, den der geneigte Leser schon aus “Kind 44″ kennt, wird von seiner Vergangenheit eingeholt: Frajera, eine Frau, die Leo vor Jahren verhaftet hatte und die daraufhin in einem Gulag in Kolyma war, entführt Leos Ziehtochter Soja. Die Forderung ist einfach, die Durchführung schwierig: Leo soll den Ehemann von Frajera aus eben diesem Gulag befreien.


    Leo macht sich also mit seinem besten Freund Timur auf, geht quasi Undercover in das Gulag und versucht dort, das Leben von Soja zu retten.


    Atmosphärisch bleibt sich Smith auch in diesem Roman treu. Spannend, packend, düster entführt er den Leser in eine der dunkelsten Zeiten der Sowjetunion. Wieviel Fakt und was Fiktion ist, läßt er leider am Ende des Buches offen, eine genaue Ausführung, wo die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit ist, hätte mir gut gefallen.


    Das Buch überzeugt nicht völlig - als im letzten Drittel ein ganz neues Fass aufgemacht wird, nimmt der Spannungsbogen in meinen Augen zu sehr ab, als daß ich das Buch über den grünen Klee loben mag.


    Alles in allem solide, aber ausbaufähig. Ich werde jedenfalls “Agent 6″ sicher auch lesen, wenn es als Taschenbuch erschienen ist.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ich bin fast durch. Stil und Atmosphäre gefallen mir gut. Persönlich finde ich jedoch, dass weniger mehr gewesen wäre. Das Buch hätte schon ein paar Mal enden können, da "haut der Autor" noch einen raus. Dies wären in meinen Augen nicht nötig gewesen. Die Geschichte an sich, die im Gulag und die Rache, hätte in meinen Augen völlig gereicht!

  • Ich habe das Buch ziemlich gut durchlesen können. Die Schauplatzwechsel und auch den im letzten Drittel des Buchs hatte ich mir nach den Rezis bisher schon sehr schlimm ausgemalt und weil ich vielleicht gar keine hohen Erwartungen mehr daran hatte, ließ sich das für mich zügig lesen und behielt auch irgendwo einen Spannungsbogen, weil ich mich da dann auf Malysch und Soja konzentriert hatte.


    Das war mein erstes Buch von Tom Rob Smith, habe erst nach dem Kauf gemerkt, dass ich nicht chronologisch gekauft habe, aber es war dennoch alles verständlich. Ich gehe aber davon aus, dass Personen wie Timur im ersten Band ausführlicher vorgestellt wurden?! :gruebel


    Ich habe auch recht schnell in den Stil hineingefunden, dass eher unwichtigere Personen ziemlich viel von sich berichten konnten, aber so konnte ich bspw. Genrich viel besser verstehen, als wenn dabei nur der Action-Plot auf der Stary Bolschewik gewesen wäre.



    9 Punkte.