Fleckenteufel - Heinz Strunk

  • Ich habe das Buch heute ausgelesen und war vorher ziemlich gespannt, was sich wohl dahinter verbirgt. Das Cover usw. lassen ja ein Buch à la "Feuchtgebiete erwarten.


    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    Wir schreiben das Jahr 1977. Thorsten Bruhn ist sechzehn und ein Spätzünder. Der Geschlechtstrieb hält ihn trotzdem schon heftig auf Trab. Erst recht auf der anstehenden Familienfreizeit mit der evangelischen Gemeinde; es geht nach Scharbeutz an der Ostsee. Kirchenfreizeiten sind Ende der Siebziger der bevorzugte Ort für Heranwachsende, um zum ersten Mal rund um die Uhr mit Gleichaltrigen zusammen zu sein. Mit allen Konsequenzen. Bei Thorsten führt dies zu einem anstrengenden Zusammenwirken von sozialer Überforderung, religiösen Gefühlen und hormonellem Dauerrauschen. Dazu kommt das schlechte Essen. Wo unser Held doch ohnehin zur Verstopfung neigt: Luke zwo seit Tagen dicht! Und so erlebt Thorsten innerlich versteinert schlimme Andachten, peinliche Gruppenspiele, eine trostlose Jugenddisko, alkoholische Exzesse und erotische Wirrungen mit ständig wechselndem Objekt. Ein Wunder, dass am Ende doch noch alles irgendwie gut ausgeht…


    Über den Autor
    Der Musiker, Schauspieler und Schriftsteller Heinz Strunk wurde 1962 in Hamburg geboren. Er ist Gründungsmitglied des Humoristentrios Studio Braun und hatte auf VIVA eine eigene Fernseh-Show. Sein Buch , Fleisch ist mein Gemüse (rororo 23711), verkaufte sich über 300.000-mal. Es ist Vorlage eines preisgekrönten Hörspiels, einer Operette im Hamburger Schauspielhaus und eines Kinofilms. Im Herbst 2008 erschien das zweite Buch des Autors, Die Zunge Europas , über das die Welt urteilte: Spaß und Depression derart authentisch und gekonnt miteinander zu verbinden, ist eine große Kunst. Strunk beherrscht sie meisterhaft.


    Meine Meinung
    Tatsächlich muss man beim Cover dieses Buches ja unweigerlich an Charlotte Roches "Feuchtgebiete" denken. Man rechnet nun wahrscheinlich mit einer männlichen Version, einem Abklatsch, noch schlimmer oder doch etwas ganz anderes?


    Heinz Strunk selbst bezeichnet "Fleckenteufel" als Jugendbuch und ich kann mir gut vorstellen, dass viele Jugendliche ihre Freude daran hätten. Sprachlich nimmt er natürlich kein Blatt vor den Mund, aber er beschreibt durchaus Situationen, die man sich bei Jugendlichen, speziell Jungen, vorstellen kann. Das Buch ist sehr ehrlich und es ist äußerst interessant mehr über Throstens Gedanken zu erfahren. Manchmal mag man denken, dass das alles aber ganz schön gemein oder ekelhaft ist. Wenn man jedoch ehrlich zu sich selbst ist, dann geht man sicherlich, zumindest gedanklich, häufig auch nicht gerade zimperlich mit seinen Mitmenschen um. Oft kann man es sich einfach nicht verkneifen schadenfroh zu grinsen, gerade bei Throstens unglaublicher Beobachtungsgabe.


    Mir ist aufgefallen, dass gerade Gerüche unterschiedlichster Art sehr detailliert beschrieben werden. Da kann man froh sein, dass Geruchsbücher noch keinen Durchbruch hatten.
    Skurril ist der Gegensatz zwischen dem Verhalten der Jugendlichen allgemein und der Tatsache, dass es sich um eine christliche Jugendfreizeit handelt. Das ganze ist schon ziemlich "unchristlich".


    Doch das Buch hat auch ernste Seiten und zeigt klar die Sorgen und Versagensängste eines Jugendlichen. Man ist einem ständigen Vergleich zu Anderen ausgesetzt, jeder Fehler wird mit Verachtung bestraft und darunter leidet natürlich auch das noch nicht gefestigte Selbstbewusstsein. Thorsten fühlt sich im Buch häufig unbeachtet, ist er doch für sein Alter sehr klein. Er zweifelt wirklich an sich selbst und steckt voller Widersprüche.
    Erscheint er dem Leser manchmal richtig anstrengend und nervig, ist er im nächsten Moment sehr sympathisch. Diese Eigenschaft teilen wohl ebenfalls die meisten Jugendlichen.


    Fazit: Ein interessantes Leseerlebnis, das eindeutig und zum Glück kaum Gemeinsamkeiten zu Charlotte Roches Buch hat.


    Wenn man Strunks Homepage trauen darf, kann er absolut nichts für die Covergestaltung und hatte selbst auch nie eine inhaltliche Ähnlichkeit zwischen den Büchern gesehen. Ihm war der Vergleich eher peinlich, verständlicherweise!

  • mein mann und ich haben das buch auch gelesen und fanden es ganz amüsant. stellenweise ist einer von uns in lautes gelächter ausgebrochen... ich konnte auch keine parallelen zu feuchtgebiete sehen - glücklicherweise. fleckenteufel ist im jugendlichen slang geschrieben, simpel und derb. einfach ein buch für zwischendurch. ansonsten hat daniliesing eine perfekte rezi abgeliefert, dazu gibt es nichts mehr zu ergänzen :wave


    unser "lieblingszitat": hast du dir eigentlich schon mal in den arsch gekackt?



    :rofl

  • Schande über Dich, feuchter Gebieter!

    Ehrlich, muss das sein? Heinz "Heinzer" Strunk, der mit "Fleisch ist mein Gemüse" eine Randexistenzenballade ablieferte, die amüsierte, bewegte, begeisterte, ohne sich billiger Effekte zu bedienen, legt mit "Fleckenteufel" ein Buch vor, das nicht nur äußerlich viele Ähnlichkeiten zum letztjährigen Mega-Bestseller einer ehemaligen VIVA-Moderatorin aufweist. Da wird gekackt, gefurzt und gepopelt, zwischen Sexphantasien, die vom Riesengenital des Mitschülers Andreas beherrscht werden, und ausschweifenden Gedanken zur Rosettenpflege oder so bahnbrechenden Überlegungen wie derjenigen, warum man den Geruch der selbst produzierten Darmwinde irgendwie mag, den des eigenen Erbrochenen aber eher nicht.


    Thorsten Bruhn, sechzehn, klein, "wendig wie Quecksilber", mit den üblichen Pubertantenproblemen ausgestattet (zuvorderst: permanente Notgeilheit und starker Stuhldrang), fährt Anfang der Siebziger auf eine christliche Familienfreizeit. Seine Mitreisenden sind allesamt mehr oder weniger scheiße (oder "gnomig"), bis auf Susanne Bohne. Und der genannte Andreas, aber nur wegen des Riesenteils. Die ersten Kapitel befassen sich hauptsächlich damit, zu erklären, dass und warum die anderen so scheiße sind. Dabei wird inflationär ein brachialer, überbemühter Wortwitz eingesetzt, der sich alsbald schleift. Sicher, hin und wieder gibt es wirklich lustige Situationen, aber die Absicht, auf dem Trittbrett bei Frau Roche mitzufahren, ohne diesen Umstand auch nur ansatzweise ironisch aufzubereiten, steht im Vordergrund und drängt alles andere beiseite. Dass man bestenfalls zaghaft lacht, meistens aber peinlich berührt ist, zeigt deutlich, wo der Kardinalfehler des Epigonen Strunk liegt: Nur um einen Buchstaben ergänzt, wird aus dem textbeherrschenden "anal" ein Prädikat, das der selbsternannte feuchte Gebieter für sein neues Machwerk verdient.


    Rasch noch ein paar Sehnenpopel ins Buch geschmiert, und dann ab damit in die Rundablage.

  • Dieses Buch ist:
    böse, versaut, derb, krank, eklig, obszön, schmutzig, widerlich, fies, unverblümt, abstoßend, gemein, hochgradig pervers
    und derart lustig, direkt und ehrlich!
    Pubertät meets christliche Familienfreizeit - auch irgendwie geil!


    Zeit: Ende der Siebziger
    Ort: am Arsch der Welt (=Scharbeutz)
    Anlass: eine evangelische Familienfreizeit
    Wer: Thorsten Bruhn, 16 Jahre, Pubertätshöhepunkt, momentane Verdauungsprobleme


    Heinz Strunk gelingt ein Feuerwerk an absurden Ekligkeiten, gepaart mit pubertätsverstörten Träumen und Fantasien, die man keinesfalls selbst haben will (oder doch?), die man aber unbedingt lesen will (oder nicht?).
    Auch irgendwie geil!


    Die Geister scheiden sich.
    Man muss es mögen.
    Ich mag es!
    Geil wars!

  • Ich habe das Buch am Samstaf ausgeliehen und da das Buch mehrfach vorbestellt ist, habe ich es auch zügig gelesen. Noch NIE habe ich so auf den letzten Satz eines Buches gefreut, wie auf diesen hier. Der Autor versucht krampfhaft jugendlich und kumpelhaft rüber zu kommen, schafft es aber nicht. Der Ekelfaktor ist in diesem Buch noch höher als in "Feuchtgebiete".


    Fazit: 12 € ist für diese seichte Lektüre einfach zu teuer. Daher bekommt das Buch auch nur 3 Punkte von mir.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Zitat

    Original von fabulanta
    Der Ekelfaktor ist in diesem Buch noch höher als in "Feuchtgebiete".


    Haben wir unterschiedliche Bücher gelesen? :wow
    Die Szene in Feuchtgebiete allein, wo sie beschreibt,

    ist doch an Ekelhaftigkeit kaum noch zu überbieten. Allein diese Szene ist schon ekelhafter als das gesamte Buch von Strunk.
    Wobei ich diese Diskussion um "ekelhaft" oder nicht sowieso nicht verstehe. 99% derjenigen, die sich entschieden haben "Feuchtgebiete" oder "Fleckenteufel" zu lesen, wussten doch, was auf sie zukommt. Mich hat nichts davon überrascht - ich habe mich bei "Feuchtgebiete" nur gelangweilt und über "Fleckenteufel" ziemlich amüsiert.

  • @ Daniliesing


    Feuchtgebiete habe ich nach 1/4 abgebrochen. Von "Fleckebteufel" habe ich ausser dem Klappentext gelesen und wusste sonst gar nichts. Deswegen habe mich überraschen lassen.


    Ich fand das Buch zum Schluss nur noch ekelig und war froh, dass ich es nicht gekauft habe.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Okay, wenn du ohne Vorstellungen rangegangen bist, ist es natürlich was anderes. Wobei das Cover ja schon auf ein paar Ähnlichkeiten zu "Feuchtgebiete" schließen lässt. Zudem ist ein Vergleich des Ekelheitsgrades natürlich schwierig, wenn man nur eines der Bücher ganz gelesen hat ;-)

  • Von dem Autor habe ich bisher noch nie was gelesen. Ich wusste noch nicht mal, dass der Name ein Pseudonym ist.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Zitat

    Original von Tom:
    Dabei wird inflationär ein brachialer, überbemühter Wortwitz eingesetzt, der sich alsbald schleift.

    Sehe ich völlg anders!
    Aber gut, dass es unterschiedliche Geschmäcker gibt.
    Für mich war es ein echtes Lesevergnügen!!!

  • Zitat

    Original von fabulanta
    Von dem Autor habe ich bisher noch nie was gelesen. Ich wusste noch nicht mal, dass der Name ein Pseudonym ist.


    Nein, ich meinte das auf "Feuchtgebiete" bezogen. Wie willst du beurteilen, dass es weniger "ekelhaft" ist als "Fleckenteufel", wenn du nur 1/4 gelesen hast und du z.B. "Fleckenteufel" besonders zum Ende hin als "ekelhaft" empfunden hast. Vielleicht wäre es dir bei "Feuchtgebiete" noch viel schlimmer ergangen.

  • Es kann auch sein, dass ich mehr gelesen habe. Ich habe nicht erwartet, dass 161/2 jährige sich um ihren Stuhlgang/ "melken" (ist anscheind normal)machen.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Zitat

    Original von fabulanta
    Es kann auch sein, dass ich mehr gelesen habe. Ich habe nicht erwartet, dass 161/2 jährige sich um ihren Stuhlgang/ "melken" (ist anscheind normal)machen.


    Ich versteh' den Satz zwar nicht so ganz, aber es ist ja eben auch ein Buch. Wenn alles, was in Büchern steht, Realität wäre, wo kämen wir denn da hin?
    Da ist "Fleckenteufel" definitiv noch eines der realistischeren Bücher, wenn man mal bewusst drüber nachdenkt ;-)

  • Der 16 – jährige Thorsten Bruhn, „Held“ von Heinz Strunks Roman „Fleckenteufel“, verbringt seine Ferien bei der evangelischen Familienfreizeit in Scharbeutz, einen kleinen Ort an der Ostsee, in den Siebzigern.
    Thorstens größtes Problem ist während dieser Zeit seine nicht endend wollende Verstopfung, und diese Angelegenheit wird auch für den Leser ein Problem, denn Thorstens äußerst genauen Beschreibungen von gewissen Umständen können einen des Öfteren auf den Magen schlagen. Genau wie seine extreme Art nach einiger Zeit nur noch nervt, ist Heinz Strunks Angewohnheit jedes noch so kleine Geräusch in Worten auszudrücken sehr Nerven aufreibend. Sein Erzählstil ist dadurch mit der Zeit ziemlich anstrengend.
    Auch hatte ich des Öfteren den Eindruck, dass Thorsten Bruhn wohl bei einem Psychiater besser aufgehoben wäre, als in einem evangelischem Jugendcamp. So gibt der ich – Erzähler dem Leser verschiedene Einblicke in seine kranken Gedanken, beispielsweise durch die Beschreibung seines Lieblingsspiels „Vergewaltigung“ – ohne Worte.
    Trotz einiger witziger Stellen hat dieses äußerst übertriebene Buch nicht wirklich viel zu bieten, außer einen verzweifelten, gestörten Jugendlichen, der einfach nur „wachsen“ will, um endlich von den anderen wahrgenommen zu werden.


    2 von 5 Sternen!

  • Zitat

    Original von Daniliesing
    Meine Meinung
    Tatsächlich muss man beim Cover dieses Buches ja unweigerlich an Charlotte Roches "Feuchtgebiete" denken. Man rechnet nun wahrscheinlich mit einer männlichen Version, einem Abklatsch, noch schlimmer oder doch etwas ganz anderes?


    Ich habe wirklich gedacht, dass das Cover von Fleckenteufel unabsichtlich im Stil von Frau Roches Buch ist. Leider war dem (nicht nur) so. Auch der Inhalt gleicht erschreckend denen von Frau Roche, allerdings diesmal aus Sich des Männleins. Wenn man nur den Klappentext liest, klingt das alles noch harmlos. Erschreckend wird es erst wenn man im ersten Kapitel ist und dies bleibt den ganzen Rest des Buches so. Es war ziemlich unerfreulich zu lesen, welche Körperausdünstungen und -ausscheidungen ein junger Mann im Laufe des Tages in welcher Konsistenz von sich gibt. Nee, das mus nicht sein.


    Fazit: Solche Bücher braucht die Welt nicht, da ist es schade um jedes Bäumchen, um die Druckerschwärze und und um meine vertane Zeit.