Das Winterschloss
Marianne Hacker, Dezember 2007
Ullstein Verlag, ISBN: 354826798X
Seiten: 350
Die Kurzbeschreibung auf Ebay hat mir recht gut gefallen, da u. a. Wölfe erwähnt werden, und so ist das Buch auf meiner Wunschliste gelandet. Als ich dann das Glück hatte bei Vorablesen.de eine von den 15 Top-KritikerInnen zu werden, durfte ich mir ein Buchpaket (natürlich in einem gewissen Rahmen) vom Ullstein Verlag zusammenstellen, das ich dann bekomme würde. Ich habe mir dann u. a. "Das Winterschloss" ausgesucht und so hat es in mein Regal gefunden. Von den eher negativen Rezensionen bei Amazon habe ich mich nicht abschrecken lassen, da ich schon öfters feststellen musste, dass mir ein Buch doch gefallen hat obwohl es nur negative Bewertungen hat. Eine verlässliche Quelle in Sachen Buchauswahl sind hingegen die Büchereulen, denn mittlerweile weiß ich wer einen ähnlichen Geschmack hat wie und kann mich daran orientieren.
Inhalt:
Ihrem Freund Paul zuliebe verbringt die Journalistin Anne Jani die Tage um Silvester in einem Schloss in Engadin, um mit einigen alten Freunden von Paul den Jahreswechsel zu begehen. Anne, die keinen der Anwesenden kennt, fühlt sich Fehl am Platz und verspürt eine seltsame Unruhe. Was hat es auf sich mit den wilden Silvesterbräuchen des Tales, bei denen eine Frau zu Tode gekommen ist? Was steckt hinter den Wolfslegenden, die sich um das düstere Gebäude ranken? Da entdeckt Anne das Tagebuch einer jungen Frau, die vor fast 200 Jahren im Schloss zu Besuch war: Die Erlebnisse, die dort beschrieben sind, ähneln auf beängstigende Weiseden ihren. Als Anne feststellt, dass die Gefahr nicht nur in ihrer Phantasie existiert, ist es schon beinahe zu spät: Genau wie einst der Ehemann der jungen Frau ist Paul plötzlich verschwunden. Es scheint, dass es nur einen Menschen gibt, auf den Anne sich verlassen kann...
Über die Autorin:
Marianne Hacker, geboren 1958, arbeitete u.a. als Bibliotheksangestellte und freie Journalistin. 2003 erschien ihr Roman Die Nachtwandlerin. Heute lebt und arbeitet sie als Schriftstellerin im Allgäu.
Meine Meinung:
Im Nachhinein denke ich, dass die negativen Bewertungen, die das Buch teilweise bekommen hat, doch in einer gewissen Weise zutreffen.
Daher auch gleich mal zum Negativen: Mit der Sprache bzw. die Art und Weise wie das Buch geschrieben wurde konnte ich mich beim besten Willen nicht anfreuden. Die Sprache war einfach zu monoton, Hauptsatz an Hauptsatz, nur wenige Satzgefüge und ganz viele kurze Sätze. Ich tat mich dadurch sehr schwer in die Geschichte hineinzufinden, denn diese Schreibweise hat mich doch sehr gestört und abgelenkt. Die Autorin hat versucht Spannung aufzubauen, teilweise ist es ihr auch gelungen, denn ich manchen Situationen passen eben abgehackte Sätze gut, aber meistens konnte durch diese Monotonität keine Spannung erzeugt werden.
Auf den Inhalt will ich gar nicht näher eingehen, da ich das Buch nicht unbedingt empfehlen kann. Nur noch soviel: Das Buch ist voll von Tagebucheinträgen der Anne Kammerer, die die Vergangenheit zeigen. Diese Frau ist Wölfen bzw. wolfsähnlichen Hunden begegnet, die von einem seltsamen Mann begleitet wurden. Später stellt sich heraus, dass es Men Mattan war, der sie und ihren Mann nach einem Unglück rettet. Die Mattans sind bekannt dafür, dass sie "wolfsvernarrt" sind und ihnen wird teilweise auch nachgesagt, dass sie Werwölfe seien.
Die Familiengeschichte der Mattans, denen die Burg gehört auf der Anne und Paul mit ihren Freunden feiern, ist sehr interessant und davon wird auch berichtet. Anne sieht anscheinend Nesa, die vor 20 Jahren an Silvester umgekommen ist, ähnlich. Auch Paul und seine Freunde haben damals dort gefeiert. Was haben sie mit dem Unglück zu tun? Und plötzlich verschwindet Paul auch noch spurlos und lässt Anne allein auf der Burg zurück.
Am Ende geht die Geschichte dann sehr seltsam, zumindest für mich, aus. Es bleiben noch einige Fragen offen, aber man darf mit einem Happy End, wie auch immer man das interpretieren mag, rechnen. Jetzt ist es doch mehr zum Inhalt geworden, was soll's.
In diesem Buch hat sich gezeigt, dass stille Wasser wirklich tief gründen und dass Gerüchte, wenn sie gestreut wurden, sehr viel Macht haben können.
Positiv an dem Buch finde ich, die überraschenden Wendungen, die teilweise nicht vorhersehbar waren, aber diese waren auch nur spärlich gesät. Die düstere und sehr beklemmende Atmosphäre hat die Autorin oft beschrieben und für mich zumindest auch glaubhaft rübergebracht.
Einen Widerspruch habe ich im Buch gefunden: Auf der gesamten Burg ist Stromausfall und dennoch läuft die Spülmaschine und es kann Kaffee mit einer Kaffeemaschine gekocht werden. Woher kommt da bloß der Strom???
Die Protagonistin Anne war mir schon sympathisch, aber teilweise war sie auch sehr naiv und eine Person, die unüberlegt handelt, was mich etwas gestört hat. Ein Satz hat sie mir aber sehr sympathisch gemacht: "Da ich nicht schlafen konnte, wollte ich lesen. Zu meinem Reisegepäck gehörten stets etliche Bücher." Das kommt mir doch bekannt vor...
Die eigentlich Idee des Buches mit den Wölfen verfolgt die Autorin nicht bis zum Ende, was ich sehr schade finde. Der Klappentext suggeriert eigentlich eine andere Richtung der Geschichte, die die Autorin aber schnell fallen lässt.
Erster Satz: "In einer lange vergangenen Winternacht beugte sich der Mond über das große Haus."
Letzter Satz: "Ich glaube, dieses Mal werden wir einen traumhaften Urlaub haben...Bis bald! Und grüße Nick von mir!"
Fazit: Ich kann das Buch nicht wirklich empfehlen: Die Idee, die dahinter steckt, wäre interessant, doch die Autorin geht im Laufe des Buches ein ganze andere Richtung als der Klappentext eigentlich suggeriert.
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