Die Totengräberin - Sabine Thiesler

  • Den Lebensabend in der Toscana hatte sich Johannes sicher anders vorgestellt. Wenn man schon unterm Olivenbaum liegt, sollte man bequem auf einer Liege liegen, ein Glas Rotwein und ein gutes Buch dabei haben und nicht im Plastikmüllsack vor sich hinmodern. Richtig Ruhe findet er auch nicht: er wird noch Opfer eines ganz besonderen Papparazzi und öfter ausgebuddelt, als mancher tote Pharao. So hatte er sich das bestimmt nicht gedacht. :wow


    Spannend war das Buch trotz seiner offensichtlichen Mängel. Wie schon einige hier angemerkt haben, hat mich der scheinbar so leichte Narkotikadiebstahl in der Apotheke und die grenzenlose Naivität des Schwagers zumindest verblüfft. Wie der sich da reinsteigern konnte, dass er der einzige Verdächtige ist, war schon nervig. Auch der italienische Kommissar Neri hatte den Charme einer Rolle Valium. Unglaubwürdig fand ich, dass sich ihre italienischen Freunde, die ja ihren Johannes kennen, nicht mehr gemeldet haben, als sich im Ort herumgesprochen hatte, dass der Herr Tillmann wieder aufgetaucht ist. Dass der Mord an Carolina nicht weiter verfolgt wird, hat mich auch etwas gestört.
    Keiner der Charaktere war mir sympathisch, aber das müssen sie auch nicht, damit mir ein Buch gefällt.


    Den Wahnsinn der Protagonistin fand ich sehr gut beschrieben. Mir lief eine Gänsehaut den Rücken runter, als sich langsam herauskristallisierte, dass sie ihrem toten Sohn Briefe schreibt und sich ihre illusorische Welt rund um den Schwager zurechtzimmert.


    Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, wenn ich mir am Ende auch etwas mehr Gründlichkeit bei der Aufklärung gewünscht hätte.

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Na ja.... Leider gefallen mir die Bücher der Autorin von Buch zu Buch weniger gut. Die Geschichte der Magda ist schon etwas gar weit hergeholt. Der Wahnsinn der Frau etwas sehr plötzlich und ein paar Zufälle zuviel kamen in der Geschichte vor. Aber trotzdem liest sich das Buch sehr flüssig.


    Interessant finde ich, dass in dem Buch ein Buch- und Theaterkritiker vorkommt, der Autorinnen und Schauspielerinnen in der Luft zerreist.... genau so ergeht es der Autorin mit ihrem Buch, wenn man sich gewisse Rezis bei Amazon anschaut...

  • Ich fand das Buch im Großen und Ganzen gut. Es war nicht wirklich spannend und man wußte was passiert....aber durch die Person Lukas wollte ich immer weiter lesen. Es ist das erste Mal, dass ich mich wirklich über Personen 'aufgeregt' habe, weil sie so handeln wie sie handeln. Ich habe bei ihm einfach nicht verstanden, warum er das Spiel mitspielt und es unweigerlich so enden musste.


    Dass mit Magda was nicht stimmt wurder spätestens dann klar, als sie den Brief an ihren Sohn schreibt. Die ganze Geschichte mit Rom und dem verschwundenen Ehemann fand ich gar nicht schlecht und sogar ziemlich clever. Ihr Glück, dass da ein trotteliger Polizist saß, der Angst hat, seinen Job zu machen. Das sie zu Beginn auch Lukas und die Bekannten die geschichte glauben macht ist auch noch nachvollziehbar. Schräg wird es erst als sie in Rom sind und dann quasi als glückliches Paar zurück kommen.
    Dieser Theaterkritiker ist etwas fragwürdig und ich finde auch nur bedingt notwendig..zumindest seine Nebengeschichte war etwas weit ausgeholt. Carolinas Unfall bleibt leider ungeklärt und ich wundere mich, dass da keiner Fragen gestellt hat. Und vor allem das Lukas nicht misstrauisch wird.


    Das sich die Geschichte dann quasi wiederholt, in genau demselben Wortlaut, ist schon interessant. Aber irgendwie rundet es das auch ab. Schade fand ich den Schluss, da ging mir alles zu schnell. Da kommt die Psychotante und alles ist binnen Sekunden glasklar.


    Alles in allem war ich aber nicht enttäuscht, somit 7 Punkte.

  • Bis zur Hälfte des Buches hätte ich jederzeit abbrechen können. Es hat mich nicht im Geringsten interessiert, was mit Magda weiter passiert. Die mir außerdem unsympathisch war. Und sie sind alle gleich in den Büchern; reich, tolle alte Häuser, tolle Menüs - wobei ich das als Hotelfachfrau noch interessant finde. Aber viel zu ähnlich von Buch zu Buch. Kindersammler fand ich besser.
    Erst nach der Hälfte kam einigermaßen Spannung auf. Wobei ich den Zweck von Topo in der Geschichte nicht nachvollziehen kann. Jetzt fehlt mir noch ca. ein Drittel.

  • Das war nicht nur der 1. Roman, den ich von dieser Autorin gelesen habe, sondern auch mein 1. aus der Ak-Bücherei heruntergeladenes e-book.


    Ich fand es unglaublich spannend und hab's in kürzester Zeit ausgelesen.
    Sicher hatte es, wie meine Vorredner schon bemerkten, die eine oder andere Unzulänglichkeit, aber ich habe mich da eher nur kurz gewundert und fasziniert weitergelesen. Nach den Tonnen an Unsinn, den ich in meinem Leben schon gelesen habe, fand ich die Schwachstellen hier eher harmlos.
    So viele Morde und doch irgendwie ganz unspektakulär ins Geschehen eingeflochten, immer an Stellen, wo ich gar nicht damit gerechnet hätte.
    Meiner Meinung nach hat Sabine Thiesler sehr viel Fantasie, bleibt dabei aber dennoch ziemlich auf dem Boden der Realität, verfügt außerdem über einen sehr angenehmen Schreibstil und hat mir einige schöne unterhaltsame Stunden mit diesem Roman beschert.
    Außerdem hatte ich so Zeit, mich ganz gemütlich mit meinem e-book-reader anzufreunden, ohne allzu viel Hirnschmalz in die Lektüre investieren zu müssen. Ein rundum gelungener Einstieg, und jetzt werde ich gleich mal nachschauen, ob die Bücherei noch andere Romane von ihr zum Herunterladen hat.

  • Anfangs fand ich das Buch noch recht interessant und teilweise spannend zu lesen, jedoch ließ dieses Gefühl recht schnell nach. Mir war die Geschichte zu absehbar, zeigt zwischenzeitlich doch deutliche Längen und der Handlungsverlauf war für mich klar vorgezeichnet und bot somit keinerlei Überraschung mehr. Schade eigentlich, den vom Schreibstil her hat mir das Buch sehr gut gefallen - erzählen kann die Autorin! Nach "Nachtprinzessin", welches ich abgebrochen habe, war dies das zweite Buch. Allerdings weiß ich nicht, ob ich noch ein drittes von ihr lesen würde, den überzeugt hat mich "Die Totengräberin" nicht.

  • Frau Thiesler (Germanistin immerhin!) hat eine Art, mit Sprache umzugehen, die manchmal (wohl unfreiwillig) komisch ist:


    Katharina wohnt in einem riesigen Haus mit einer ebenso riesigen Dogge ...


    Die Stelle habe ich gerade meinem Mann vorgelesen, wir haben sehr gelacht bei der Vorstellung. Eine ähnliche Perle fand sich auch im "Kindersammler": "Die Bedienung brachte das Schinkenbrötchen, und Mareike sah fassungslos zu, mit welcher Schnelligkeit es Karsten verschlang." Guten Appetit!


    Ein klares "Daumen runter" auch für die Schilderung des Woll-Einkaufs. So kann sich das unmöglich abgespielt haben, hier hätte Frau Thiesler gut daran getan, eine Strickerin um Rat zu fragen!


    Mein persönliches Fazit: Ich mag Frau Thieslers Schilderung der Schauplätze. Das ist für mich der Hauptgrund, ihre Bücher zu lesen. Das dritte habe ich mir allerdings nicht mehr gekauft, sondern bei der Onleihe geliehen.


    Grüße von Zefira

  • Ich habe schon den Kindersammler gelesen, und der Roman war recht gut. Kein Meisterwerk, aber spannend und gut geschrieben.


    Die Totengräberin habe ich als TB-Mängelexemplar erstanden. Meist ist der einzige Mangel an diesen Büchern eben dieser Stempel auf dem Buchschnitt. Dieses Mal hat der Stempel seine Berechtigung.


    Es ist nicht alles schlecht an diesem Buch. Sabine Thiesler hat das Schreiben nicht verlernt. Sie hat eher noch dazugelernt, sie erzählt flüssig und spannend und wirkt sehr routiniert.
    Was an diesem Buch aber wirklich merkwürdig ist, das ist der Inhalt. Ich habe nun wirklich schon sehr viele Bücher gelesen, aber so eine wirre, unglaubwürdige und schlecht konstruierte Handlung trifft man höchstens bei Hobbyschriftstellern und deren ersten Versuchen, in die sie alles reinpacken wollen, was ihrer Meinung nach eine gute Geschichte ausmacht. Diesen Eindruck machte bei mir leider auch die Totengräberin.


    Im ersten Drittel wars ja noch recht okay: ein Mord aus Leidenschaft von einer traumatisierten, betrogenen Frau. Aber plötzlich, von einem Kapitel zum nächsten wird die Handlung abstruser und unlogischer. Die Charaktere handeln einfach nur schwachsinnig, allen voran ein völlig unfähiger Ermittler. Überhaupt sind die Personen der Handlung so lieblos und ungenau beschrieben, dass man sie sich weder vorstellen noch deren Gedanken und Aktivitäten nur im geringsten nachvollziehen oder gar akzeptieren kann.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde