Die Totengräberin
Sabine Thiesler
ISBN:978-3-453-43275-8
Wilhelm Heyne Verlag
Verlagsgruppe Random House GmbH
511 Seiten, 19,95 Euro
Die Autorin: Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und war Ensemblemitglied der Berliner "Stachelschweine". Außerdem schrieb sie erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a. "Das Haus am Watt", "Der Mörder und sein Kind" und mehrere Folgen für die Reihen "Tatort" und "Polizeiruf 110"). Bereits mit ihrem ersten Roman "Der Kindersammler" stand sie Monate lang auf der Bestsellerliste. Ebenso mit ihrem zweiten Buch „Hexenkind“.
Meine Meinung: Wenn einer den anderen betrügt, ist das Leben zu Ende. Das hat sie schon als Kind gelernt. Und deshalb steht ihr Entschluss fest: Sie kann ohne ihn nicht leben, aber sie kann vor allem mit ihm nicht mehr leben. Es ist ein warmer Sommermorgen in der Toskana. Heute soll er sterben. Sie hat alles vorbereitet, er wird nichts spüren. Jedenfalls nicht in den ersten Minuten...
Betrogene Ehefrauen haben, zumindest, wenn sie in einem Krimi die Hauptrolle spielen, eigentlich nur zwei Chancen, um Rache zu üben: Entweder, sie schicken die Frau, die es gewagt hat, den geliebten Ehemann zu verführen, in den Himmel, oder sie befördern den betrügerischen Gatten unter die Erde. Magda, die Protagonistin in diesem Buch, hat sich für letztere Möglichkeit entschieden, und ihren Mann Johannes in ein kühles Grab im Gemüsegarten ihres Anwesens in der Toskana befördert. Für eine kurze Zeit scheint ihre Welt in Ordnung, doch das Verschwinden von Johannes bleibt nicht lange unbemerkt und als ihr Schwager Lukas zu Besuch kommt, muss sie sich etwas einfallen lassen. Erst sehr spät erkennt Lukas, in welcher Gefahr er sich befindet…
Wie schon in ihrem Buch „Der Kindersammler“ zeichnet Sabine Thiesler die erschreckende Vorgeschichte eines Verbrechens akribisch und nachvollziehbar auf und zeigt dem Leser durch Rückblenden in die Vergangenheit der Mörderin die Gründe für deren Taten. Bei diesen Enthüllungen wird der Leser hin- und hergerissen zwischen Fassungslosigkeit, Faszination und Wut. Ganz langsam kristallisiert sich das Bild einer schweren Persönlichkeitsstörung heraus, die ihr Verhalten bestimmt und die sie für ihr Umfeld und den Leser zu einer unberechenbaren Größe macht. Stets fragt man sich, was ihre nächsten Schritte sein werden und fürchtet um die Menschen, die mit ihr Kontakt haben. Insofern ist der Autorin wieder ein interessantes Psychogramm gelungen, das von der ersten bis zur letzten Seite des Buches für eine düstere Grundstimmung und angenehm kribbelnde Spannung sorgt.
Es blieben nach dem Lesen einige Fragen offen und ein paar Ungereimtheiten in der Handlung tauchten auf, die sich nicht erklären ließen. An manchen Stellen wirkten die Personen zu sehr schwarz und weiß gezeichnet, das Handlungskonstrukt zu transparent. Trotz allem ein lesenswerter Thriller, der aber meiner Meinung nach nicht an die beiden Vorgänger heranreicht. Er bekommt 6 von 10 Punkten.