Die Stunde in der ich zu glauben begann - Wally Lamb

  • Kurzbeschreibung:
    Erst vor Kurzem sind Caelum und seine Frau Maureen nach Colorado gezogen. Doch was ein Neubeginn für ihre Ehe sein soll, findet durch den Amoklauf an der Columbine Highschool ein abruptes Ende. Mitten in dem blutigen Massaker: Maureen, die den Anschlag versteckt in einem Wandschrank überlebt. Traumatisiert flüchtet sie in eine eigene Welt - und zwingt so auch Caelum, sich seinen Ängsten zu stellen und jenes dunkle Rätsel seiner Herkunft zu lösen, vor dem seine Tante ihn zu schützen versuchte. Eine Tour de force durch die Abgründe der menschlichen Seele, mit der Wally Lamb sein erzählerisches Können und sein Gespür für die großen Themen des Lebens unter Beweis stellt.


    Über den Autor:
    Wally Lamb, geboren 1950, wurde durch seine beiden Romane Die Musik der Wale (1998) und Früh am Morgen beginnt die Nacht (1999), die in 15 Ländern erschienen, auch bei uns zum Bestsellerautor. Lange Zeit als Englischlehrer an einer Highschool an der Ostküste der USA tätig, gibt Lamb seit einigen Jahren in einem Frauengefängnis Kurse in Creative Writing und setzt sich auch politisch für eine Verbesserung der Bedingungen der Gefangenen ein. Wally Lamb hat drei erwachsene Söhne und lebt mit seiner Frau in Connecticut, USA.


    Meine Meinung:


    Erzählt wird die Geschichte von Caelum und Maureen, beide angestellt an der Columbine High Scholl, an der zwei Schüler ein furchtbares Massaker anrichten.


    Maureen überlebt, ist seitdem jedoch schwer traumatisiert.


    Caelum versucht verzweifelt Zugang zu ihr zu finden, hat aber nur wenig Erfolg, wobei er allerdings auch etliche Fehler macht (aus meiner Sicht als Frau). Zudem verhält er sich inkonsequent, verlangt von seiner Frau, sich Hilfe zu suchen und an sich zu arbeiten, verleugnet selbst aber vor anderen Maureens Probleme und kann sich seinen eigenen Abgründen nicht stellen.


    Nebenbei wird man tiefer in die Geschichte der Familie Quirk eingeführt, die, wie sich herausstellt, ziemlich verkorkst zu nennen ist und "etliche Leichen im Keller" hat.


    Langsam erschließt sich, was Caelum zu dem Menschen gemacht hat, der er ist. Und es müssen sich viele Katastrophen und Rückschläge ereignen, ehe er mit sich selbst ins Reine kommt.



    Als ich das Buch das erste Mal in die Hand genommen habe, war ich wegen des Titels etwas skeptisch, da ich religiöser Literatur nicht sonderlich zugetan bin. Ich wurde allerdings positiv überrascht, der Titel erklärt sich erst auf den letzten Seiten und die Geschichte selbst ist nicht auf Religiöses ausgerichtet.


    Vielmehr blickt man in die Abgründe menschlicher Seelen, sieht was Tiefschläge aus Menschen machen können, leidet mit den Hauptpersonen mit, auch wenn man ihnen manchmal einen Tritt versetzen möchte.


    Wally Lamb hat neun Jahre an diesem Roman gearbeitet und dabei die jeweils aktuellen Weltgeschehen in die Handlung eingearbeitet. Man sieht auch deutlich, dass die Geschichte nicht "hingeworfen", sondern durchdacht und liebevoll ausgearbeitet wurde.


    Seine Personen reden wirklich so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, was ich sehr erfrischend finde und wodurch ich mich noch besser in ihre Gedankenwelt einfinden konnte.


    Einzig die Familienchronik (zurückreichend bis mindestens zur Ururgroßmutter) hätte ich mir machmal etwas kürzer gewünscht, obwohl sie im Ganzen unabdingbar ist.


    Ein schönes, nachdenkliches und mitreißendes Buch.

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

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  • Ja, für 10 Punkte muss ein Buch absolut perfekt sein und ein paar Längen waren dann doch drin... obwohl es wirklich gut war...

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Das Buch fängt mit einem Vorwort über die demenzkranke, jetzt verstorbene Mutter an, was mir schon gut gefallen hat.


    Caelum und seine Frau Maureen wollen einen Neubeginn starten - ihre Ehe ist in eine Krise geraten. Aus diesem Grunde ziehen sie nach Colorado. Caelum erzählt aus seiner Vergangenheit, wie seine Frau fremdgegangen ist, wie er agressiv wurde und viel auch aus seiner Kindheit und von seinen Vorfahren.


    Maureen ist dabei, wie zwei Schüler auf der Columbine Schule Amok laufen - seitdem leidet sie unter flashbacks, Angstzuständen und Schmerzen. Sie kann nicht mehr arbeiten und muss zur Psychologin . Durch die Tabletten, die sie nimmt, wird sie tablettenabhängig. Caelum versucht ihr zu helfen, kommt aber nicht so richtig an sie ran. Er muss sich gestehen, dass der Amoklauf Maureens und sein Leben völlig umgekrempelt hat.


    Als es Maureen wieder ein wenig besser geht, fängt sie wieder an zu arbeiten - kommt dort aber leider mit Tabletten in Berührung. Als Maureen unter Medikamenteneinfluss einen jungen Mann überfährt, muss sie eine Haftstrafe absitzen. Caelum besucht sie, wenn auch unregelmässig. Ihr Verhältnis ist gestört.


    Man erfährt sehr viel über menschliche Abgründe, die Beweggründe, warum man so handelt und wie es das Leben beeinflusst. Die Familiengeschichte der Quirks wird in Rückblicken, Briefen und Zeitungsartikeln aufgerollt - manchmal ist es zu ausschweifend. Es sind einige Schicksalsschläge, die die Familie Quirk zu verarbeiten hat - man könnte auf den Gedanken kommen, ob es nicht gar zu viele Schicksalsschläge sind.
    Die Protagonisten haben Stärken und Schwächen, man kann mit ihnen mitfühlen.


    Die Gestaltung des Covers hat mich angesprochen, den Buchtitel hätte ich mir anders gewünscht.
    Das Buch ist stellenweise zu ausschweifend - aber insgesamt doch lesenswert.

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

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  • Aufgrund von Klappentext und Aufmachung und auch aufgrund des wirklich schrecklichen Titels hätte mich dieses Buch niemals gereizt.
    Die Leseprobe bei Vorablesen, fand ich dann durchaus spannend, gut geschrieben und sehr gefühlvoll, also habe ich mich auf die Lektüre richtig gefreut.
    Von der Dicke des Buches ein wenig überrascht, hab ich mich dann auch gleich ans Lesen begeben.
    Das Vorwort an die Mutter des Autors fand ich bewegend und gut.
    Auch die Aufmachung, gefiel mir auf den zweiten Blick dann doch. Der Umschlag und die gute Qualität des Buches machen durchaus was her und das Lesebändchen gefiel nicht nur meiner Mieze, die Stunden damit zu brachte, es zu zerupfen.


    Der Stil ist solide und Lamb schreibt gefühlvoll bewegend und schafft es seine Figuren dem Leser sehr nahe zu bringen. Mehr als einmal war ich so ergriffen, daß ich ein Tränchen im Auge hatte oder merkte, daß ich mich so in die Geschichte hineinversetzte, daß mein Herz schneller schlug oder meine Finger sich um das Buch krampften.
    Das allein ist schon lobenswert und ein absolutes Kunststück, warum das Buch dennoch von mir nur als mittelmäßig eingestuft werden kann, muß ein wenig näher erläutert werden.
    Meiner Meinung nach übernimmt sich Lamb an der Vielfältigkeit seiner Geschichte. Er versucht zu viele Nebenschauplätze zu eröffnen, zu viele brisante Themen an zu sprechen und ich als Leserin verlor dabei den Blick fürs Wesentliche.
    Columbine, Wirbelsturm Katrina, PTSD, Drogensucht, Gefängnisblues, Alkoholismus, Eheprobleme, Mißbrauch, Tötungsdelikte, Trauer, Tod, Finanzprobleme und eine sehr verzwickte Familiengeschichte.
    Das war mir einfach zu viel um in einem Roman verwurstet zu werden. Speziell die Teile in denen die Familiengeschichte näher beleuchtet wurden, habe ich mehr quer gelesen, weil sie mich einfach von der eigentlichen Geschichte zu weit wegführten und mich langweilten.
    Langeweile kam überhaupt häufig auf, das Buch hätte um gut die Hälfte gekürzt werden können, vieles wirkt einfach nur überflüssig und banal.


    Dazu kommt, daß ich es mit schwachen Protagonisten nicht so habe, Maureen hätte ich so gerne geschüttelt und geohrfeigt, ihr Verhalten war für mich oft einfach schrecklich affig und nervtötend, Mitleid kam da nur sehr selten auf, für mich stellte sie einfach eine neurotische Kuh da, die eigentlich erwachsen und beherrscht genug hätte sein müssen, um ihr Leben trotz ihrer schrecklichen Erlebnisse, nicht so gegen die Wand zu fahren.


    Dazu fehlten mir bei manchen erzählerischen Ideen einfach die Enden oder Fortsetzungen.
    Caelum gerät mit Velvet aneinander, weil sie sich ziemlich daneben benimmt und man rechnet als Leser damit, daß aus dieser Szene irgendwas entsteht und es verläuft doch nur im Sande.
    Oder Maureen hinterläßt eine Nachricht in dem Schrank, in dem sie während des Massaker gefangen war und auf diese Nachricht an Caelum wird nur noch ganz leicht am Rande eingegangen, dabei hätte ich gerade das spannend gefunden.
    Da wurde zu Gunsten uninteressanterer Passagen einfach gespart. Schade.


    Hätte Lamb keinen so guten Stil, ich hätte das Buch nach den ersten 300 Seiten in die Ecke geworfen und böse verrissen.
    So hielt ich durch, erreichte ein trauriges aber gewohnt amerikanischkitschiges Ende....
    Fazit: Ein wirklich sehr bewegender Stil und ein durchaus lesenswertes Buch, das einfach viele viele Seiten zu lang ist. Leider.

  • Ein amerikanischer ( Alb ) Traum


    9 Jahre hat Wally Lamb an seinem Roman geschrieben. 9 Jahre, in denen auf der Welt bzw. in Amerika viel passiert ist. Denn "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" ist mMn ein sehr "amerikanisches" Buch. Und meinem Eindruck nach auch ein sehr persönliches. Wally Lamb hat in der Geschichte von Caelum und Mo viele Erlebnisse und Erfahrungen von sich selbst mit eingearbeitet. So wirkt das Buch zumindest auf mich.


    Und das macht das Ganze zu einem sehr ehrlichen und beeindruckenden Leseerlebnis.


    Gut, es gibt ein paar Stellen im Buch, in denen er auch mMn zu weit ausholt, zu ausschweifend wird, so dass kurzzeitig ein paar Längen entstehen. Wirklich negativ hat sich dies aber auf mein Lesevergnügen nicht ausgewirkt.


    Zu tragisch ist das, was Mo und Caelum im Laufe dieser Jahre erleben. Und das ist es, was man nicht vergessen darf: Das Buch behandelt einen Zeitraum über Jahre, mit Rücklicken, die sogar Hunderte von Jahren zurückreichen. Bezogen auf diesen Zeitraum fand ich nicht unbedingt, dass zuviel an Schicksalschlägen mit eingearbeitet wurde.


    Man merkt dem Roman an, dass Wally Lamb Erfahrung mit Menschen hat, die im Leben nicht viel Positives erlebt haben. Im Gegenteil, die, aus welchen Gründen auch immer, seit Jahren im Gefängnis ( real oder unreal ) sitzen und mit ihrem Leben nicht mehr zurecht kommen. Dies wird schon in seinem Buch "Von der Seele geschrieben" sehr, sehr verdeutlicht. Wally Lamb besitzt die Gabe, Menschen wirklich und unvoreingenommen zu "sehen" und anzunehmen.


    Für mich ist "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" ein Roman, der an Tiefe nichts zu wünschen übrig lässt. Und Raum für Hoffnung lässt.


    Sehr schön auch die Auflistung der Dinge, "an die er glaubt" im Nachwort des Autors.


    P.S. Nett fand, dass ich immer wieder den Zwillingen aus "Früh am Morgen beginnt die Nacht" über den Weg gelaufen bin.

  • Die Stunde der Wahrheit – Wally Lamb


    Caelum und Mo verlassen die Farm um ihr Leben und vor allem ihre Ehe noch einmal neu zu beginnen. Gerade als sich alles normalisiert passiert das unfassbare Verbrechen. Von nun an ist der Zusammenhalt noch viel wichtiger denn je, aber jeder verarbeitet auf seine Weise. Auf der Suche nach innerer Ruhe kehrt Caelum bis zu seinen tiefsten Wurzeln zurück – und das ist wahrlich nicht einfach.
    Das Leben der beiden wird ständig wieder durcheinander gebracht, dabei wollen sie einfach zur Ruhe kommen.

    Das Cover ist ansprechend gestaltet, es würde mich verleiden das Buch in die Hand zu nehmen. Der Titel macht neugierig.
    Der Klappentext dagegen hätte mich abgehalten das Buch zu kaufen – was sich als Fehler herausgestellt hätte.
    Mit viel Verständnis, Gefühl und menschlicher Zuneigung bringt Lamb die Personen wieder zu innerem Frieden, auch wenn die Realität wiederholt hart zuschlägt.
    Ein Buch, das zum Nachdenken über Menschlichkeit anregt und den Leser in Erinnerung ruft das man sich öfter über Dinge freuen sollte, die als Alltäglich angesehen werden.


    :wave

  • Neun Jahre, die Wally Lamb an seinem neuen Buch "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" geschrieben habe. Eine lange Zeit, aber wenn man sich die Themenvielfalt in diesem Buch ansieht, dann ist es absolut verständlich, dass es gedauert hat. Neun Jahre, in denen viel passiert ist. Lamb hat in sein Buch das aktuelle Geschehen der letzten Jahre ebenso einfließen lassen wie viele andere geschichtliche Aspekte.


    In "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" geht es um das Leben von Caelum Quirk und seine Frau Maureen und deren Schicksalsschläge. Und das sind nicht wenige. Angefangen bei einer Trennung der beiden, anschließender Versöhnung, dem Massaker an der Columbine Highschool in Littleton, Drogen- und Alkoholsucht, einem Autounfall mit Todesfolge und noch einigem mehr.
    Zusätzlich zum eigentlichen Geschehen erfahren wir auch viel über das Leben von Caelum als Kind und Jugendlicher und besonders auch über seine Familie, den Quirks, von denen er der letzte Abkömmling ist.


    Wenn man dies liest, dann könnte man meinen, dass sich der Autor ein wenig zu viel vorgenommen hat mit dieser Geschichte.
    Zugegeben, zunächst fühlte ich mich auch ein wenig erschlagen vom Umfang des Buches, immerhin hat es über 700 Seiten, und den sehr umfangreichen Rückblenden in die Vergangenheit der Quirk-Familie. Allerdings war das gesamte Buch durchgehend sehr fesselnd und bewegend.
    Wally Lambs Art Geschichten zu erzählen ist einfach brillant. Er versteht es den Leser so in seinen Roman hinein zu ziehen, dass man automatisch mit leidet, auch wenn einem die Hauptprotagonisten nicht einmal sehr sympathisch sind.
    Und auch wenn die Masse an wirklich schrecklichen Ereignissen im Leben von Maureen und Caelum beinahe unwirklich scheinen, hat man jedoch nicht das Gefühl, als wäre der ganze Ablauf unwirklich. Im Gegenteil, nach Beendigung des Buches hatte ich eher den Eindruck das Leben eines Menschen miterlebt zu haben, der viele Schicksalsschläge überstanden hat.


    Die Art zwischendurch immer wieder die Perspektive zu ändern und aus der Sicht von diversen Personen zu schreiben, teils auch in Briefform oder Zeitungsberichten, lockerte das ganze Buch teils sehr auf und wirkte erfrischend.
    Durch den Bezug auf reale Geschehnisse, an die sich jeder Mensch noch erinnern kann (Columbine, Katrina etc.) wirkte das Buch auch noch einmal mehr fesselnd und die Geschichte realer.


    Für mich war "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" ein wirklich großartiges Buch, auch wenn ich den Titel nicht wirklich aussagekräftig genug finde und mir das Buch schon anhand des Titels wohl nie selbst gekauft hätte. Es erweckte in mir einfach den Eindruck, als würde es zu sehr in eine religiöse Sparte rutschen, die einfach jeder Mensch für sich selbst entdecken muss und in die man nicht "rutschen" kann. Aber so war es gar nicht. Natürlich kann der eine oder andere für sich sicherlich auch religiöse Aspekte rauslesen, aber es wird einen nicht aufgezwungen.
    Ich würde das Buch auf jeden Fall jedem weiter empfehlen, der sich gerne auf ausführliche Geschichten einlässt.

  • Umfangreiches Drama


    Zum Autor: Wally Lamb, Jahrgang 1950 hat bereits mehrere Bestseller veröffentlicht, darunter z. B. "Früh am Morgen beginnt die Nacht". Er lebt mit seinen drei Söhnen und seiner Frau in Amerika.


    Für das aktuelle Buch hat er sich neuen Jahre Zeit genommen.


    Zum Inhalt: Caelum versucht gerade seine Ehe mit Maureen zu retten, als Maureen mitten in eine Massaker an einer amerikanischen Highscholl gerät - und schwer traumatisiert überlebt. Durch den gleichzeitigen Tod von Caelums Tante ziehen die beiden in die geerbte Farm und arbeiten weiter an ihrer Ehe und der Verarbeitung ihres ganz persönlichen Schicksalsschlags- bis Maureen in ihrer Medikamentensucht einen jungen Mann überfährt. Sie muss ins Gefängnis, das früher von Caelums verwandschaft geleitet wurde und Caelum beginnt, seine Familiengeschichteaufzuarbeiten.



    Meine Meinung: Mir hat der Schreibstil, in dem das Buch "Die Stunde, in der ich zu glauben begann" sehr gut gefallen. Mir persönlich war aber der Inhalt zu "vollgestopft", phasenweise kam ich in der eigentlichen Jetzt-Zeit nicht mehr mit. Aus dem Buch hätten mehrere Geschichten werden sollen. Durch die vorherige Leseprobe hatte ich auf eine Darstellung der Verarbeitung des Traumas von Maureen (und Caelum) gehofft, so aber stand doch in weiten Teilendie Familiengeschichte der Quirks im Vordergrund.


    Fazit: Flüssiger Schreibstil bei zu viel Inhalt!


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Ich möchte meine Rezension zu diesem Buch auch gerne noch hinzufügen:


    Der Autor:


    Wally Lamb, Jahrgang 1950, lebt mit seiner Frau in Connecticut, USA. Bekannt geworden ist er durch seine Romane "Die Musik der Wale" aus dem Jahr 1998 und "Früh am Morgen beginn die Nacht", das ein Jahr später erschienen ist.



    Das Buch:


    Maureen und Caelum Quirk führen ein eher durchschnittliches Leben. Bislang aber haben sie es geschafft, ihre (Ehe-) Probleme immer wieder in den Griff zu bekommen, als plötzlich ein verheerendes Unglück über sie hereinbricht. Maureen gerät während des Massakers an der Columbine High-School in die Schusslinie der jugendlichen Täter. Damit verändert sich das Leben der Beiden abrupt und gerät auf dramatische Weise ins Trudeln.



    Meine Meinung:


    Nach einem sehr persönlichen, bewegenden Vorwort legt Wally Lamb ein sehr gefühlvolles Buch über Hoffnung, Liebe und Tod vor. Es gelingt ihm, den Leser von Anfang an die Geschichte hinein zu ziehen und mit dem, was er zu erzählen, hat zu fesseln.
    Mit sehr einfühlsamer, warmherziger Sprache erzählt er die Geschichte von Caelum und Maureen über viele Jahr hinweg. Der Leser begleitet beide auf einem langen Weg. Besonders Caelum benötigt viel Zeit und Raum, bis er seinen inneren Frieden wieder findet und seine Botschaft lautet, niemals aufzugeben. Er ist ein glaubwürdiger Protagonist, der von seinem Autor liebevoll und detailliert porträtiert wird. Caelum hat einige Fehler und Schwächen. Aber gerade dies macht ihn um so sympathischer und lässt den Leser mit ihm fühlen.
    Der Autor schildert die wahren, schrecklichen Geschehnisse an der Columbine High-School ohne die Sensationslust seiner Leser anzustacheln. Er legt es nicht darauf an, zu schockieren oder lässt es gar in einen Thriller abgleiten. Wally Lamb schafft es, diesen für alle Beteiligten grausamen Schicksalstag literarisch einfühlsam und mit all seinen bitteren Folgen für die Überlebenden und Angehörigen zu schildern.
    "Die Stunde, in der ich zu glauben bekann" ist kein Buch, dass man zur bloßen Unterhaltung und nur zum Zeitvertreib lesen kann und sollte. Dieser Roman nimmt den Leser gefangen und lässt ihn auch nach der letzten Seite noch lange nicht los. Es geht einem nach und beschäftigt die Gedanken über das Nachwort hinaus.
    Allerdings gibt es auch einen Kritikpunkt an diesem hervorragenden Roman. Wally Lamb hat in diesem knapp 750 Seiten langen Buch so viel Stoff verarbeitet, dass es auch prima für zwei Bücher gereicht hätte. So beschäftigen nicht nur das Massaker und das Ehepaar Quirk selbst den Leser, sondern auch die Geschehnisse im September 2001, der Hurrikan Katrina, ein Familiengeheimis der Familie Quirk sowie das Schicksal einer verwahrlosten Jugendlichen. Das alles ist für ein Buch fast zu viel.
    Ich habe ein in meinen Augen atmosphärisch dichtes und wunderbares Buch gelesen, das ich so schnell nicht vergessen werde und dessen Lektüre ich uneingeschränkt empfehlen kann.

  • Ein bisschen erschlagen bin ich ja noch von der Lektüre, es kam mir immer vor, als ob ich drei Bücher gleichzeitig lesen würde. Den Klappentext und den Titel finde ich völlig daneben, er zeigt eine ganz andere Richtung an, als das Buch eigentlich nimmt, da hat der Verlag und auch der Autor sich keinen Gefallen mit getan.


    In dem Buch geht es hauptsächlich um Caelum, für mich eindeutig ein Opfer eines Opfers. Nach der Traumatisierung seiner Frau Maureen bei dem Massaker in der Columbine High gerät sein Leben völlig aus den Fugen, nichts ist mehr so, wie es vorher war und auch Maureen verändert sich völlig. Aus der patenten Krankenschwester wird eine verhuschte, tablettenabhängige und verängstigte Frau, die mit dem Leben nicht mehr klarkommt. Caelum versucht sein Bestes, aber Maureen will sich einfach nicht helfen lassen - und so passiert ein Schicksalsschlag nach dem anderen, der dann in der Inhaftierung Maureens endet. Caelum kann einfach nichts dagegen machen, es saß einmal in einem Flugzeug neben einem Chaostheoretiker, der das Leben mit Dominosteinen verglich, und genauso sieht Caelum einen Dominostein nach dem anderen fallen.


    Gleichzeitig erzählt Wally Lamb aber auch die Geschichte von Caelums Großmutter, die über den amerikanischen Bürgerkrieg bis zu einem Abendessen bei Mark Twain und leztendlich zur Gründung des ersten Frauengefängnisses führt. Lizzy Popper war ihr ganzes Leben lang in Sachen der Gleichbehandlung von Frauen politisch aktiv und unterwegs.


    Nebenher werden auch noch die Geschichten von einigen anderen Leuten erzählt, von einem Ehepaar, das Opfer des Wirbelsturms Katrina wurde und einen besonderen Platz in Caelums Leben einnimmt. Von Velvet, die auch das Massaker der Columbine überlebte und sich beharrlich in sein Leben drängt. Von Caelums Mutter, seinem Vater und seinen Freunden - ihnen allen ist ausführlich Platz in diesem Buch gewidmet.


    Epische Breite kam mir beim Lesen immer wieder in den Sinn - in epischer Breite erzählt Wally Lamb die Geschichte, er wiederholt sehr viel und verliert sich in epischer Breite auch in die kleinsten Nebensächlichkeiten. Manchmal hatte man das Gefühl, er wusste in der Mitte schon nicht mehr, was er am Anfang geschrieben hatte, das Ende zieht sich unwahrscheinlich lange hin.


    Wäre weniger wirklich mehr gewesen? Eigentlich nicht, wobei man sich ein paar Wiederholungen durchaus hätte sparen können und nicht jede kleinste Kleinigkeit erzählen musste. Man liest eine Familiensaga, der Teil mit der Großmutter ist die Historie und sehr informativ und unterhaltend, hier haben mir die Figuren auch em ehesten gefallen. Caelum konnte ich nie richtig einordnen, mal war er mir sympathisch, dann wieder nicht. Maureen konnte ich von Anfang an nicht leiden - sie hat es auch das ganze Buch hinweg nicht geschafft.


    Es gibt so viel zu entdecken und zu lesen in dem Buch, Tablettensucht, posttraumatische Störungen, Highschoolprobleme, Katrina, 9/11, der Krieg im Irak und der Bürgerkrieg, Mark Twain, und noch vieles mehr, man kann gar nicht alles aufzählen. Es geht hier in keinster Weise um den Glauben oder Bekehrung, er spielt zwar immer mal wieder ein Rolle hat aber mit der Geschichte nichts zu tun. Eigentlich ist das ganze eine Gesellschaftskritik, die anhand von Ereignissen stellvertretend an einzelnen Personen deren Schicksale und ihre Konsequenzen erzählt. Das Opfer eines Opfers ist die zentrale Aussage des Buches - und das ist Caelum ganz eindeutig, stellvertretend für alle anderen, die durch Schicksalschläge an Angehörigen gehörig aus der Bahn geworfen wurden.

  • Hier meine Meinung:



    Wer sucht was er wünscht, findet das, was er braucht


    Inhalt:


    Caelum & Maureen sind seit Jahren - mal mehr und mal weniger glücklich - verheiratet und arbeiten beide an der Columbine Highschool. Caelum ist dort Lehrer, während Maureen eine Teilzeitstelle als Krankenschwester hat.
    An einem Tag im April ändert sich ihr Leben für immer, zwei Schüler zünden Bomben an der Schule und erschießen mehrere Schüler und einen Lehrer. Maureen hält sich die ganze Zeit über in der Schule auf, versteckt in einem Schrank, Caelum ist aus familiären Gründen unterwegs. Maureen überlebt, doch sie ist nicht mehr dieselbe. Sie hat Angst, ist wütend, macht sich Vorwürfe, ist völlig traumatisiert und wird süchtig. Das Ehepaar beschließt umzuziehen, denn gerade hat Caelum die Farm seiner Tante Lolly in Connecticut geerbt. Tatsächlich geht es Maureen nach weiteren Rückschlägen irgendwann besser und sie beginnt wieder als Krankenschwester zu arbeiten. Doch die Panik lässt sie nicht los, bei jedem Vorfall wird Maureen zittrig und beginnt schließlich sich Beruhigungsmittel zu spritzen. Eines Abends fährt sie unter Medikamenteneinfluss einen jungen Mann tot und wird zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt.
    Caelum bleibt alleine zurück und bald tauchen Unterlagen seiner Vorfahren auf, er begibt sich auf deren Fährte und entdeckt beeindruckendes und erschreckendes zugleich.
    Wird es Caelum gelingen sein Leben wieder lebenswert zu leben?


    Meine Meinung:


    Die Covergestaltung des Romanes ist auf den ersten Blick wenig aussagekräftig, doch nach dem Lesen passt sie bestens zum Inhalt. Wie der Mann auf dem Cover dreht Caelum seiner Vergangenheit den Rücken zu und wirkt desinteressiert und gleichgültig. Doch je mehr er über seine Familie erfährt, desto interessierter und faszinierter wird er.


    Wer denkt, dass es nur um den Amoklauf an der Columbine High geht, liegt völlig falsch. Auch die Religion hat immer nur wieder kurze Auftritte und bestimmt das Buch keineswegs.
    Das Buch enthält die Geschichte eines starken Mannes, der durch Freundschaft, Liebe, Religion - aber auch Angst, Unverständnis und Hass, etwas findet, an das er glauben kann.


    Das Geschehen wird aus Sicht von Caelum in der Ich-Form geschildert.
    Die Sprache ist ehrlich, offen, modern und vorantreibend, aber situationsbedingt auch mal derb, mitfühlend und emotional.
    Sie zieht den Leser ins Geschehen und wirkt sehr natürlich und angepasst.


    Die Protagonisten sind sympathisch und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Ihre Vergangenheit ist eng mit ihren jetzigen Handlungsweisen verknüpft. Ihr Gefühlsleben ist glaubhaft und nachvollziehbar, ihr Handeln so durchaus verständlich.


    Die Handlung allerdings ist leicht überladen, irgendwie wirkt es doch etwas zweifelhaft, das ein und dieselbe Person so viele negative Erlebnisse haben kann.
    Allerdings enthält der Roman auch 750 Seiten in denen natürlich etwas passieren muss, um den Roman nicht langweilig oder langatmig werden zu lassen. Viele Rückblenden, Zeitungsartikel, Tagebuchauszüge & Briefe aus dem 19. Jahrhundert... sorgen immer wieder für den nötigen Schwung und für Abwechslung im Verlauf der Geschichte.
    Teils ist es zwar etwas schwer die Zusammenhänge zu erkennen, aber kurz darauf wird auch alles wieder aufgeklärt und am Ende hat man ein fertiges Puzzle, in dem jedes Teil bestens passt.
    Der Roman umfasst einen Zeitraum von mehreren Jahren, so dass die Entwicklung der Protagonisten genau verfolgt werden kann.


    Fazit:


    Ein überzeugender Roman, der sicherlich auch ohne den ein oder anderen Schicksalsschlag ausgekommen wäre.
    Ein Buch, dem es weder an Spannung, noch an Gefühl fehlt und das Mut macht und zeigt, dass jeder Rückschlag nur noch mehr Kraft gibt, um das zu suchen (und zu finden), was man wirklich braucht.

  • Dann setze ich meine mal dazu ;)


    Die Stunde in der ich zu glauben begann - Wally Lamb


    Zum Inhalt:


    Maureen und Caelum Quirk sind ein durchschnittliches Ehepaar, das durch alle Höhen und Tiefen ihrer Ehe ging.


    Als Caelums Tante Lolly für ihn überraschend einen Schlaganfall erlitt, reiste er zu ihr, um in ihrer Nähe zu sein. Die Tante jedoch starb und er musste die letzten Dinge regeln, als er über die Medien vom Schulmassaker an der Colombine Highscool erfuhr. An dieser Highscool sind er und seine Frau beschäftigt und nachdem er allein zu seiner Tante fuhr, war ihm klar, dass Maureen unter den Opfern sein könnte.


    Er reist so schnell wie möglich zurück und befindet sich dort sofort im Chaos der polizeilichen Ermittlungen wieder. Zum Glück überlebte seine Frau... allerdings ändert sich nun sein Leben dramatisch.


    Maureen erlitt ein posttraumatisches Stresssyndrom und muss sich psychologisch behandeln lassen. Erst sieht es so aus, als würde sie nie aus diesem Teufelskreis herauskommen, aber es zeichnen sich kleinste Schritte eines Erfolges ab... Jedoch auch gewaltige Rückschritte.


    Sie verkaufen ihr Haus und ziehen in das Haus der Tante, das Cae geerbt hatte. Maureen findet bald wieder eine Arbeit und begeht einen schwerwiegenden Fehler, der sie ins Gefängnis brachte...


    Zum Buch:


    An diesem Buch ist schön, dass man nicht mit einem Knall ins Geschehen geworfen wird, sondern die Chance geboten bekommt, die Hauptakteure erstmal kennen zu lernen.


    Die Geschichte steigert sich langsam bis zu dem Attentat. Man fiebert und leidet mit Maureen und Caelum.


    Bis zum Umzug auf die Farm der verstorbenen Tante ist das Buch sehr flüssig und nachvollziehbar geschrieben. Bis zur Verurteilung von Maureen ist man vom Geschehen so gefesselt, dass es einem schwer fällt, das Buch zur Seite zu legen.


    Als Cae jedoch ein Pärchen als Untermieter in die Farm aufnimmt und beim Aufräumen alte Briefe und Unterlagen gefunden wurden und die Untermieterin beginnt, die Geschichte der Familie Quirk zu recherchieren, verläuft sich die Geschichte in ein nicht unbedingt leicht verständliches Geplänkel, das sich in dem Buch störend auswirkt und ohne das es auch gegangen wäre.


    Ich hatte den Eindruck, dass hier mit Gewalt die Seiten gefüllt werden sollten, ohne auf die eigentliche Geschichte tiefer einzugehen.


    Zum Autor:


    Wally Lamb hat eine flüssige, leichte Schreibweise, verliert sich aber leider immer wieder in Abschweifungen, die nicht leicht nachzuvollziehen sind. Er hätte sich bei diesem Buch ca. 150 Seiten sparen zu können. Dadurch wäre die Handlung besser strukturiert gewesen.


    Mein persönlicher Eindruck:


    Die ersten beiden Drittel des Buches bereiteten mit eine Vielfalt an Gefühlen, allerdings kühlten diese ab dem Fund der Unterlagen durch die Untermieterin drastisch ab und ich hatte Mühe, mich durch das letzte Drittel zu lesen. Diese Abschweifungen in die Geschichte der Quirks wären nicht nötig gewesen, da diese zu sehr von der eigentlichen Handlung ablenken.


    Ein lesbares Buch, aber sicher keines, das ich unter meine Favoriten zählen würde.

  • Ich habe bereits „Früh am Morgen beginnt die Nacht“ von Wally Lamb gelesen. Deswegen habe ich geahnt, was für ein Werk mich erwartet, als ich das Buch bei vorablesen.de gewonnen habe. Enttäuscht wurde ich nicht.


    "Neun Komma acht auf der Richterskala unserer Herzen und unserer Seele" sagt der Reverend Clukey (S.224) über die Tragödie an der Columbine Highschool. Solch starkes Beben wird beim Lesen dieses Buches auch in unseren Herzen ausgelöst.


    Am Anfang seiner Geschichte erzählt Caelum über seine Eheprobleme. Es ist bereis seine dritte Ehe und auch sie ist am Scheitern. Aber er und seine Frau Maureen wollen es nochmal versuchen. Deswegen ziehen sie von Three Rivers in Connecticut nach Littleton, Colorado um. Dort finden sie beide Arbeit an der Columbine Highschool und es scheint, dass sie zueinander finden werden. "Doch das stimmte nicht. Wir lebten ahnungslos am Rand des Chaos" sagt Caelum (S.592). Am 20.April 1999 geschieht das Unfassbare: ein Blutbad an der Columbine Highschool von zwei Mitschülern verrichtet. Versteckt in einem Schrank wird Maureen zur direkten Zeugin vom Massaker und in dieser Stunde lernt sie das Beten wieder. Die Schreckensnachricht erreicht Caelum in Three Rivers, wo er sich um die plötzlich erkrante Tante Lolly kümmern sollte. Er fliegt nach Littleton zurück und sucht am Ort des Geschehens verzweifelt nach Maureen, erlebt das ganze Ausmaß der Tragödie mit. Obwohl mit dem Leben davon gekommen, werden sie zu Opfern des Anschlages; Maureen wird trotz Medikamente und diversen Therapien depressiv und bleibt, geplagt von immer wieder kehrenden Flaschbacks, traumatisiert. Caelum versucht mit allen Kräften ihr zu helfen und braucht schließlich selber psychologische Unterstützung. Er erzählt: "an jenem Tag war Maureen der Exekution entgangen, indem sie eine Schranktür geöffnet hatte und in ein Labyrinth eingetreten war...." "Und weil ich nicht in der Lage war, sie dort rauszuholen - denn auch ich hatte mitterweile in diesem Labyrint verirrt- blieb mir nichts anderes übrig als das Zentrum des Irrgartens zu finden..." (S.325).


    Um den quälenden Erinnnerungen zu entfliehen, ziehen sie in das von der Tante Lolly geerbte Haus in Three Rivers um und versuchen ihr Leben in Griff zu bekommen. Bis Maureeen unter dem Medikamenteneinfluss einen tödlichen Unfall verursacht und ins Gefängnis muss. Es ist das Gefängnis, das Caelums Großmutter Lydia vor knapp hundert Jahren gegründet hat. Caelum entdeckt im Haus die alten Briefe von der Großmutter Lydia und wird mit der Geschichte seiner Familie konfrontiert. Heftig unterstützt ihn dabei seine Mieterin Janis, sie findet auch weitere Dokumente und Caelumm erfährt nach und nach die ganze Wahrheit über seine Herkunft.


    Man muss dieses Buch unbedingt lesen! Es löst in uns viele Gefühle aus: Spannung, Neugier, Trauer, Unruhe, Wut und Ohnmacht. Wir leiden zusammen mit den Opfern und weinen mit den Eltern um die umgebrachten Kinder. Wally Lamb erfasst das Geschehene in einfache Wörter, versucht sowohl die Opfer als auch die Attentäter zu verstehen. Wie er im Nachwort erklärt, viele von diesen Personen nennt er mit ihren Namen , damit wir ihre Tapferkeit und Leiden ehren können.


    Es wird aber nicht nur von dem Amoklauf in der Highschool erzählt. In diesem Zusammenhang werden auch der 11.09., der Krieg im Irak, der Hurrikan Katrina, Menschenrechte, Sklaverei und der Bürgerkrieg erwähnt-. Überall gab es Toten und Überlebenden, Attentäter und Opfer, Chaos, Irrgärten, Minotauromachie.


    Die Geschichte der Familie Quirks lässt uns den Einblick in das 19.Jahrhundert gewähren. W.Lamb erzählt sehr spannend über die damalige Gesellschaft, die Verhälnisse in Gegängnissen, Gründung des ersten Frauengefängnisses und über des Schriftsteller Mark Twain und seine Familie. Sehr erwähnenswert ist die Person des Studenten Ozzie, der den Amokläufer Kareem lächerlich gemacht hat. Caelum erzählt, dass Ozzie "zu einem zwar traurigeren, aber auch klügeren Erwachsenen gereift zu sein" schien.(S.693)


    Und ich bin der Meinung,dass uns diese Lektüre ebenso reifer macht, uns wachrüttelt, damit wir nicht mehr passiv und ahnungslos am Rand des Chaos leben. Das Buch berührt unseren Herzen und Seele und gibt uns die Hoffnung, "dass die Liebe stärker ist als Hass". (S.745)