Kurzbeschreibung:
Erst vor Kurzem sind Caelum und seine Frau Maureen nach Colorado gezogen. Doch was ein Neubeginn für ihre Ehe sein soll, findet durch den Amoklauf an der Columbine Highschool ein abruptes Ende. Mitten in dem blutigen Massaker: Maureen, die den Anschlag versteckt in einem Wandschrank überlebt. Traumatisiert flüchtet sie in eine eigene Welt - und zwingt so auch Caelum, sich seinen Ängsten zu stellen und jenes dunkle Rätsel seiner Herkunft zu lösen, vor dem seine Tante ihn zu schützen versuchte. Eine Tour de force durch die Abgründe der menschlichen Seele, mit der Wally Lamb sein erzählerisches Können und sein Gespür für die großen Themen des Lebens unter Beweis stellt.
Über den Autor:
Wally Lamb, geboren 1950, wurde durch seine beiden Romane Die Musik der Wale (1998) und Früh am Morgen beginnt die Nacht (1999), die in 15 Ländern erschienen, auch bei uns zum Bestsellerautor. Lange Zeit als Englischlehrer an einer Highschool an der Ostküste der USA tätig, gibt Lamb seit einigen Jahren in einem Frauengefängnis Kurse in Creative Writing und setzt sich auch politisch für eine Verbesserung der Bedingungen der Gefangenen ein. Wally Lamb hat drei erwachsene Söhne und lebt mit seiner Frau in Connecticut, USA.
Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte von Caelum und Maureen, beide angestellt an der Columbine High Scholl, an der zwei Schüler ein furchtbares Massaker anrichten.
Maureen überlebt, ist seitdem jedoch schwer traumatisiert.
Caelum versucht verzweifelt Zugang zu ihr zu finden, hat aber nur wenig Erfolg, wobei er allerdings auch etliche Fehler macht (aus meiner Sicht als Frau). Zudem verhält er sich inkonsequent, verlangt von seiner Frau, sich Hilfe zu suchen und an sich zu arbeiten, verleugnet selbst aber vor anderen Maureens Probleme und kann sich seinen eigenen Abgründen nicht stellen.
Nebenbei wird man tiefer in die Geschichte der Familie Quirk eingeführt, die, wie sich herausstellt, ziemlich verkorkst zu nennen ist und "etliche Leichen im Keller" hat.
Langsam erschließt sich, was Caelum zu dem Menschen gemacht hat, der er ist. Und es müssen sich viele Katastrophen und Rückschläge ereignen, ehe er mit sich selbst ins Reine kommt.
Als ich das Buch das erste Mal in die Hand genommen habe, war ich wegen des Titels etwas skeptisch, da ich religiöser Literatur nicht sonderlich zugetan bin. Ich wurde allerdings positiv überrascht, der Titel erklärt sich erst auf den letzten Seiten und die Geschichte selbst ist nicht auf Religiöses ausgerichtet.
Vielmehr blickt man in die Abgründe menschlicher Seelen, sieht was Tiefschläge aus Menschen machen können, leidet mit den Hauptpersonen mit, auch wenn man ihnen manchmal einen Tritt versetzen möchte.
Wally Lamb hat neun Jahre an diesem Roman gearbeitet und dabei die jeweils aktuellen Weltgeschehen in die Handlung eingearbeitet. Man sieht auch deutlich, dass die Geschichte nicht "hingeworfen", sondern durchdacht und liebevoll ausgearbeitet wurde.
Seine Personen reden wirklich so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, was ich sehr erfrischend finde und wodurch ich mich noch besser in ihre Gedankenwelt einfinden konnte.
Einzig die Familienchronik (zurückreichend bis mindestens zur Ururgroßmutter) hätte ich mir machmal etwas kürzer gewünscht, obwohl sie im Ganzen unabdingbar ist.
Ein schönes, nachdenkliches und mitreißendes Buch.