Daniel Glattauer - Alle sieben Wellen

  • Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich habe das Glück gehabt, ein Vorab-Exemplar des Buches zu erhalten. Offizieller Veröffentlichungstermin ist der 04.02.2009. Über den Verlag habe ich das okay bekommen, schon jetzt eine Rezension zu veröffentlichen.



    Inhalt:


    Erstens: Sie kennen Emmi Rothner und Leo Leike? Dann haben Sie also "Gut gegen Nordwind" gelesen, jene ungewöhnliche Liebesgeschichte, in der sich zwei Menschen, die einander nie gesehen haben, per E-Mail rettungslos verlieben. Zweitens: Für Sie ist die Geschichte von Emmi und Leo und ihrer unerfüllten Liebe abgeschlossen. Mag sein. Aber nicht für Emmi und Leo! Drittens: Sie sind der Ansicht, dass die Liebenden zumindest eine einzige wirkliche Begegnung verdient hätten und der Roman eine zweite Chance auf ein anderes Ende? Bitte, hier haben Sie's! Viertens: Sie haben keine Ahnung, wovon hier die Rede ist? Kein Problem. In diesem Buch erfahren Sie alles: von Leos Rückkehr aus Boston, von Emmis Eheproblemen und von der siebenten Welle, die immer für Überraschungen gut ist.


    Meine Meinung:


    Endlich geht es weiter!


    Nachdem der erste Teil dieser wunderschönen E-Mail-Geschichte („Gut gegen Nordwind“) mich am Ende zwar super begeistert, aber auch sehr traurig zurückgelassen hat, weil ich mir einfach so doll gewünscht habe, dass die Geschichte zwischen Leo und Emmi weitergeht, freue ich mich wahnsinnig, dass wir den Kontakt der beiden nun endlich weiter verfolgen können.


    Nachdem Leo damals nach Boston ging und seine E-Mail-Adresse reaktiviert hatte und Emmi somit keine Möglichkeit mehr hatte, ihn zu kontaktieren, versucht sie es drei Wochen erneut. Aber auch jetzt bekommt sie nur automatische Respondermails vom Systemmanager, der ihr verkündet, dass die Adresse nicht mehr existiert. Dennoch lässt Emmi, die bekanntlich sehr beharrlich sein kann, sich davon nicht erschüttern und schreibt lustig weiter.


    Bis zu dem Tag, an dem die Systemmails auf einmal nicht mehr kommen und Leo plötzlich zurückschreibt. Mittlerweile ist er wieder aus Boston zurückgekehrt und in Emmi keimt natürlich sofort der Wunsch auf, diesen E-Mail-Kontakt weiterzuführen, beziehungsweise ihn soweit auszuweiten, dass die beiden sich endlich einmal persönlich gegenüberstehen.


    Doch in Leos Leben hat sich einiges verändert, denn er hat in Boston jemanden kennen gelernt. Eine Frau, die in seinem Leben von nun an eine wichtige Rolle spielen wird. Wird diese Frau einem Treffen zwischen Leo und Emmi im Wege stehen oder werden die beiden es diesmal tatsächlich schaffen, sich zu sehen? Natürlich werde ich dies hier nicht verraten, denn ich möchte Euch nicht das nehmen, was ich selber gerade 2,5 Stunden lang erlebt habe.


    Das Buch von Daniel Glattauer hat genauso wie beim ersten Teil die Faszination in mir geweckt, das Gefühl zu haben, heimlich in fremde Mailboxen zu schauen und dennoch hatte ich auch immer das Gefühl, als wäre es meine eigene Mailbox. Leo ist so nah und ich glaube, dass es nur wenige Frauen geben wird, die sich nicht in ihn verlieben. Aber auch die männlichen Leser werden von der plauderhaften und doch auch tiefsinnigen Schreibkunst von Emmi angetan sein.


    Auch in diesem Roman zeigt Daniel Glattauer, dass E-Mails nicht kitschig sein müssen, nur weil man über seine eigenen Gefühle schreibt. Sehr gut durchdacht fasziniert der Austausch der E-Mails den Leser von der ersten Seite an. Man erlebt Höhen und Tiefen, als sei mal live dabei. Schon sehr schnell verschwimmt die eigentliche Realität, nämlich die, dass man ja lediglich ein Buch in Händen hält. Sehr schnell wird die Fiktion wach, dass man selber Empfänger dieser E-Mails ist.


    Ich bin sicherlich eine Schnell-Leserin, aber bei diesem Buch war mir selbst mein eigener Lesefluss zu langsam. Die Seiten flogen nur so vorüber. Ich habe oft geschmunzelt, aber ich musste auch genauso oft mit den Augen blinzeln, weil kleine Tränen die Sicht auf die Buchstaben verwehrten. Manchmal erwischte ich mich dabei, ein Ziehen im Bauch zu spüren, wenn Leo eine Mail schrieb, die sich wohl eher von seiner Vernunft her leiten ließ, als von seinem Gefühl. Fast hatte ich Angst, dass etwas Schlimmes in seinen Mails stehen würde und er mich damit verletzen würde. Mich! Obwohl diese Mails ja an Emmi gerichtet sind.


    Ich beneide jeden Leser, der bisher den ersten Teil dieser wunderschönen Liebesgeschichte noch nicht kennt. Denn er wird zu „Gut gegen Nordwind“ greifen und hat direkt im Anschluss daran die Möglichkeit, zu lesen, wie es mit den beiden weitergeht. Ich selber musste fast ein Jahr auf diese wunderbare Fortsetzung warten.


    Sätze wie von Leo wie „DU BIST MIR NIEMALS LÄSTIG. Das weißt du. Ich müsste mir sonst selbst lästig sein, denn du bist ein Teil von mir. Ich trage dich immer mit mir herum, quer durch alle Kontinente und Gefühlslandschaften, als Wunschvorstellung, als Illusion des Vollkommenen, als höchsten Liebesbegriff. So warst du mit mir fast zehn Monate in Boston, so bist du mit mir wieder heimgekehrt.” oder „Ich habe soviel von Dir in mir. Ich habe das immer als Bereicherung empfunden. Jeder Emmi-Sinneseindruck ist eine Gutschrift.“ wünscht sich wohl jede Frau und so lässt auch dieser zweite Roman mich mit dem Gedanken und vielleicht auch dem Wunsch zurück, eines Tages vielleicht auch so einen „Leo“ kennen zu lernen.


    Ich kann Emmi voll und ganz verstehen und finde es bewundernswert, dass ein männlicher Autor die Gabe in sich trägt, sich so dermaßen in die Gefühlswelten und in die Psyche einer Frau hineinzuversetzen, dass man als Leserin das Gefühl hat, die E-Mails selber geschrieben zu haben.


    Daniel Glattauer hat mich mit jeder einzelnen seiner sieben Wellen getroffen und vor allem die siebte hat mich dermaßen überflutet, dass sie mich nun nachdenklich zurücklässt. Wer das Buch gelesen hat, wird am Ende natürlich auch den Titel verstehen.


    Und Emmi und Leo, das hier ist für Euch… wo immer Ihr auch seid: Ich werde mit Sicherheit noch lange an Euch denken!


    DANKE für dieses tolle Buch! Und schade, dass auch dieses Buch eine letzte Seite hat.

  • Ich leide fürchterlich. :cry
    Es gibt tatsächlich Leute, die schon mehr als die Leseprobe von diesem Buch kennen. Ich kann es kaum mehr erwarten, endlich dieses Buch kaufen zu können. Teil eins hat mich nämlich auch glücklich-unglücklich zurückgelassen und dieses Gefühl möchte ich gerne nochmal haben.
    Noch 3 Wochen. Menno ;-(


    Danke für die schöne Rezi - auch wenn ich jetzt erst recht frustriert-ungeduldig bin.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Hach, was für eine wunderschöne von Herzen kommende Rezi. Ich freue mich sooo sehr auf das Buch (und meinen Geburtstag an dem ich es hoffentlich bekomme :lache).


    Ich wollte nach dem Ende des 1. Bandes schon nach Boston, Leo suchen gehen :-). Gut, dass er freiwillig zurück kommt.

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Einige werden es ja sicher bald von vorablesen bekommen. :grin


    Und ich hoffe, dass ich dabei bin. *Mirselberganzdolldaumendrück* Das ist eines der wenigen Bücher von dem ich sage, dass ich es unbedingt haben muss, egal was es kostet.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Einige werden es ja sicher bald von vorablesen bekommen. :grin


    Ich habe in der Bücherei vorgestern einen Kaufantrag gestellt. :wave

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Danke für die Rezi, Andrea. Auch ich bin ergrünt. Allerdings habe ich vorhin gerade meiner Freundin "Gut gegen Nordwind" ausgeliehen, so dass ich zumindest ein wenig Anteil an einer Erstleserin habe.


    Und nun hoffe ich umso mehr, dass ich das Buch von vorablesen bekomme, das wäre mein erstes.

  • Dann kann ich meine Rezension ja einfach drunter kleben..


    Titel: Alle sieben Wellen
    Autor: Daniel Glattauer
    Verlag: Zsolnay
    Seiten: 224 Seitenv



    Über den Autor:



    Daniel Glattauer wurde am 10.Mai 1960 in Wien geboren, studierte Pädagogik und Kunstgeschichte nach Abschluss seines Studiums im Jahr 1985 schrieb er zunächst rund drei Jahre lang für „Die Presse“ und wechselte danach zu der neu gegründeten Tageszeitung „Der Standard“, wo er seit 1989 unter dem Kürzel „dag“ für Kolumnen, Gerichtsreportagen und Feuilletons zuständig ist. Sein 2006 erschienener Roman Gut gegen Nordwind wurde im selben Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert. Frau. Die Bühnenfassung wurde am 19. September 2007 im Linzer Posthof uraufgeführt.



    Über den Inhalt:



    Wer erinnert sich nicht an Emmi Rothner und Leo Leike?
    Die beiden, die sich wollten, es nicht oder zu spät wussten, sich dann zunächst einmal treffen wollten, um zu sehen, ob sie sich wirklich wollten, was sie aber auch offiziell nicht durften?


    Bei wem es an dieser Stelle nicht klingelt, braucht gar nicht weiter zu lesen, denn dies ist ein berühmter zweiter Teil, der Teil in dem wir eben erfahren sollen, was mit Emmi und Leo passiert.
    Sozusagen ein direkter Nachfolger zu „Gut gegen Nordwind“, daher ist die Kenntnis dieses ersten Teils unabdingbar! (und dies ist eine echte Warnung)


    Hier geht sie also weiter, die Geschichten zwischen den beiden, Leo ist zurück aus Boston und Emmi knüpft den Kontakt neu, sie sollen endlich ihre große Chance bekommen sich zu sehen, sich zu spüren und endlich ein Gesicht zu all den Worten zuordnen zu können, die zwischen ihnen in den vergangen zwei Jahren gewechselt worden sind.


    Und sie treffen sich…



    Meine Rezension:


    Ein zweiter Teil, von meinem geliebten „Gut gegen Nordwind“, na das kann ja nichts werden, habe ich gedacht.


    Viele werden diesen Teil hassen, wie immer wenn kleine Geheimnisse gelüftet und prickelnde Situationen durch profane Begegnungen in den unprickelnden Bereich der Realität gezerrt werden.


    Ich hingegen habe ihn geliebt!
    Dieses umeinander Rumgeeiere war auch nicht mehr wirklich realistisch in die Länge zu ziehen, ein Treffen daher unvermeidlich.


    Und was für ein Treffen!, ganz anders als erwartet und doch so in sich logisch, Leo und Emmi sind einander genauso verbunden, wie vor Leos Reise, doch wie immer in Leos uns Emmis leben, tauchen Probleme auf, die eigentlich nicht unerwartet, aber doch gravierend sind, wie gewohnt in dieser überaus liebenswerten aber auch grundkomplizierten Beziehung.


    Ein wunderbarer weiterer Blick in die verwinkelte Wortakrobatik der Beiden, die immer nur eines zwischen ihnen schafft: Nähe.


    Nähe zwischen zwei Menschen, die sich zu kennen glauben, und die sich brauchen wie die Luft zum atmen, einfach schön!



    Betörte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Maaaaaaaaaaaaaaaaaa :beleidigt Ich warte auch schon in voller Vorfreude auf das Buch!!!!Wird aber auch nach dem offizielen Erscheinungstermin noch ein bissl dauern bis ich dazu komme es zu lesen => Abschlussprüfungen!! Aber das ist das erste was ich mache wenn ich alles überstanden hab!!Mir einen gemütlichen Tag mit diesem Buch machen :freude


    VLG Emmi01

  • Ich gehöre auch zu den Glücklichen, die dieses Buch schon als Leseexemplar lesen durften und ich kann den beiden Rezensenten nur zustimmen: Es hat mich genauso getroffen wie der erste Teil, mich genauso wahnsinnig glücklich und todunglücklich gemacht und mich genauso auf die Gefühlsachterbahn gejagt. Eine großartige Fortsetzung (und ja, auch ich war eher skeptisch) und von mir aus kann es noch hunderte weitere davon geben. :-) Auf jeden Fall und hochverdient: 10 von 10 Punkten!!!