Wie teilen Autoren ihr Buch ein?

  • Wie geht ein Autor bei der Kapiteleinteilung seines Buches vor? Stellt man während des Schreibens fest: hier muss ein Break rein? Oder schlagen auch Lektoren Unterteilungen vor, die vielleicht so vom Autor gar nicht vorgesehen waren?


    Und gleich noch eine anschliessende Frage dazu. Manche Autoren geben ihren Kapiteln Überschriften, andere nur eine schnöde Nummer. Ist das nur persönliche Vorliebe oder steckt mehr dahinter?


    Gruss,


    Doc

  • Hallo Doc,


    Ich mache das rein nach Gefühl. Wenn ich an einem Roman schreibe, lege ich mir bei jedem Kapitel in Gedanken zurecht, was darin geschehen soll und bringe das zu Papier. Bin ich bei dem von mir angepeilten Kapitelende angekommen, beginnt das Ganze für das nächste Kapitel von neuem.


    Was Kapitelüberschriften betrifft, so finde ich das nur bei längeren Kapitel sinnvoll. Da die von mir geschriebenen Kapitel unterschiedlich lang sind, habe ich es daher aufgegeben und mir Nummern angewöhnt.


    Viele Grüße


    Eric :write

    Eric Maron
    "Die Fürstin", Knaur 2005
    "Die Rebellinnen von Mallorca", Knaur 2006

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  • Bezüglich der Kapitelüberschriften muss ich gestehen, dass ich diese in den seltensten Fällen lese. Wenn ich es dann doch tue, hab ich sie meist nach den ersten Seiten schon wieder vergessen... :-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Kapiteleinteilungen ergeben sich bei mir aus der Umsetzung der Handlungsstruktur durch die Erzählweise. Im zweiten Band meiner aktuellen Trilogie, war das insofern interessant, als die Wechsel der Erzählperspektive in jedem Fall Kapitelgrenzen erforderten -- aber auch andere Aspekte der Geschichte.


    Von der "Salamitaktik zur Spannungserzeugung" ("Methode Lindenstraße") halte ich nix.


    Kapitelüberschriften finde ich persönlich überflüssig. Manchmal - wie bei Murakami - sind sie ganz witzig, aber irgendwie bringen sie nichts, weil sie ja irreführend oder nichtssagend sein müssen, um nichts zu verraten.

  • da ich ja auch gerade an ein buch arbeiten :)
    ich hab kapitel weil ich in jedem kapitel die perspektive wechsel. so weit zumindest. muss sich jedoch im weiterm buch nicht so fortüfhren. icch mag die nach gefühl.
    ein zweites buch schreib ich jedoch ohne kapitel.
    überschreiften finde ich teilweise selbst störend beim lesen. dann weis man shon was im kapitel so passiert. und bei einigen kann man da die ganze handlung zusammen friemeln.



    p.s.
    aussderdem müsste man als autor sich erst mal welche ausdenken. mit nummern geht das doch viel einfacher *G*

  • die kapitel ergeben sich aus dem verlauf der handlung, manchmal auch durch die veränderung der erzählpersektive, obwohl ich dies eher seltener mache.
    aber ich gebe meinen kapiteln immer eine überschrift, die bewußt auf den Inhalt hinweisen soll

  • Mein lieber Mike,


    das ist doch klar. Einer bringt die Idee auf, andere entdecken sie, finden sie gut und tragen sie dann weiter.


    Was soll schlecht daran sein?


    Eric :wave


    PS.: Quellenangaben sind im Internet selten üblich.

  • Zitat

    Original von mike
    was mich eigentlich immer wieder wundert ist, dass die gleiche frage in verschiedenen foren kurz nacheinander diskutiert wird, zufall oder absicht


    Hiermit kann ich hoch und heilig schwören, dass mir der Gedanke gestern kam und ich mir die Frage beim Lesen gestellt habe. Weder habe ich diese Frage in anderen Foren, noch sonstwo schon früher gelesen. Glaubt's oder auch nicht.


    Gruss,


    Doc

  • Hallo, Doc Hollywood,


    die klassische Einteilung ist die drei geteilte, bei der jeder Teil ungefähr denselben Umfang hat.
    Den Spannungsbogen sollte man am Ende eines jeden Teiles hoch ziehen, in der Mitte des Teiles geht er runter und am Ende wieder hoch.
    Sol Stein hat übrigens einen Bestseller über das Bücher schreiben geschrieben. Viele Autoren arbeiten danach. Gibt es bei Zweitausendeins.


    Ich schreibe meine Kapitel so: 20 Seiten bilden rund 1 Kapitel. Für einen "normalen" Roman braucht man ungefähr 240 Seiten. Historische Romane sollten bei rund 400 Seiten liegen. Im Konzept notiere ich, was in den einzelnen Kapiteln geschehen soll und beachte dabei natürlich die Dreiteilung, den Spannungsbogen usw. Ob man den Kapiteln Überschriften gibt oder nicht, ob man überhaupt Kapitel braucht, das ist eine Frage des persönlichen Stils.
    Mein Konzept ist am Ende oft um die 50 Seiten lang. Wenn ich dann ans richtige Schreiben gehe, benutze ich das Konzept als Arbeitsgrundlage. Für mich die ideale Arbeitsweise. Aber wie gesagt, jeder hat seinen persönlichen Stil.


    Einen schönen Sonntag wünscht
    Ines

  • hallo doc,
    glaube ich dir gerne, aber so ein gleichklang von gedanken ist mir eben in einigen foren schon aufgefallen.
    ist auch nicht schlimm, ich wundere mich nur manchmal

  • Hallo Ines!


    Erst einmal willkommen bei den Büchereulen!


    Zitat

    Original von Ines
    Sol Stein hat übrigens einen Bestseller über das Bücher schreiben geschrieben. Viele Autoren arbeiten danach. Gibt es bei Zweitausendeins.


    (s.u.)
    Ich muß zugeben, daß ich auf Sol Stein wie auch James Frey etc. erst spät gestoßen bin, und meine Einstellung zu dieser Herangehensweise äußerst kritisch ist. Die Vorgehensweise ist meiner Ansicht nach viel zu schematisch -- obwohl ich das Erzählen als eine weitgehend erlernbare Fertigkeit und keineswegs als rein "genetische" Begabung ansehe. (Schreiben ist schließlich nur eine möglichkeit, Erzähltes umzusetzen) Außerdem bietet keiner dieser Autoren bei den entscheidenden Fragen der Charakterentwicklung wirklich Hilfe -- hier ist der Autor dann doch wieder auf sich selbst zurückgeworfen.


    Hinzukommt, daß ich diese Schemata grundsätzlich sprenge, da sich meine Geschichten aus den Charakteren und ihren Interaktionen entwickeln.
    Was nicht heißt, daß ich meinem "Erzählhandwerk" keine theoretische Grundlage unterlege. Wenn ich einen "Guru" (bitte nicht ernstnehmen) nennen müßte, hieße der Aristoteles -- er ist der einzige, der mich insgesamt überzeugt.


    Liebe Grüße,
    Iris

  • Liebe Iris,


    ich gebe zu, ich habe auch noch nie nach Stein oder sonstwem gearbeitet. Aber ich höre immer wieder von Kollegen, dass sie es tun und damit wunderbar zurecht kommen. Sie benutzen Stein wie ein Schema, nach dem sie ihre Bücher aufbauen.


    Im Grunde habe ich sogar ein schlechtes Gewissen, dass ich meine Bücher immer nach dem Bauch schreibe und mich während des Schreibens herzlich wenig um theoretische Sachen kümmere.
    Wie sehr kümmerst du dich um Literaturtheorie? Beziehst du dich bei Aristoteles auf seine Rhetorik? Für wie wichtig hältst du die Beschäftigung mit Rhetorik?
    Und habe ich dich richtig verstanden? Meinst du, Schreiben ist ein Handwerk, das man erlernen kann?
    Ich sehe das übrigens ähnlich. Schreiben ohne handwerkliche Fertigkeiten geht nicht, aber die Fertigkeiten allein reichen - so glaube ich - auch nicht aus, um ein wirklich gutes Manuskript hinzulegen.
    Ich habe übrigens viel von anderen Autoren gelernt. Zum Beispiel von KLeist die Zeitraffung usw. Wie wichtig ist für dich die Beschäftigung mit den Klassikern? Meinst du, von ihnen kann man lernen?


    Viele Grüße von Ines

  • Liebe Ines,


    du bist die Verfasserin von der Pelzhändlerin, gell?
    Schön, noch mehr von uns hier zu finden -- immerhin sind wir Autoren ja nicht "nur" Autoren, sondern auch Leser ...


    Zitat

    Original von Ines
    Aber ich höre immer wieder von Kollegen, dass sie es tun und damit wunderbar zurecht kommen. Sie benutzen Stein wie ein Schema, nach dem sie ihre Bücher aufbauen.


    Und ich kriege beim Lesen immer wieder die Motten über die austauschbaren "plots", "characters" etc. Es gibt inzwischen einige, von deren Büchern man sagen kann: "Kennst du eines, kennst du alle."


    Zitat

    Im Grunde habe ich sogar ein schlechtes Gewissen, dass ich meine Bücher immer nach dem Bauch schreibe und mich während des Schreibens herzlich wenig um theoretische Sachen kümmere.


    Bloß nicht! :knuddel1
    Ich schreibe zwar nicht völlig aus dem Bauch, aber sicherlich ohne mich ständig bei irgendeinem Guru abzusichern.


    Zitat

    Wie sehr kümmerst du dich um Literaturtheorie? Beziehst du dich bei Aristoteles auf seine Rhetorik? Für wie wichtig hältst du die Beschäftigung mit Rhetorik?


    Ich beziehe mich nicht "nur" auf die Rhetorik, sondern auf den ganzen Komplex von der Psychologie (de anima über die Ethiken zu Rhetorik und Poetik. Das hat mich im Studium schon unheimlich fasziniert. Insofern war es naheliegend, daß ich neugierig war, ob man damit eine Handlung konzipieren kann.
    Naja, und dann das jahrelange Studium von Cicero und anderen ... Die Folgen machen dann offenbar Lektoren etwas zu schaffen.


    Zitat

    Und habe ich dich richtig verstanden? Meinst du, Schreiben ist ein Handwerk, das man erlernen kann?


    Das sehe ich wie du: Es muß eine gewisse Begabung (Mitteilungsbedürfnis, Freude am Spinnen, Kreativität, eine spielerische Ader ...) vorhanden sein, aber das funktioniert nur, indem man diese wildwuchernden Eigenschaften geduldig diszipliniert.
    Aber das siehst du ja auch ähnlich, wenn ich dich richtig verstanden habe.


    Zitat

    Wie wichtig ist für dich die Beschäftigung mit den Klassikern? Meinst du, von ihnen kann man lernen?


    Extrem wichtig -- wobei ich mich auch gerne mit anderen modernen Medien auseinandersetze.
    Aber über Texte, die ihre Verfasser lange überleben, lasse ich fast nix kommen.


    Schön ist, daß man ausgerechnet bei den Klassikern von der Antike bis ins 20.Jh. lernen kann, wie wichtig der Aspekt der "Unterhaltung" ist -- und welche immense Bedeutung er hat. Irgendwo hab ich hier schon mal einen ewig langen Sermon zu diesem Thema abgesonder ...


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Liebe Iris,


    ja, ich habe die Pelzhändlerin geschrieben. Von Wolke weiß ich, dass du auch "Berufsautorin" bist. Wie lautet dein vollständiger Name (ich hoffe, ich bin ich in keinen Fettnapf gefallen mit dieser Frage. Ich habe keine Erfahrung mit Foren, weiß also nicht, ob man solche Fragen besser unterlässt. Hmm, Pardon im Voraus.)?


    Jedenfalls ist es schön, dich kennen zu lernen. Und ganz besonders schön, dass wir - glaube ich - mit unseren Ansichten ziemlich nahe liegen. Unter Autoren ist das ja nicht unbedingt üblich.


    Beste Grüße von Ines

  • Liebe Ines!


    Zitat

    Original von Ines
    Wie lautet dein vollständiger Name (ich hoffe, ich bin ich in keinen Fettnapf gefallen mit dieser Frage. Ich habe keine Erfahrung mit Foren, weiß also nicht, ob man solche Fragen besser unterlässt. Hmm, Pardon im Voraus.)?


    Nöö, kein Fettnapf. Als einer der "bunten Hunde", die hier schon die wirklich angenehme "Feuerprobe" einer Leserunde durchgestanden haben, muß ich aus meinem Namen kein Geheimnis machen: Ich bin Iris Kammerer, die den Tribun (Heyne, 2004) verfaßt hat.


    Zitat

    Jedenfalls ist es schön, dich kennen zu lernen. Und ganz besonders schön, dass wir - glaube ich - mit unseren Ansichten ziemlich nahe liegen. Unter Autoren ist das ja nicht unbedingt üblich.


    Es ist in der Tat sehr unterschiedlich ... und ich persönlich finde es schade, daß Autoren meist sehr zögerlich aufeinander zugehen, jeder eher sein eigenes Süppchen kocht ... Miteinander könnte man einiges auf die Beine stellen, auch so manchen Nervenkrieg gelassener bestehen.
    Dieses Forum ist eine Möglichkeite dazu; daneben bin ich noch in einer Autorenvereinigung namens 42erAutoren aktiv (wir machen den Autorenkalender) und bei Quo Vadis - Autorenkreis historischer Roman.


    Liebe Grüße,
    Iris

  • Liebe Iris,


    ich war gerade auf deiner Homepage, die mir hervorragend gefällt. Aha, der Tribun also und Rezensionsexemplare gibt es bei Frau Schuck. Ich schreibe auch für Heyne. Meine Lektorin ist Martina von Berlepsch, das Außenlektorat macht Angelika Küpper. Bist du auch bei ihnen?


    Und du arbeitest mit einer Agentur. Wie bist du auf Österreich gekommen? Oder habe ich da was falsch gelesen?
    Bist du zufrieden mit deiner Agentur?
    Ich muss gestehen, ich habe gleich zwei. Für den reinen Manuskript-Verkauf bin ich bei Schlück in Garbsen und Sprachwerk in Frankfurt kümmert sich um meine Lesungen, Interviews usw. Machst du das auch so? Oder organisierst du deine Lesungen selbst?
    Ich bin jedenfalls unheimlich glücklich und zufrieden, dass ich mich nicht um solche Dinge kümmern muss. Vermarktest du dich selbst?


    So, jetzt muss ich gleich nach Darmstadt fahren und komme heute nicht mehr an den PC. Ich wünsche dir und allen anderen einen schönen Sonntag und grüße
    Ines

  • Sooo viele Fragen!


    Zitat

    Original von Ines
    Ich schreibe auch für Heyne.


    Schon gefunden: Die Spiegeltänzerin :grin


    Bei amazon.de steht eine Rezi von Manu Tengler -- kennst du sie? Sie war auch einige Zeit in der Autorengruppe Projekt Phönix engagiert, daher kenne ich sie.
    Die Welt ist verdammt klein!


    Zitat

    Bist du auch bei ihnen?


    Nein, für mich ist Daniela Schlingmann zuständig, und die Textredaktion macht Tina Schreck. Wir sind gerade mit dem zweiten Manuskript durch.
    Jetzt mach ich erst mal was anderes ...


    Zitat

    Und du arbeitest mit einer Agentur. Wie bist du auf Österreich gekommen? Oder habe ich da was falsch gelesen? Bist du zufrieden mit deiner Agentur?


    Ja, sehr -- bin inzwischen mit meinem Agenten gut befreundet.


    Zitat

    Vermarktest du dich selbst?


    Nein, ich beschäftige einen Agenten und der arbeitet mit einem PR-Profi zusammen, welcher wiederum ... nee, das wird mir jetzt zu kompliziert.
    Aber es ist totzdem wichtig, daß man vieles selbst macht. Persönliche Kontakte lassen sich durch nichts ersetzen.
    Da ich berufstätig bin, kann ich mich allerdings nicht um alles alleine kümmern. Und ... ich liebe meinen Job!


    Viel Spaß in Darmstadt!
    Liebe Grüße,
    Iris

  • Zitat

    Original von Ines
    Meine Lektorin ist Martina von Berlepsch, das Außenlektorat macht ...


    Entschuldigt, dass ich mich neugierig dazwischendränge und dann auch noch off topic *kleinlaut guck* - aber ich wüsste gerne, was ist denn ein Aussenlektorat, und was macht ein "Aussenlektor" im Gegensatz zu einem Lektor? Iris spricht unten von "Textredaktion", darunter glaube ich mir ja etwas vorstellen zu können, dachte aber auch, das sei Aufgabe eines "Lektors"?

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)