'Penthesilea' - Auftritt 15 - 21

  • Hier konnte ich teilweise nicht mehr folgen, wer jetzt wen besiegt hat oder wer nur spielte, das erschien mir nicht ganz klar, dennoch fand ich die Szenen sehr beeindruckend und interessant. Hier hab ich dann auch endlich das Glossar im Anhang entdeckt und brauchte nicht mehr im Lexikon nachschlagen :bonk :lache


    Die plötzlich entbrannte Liebe zwischen Achill und Penthesilea stellte sich für mich, als jemanden der nicht wirklich an die Liebe glaubt, ein wenig unverständlich dar....

  • Ich bin jetzt bis zum fünfzehnten Auftritt vorgedrungen, weiter komme ich in dieser Woche nicht mehr. Bei dieser letzten Szene habe ich allerdings herzlich gelacht – zuerst fragt man sich ja, was das Ganze hier soll, warum Prothoe ihrer Anführerin vorgaukelt, Achilles besiegt zu haben. Durch diesen kleinen Trick gelingt es Kleist aber, den „wahren“ Charakter der Amazonenkönigin zu offenbaren, die schon zu Beginn der hoffnungsvollen Beziehung einen kleinen Nachhilfekurs in Sachen Partnerschaft nötig hätte. Sehr schön also ihre Bemerkung gegenüber dem griechischen Helden:


    „Doch weil mich, auf dem Zuge, du begreifst , / So manche Sorge fesselt, wirst du dich / Noch zu den übrigen Gefangnen halten: / In Themiscyra erst, Neridensohn, / Kann ich mich ganz, aus voller Brust, dir weihn.“ (15. Auftritt)


    Achilles soll hier offenbar dem Streichelzoo einer vielbeschäftigten Heerführerin zugeführt werden. So viel Zuwendung kann ihm, der, zunehmend entsetzt, den Ausführungen der vermeintlichen Siegerin über martialische Amazonenbräuche lauscht, natürlich nicht verborgen bleiben. Ein paar Sätze später begreift er denn auch, dass „aus voller Brust“ hier durchaus wörtlich gemeint ist:


    „Die ungeheure Sage wäre wahr? / Und alle diese blühenden Gestalten, / Die dich umstehen, die Zierden des Geschlechts, / Vollständig, einem Altar gleich, jedwede / Geschmückt, in Liebe davor hinzuknien, / Sie sind beraubt, unmenschlich, frevelhaft - ?“


    Unserem Helden, sonst nicht auf den Mund gefallen, gehen an dieser Stelle die Vokabeln aus. Prima also, dass die Sache für Achilles ein bloßer Alptraum bleibt, aus dem er getrost wieder erwachen darf.


    In den letzten Szenen ist auch klar geworden, dass Kleist die Begegnung mit Penthesilea zu einem Zeitpunkt stattfinden lässt, als dieser den Streit mit Agamemnon bereits beigelegt und den Erzfeind Hektor schon besiegt hat.

  • @ John,
    danke so wie du hab ich das auch interpretiert.
    Sehr fein, ich brauchte da nur ein wenig Bestätigung, dann hab ich das Geplänkel also doch richtig verstanden, ich fands ein wenig kompliziert und undurchsichtig.
    Ich hatte übrigens immer Brad Pitt als Achill vor Augen, ziemlich nette Vorstellung.
    Nur die Optik unserer Penthesilea kann ich mir nicht recht vor Augen führen.


    Außerdem bin ich nicht sicher, haben die Amazonen sich nicht nur die Brust entfernt, die beim Bogen schießen störend war? Hier im Text klingt es so, als wären beide fehlend. :gruebel

  • @Babyjane


    Ich bin mir ziemlich sicher, dass es „nur“ um die rechte Brust geht. Das wird im 15. Auftritt an zwei Stellen so gesagt. Einmal, als Penthesilea über Tanais, die erste Amazonenkönigin spricht:


    „Die Königinn stand einen Augenblick, / Und harrte still auf solcher Rede Glück; / Doch als die feige Regung um sich griff, / Riß sie die rechte Brust sich ab ...(dtv S. 127, Vers 4 ff.)


    Und dann, um den (vermutlich blöd dreinguckenden) Achilles zu besänftigen:


    „Sei ganz ruhig. / Sie (gemeint sind die jungen, lieblichen Gefühle) retteten in diese Linke sich, / Wo sie dem Herzen um so näher wohnen.“


    Und um noch eins draufzusetzen:


    „Du wirst mir, hoff´ ich, deren keins vermissen.“ (dtv S. 128, Vers 28 ff.)


    Über die "Optik" unserer eisenharten Penthesilea muss ich jetzt erst mal ein wenig nachdenken...

  • Hm... stimmt, das hatte ich im Eifer des Gefechts dann nicht so recht mitbekommen und war jurzzeitig irritiert, wie der gute Achill wohl auch... hehe.


    Hab erstmal den ultrapeinlichen Tippfehler im letzten Beitrag entfernt... mir und mich verwechsele ich nicht, das kommt bei mich nicht vor, ich hab nen kleinen Mann im Ohr, der sagt mich alles vor. :rolleyes

  • Nach den verhältnismäßig zahmen ersten beiden Abschniten geht es nun mit der Gründungsgeschichte des Amazonenstaates zur Sache und es kommt auch ein wenig Klarheit in die Geschichte.
    Ich frage mich, warum Odysseus nun Ulysess genannt wird, hat das irgendeine bestimmte Bedeutung?