'Faust: Der Tragödie Erster Teil' - Seiten 094 - 112

  • Nunja, ich denke, dass von der Handlung ansich sehr viel ausgelassen wurde und dann eben nachträglich angedeutet wurde um das ganze zu verkürzen bzw. den Fokus auf Faust zu richten und nicht aufs Gretchen.
    Immerhin vergehen gut 9 Monate innerhalb von wenigen Seiten. Ich denke mal, Gretchen wird Valentin schon alles gebeichtet haben, und wenn sie es nicht war, so hat sicher ihre werte Nachbarin den ein oder anderen Tratsch verbreitet.


    Ich finde insgesamt das Gleichgewicht zwischen Gelehrten- und Gretchentragödie nicht so gelungen. Am Ende hat man ja fast den Eindruck, das ganze Stück handle hauptsächlich von der Verführung Gretchens und ihrem sonstigen Schicksal.
    An und für sich finde ich "Faust" genial, zumindest von der Idee her und natürlich auch was Sprache, Charaktere, ect. anbelangt, aber zum Teil finde ich dann die Umsetzung nicht ganz so gut, zumindest habe ich immer das Gefühl, dass Goethe sich ein wenig verhaspelt hat und an manchen Stellen zuviel, an anderen wieder zu wenig weg gekürzt hat.

  • * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
    Wiederaufnahme ab 16. Mai 2017
    * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das ist der Abschnitt der Gewissensbisse. Ich finde das schon sehr heftig: Obwohl Faust weiß, dass sein Handeln Gretchen ruinieren wird ( Z. 3364), kann er einfach nicht anders. Er bezeichnet sich selbst sogar als Gottverhasster.


    Auch Gretchen plagt ein böser Geist. Sie fühlt sich nicht nur eigener Verfehlungen schuldig, sondern auch am Tod ihrer Mutter. Und setzt noch eins drauf. Durch Gretchen konnte ihre Mutter nicht mit Sterbesakramenten versehen werden und somit direkt in den Himmel gelangen, sondern muss erst im Fegefeuer leiden (Z. 3788, sagt mein Kommentar dazu).
    In mir kommt so etwas wie Wut hoch, wenn ich daran denke, welche Angst man damals den Menschen gemacht hat!


    Es ist sicher Absicht, dass M. Valentin nicht selbst tötet, sondern das Faust tun lässt. Doch wofür spielt das eine Rolle? Soll Fausts Sündenkonto anwachsen? War es überhaupt nötig, ihn zu töten?


    So ganz nebenbei ist mir aufgefallen, dass aus Margarete Gretchen geworden ist. Gegen Ende wird wieder Margarete daraus. Soll uns das etwas sagen oder sind das noch Reste aus den vielen Überarbeitungen?