Inhalt
In seinem Buch stellt Stefan Klein nicht den begnadeten Maler, den Schöpfer der Mona Lisa, des Abendmahlfreskos oder der Felsgrottenmadonna in den Vordergrund, sondern er bringt seinen Lesern den etwas unbekannteren Leonardo, den begeisterten Forscher und tiefsinnigen Denker, nahe.
Und ein Genie war der Mann aus dem Dorfe Vinci, der keine höhere Schulbildung besaß und schon mit den Grundrechnungsarten seine Schwierigkeiten hatte, nicht nur auf dem Gebiete der Malerei. Als außerordentlich scharfsinniger und scharfsichtiger Beobachter, desse Neugier keine Grenzen kannte, formulierte er Fragen und suchte Antworten, die ihn zu erstaunlichen Leistungen trieben.
So studierte er die Bewegung des Wassers, den Vogelflug und die Windströmung, um Flugvorrichtungen konstruieren zu können. Er entwarf Automaten und andere mechanische Geräte und sezierte unter schwierigen Bedingungen Leichen, obwohl dies prinzipiell bei Strafe der Exkommunikation verboten war.
Im Alter beschäftigte ihn sowohl die Frage nach der Entstehung der Welt als auch die Zukunft der Erde, und seine Antworten nahmen darwinistisches Gedankengut vorweg.
Stefan Klein vergißt in seinem bemerkenswerten Buch aber auch nicht, auf die widersprüchliche Persönlichkeit des Meisters hinzuweisen. Als Vegetarier aus Tierliebe und Pazifist bekundete er eine hohe moralische Gesinnung - und stellte sich zugleich in den Dienst blutrünstiger Herrscher, für die er Massenvernichtungswaffen entwarf. Ebenso stand er der Religion zeitlebens kritisch gegenüber - und schuf Gemälde, aus denen eine tiefe Gläubigkeit spricht.
Leonardos Kritiker werfen ihm gerne vor, dass seine Forschungen jeder Systematik entbehren, und viele seiner Entwürfe der Erprobung in der Realität nicht standhalten würden.
Hinterlassen hat Leonardo sein riesiges Erbe auf rund 10 000 Skizzenblättern, von denen gut die Hälfte verloren ging und der Rest über ganz Europa verstreut wurde.
Der Autor
Stefan Klein, Jahrgang 1965, ist einer der erfolgreichsten Wissenschaftsautoren deutscher Sprache. Der promovierte Biophysiker wechselte aus der Forschung zum Schreiben, weil er "die Menschen begeistern wollte für eine Wirklichkeit, die aufregender ist als jeder Krimi".
1998 erhielt er den Georg-von-Holtzbrinck-Preis für Wissenschaftsjournalismus.
Sein Bestseller "Die Glücksformel" wurde in 25 Sprachen übersetzt.
2004 erschien "Alles Zufall", 2006 "Zeit. Der Stoff, aus dem das Leben ist".
Stefan Klein lebt als freier Autor in Berlin.
Meine Meinung
Mir war zwar bekannt, dass Leonardo nicht nur als Maler zu Ruhm gelangt war, dass er aber dermaßen viel Zeit und Kraft in sämtliche Wissensgebiete investierte, weiss ich erst, seit ich Stefan Kleins liebevoll recherchiertes Buch gelesen habe. Auf jeder Seite läßt sich Neues über den Meister entdecken und man kann sich über dessen Begeisterungsfähigkeit, die ihm bis an sein Lebensende erhalten blieb, nicht genug wundern.
Es ist dem Autor vortrefflich gelungen, die Denk- und Arbeitsweise des Künstlers auf wissenschaftlichem Gebiet aufzuzeigen. In den Kapiteln über die Kriegstechnik und andere mechanische Geräte ist er für meine Begriffe fast zu sehr ins Detail gegangen, während ich über seine Sezierarbeiten gerne noch mehr erfahren hätte. Sehr beeindruckt hat mich, wie unbeirrt von äußeren Lebensumständen Leonardo seinen Weg in diesen unruhigen Zeiten ging.
Gut gefallen hat mir auch, dass der Autor bei seiner Recherchearbeit einige Orte besuchte, an denen Leonardo einst weilte und den Leser an seinen persönlichen Eindrücken teilhaben läßt.
Eine Zeittafel am Ende des Buches nennt die wichtigsten Ereignisse dieser bewegten Epoche, in denen Leonardo wirkte und arbeitete.
Ich kann dieses interessante und auch illustratorisch sehr schön gestaltete Buch nur wärmstens jedem empfehlen, der auch den Forscher Leonardo da Vinci kennenlernen möchte.