Frage zu Kategorien/Genres der Bücher

  • Seit längerem frage ich mich schon nach den Unterschieden zwischen den einzelnen Kategorien, in denen man Bücher einordnen kann. Gemeint sind z. B. Belletristik, Horror, Klassiker und Zeitgenössisches.


    Wo ist der Unterschied zwischen Klassiker und Zeitgenössisches? Worunter fällt z. B. "Der Hauptmann von Köpenik"?
    Was genau ist Belletristik? Und ab wann zählt man ein Fantasy-Buch zu Horror?


    Ich tue mich da teilweise sehr schwer die Bücher einzuordnen, nicht nur bei den Büchereulen auch auf meinem Blog habe ich dieses Problem...

  • Ich denke, oftmals kann man das auch nicht so genau trennen und viele Bücher haben Elemente aus verschiedenen Genres vereint.
    Bei Klassikern und zeitgenössischer Literatur kenne ich mich nicht so aus, aber wenn ich an Fantasy- und Horrorbücher denke, so kann man nur selten eine klare Grenze ziehen. Manche Fantasy-Bücher haben, obwohl man sie eindeutig zu Fantasy zählt, auch Horrorelemente dabei. Dabei denk ich z.B. an Harry Potter - ich würde die Dementoren schon unter Horror zählen, auch wenn es eigentlich Fantasy-Bücher sind.
    Das einzige, woran man sich bei der Unterscheidung vielleicht orientieren kann, ist die Altersbegrenzung.

  • Zu Klassikern sagt Wikipedia das


    Als Zeitgenössisches würde ich alles bezeichnen, was sich mit der jeweiligen Zeit, in der die Handlung spielt, auseinandersetzt (auch kritisch).


    Belletristik wäre dann alles andere, sprich Unterhaltungsliteratur, aber auch all die Bücher, die sich nicht (kritisch) mit ihrer Zeit auseinandersetzen.


    Da finde ich gerade das Beispiel: Gut gegen Nordwind.
    Es wurde bei der Rezi unter "Zeitgenössisches" eingeornet. Ich würde es zu Belletristik zählen, weil die Internet-Beziehung im Vordergrund steht.
    (Vielleicht liege ich auch daneben?)


    Von Fantasy verstehe ich nicht viel, aber Horrorelemente sind doch irgendwie blutrünstig, egal ob magisch oder mystisch angehaucht.


    Ich hoffe meine Antwort hilft ein wenig weiter? :wave

  • Ich entscheide im Zweifelsfall einfach nach Gefühl, bzw beim wegräumen im Laden stellt sich auch die Frage, wo der Kunde ein Buch sucht.... Ich habe bei mir sowohl Jim Butcher als auch Charlie Hustons Vampir-Romane bei den Krimis stehen, da sie dort als erstes gesucht werden.
    Ebenso mache ich die Unterscheidung zwischen Zeitgenössisch und Belletristik, gerade in diesem Bereich ist die "Grauzone" wesentlich größer als der eigendliche Bereich.

  • Hasal, Du nimmst mir die Frage aus dem Mund und von der Seele! :-)


    Ich finde diese Einteilungen auch sehr schwierig, weil sie nie eindeutig ist. Die meisten Bücher passen in verschiedene Kategorien, die wiederum auch unterschiedlich präzise definiert werden können. Ich habe mir auch schon manchmal eine verbindliche Definition der Einteilungen gewünscht - ich hätte auch gar kein Bedürfnis, daran rumzunörgeln (man kann da immer verschiedene Ansichten haben), sondern würde mich über mehr Klarheit freuen. :-]


    HP wäre für mich z. B. Kinder- und Jugendliteratur, sowie Fantasy.
    Belletristik ist für mich alles fiktionale, das nicht unter die spezifischen Kategorien Krimi, Fantasy, Jugendliteratur fällt.
    Zeitgenössische Literatur bzw. Klassiker sind für mich wiederum eine Unterkategorie von Belletristik - ob ich z. B. Pamuk unter Belletristik oder unter Zeitgenössisch einordnen soll, ist mir völlig unklar.


    Und jetzt habe ich auch gleich ein paar Eulen (hoffentlich!) gefunden, die mir bei folgendem Problem helfen können:
    Wo würdet Ihr Solschenizyn - Archipel Gulag einordnen? Geschrieben in den 1960er Jahren, veröffentlicht 1974, die gesamte Stalinzeit beschreibend, dabei sehr dokumentarisch, aber gleichzeitig episch erzählend und reflektierend.


    Möglich sind für mich folgende Kategorien:
    Belletristik / Zeitgenössisches (namhafter Schriftsteller, epische Sprache, aber leider ist das Buch keine Fiktion) / Sachbuch (naja, eigentlich ist Solschenizyn aber kein Historiker) / Biographisches (beträfe die Biographien von Millionen Stalinopfern).


    Also wenn jemand DIE Lösung hat, her damit. Ansonsten habe ich mir vorgenommen, Wolke ein PN zu schreiben, bevor ich meine Rezi falsch einsortiere. :wave

  • Zitat

    Original von Bodo
    Ich entscheide im Zweifelsfall einfach nach Gefühl, bzw beim wegräumen im Laden stellt sich auch die Frage, wo der Kunde ein Buch sucht.... Ich habe bei mir sowohl Jim Butcher als auch Charlie Hustons Vampir-Romane bei den Krimis stehen, da sie dort als erstes gesucht werden.


    Tja, ich würde die ja unter "Horror" suchen - wenn es denn in heutigen Buchhandlungen noch eine Horrorabteilung gäbe. Wenn es tatsächlich noch eine gibt, besteht sie normalerweise aus einem halben Regalmeter mit 3x King und 2x Koontz, wobei das dann meist ausgerechnet ihre Nicht-Horror-Romane sind. Die eigentlichen Horrorbücher darf sich der geneigte Leser im gesamten restlichen Laden zusammensuchen, vielleicht abzüglich der Kochbuchabteilung.


    Sorry, das ist wahrscheinlich eine ganz andere Diskussion, aber das musste gerade mal raus...

  • Ich persönlich nenne es Klassiker, wenn die Bücher und Romane mindestens 40 Jahre alt sind (als sie geschrieben wurden), oder die Autoren verstorben sind. Klassiker nenne ich Autoren wie Mann, Hesse, Bibel, Freud, Austen, Schiller, Goehte, Shakespeer ,Fontane, Storm, u.a.
    :wave

    Zitat

    Bücher haben Ehrgefühl, wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück. T.Fontane


    :lesend :fruehstueck
    Ich lese Thomas Mann; Der Zauberberg;

  • Vulkan


    Archipel GULAG ist ein Klassiker.
    Es hat internationale Bedeutung, es gibt inzwischen wahrscheinlich mehrere tausend Bezugnahmen darauf in allen Medien, Ausschnitte gelangten in Schulbücher, der Ausdruck GULAG wurde geradezu sprichwörtlich dadurch.


    Die Bezeichnung Klassiker bezieht sich nicht ausschließlich auf literarische Werke. Aber auch in dem Fall paßt es, weil Solschenitzyns Sprache 'literarisiert', er wählt einen bestimmten Berichtsstil, es ist keine wissenschaftliche oder journalistische Dokumentation, sondern eine Mischung aus vielen Genres.
    Das jedenfalls war mein Eindruck, in Gänze habe ich es nicht gelesen.



    zur Ausgangsfrage:


    zur Belletristik packe ich jedes Buch, bei dem die Unterhaltung im Vordergrund steht und das sich nicht eindeutig als Krimi, historisch, Jugendbuch etc. klassifizieren läßt.
    Zeitgenössisch ist für mich alles, was noch Ansprüche über die Unterhaltung hinaus zeigt, sprachlich-stilistisch, darstellerisch, denkerisch.
    Die Unterscheidung ist oft nicht leicht zu treffen.


    Wichtig dabei ist, ob Autorin/Autor noch am Leben sind. Wenn ja: Zeitgenössisch, sprich: zeitgenössische Literatur.


    Ansprüche über die Unterhaltung hinaus, Autorin aber bereits tot, fällt unter Klassik.
    Allerdings können auch heute noch lebende SchriftstelllerInnen schon Klassiker produziert haben.
    Zum Beispiel:
    Walsers 'Fliehendes Pferd' würde ich unter Klassiker stellen, 'Ehen in Philippsburg' auch. Beide sind schon Paradebeispiele neuerer deutscher Literatur.
    'Ein Liebender Mann' fiele bei mir unter 'Zeitgenössisch' und 'Tod eines Kritikers' unter Belletristik.
    :grin


    In ein, zwei Jahren müssen wir wahrscheinlich auch Harry P. zu den Klassikern schieben. ;-)


    Das hängt alles von der jeweiligen Zeit und den Trends und dem eigenen Standpunkt ab.


    Zu 'Horror' kann ich nichts sagen, das fällt nicht in mein Beuteschema.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus