Der Pate von Bombay - Vikram Chandra

  • Taschenbuch: 1359 Seiten
    Verlag: Aufbau Verlag (Dezember 2008)
    Sprache: Deutsch
    Orginaltitel: Sacred Games



    Kurzbeschreibung
    Mit »Der Pate von Bombay« veröffentlicht der Aufbau Verlag eine Gesamtausgabe der beiden Einzelteile »Der Gott von Bombay« und »Bombay Paradise« von Vikram Chandra. Der in Indien und den USA lebende Autor folgt auf einer Vielzahl von Seiten gleich zwei Personen: Dem Polizisten Sartaj Singh, der in seines Vaters Fußstapfen getreten ist, und dem gefürchteten Gangster Ganesh Gaitonde, der schon seit Jahren die Unterwelt Indiens beherrscht. Diese beiden Menschen treffen gleich zu Beginn des Buches aufeinander, da Sartaj einen anonymen Hinweis über den Aufenthaltsort des Ganoven erhielt. Bevor der Polizist jedoch zu ihm vordringen kann, hat Ganesh sowohl die sich ebenfalls im Haus befindliche Frau als auch sich selbst erschossen. Während Singh innerhalb seiner Ermittlungen den Fall zu klären versucht, erzählt Ganesh als eine Art Rückblende nach seinem Tod von den Ereignissen.



    Zum Autor
    Vikram Chandra wurde 1961 in Neu Dheli geboren. Er besuchte das Ponoma College in den USA und studierte an der Filmschule der Columbia University, an der Hopkins University und der University of Houston. Gegenwärtig unterrichtet er Creative Writing an der George Washington University. Vikram Chandra lebt in Indien und den USA. Chandra veröffentlichte Erzählungen in "The New Yorker" und "The Paris Review". Sein erster Roman "Tanz der Götter", in zwölf Sprachen übersetzt und in Indien verfilmt, wurde mit dem David Higham Prize for Best English First Novel und dem Commonwealth Writers Award for Best First Novel ausgezeichnet. Für den Erzählungsband „Die fünf Seiten des Lebens“ erhielt Chandra 1998 den Best Book Award of The Commonwealth Writers Prize for the Eurasia Region.
    Quelle: Aufbau-Verlag.de



    Meine Meinung
    Diese Ausgabe wartet mit fast 1400 Seiten auf, es ist deshalb von Nöten, dass man sich wirklich lesefreudig zeigt und auch streckenweise ein enormes Durchhaltevermögen beweist. Die Figuren sind sehr lebensnah gezeichnet, man erfährt viel über Land und Leute zu den unterschiedlichen in der Erzählung erwähnten Zeiten. Im Mittelpunkt stehen natürlich Ganesh und Sartaj, aber auch dessen Mutter, ein junges Model und nicht zuletzt die Schwester der zusammen mit Ganesh verstorbenen Frau spielen wichtige Rollen innerhalb des Beziehungsgeflechtes, das der Autor entfaltet. Jeder dieser Persönlichkeiten gibt er etwas Eigenes mit auf den Weg. Dadurch strahlt das Buch in Vielseitigkeit, verzettelt sich aber auf der anderen Seite besonders im Mittelteil immer öfter.


    Erst am Ende zeigt sich die wahre Brillanz des Werkes – denn hier passt jedes Detail in einem aufwendigen Mosaikpuzzle zusammen. Während zur Mitte hin die Spannung etwas verloren geht, nimmt die Handlung dann schnell wieder Fahrt auf und bleibt fast bis zur letzten Zeile fesselnd.


    Das Interesse an anderen Kulturen und Religion ist eine wichtige Grundvoraussetzung, die man zum Lesen des Buches mitbringen sollte, denn sie stellen einen entscheidenden Pfeiler in Auflösung und Entfaltung der Geschichte dar. Vorwissen braucht es nicht unbedingt, Interesse schon. Sonst würde ich von der Lektüre abraten, da »Der Pate von Bombay«, wie schon die Seitenzahl zeigt, keine unterhaltsame Lektüre für Zwischendurch ist.


    Die beiden vorrangigen Erzählperspektiven – leicht distanziert mit Blick auf Sartaj und direkt mit Ganeshs eigens formulierten Worten – sind aufeinander abgestimmt, ja, sie ergänzen einander gegenseitig. Immer wenn dem Polizisten die Aufdeckung eines weiteren Puzzleteils gelingt, eröffnet Ganesh seinerseits die passenden Hintergründe zu dem Sachverhalt und erläutert anhand seiner Vergangenheit das Vorgehen.



    Fazit
    Wer sich an die Größe des Werkes heranwagt, wird belohnt. Facettenreich und aufwendig recherchiert kommt »Der Pate von Bombay« daher und weiß zwischen Rückblick und Gegenwart eine gelungene Verbindung zu ziehen.


    Wertung
    9/10 Punkten

  • Ich hatte schon mit den beiden HCs "Der Gott von Bombay" und "Bombay Paradise" geliebäugelt. Da war es mir aber definitiv zu teuer.


    Aber als TB *Augen leuchten begierig* :lache

    Liebe Grüße, Sigrid

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    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich liebäugel auch schön länger mit dem Buch, aber die hohe Seitenzahl schreckt mich etwas ab. Aber nach der tollen Rezi, werde ich mir das Buch wohl doch zulegen. :-) Zudem wusste ich gar nicht, dass das Buch eine Gesamtausgabe ist. Ein Grund mehr, das Buch zu kaufen.

  • Freut mich, dass euch die Rezi gefällt und ihr über den Buchkauf nachdenkt. In der Mitte muss man Sitzfleisch beweisen (das muss man generell bei dieser Seitenanzahl, das ist selbst für meine Verhältnisse ungewöhnlich viel), aber man wird belohnt. Vikram Chandra hat auch einen tollen Schreibstil, die Figuren erwachen zwischen den Seiten richtig zum Leben und man vergisst ganz, dass man eigentlich nur ein Buch liest.


    Love and Longing in Bombay vom gleichen Autor (Dt.: Die fünf Seiten des Lebens. Bombay- Geschichten) habe ich noch ungelesen hier liegen.

  • Zitat

    Original von Steena
    Freut mich, dass euch die Rezi gefällt und ihr über den Buchkauf nachdenkt. In der Mitte muss man Sitzfleisch beweisen (das muss man generell bei dieser Seitenanzahl, das ist selbst für meine Verhältnisse ungewöhnlich viel), aber man wird belohnt. Vikram Chandra hat auch einen tollen Schreibstil, die Figuren erwachen zwischen den Seiten richtig zum Leben und man vergisst ganz, dass man eigentlich nur ein Buch liest.


    @ Steena: wie lang ist denn diese "Mitte"? Bei über 1300 Seiten ist das ja etwas dehnbar. Wenn die Mitte 800 Seiten sind, dann werde ich weiter :gruebel.


    Und ich frage mich auch, da es ja ursprünglich zwei Bücher waren, müsste es doch irgendwo in der Mitte sowas wie einen Cliffhanger geben und dann eine Art "Neustart"?

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    @ Steena: wie lang ist denn diese "Mitte"? Bei über 1300 Seiten ist das ja etwas dehnbar. Wenn die Mitte 800 Seiten sind, dann werde ich weiter :gruebel.


    Und ich frage mich auch, da es ja ursprünglich zwei Bücher waren, müsste es doch irgendwo in der Mitte sowas wie einen Cliffhanger geben und dann eine Art "Neustart"?


    Mir fiel so um Seite 400 bis 500 das Weiterlesen ungemein schwer, danach dann aber nicht mehr. Natürlich ist das eine subjektive Einschätzung, vielleicht merkt ein anderer Leser da gar nichts und liest wie gehabt weiter.


    Wie die Trennung bei den einzelnen Teilen gehandhabt wurde, weiß ich nicht. Die englische Originalausgabe ist nur ein Buch. Ich kenne spontan leider auch niemanden, der die beiden Einzelbücher hat. Eine sinnvolle Trennung in der MItte kann es nirgends geben, da erst am Ende alles zusammenkommt.

  • Danke für Deine Antwort, Steena.


    Ich habe bei amazon nur einen Rezensenten gelesen, der wohl beide Teile gelesen hat. Und der schrieb etwas von Cliffhanger am Ende von Teil 1. Deshalb kam ich darauf.

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Für alle, die nach fast 1400 Seiten immer noch nicht genug von Sartaj Singh haben (vermutlich nur ich :chen), in "Die fünf Seiten des Lebens" hat er auch eine fast 100-seitige Geschichte - Kama -, das Herzstück des Buches eigentlich, da die anderen vier Geschichten kürzer sind. Die Geschichte spielt zeitlich vor dem ersten Kapitel von Der Pate von Bombay.

  • Ich habe das gestern mal bei Thalia angelesen und als interessant empfunden. Aber 1400 Seiten - da muss man mal die Zeit finden, dass in Ruhe zu lesen. :grin
    Trotzdem, auf der Wunschliste habe ich es schon mal. Vielleicht gibt's ja irgendwann ein günstiges Rest-/Mängelexemplar.

  • Ich könnte meine englische Gesamtausgabe wandern lassen, falls Interesse besteht. Allerdings wiegt die auch gut, könnte aber noch mit 1,40 Porto durchgehen, mehr als ein Kilo ist das niemals.


    Bin grad dabei, meine Sammlung zu vervollständigen, indem ich " Red Earth and Pouring Rain" auch noch zu kaufen versuche - momentan lote ich noch aus, was die billigste Variante ist. :-)

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    Danke für den Hinweis, Steena! Das Buch wird sofort notiert - nach "Der weiße Tiger" und "Shantaram" kommt einfach jedes interessante Buch über Bombay direkt auf meine Wunschliste. ;-)


    :write So geht es mir auch (mein armer Geldbeutel :brabbel).

    Liebe Grüße, Sigrid

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