Schnee in Venedig - Nicolas Remin

  • Erster Lesevorsatz für 2011 angefangen umzusetzen:


    Sich ungelesen stapelnde Reihen wenigstens einmal anlesen.


    Der Anfang war Nicolas Remins: „Schnee in Venedig“


    Ein bereits stark derangiertes Venedig in der 2. Hälfte des 19. Jh., ein Conte, der sich seinen Lebensunterhalt als Commissario verdienen muss, Italien noch im Griff der Habsburger sind der äußere Rahmen für einen unterhaltenden historischen Krimi mit einem stellenweise kräftigem Augenzwinkern.


    Der Zustand der venezianischen Oberschicht und das Eingriffen der gelangweilten Kaiserin „Sissy“ Elisabeth bringen ein besonderes Flair in den Roman. Der Kriminalfall dient dagegen mehr als Bindemittel.
    Ein angenehmes Buch für einen kalten Nachmittag in einer warmen Leseecke, das ein behagliches Gefühl vermittelt.
    Allein was Commissario Tron beim Showdown alles abbekommt und trotzdem anscheinend in den weitere Bänden problemlos ermitteln kann lässt mich etwas die Stirn runzeln.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Das Buch lag jetzt lange auf meinem SUB, irgendwie fehlte immer der Anreiz es zu lesen.
    Im Zuge meines Alt-SUB-Abbaus habe ich es gestern rausgezogen und heute beendet.
    Es lag also definitiv zu lange auf dem SUB


    Und auch wenn die anderen meinen, Tron hätte nichts mit Brunetti gemeinsam, ich fühlte mich schon leicht an Brunetti erinnert, besonders bei des Szenen, als er bei seinem Chef in der Questura sitzt.


    Das soll nicht abwertend gemeint sein, es macht auch ein wenig den Charme des Buches aus. Die Leichtigkeit Venedigs kommt gut heraus, auch der Ermittler macht nicht alles perfekt, es unterlaufen ihm Fehler. Und dabei ist er erfrischend normal, keiner dieser Ermittler, die immer noch ein schweres Geheimnis oder irgendwelche psychische Handicaps mit sich herumtragen.
    Und die Atmosphäre der Stadt in dieser Zeit, die irgendwo zwischen venezianischem Adel und heutigen Tourismus liegt, gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist noch nicht das Venedig das ich kenne, aber auch nicht mehr das Venedig der glanzvollen Paläste.


    Und zum Schluss Elisabeth: Ihre Figur hat mir sehr gut gefallen, nicht so kindlich wie in den Sissi-Filmen, aber auch nicht so tragisch-düster. Sie wirkt auf mich wie eine Frau, die sich endlich traut ein wenig Eigeninitiative zu ergreifen und sich damit ein Stückchen Freiheit zu erobern.


    Ich freu mich schon auf die nächsten Bände, Band 2 und 3 habe ich ja glücklicherweise schon hier stehen. :-)