OT: The Rain before it falls
Über den Autor
Jonathan Coe wurde 1961 in Birmingham geboren. Er ist einer der Stars der Londoner Literaturszene; sein preisgekrönter Roman "Allein mit Shirley" wurde in fünfzehn Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien von ihm auf deutsch "Das Haus des Schlafes". Jonathan Coe lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in London.
Kurzinhalt
Für Imogen, die blinde Enkelin ihrer Cousine Beatrix, erzählt Rosamond die Familiengeschichte und findet nach und nach Worte für jenes Unglück, das zu Imogens Erblindung führte. Ein bewegender Roman über das verzweifelte Streben nach Liebe und dem Lebensglück.
Meine Rezension
Am Anfang steht der Tod: Gill erfährt vom Ableben ihrer Tante Rosamond. Nach der Beerdigung findet sie im Haus der Tante vier Kassetten mit der Anweisung, diese einer gewissen Imogen auszuhändigen, der verschollenen Enkelin von Rosamonds Cousine Beatrix, die in jungen Jahren von ihrer Familie getrennt wurde und bei einer „neuen“ Familie aufwuchs. Doch Imogen ist nicht aufzufinden. Daher entschließt sich Gill, die Kassetten gemeinsam mit ihren Töchtern Catharine und Elizabeth anzuhören.
Rosamond beschreibt auf den Kassetten einen Stapel Bilder von ihr selbst und von Imogens Familie, aufgenommen über einen Zeitraum von annähernd 65 Jahren. Diese Bilder erzählen ihr Leben und sie sollen Imogen ihre eigene Vergangenheit und die ihrer Familie näher bringen – auch die dunklen Seiten. Auch wie es dazu kam, dass Imogen zu einer „neuen“ Familie kam und was sonst noch alles passierte, kommt Stück für Stück ans Tageslicht….. eine ebenso interessante wie tragische Familiengeschichte nimmt so nach und nach Gestalt an.
Ich hatte hier stets vergilbte und verblichene Schwarzweißfotografien vor meinem Auge. Die Idee, den Roman anhand der Beschreibung von Bildern zu erzählen, finde ich interessant. Doch die Umsetzung wirkte manchmal zu Beginn der einzelnen Bildbeschreibungen ein wenig holprig auf mich und wurde erst dann flüssig, als der Autor vom Beschreiben ein wenig abging und in die eigentliche Handlung abschweifte. Dennoch finde ich die Idee, einen episodischen Roman als Abfolge von Momentaufnahmen zu erfassen, sehr gelungen und mal eine interessante Abwechslung.
Allerdings hat der Autor in meinen Augen auch Chancen verschenkt, das Buch zu einem wirklich tollen Buch zu machen: Die Charaktere blieben allesamt ein wenig zu leb- und farblos, einen Tick zu eindimensional.
So bleibt als abschließende Meinung: Das Buch war durchaus interessant, aber man hätte aus den wirklich guten Ansätzen noch einiges mehr machen können.