'Die Tochter des Buchdruckers' - Seiten 215 - 299

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    Original von Ines
    Mein Arbeitstitel hieß: Die Frauen der Geisenheimer. Der Verlag hat sich für einen anderen Titel entschieden.


    Schörner Titel der Arbeitstitel.
    Jetzt ist nur Marga die Hauptfigur, wenn man dem Titel folgt und sie ist von Beruf anscheinend auch nur Tochter. Dabei dachte ich, sie ist die Druckerin! :rolleyes
    Nein, kein treffender Titel! Aber er klingt wenigsten gut!

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    Original von Bouquineur
    Am Meisten stört mich dieses selbstgerechte: Ich hab nichts falsches getan. Das waren die anderen, die werden jetzt von Gott bestraft.


    Das finde ich auch ganz furchtbar. Entweder sie ist so berechnend und misst mit zweierlei Maß oder sie glaubt ihre fadenscheinige Rechtfertigung vor sich selbst wirklich :rolleyes


    Was mich interessiert: Kann sich ein ungeborenes Kind mit der Pest anstecken? Wenn ja, nur über die Mutter oder auch so?


    Zitat

    Original von Richie
    Entweder habe ich es überlesen oder Lennart hat auf ihren Brief wirklich innerhalb einer Woche nicht geantwortet. Kann mir jemand was dazu sagen?


    Nein, ich habe das auch so verstanden, dass er nicht geantwortet hat. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass ihm irgendwas (oder wer?) dazwischen gekommen ist :gruebel


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    Original von Ines
    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal ganz deutlich sagen, dass meine Romane eigentlich keine historischen Romane sind. Ja, ich glaube sogar, dass es historische Roman gar nicht gibt. Ich schreibe aus dem 21. Jahrhundert für Leser/innen des 21. Jahrhundert und behandle im Roman im Grunde die Probleme unserer Zeit. Die Historie dient nur als Kulisse.
    Ich mache das, weil die Quellen zum größten Teil von Männern geschaffen wurden. Über den Alltag der Frauen, über ihr Denken und Handeln weiß man nicht viel. Würden die Leser/innen sich denn tatsächlich für die Probleme damals interessieren, wenn dabei keinerlei Zusammenhang zu ihrem eigenen Alltag besteht? Was meint Ihr?


    Schwierig. Zumindest wäre es bestimmt schwieriger für uns ihr Denken und Handeln nachzuvollziehen. Andererseits haben sich doch bestimmte Themen oder sagen wir besser Emotionen nie geändert : Liebe, Hass, Neid, Eifersucht, Glück, Trauer, Angst - die Emotionen sind über Jahrhunderte dieselben geblieben, nur ihre Auslöser, Umstände oder Folgen ganz sicher nicht. Aber dennoch wirklich schade, dass es nur wenig "weibliche Quellen" gibt.

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    Original von milla



    Nein, ich habe das auch so verstanden, dass er nicht geantwortet hat. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass ihm irgendwas (oder wer?) dazwischen gekommen ist :gruebel


    Das denke ich eigentlich auch. Er hat nicht geantwortet und das mMn nicht, weil er nicht mehr an Judith interessiert ist.

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    Original von Ines
    Würden die Leser/innen sich denn tatsächlich für die Probleme damals interessieren, wenn dabei keinerlei Zusammenhang zu ihrem eigenen Alltag besteht? Was meint Ihr?


    Ich könnte mir schon vorstellen, dass ich mich dafür interessieren würde.
    Nicht alles muss einen Zusammenhang zu meinem eigenen Alltag haben, das ist doch gerade das Schöne am Lesen: neue Welten, neue Gedanken, neue Informationen zu erfahren und erlesen.

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    Original von Ines
    Muss für Euch ein historischer Roman auch von der Zeitproblematik her stimmen?


    fragt Ines


    Grundsätzliches: Ja. Seit ich hier eule, achte ich gerade bei historischen Romanen verstärkt auf einen historisch korrekten Kontext. Wenn aus dramaturgischen Gründen etwas verändert wird, drücke ich aber ggf. auch mal ein Auge zu :-)
    Ich hätte solche Dinge dann nur gerne in einem Nachwort erklärt (gutes Beispiel hier ist der Roman "Die Markgräfin" von Sabine Weigand. Die Autorin hat einige Dinge an ihre Geschichte angepasst, dies aber im Nachwort auch erklärt). Bei Amazon bin ich letztens auf eine Rezis zu einem Buch gestoßen, dessen Autor den historischen Hingergrund, örtliche Begebeheiten damals herrschende Wetterverhältnisse nach Lust und Laune vebogen hat. Das ist für mich ein Grund, dieses Buch nicht zu kaufen. Bewusst setze ich nicht voraus, beim Lesen auch etwas über die Vergangenheit lernen zu wollen, aber unbewusst nehme ich doch auch oft mehr mit als seinerzeit im Geschichtsunterricht. Ich recherchiere auch oft Dinge nach, die mich interessieren. Wenn sich dann herausstellen sollte, dass alles erfunden war, wäre ich wohl schon enttäuscht.

  • Ich meine die historisch relevanten Themen. In der Zeit der frz. Revolution fand ja ein Umbruch statt. Die alten Ordnungen begannen zu wackeln; das Bürgertum strebte auf, Hierarchien veränderten sich.


    Wie wirkten sich diese Umwälzungen auf den Alltag der Bürger aus? Ist es das, was ihr wissen mögt? Oder sind euch aktuelle Probleme in historischer Kulisse lieber?

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    Original von Richie


    Daß Lila Jüdin ist, wissen wir ja mittlerweile. Ich vermute auch sehr schwer, daß der holländische Arzt, eventuell der Erpresser sein könnte. Vor allem auch, weil sie sich doch vehement gegen die Verlobung stellt.


    Ich habe mir eben überlegt, ob er über Judith an Lila "herankommen" will. :gruebel

  • Rieke ist wirklich skrupellos. Daß sie Trajan einfach so wegschickt....
    Allerdings habe ich das Gefühl, daß ihr eh alle ausser ihr selbst total egal sind.
    Ich frage mich allerdings, ob sie sich nicht selbst angesteckt hat, schliesslich war sie mit Trajan ja noch im Bett. :gruebel


    Ich finde Lilas Verhalten im Bezug auf die Männer in Judiths Leben insgesamt sehr seltsam. Im Prinzip bringt sie Lennart bei Judith in Misskredit, in dem sie ihn wegschickt und Judith auch nicht erklärt, warum Lennart während ihrer Krankheit nicht gekommen ist. Und als der Arzt um Judiths Hand anhält kann sie sich auch nicht richtig äussern. Sie hätte ja Judith auch erklären können, daß Lennart u.a. auch wegen ihr so zurückhaltend reagiert. Warum dieser allerdings nicht auf Judiths Brief reagiert, wundert mich allerdings. Ich frage mich, ob er den Brief wirklich erhalten hat...


    Ich habe auch fast das Gefühl, daß der Arzt auch der Unbekannte ist, der Judith bedroht.


    Zum Thema Genauigkeit: Ich möchte schon, daß historische Rmane sich an die tatsächlichen Gegebenheiten halten, ich möchte schliesslich ein möglichst gutes Gefühl für die Zeit bekommen. Ich habe aber auch kein Problem, wenn reale Geschehnisse entsprechend verschoben werden um in die Geschichte zu passen.


    Die Probleme sollten schon halbwegs zu der Zeit passen, in der sie geschehen, allerdings unterscheiden sich wohl viele Probleme, die die Menschen damals hatten, nur wenig von denen, die die Menschen heute bewegen.

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    Original von Ines
    Ich meine die historisch relevanten Themen. In der Zeit der frz. Revolution fand ja ein Umbruch statt. Die alten Ordnungen begannen zu wackeln; das Bürgertum strebte auf, Hierarchien veränderten sich.


    Wie wirkten sich diese Umwälzungen auf den Alltag der Bürger aus? Ist es das, was ihr wissen mögt? Oder sind euch aktuelle Probleme in historischer Kulisse lieber?


    Ich denke auch, eine Mischung von beidem und gebe Streifi recht: so manch zwischenmenschliches Problem ist heute wahrscheinlich noch so aktuell wie vor über 200 Jahren.


    Mich interessieren aber auch auf jeden Fall Probleme, die solche Umbrüche wie der dreißigjährige Krieg oder die französische Revolution mit sich gebracht haben. Wie wirkt sich das auf die Lebensumstände aus, was verändert sich dadurch an der Situation des Einzelnen? Was hat das generell für eine Auswirkung auf die Gesellschaft gehabt?
    Es wäre schon interessant zu wissen, wie sich die französische Revolution z. B. auf die Menschen in Deutschland ausgewirkt hat. Auswirkungen auf Handelsbeziehungen? Auswirkungen auf gesellschaftliche Hierachien? Hat sich dadurch auch in Deutschland ein Umdenken oder Veränderungen eingestellt?

  • Zitat

    Original von Ines
    Ich meine die historisch relevanten Themen. In der Zeit der frz. Revolution fand ja ein Umbruch statt. Die alten Ordnungen begannen zu wackeln; das Bürgertum strebte auf, Hierarchien veränderten sich.


    Wie wirkten sich diese Umwälzungen auf den Alltag der Bürger aus? Ist es das, was ihr wissen mögt? Oder sind euch aktuelle Probleme in historischer Kulisse lieber?


    Dazu gab es den hervorragenden Roman von Solas im Orginal "Die Farbe der Revolution" und ja, gerade so etwas mag ich. Gerade das hat mir auch an deinem Buch gefallen- die Frage wie hat sich dieser Krieg, den ich eben immer als Komplex begriffen habe, auf die Bürger ausgewirkt. Es gab eben keine Bomber, die das Land in Minuten überall erreichen konnten, sondern nach vier jahren Krieg Gegenden, die vom Krieg noch gar nicht betroffen waren- als dann dieses Betroffensein einsetzte, war es zum Teil gar nicht soldatische Gewalt, sondern die Not infolge der Versorgung der Armee und die Krankheiten wie die Pest in Nachfolge der Kämpfe- solche Überlegungen zu reaktivieren und darüber eine spannende Geschichte zu lesen bereitet mir ein Lesevergnügen. Sicher ein Buch, das sich um sehr spezifische Zeitproblemen ausschliesslich beschäftigt- also zum ein der Name der Rose mit der einzien Ebene des Armutsstreites zwischen Dominikanern und Franziskanern wäre vermutlich stinklangweilig, aber so eine Episode wie die mit Tetzel in Leipzig und dem Ablass im Vorraus aus der Silberschmiedin, die gehört bei mir zum aktiven Smalltalk Reservoir.

  • Bei diesem Abschnitt ist mir etwas der Unterkiefer runtergeklappt. Wie dreist und egoistisch Rieke doch ist. Dann hatte ich ja doch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer, nachdem sie sich dazu durchgerungen hat einen Pfarrer für Trajan zu organisieren, aber Amalia mit einem Kissen zu ersticken? Ich bin perplex. Naja, auf jeden Fall zeigt Rieke irgendwie auch, dass Geld nicht glücklich macht, aber es beruhigt ungemein. Geld und Ansehen scheint alles für sie zu sein. Wer zu schnell zu zu viel Geld gelangt, verliert den Boden unter den Füßen.


    Das sind ja alles Probleme oder Tatsachen, die heute, aus meiner Sicht, noch genauso sind.
    Ines, genau das ist es doch, was Du dann beabsichtigt hast, oder? Mir gefällt es und daher kann ich mit den verschiedenen Personen gut mitfühlen.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Rieke kann ich nicht verstehen. Einerseits voll verliebt, gibt dem kranken Trajan Wasser aus ihrem Rock, andererseits will sie seinen Namen dem Pfarrer nicht nennen. Bringt gar die Schwiegermutter um.


    Ob Andreas sie tatsächlich weggeschickt hätte - schwanger wie sie ist und der Nebenbuhler tot?


    Aber auf der anderen Seite macht sie sich wohl überhaupt keine Gedanken, dass sie ihr Kind gefährden kann!

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Rieke macht meiner Meinung nach etwas ziemlich Natürliches: Sie denkt zuerst an sich selbst. Ihre Instinkte sind hervorragend. Sie reagiert nie aus purer Lust, sondern nur, wenn sie sich bedroht fühlt. Es ist, als wäre die Zivilisation an ihr spurlos vorüber gegangen.


    Aber ist ein Mensch, der nicht aus purem Vergnügen schlimme Dinge tut, wirklich so abgrundtief verwerflich?