'Die Tochter des Buchdruckers' - Seiten 300 - Ende

  • So, es gab nun für manche beteiligten Personen doch noch so etwas wie ein Happy End.
    Für Lila und Arno freue ich mich sehr, die beiden scheinen eine sehr gute Beziehung zu haben und lieben sich wirklich.
    Vielleicht spielen auch ihre Kinder bald wieder eine Rolle in ihrem Leben. ;-)


    Marga geht ihren Weg, durch alle Widerstände und Entbehrungen hindurch.
    Die Szene in der ihr schwer verletzter Mann hin und hergeschickt wurde hatte wirklich etwas Bizarres.


    Und mit Judith und Lennart ist es so gekommen, wie ich es mir gedacht habe.


    Rieke - für mich weiterhin die Person im Roman, die mich am meisten entsetzt hat.
    Und ich hätte wirklich gerne gewusst, weshalb Andreas so war und so reagiert hat ( gegenüber Rieke ) wie er es getan hat.


    Ich bin definitiv der Meinung, dass kein Mensch für sein ( vermeintliches ) Glück so handeln darf und soll, wie Rieke es getan hat.

  • Zitat

    Original von Ines



    Ist es nicht die Aufgabe eines jeden Menschen, für sein eigenes Glück zu sorgen? Ich kann ja nicht erwarten, dass es andere für mich tun. Wer also, wenn nicht ich?


    Sowohl als ob. Ich kann in gewisser Weise selbst vieles für mein eigenes Glück tun aber ich kann auch annehmen, wenn andere mich glücklich machen wollen und können.
    Beides ist möglich. :-)

  • Zitat

    Original von Ines
    Ist es nicht die Aufgabe eines jeden Menschen, für sein eigenes Glück zu sorgen? Ich kann ja nicht erwarten, dass es andere für mich tun. Wer also, wenn nicht ich?


    Ich glaube, wer nur erwarten würde, dass andere für sein Glück sorgen, der wäre verloren.
    Klar bin ich in erster Linie für mein Glück verantwortlich, es ist halt nur die Frage, wie man das eigene Glück definiert. Ich glaube nicht dass ich ein Gutmensch bin, aber ich bin jemand, der gerne mit sich im Frieden lebt. Wenn ich mein Glück auf Kosten anderer mache, käme mir mein innerer Frieden abhanden und damit auch mein eigenes Glück.

  • So ich habe das Buch jetzt auch beendet.


    Das Ende hat mir so gut gefallen, daß Arno Lila nicht verstossen hat, fand ich gut. Alles andere hätte zu ihm, wie er in diesem Buch gezeichnet wurde, auch nicht gepasst.
    Sie hätte schon viel eher zu ihm gehen sollen und ihm vertrauen. Vermutlich hätte sie sich damit viele Ängste erspart.


    Judith erkennt gerade noch rechtzeitig, daß sie von Luuk nur benutzt wurde. Allerdings wurde nicht so richtig aufgeklärt, warum sich Lennart auf ihren Brief nicht gemeldet hatte.


    Rieke hat ihr zwar verdientes aber nicht sehr schönes Ende gefunden. Am Schluss hat sie mir leid getan, allerdings habe ich ihr Ende als gerechte Strafe empfunden. Wer weiss, was sie lebend noch alles angestellt hätte. Und welchen Hass sie in ihrem Kind genährt hätte.
    Irendwie hat sie sich alles so gedreht, daß es ihr zupass kam und sie sich auch kein schlechtes Gewissen machen musste. Für sie war das ja alles Gottes Wille....


    Wie weit darf man für sein Glück gehen? Eine gute Frage. Ich denke ich würde auch so weit wie möglich versuchen mein Glück zu erreichen, ohne andere dabei zu verletzen. Manchmal lässt es sich wohl nicht vermeiden...
    Ich würde mich allerdings nicht in eine Beziehung drängen um mein Glück zu erreichen.
    Bei Beförderungen ist es eh meistens so, daß es Neider gibt, die der Meinung sind, sie hätten es aus irgendwelchen Gründen mehr verdient.
    Man kann es nicht allen recht machen. Allerdings würde ich auch hier nicht zu unlauteren Mitteln greifen um einen Job zu ergattern.
    Vielleicht bin ich auch manchmal zu gutmütig.
    Aber unglücklich bin ich deswegen nicht.


    Das Buch war für mich besser als sein Vorgänger, weil er mehr Geschwindigkeit hatte. Die Sprünge von Protagonistin zu Protagonistin waren genau so, daß ich immer noch ein Stückchen weiterlesen musste.... Aufhören fiel mir bei diesem Buch wirklich schwer ;-)


    Bis jetzt ist es definitiv mein Monatshighlight!
    Danke liebe Ines! :anbet

  • Ich möchte doch gerne Judith einmal als sympathischen und guten Charakter herausheben, da mir scheint, sie wird etwas unterbewertet.


    Ich habe sie nicht nur als Passiv empfunden.


    Doch, Judith tut auch etwas für ihr Glück, wenn auch nicht so aggressiv wie Rieke.
    Judith ist halt eine Stille, freundliche. Sie ist Lila immer und besonders in der Not eine gute Freundin, auch wenn sie sie einmal unfreiwillig an Rieke verrät. Aber wer kann auch Riekes miese Absichten gleich durchschauen.


    Judith bleibt optimistisch und überlebt sogar die Pest!


    Am Anfang war sie meine Lieblingsfigur, später holten die anderen Frauen der Geisenheimer auf.


    An Judith gefällt mir besonders, dass sie trotz der schlechten Erfahrung ihrer ersten katastrophalen Ehe weiterhin an ihr Glück in der Liebe und im Leben glaubt, davon weiter träumt, auch wenn sie nicht so entschlossen vorgeht wie Rieke. Aber manches lässt sich auch nicht einfach erzwingen. Mit Lennart hat es am Schluß dann doch auch so gut funktioniert. :-)

  • Ich habe Judith auch nicht als passiv empfunden. Nur als recht naiv und gutgläubig.
    Auf der Beerdigung von Amalia, als Lila Rieke zurechtweist, empört sie sich ja über Lilas Art und springt Rieke gleich zur Seite. Eigentlich sollte sie Riekes Art doch besser kennen. Rieke war doch auch zur ihr überheblich und hat über sie gelästert. Und das Rieke gerne im Mittelpunkt steht und damit Lilas Zurechtweisung nicht ganz unberechtigt ist, sollte ihr eigentlich schon klar sein. Aber da ist sie wieder zu sehr Gutmensch.
    Und beinahe reisst sie Lila damit ins Unglück.


    Allerdings ist es vielleicht auch besser, daß Lilas Geheimnis nicht länger geheim ist. Vielleicht hätte es später zu mehr Komplikationen geführt.

  • Ich bin durch diesen letzten Abschnitt geflogen. Der Spannungsbogen hat mir sehr gut gefallen und ein Happy End gab es auch noch.


    Im letzten oder vorletzten Abschnitt hatte ich mich ja schon gefragt, ob Rieke bzw. das Kind überleben wird und diese Frage hat sich mit diesem Abschnitt auch beantwortet. Hochmut kommt vor dem Fall fällt mir nur zu Riekes Person ein.


    Ines, findest Du, dass Dir Riekes Person als Romanfigur sehr gut gelungen ist oder gefällt sie Dir so gut, weil Du Persönlichkeiten wie Rieke im Leben generell bewunderst bzw. Dich am ehesten identifizieren kannst? Ich frage mich das nur, weil wir hier nahezu ausnahmslos Rieke als unsympathisch oder negativen Charakter sehen und sie für Dich die liebste Person ist. Außerdem ist die Frage bei mir aufgekommen, als Du in die Runde gefragt hast, wie weit man für sein Glück gehen darf.


    Was ist Glück? Ich denke hierzu hat jeder schon einmal eine andere Definition. Ich hatte bei vorablesen.de Glück, weil ich dort ein Buch gewonnen habe. Ich habe Glück, dass ich diesen Winter in Deutschland bin, weil ich bei den eisigen Temperaturen eine Heizung habe, die ich vor 10 Jahren in Spanien beim kältesten Winter dort seit 27 Jahren nicht hatte. Ich habe Glück und bin glücklich, dass ich einen Job habe, obwohl alle Welt über die Wirtschaftskrise stöhnt.
    Bei der Beantwortung der Frage nach dem Glück, musste ich an die Maslowsche Bedürfnispyramide denken Maslow Wenn jeder in die Spitze der Pyramide streben würde, dann wäre die Welt auch nicht in Ordnung oder geriete aus dem Gleichgewicht. Nur Häuptlinge und keine Indianer funktioniert nirgendwo.
    Beim Sport möchte ich auch immer gewinnen. Ich habe mich bisher nie auf den Tennisplatz gestellt, um zu verlieren. In anderen Sportarten das gleiche oder auch bei Brettspielen. Es gehört aber auch dazu, mal zu verlieren, weil jemand anderes besser ist. Leistung anderer anzuerkennen finde ich positiv und hat mehr Wert, als zu jammern, man selber hätte kein Glück oder man vergräbt sich, weil irgendwie scheinbar alle gegen einen sind.
    Über Leichen gehen, wie es Rieke im wahrsten Sinne des Wortes getan hätte, ist definitiv zu viel für mich.
    Ich bin bei meinem allerersten Vorstellungsgespräch gefragt worden, ob ich ein Problem damit hätte, wenn ich eine Stelle besetzen würde oder müsste, die jetzt noch jemand anderes inne hätte. Daraufhin habe ich mit "nein" geantwortet. Jeder ist ersetzbar, morgen werde ich vielleicht schon ausgetauscht. Derjenige, den ich ersetzen würde, ist vielleicht auf einer anderen Stelle im gleichen Unternehmen besser aufgehoben. Er oder sie ist auf dieser Stelle über- oder unterfordert und ein Wechsel wirkt sich auf alle positiv aus.
    Eine gewisse Portion Egoismus muss jeder in sich haben, denn sonst tritt man auf der Stelle und wird unzufrieden. Ich meine damit, dass wenn man zu gutmütig ist und immer versucht es allen Leuten um sich herum recht zu machen und sich dabei selbst außen vorlässt, ist man mit Sicherheit nicht glücklich, denn man hat nichts für sein Glück getan. Jeder setzt aber seine Grenzen anders und Rieke hatte die aus meiner Sicht doch sehr weit gesetzt und für mich persönlich zu weit. Sie hat vergessen, wo sie herkommt, den Boden unter den Füßen verloren und betrachtet immer nur die eine Seite der Medaille.


    Aber ich bin schon ziemlich gespannt auf den 3. Teil.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Zitat

    Original von Ines
    Hatte es Judith nicht von Anfang an leichter, ein guter Mensch zu sein als Rieke?


    Welche Voraussetzungen braucht es, um gut oder böse zu werden/zu sein?


    Zum einen ist es der innere Wille, wenn ich entscheide, ob ich jetzt gut oder böse handel. Das geschieht manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Jemand fasst etwas als böse auf, weil es Missverständnisse gab und ich wollte doch eigentlich etwas Gutes tun. Solche Situationen kennt wohl jeder von uns.


    Andere Voraussetzungen sehe ich in der Erziehung und außerdem wird man von seinem sozialen Umfeld geformt. Jeder hat bewusst oder unbewusst Vorbilder, an denen er sich orientiert.


    Schwer zu urteilen, wer es von Anfang an vielleicht leichter gehabt hatte, ein guter Mensch zu sein, Judith oder Rieke. Ich hätte von Rieke zumindest erwartet, dass sie den Armen gegenüber rücksichtsvoller ist. Sie hat es nicht langsam mit harter Arbeit zum Reichtum gebracht, sondern nur durch ihre Hochzeit. Um glücklich zu sein, schnippt sie mit dem Finger und bekommt alles, was sie will und letztendlich langweilt sie sich. Judith ist eher Optimist, sie sagt, das Glas ist halbvoll und Rieke sagt, das Glas ist halbleer. Die Voraussetzung für gut oder böse liegt daher vielleicht auch in den Genen. Der eine neigt mehr zu Depressionen als der andere. Wer negativer denkt, handelt vielleicht auch böser.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Rieke hat aber sicher mehr gekämpft und mehr getan, um nach "oben" zu kommen. Dazu gehört schon Energie und ja, man ist da sicher auch manchmal rücksichtsloser.


    Aber wer ist schon nur gut, nur böse?
    Ich denke, es ist logisch, dass man sich als Leser schwer mit Rieke identifizieren kann und sie leicht als unsympathisch empfindet.
    Aber sie hat es natürlich nicht leicht und hätte nichts im Leben erreichen können, wäre sie wie Judith.


    Ich denke, man kann das nur zum Teil mit heute vergleichen. 2009 kann ich als Frau auch viel mit Intellekt erreichen. Das hätte 1621 Rieke sicher nichts genützt. Ihr Ziel konnte es nur sein, sich gut zu verheiraten.


    Aber ich tue mir sehr schwer mit jemanden, der aus Egoismus jemanden umbringt (auch 1621 ;-)). Auch ihre Motivation für andere Verhaltensweisen sind zum Teil recht fragwürdig, z.B. als sie Judiths Gutgläubigkeit ausnutzt um sie über Lila auszufragen.


    Aber interessant ist Rieke als Person sicher. Sie hat sehr viel zu kämpfen und das hat sie sicher zu der Person gemacht, die sie geworden ist (blöder Satz -sorry).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Durch ihre erste schlechte Ehe, auf deren Verlauf sie relativ wenig Einfluss hatte nehmen können, hätte Judith leicht verbitter, ja misanthrop werden können. Ist sie aber nicht!
    Aber sowohl Judith als auch Rieke lebten in ihren unglücklichen Ehen relativ komfortabel und sicher. Also hatte es vielleicht Lila in ihrer Lage, obwohl sie in einer glücklichen Beziehung lebt, am schwersten. Deswegen auch ihr den allergrößten Respekt!


    Aber vielleicht sollte man sie nicht gegeneinander aufwägen, denn schließlich haben sie alle ja ihre Lage nicht direkt ausgesucht, sondern müssen mit ihrem Leben fertig werden wie es ist.

  • Zitat

    Original von Ines
    Ja, das stimmt, Herr Palomar.


    Ich schrieb schon an anderer Stelle, dass Rieke ja niemals aus purem Vergnügen schlecht getan hat. Sie hat reagiert wie ein Tier, das man in die Enge treibt. Meinetwegen rein instinktiv. Getötet hat sie nur, als sie keinen anderen Ausweg für sich sah.
    Oder meint Ihr, sie war von Herzen schwarz?


    Hm, nein das nicht, aber sie hat sich ja selbst in diese Situation gebracht und sie immer wieder durch ihre Persönlichkeit bestärkt. Es hatte ja durchaus seinen Grund, dass sie keine Freunde hatte. Hätte sie ihr Verhalten geändert, wären ihr bestimmt auch mehr Menschen positiver gegenübergetreten. Aber das ist wohl ein Teufelskreis, den sie nicht durchbrechen konnte.

  • Möchte auch noch sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat und ich auf Teil 3 warte... :wave


    Entsetzt war ich am Ende dann aber doch, wie mit Rieke verfahren wurde, dass sie nicht mal eine Beerdigung bekam. Wie Andreas sie dagelassen hat und gesagt hat, macht was ihr wollt und der Friedhofswärter fragte, ob er sie in eine Tonne stecken sollte und in den Rhein werfen :yikes


    Und alle hatten ihr Happy-End außer Andreas.


    LG Lesebiene :wave

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Und alle hatten ihr Happy-End außer Andreas.


    Immerhin hat er nun die Chance, sein Leben neu zu ordnen und vielleicht findet er endlich sein Glück. Also ich sehe das nicht so, dass er überhaupt kein "Happy-End" hatte.

  • Ines, ich denke, das spricht für Dich. Ich habe gestern das Buch erst richtig beginnen können und habe es vor einer Stunde ausgelesen. Es las sich weg wie nichts und nun hungere ich nach dem nächsten Band :winkt



    Schade, dass es mit Rieke so enden musste. Arnos Verhalten gegenüber Lila fand ich toll. Aber was ist mit dem Mann geschehen, der Lila die ganze Zeit über erpresst hat? Begegnen wir dem wieder oder was ist mit ihm?