'Die Tochter des Buchdruckers' - Seiten 300 - Ende

  • Da hat sich ja nun am Ende doch noch alles zum Guten gewendet :-)


    Der Unbekannte ist weiter ein Unbekannter geblieben, Judith hat Lennard bekommen und die beiden ziehen Riekes Kind auf.
    Offiziell ist er ja der Vater. Es ist ja niemand mehr da, der den Ehbruch bezeugenh kann und es gibt nur Amalias Brief. Wirkt das nicht merkwürdig, wenn Judith und Lennart das Kind nun aufziehen?


    Wie ist das rechtlich? Lila lässt sich ja taufen, aber wirkt sich das rückwirkend auf die Eheschließung und die Erbfolge aus?


    Ich bin jedenfalls auf die nächste Generation Geisenheimers gespannt. Wann wird das nächste Buch spielen?

  • Seite 349: Lila hat vergessen, sich die Trippen unter die Lederschuhe unterzuschnallen. Anscheinend hölzerne Stelzschuhe?


    Diese Trippen sind mir bisher in den historischen Romanen noch nicht begegnet. Waren die weit verbreitet, oder nur bei den Frauen von höheren Stand? Und haben nur Frauen Trippen getragen?

  • OK, die unter die Schnabelschuhe geschnallt und ab durch den Matsch. Praktisch, trotzdem bestimmt unbequem zu laufen, also trippeln halt!


    Seite 355: Die Amputation des brandigen Beinstumpfs mit dem Beil erscheint mir ziemlich primitiv. Ich hätte den Einsatz einer Säge erwartet.
    Ob der Chirurg das selbe Beil vorher wohl auch zum Holzhacken und Hühnerschlachten verwendet hat?

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    OK, die unter die Schnabelschuhe geschnallt und ab durch den Matsch. Praktisch, trotzdem bestimmt unbequem zu laufen, also trippeln halt!


    Seite 355: Die Amputation des brandigen Beinstumpfs mit dem Beil erscheint mir ziemlich primitiv. Ich hätte den Einsatz einer Säge erwartet.
    Ob der Chirurg das selbe Beil vorher wohl auch zum Holzhacken und Hühnerschlachten verwendet hat?


    Da habe ich eben auch wieder was gelernt. Dass sich das Wort "trippeln" davon ableitet, wusste ich auch noch nicht.


    Hier gibt es einen Bericht über einen Fund in Lüneburg. Unten ist ein Gemälde abgebildet. Männer trugen demnach also auch Trippen.


    http://www.stadtarchaeologie-lueneburg.de/mag/h-trippen.htm


    Zu der Szene mit der Amputation:


    Ich hätte gedacht, dass wenigstens Hautlappen über dem Stumpf vernäht werden und die Wunde versorgt wird. Der Arzt hat ja einfach nur abgehackt und is dann verschwunden. Das hat mich schon überrascht. Muss das nicht geblutet haben? Er hat ja oberhalb der brandigen Stelle zugeschlagen. Kauterisiert hat er die Stelle auch nicht.

  • Dafür hatte das Hin und Her von Margas Mann schon was Bizarres. Der eine stellt ihm den anderen vor die Tür und umgekehrt. Der Sohn will sich um den ach so geliebten und bewunderten Vater auch nicht kümmern. Die doppelte Ehefrau offenbar auch nicht.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Dafür hatte das Hin und Her von Margas Mann schon was Bizarres. Der eine stellt ihm den anderen vor die Tür und umgekehrt. Der Sohn will sich um den ach so geliebten und bewunderten Vater auch nicht kümmern. Die doppelte Ehefrau offenbar auch nicht.


    Mir gefällt, wie schlagfertig Marga gegenüber die Marketenderin ist, als diese die Herausgabe der Eheurkunde verlangt:
    „Die Urkunde, ach ja. Fragt in den nächsten Tagen beim Rathaus danach. Ich werde sie morgen dort vorlegen, wenn ich Anzeige erstatte gegen Robert Mahlich wegen Bigamie und gegen Euch wegen Ehebruchs.“


    Marga hat endlich gelernt, sich zu wehren!

  • Ja, das hat mir auch sehr gut gefallen :-)


    Sie hat ja die Stärke in sich gehabt. Durchgeblitzt ist die immer wieder mal. Und nun ist endlich der Knoten geplatzt :-)
    Ich war heilfroh, dass sie den Kerl trotz der Verletzung nicht aufgenommen und endlich an sich selber gedacht hat.

  • Auch zweifle ich nicht daran, dass Margas Druckerei ein langfristiger Erfolg bleibt. Ich bin gespannt, ob man in dem nächsten Band noch etwas über die Druckerei erfahren wird.


    Riekes Todesszene war beeindruckend geschrieben.
    Ob am Schluß Andreas, der etwas weißes in der Hand hält (wahrscheinlich ein Kissen, mit dem er sie ersticken wird wie sie früher Amelie) Realität ist oder aus Riekes Fiebertraum entstanden war, bleibt ungewiss.


    Die Familie war am Schluß geeint und steht geschlossen. Ein Verlauf, der auf eine erfolgreichen Zukunft hoffen lässt, die die nächsten Bände füllen kann.


    Es war schwer, sich von dem Roman zu lösen. Das habe ich auch nur selten geschafft und daher habe ich das Buch vor wenigen Minuten beendet!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Riekes Todesszene war beeindruckend geschrieben.
    Ob am Schluß Andreas, der etwas weißes in der Hand hält (wahrscheinlich ein Kissen, mit dem er sie ersticken wird wie sie früher Amelie) Realität ist oder aus Riekes Fiebertraum entstanden war, bleibt ungewiss.


    :wow


    Danke, ich bin nicht drauf gekommen, was das weiße wohl hätte sein können. Aber es ist durchaus möglich, dass es ein Kissen war. So würde sich der Kreis um Riekes Handlungen schließen.


    Sie war alleine beim Gebären und sie war fast alleine beim Sterben. Ich muss sagen, dass sie mir da tatsächlich Leid getan hat, so schrecklich sie auch gewesen sein mag. Sehr trostlos fand ich auch die Beisetzung. So hatte sie am Ende nicht mal mehr ihre Würde. Andererseits lässt das auf die Ehrlichkeit der Geisenheimers schließen. Sie haben nicht versucht, hier die Fassade zu wahren indem sie Sargträger oder die Totenausruferin bestellt haben, sondern haben Rieke gemäß ihrem Verhalten im Leben beerdigt.

  • Obwohl Judith, Lila und Marga meine Lieblingsprotaginisten waren, hat mich die Figur Riekes am meisten beschäftigt.


    Oft tat sie mir auch leid. Zum Beispiel, dass sie von Andreas wirklich vernachlässigt wurde, und die Tiefe einer Freundschaft wie die zwischen Judith und Lila nicht kannte. Natürlich ist sie am meisten selbst Schuld und wenn man an die schwerwiegenden Probleme Margas oder Lilas denkt, schwindet das Mitleid. Letztlich war sie im Gegensatz zur überwiegenden Bevölkerung sehr priviligiert.


    Sie hat sich in eine Situation hineinmanöveriert, in der sie aufgrund die Egoismus und Verzogenheit nicht mehr herauskam, das ging soweit bis zum im Stich lassen des sterbenden Trajan und zur Ermordung Amelies, ein Schuldbewusstsein hat sie nicht gehabt. Das zeigt, dass sie als Persönlichkeit äußerst unreif und unterentwickelt war, zum Beispiel als sie sich in einer Szene sogar aus Langeweile die Pest wünscht, dann hätte sie was zu tun. Wie bescheuert muss man sein, um sich das zu wünschen?


    Ihren eigenen Tod im Kindsbett hat sie zwar nicht verursacht, aber als Leser bin ich darüber nicht unglücklich, so kann sie Lila wenigstens nicht mehr verraten.


    Als negative Figur hat sie mich trotzdem beeindruckt, da der Roman ansonsten glücklicherweise ohne schwarzweiß gemalte Schurken ausgekommen ist. Der Krieg, Pest und Progrome haben schließlich schon genug an Leid geleistet.

  • Ein tolles Buch das einen gefesselt hat, zum Schluß wollte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen.


    Ende gut, Alles gut, so könnte man sagen.


    Die Familie ist geeint. :knuddel1
    Judith hat ihren Lennart bekommen und zieht Riekes Kind auf. Marga ist Patentante des Kindes, hier zeigt sich die Prophezeiung der Zigeunerin, sie führt die neue Generation. Sie wird wohl auch noch ihren Liebsten heiraten, wenn man die letzten worte liest.
    Lila lässt sich Taufen und bleit bei Arno und den Kindern. Mich würde auch interressiern, ob die Erbfolge jetzt trotzdem noch rechtens ist.
    Einzig was aus Andreas wird, bleibt im Unklaren, er hat keine Frau mehr, kein Kind, steht ganz alleine. Welche Probleme er hatte, ob er eine Krankheit hatte oder ob er schwul war bleibt im Unklaren.


    Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den neuen Roman der Geisenheimers.


    Vielen Dank an Ines Thorn für die gute Unterhaltung an einem Sonntag.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    ...
    Ob am Schluß Andreas, der etwas weißes in der Hand hält (wahrscheinlich ein Kissen, mit dem er sie ersticken wird wie sie früher Amelie) Realität ist oder aus Riekes Fiebertraum entstanden war, bleibt ungewiss.


    Da hatte ich den Gedanken an den Brief seiner Mutter. Vielleicht wollte Andreas Rieke zur Rede stellen und hat wegen ihrer schlechten Verfassung dann doch darauf verzichtet. :gruebel

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    ... Andererseits lässt das auf die Ehrlichkeit der Geisenheimers schließen. Sie haben nicht versucht, hier die Fassade zu wahren indem sie Sargträger oder die Totenausruferin bestellt haben, sondern haben Rieke gemäß ihrem Verhalten im Leben beerdigt.


    Das habe ich ähnlich empfunden. Wenigstens gaukeln sie hier keine übermäßige Trauer vor, die sich niemand hätte erklären können. Aber die andere Seite war, dass man ihr im Leben auch nicht wirklich Einhalt geboten hat. Das hat mir ein wenig gefehlt. Amalia hätte sich nicht einfach so zurückziehen, sondern ihr mal ins Gewissen reden sollen. Andreas hätte sicher auch Einfluss gehabt. So konnte sie sich wie ein verwöhntes Gör verhalten und wirklichen Schaden anrichten.

  • Rieke hat sich ja doch nichts sagen lassen, sie ist immer ziemlich entschlossen vorgegangen.
    Das Verhältnis zwischen Rieke und ihrer Schwiegermutter war sehr zerrüttet, also hatte Amalia auch wenig Einflußmöglichkeiten, ihre Ermahnungen wären als unwillkommene Kritik zurückgewiesen worden.
    Maximal an ihren Gesellschaftlichen Verhalten konnte sie verbessern, nicht an Riekes Charakter.
    Andreas hingegen hatte überhaupt kein Interesse an seiner Frau. Er war ja froh, wenn sie ihn in Ruhe gelassen hat.
    Ich befürchte, Rieke war ein hoffnungsloser Fall.


    Dass sie dermaßen skrupellos vorging hätte nur vermieden werden können, wenn die Erbschaftsregelung des Testaments eindeutiger gewesen wäre. Dann wäre der Kinderwunsch nicht so groß gewesen.

  • Rieke war noch sehr jung, als sie geheiratet hat und wahrscheinlich noch formbar. Es hat sich niemand die Mühe gemacht, auf psychologischer Ebene Zugang zu ihr zu suchen. Wenn nur am gesellschaftlichen Auftreten gefeilt wird, zeugt das ja auch nicht vom persönlichen Interesse. Amalia war deutlich älter und erfahrener. Sie hätte sich doch nicht von so ein paar Zurückweisungen ins Bockshorn jagen lassen.


    Warum Andreas Rieke überhaupt geheiratet hat bei dem Desinteresse, habe ich nicht wirklich verstanden. War es Pflichtgefühl, dass er eine Frau brauchte oder eher der Zwang in der gesellschaftlichen Stellung? Er wollte ja nicht nur Rieke nicht, sondern eigentlich gar keine.