Sabine Rückert Tote haben keine Lobby

  • Kurzbeschreibung
    1998 erschien eine kurze Meldung in verschiedenen deutschen Tageszeitungen: 'Jeder zweite Mord bleibt unentdeckt'. Für Sabine Rückert war sie Anlass, sich auf Recherche zu begeben, und die führte sie in die Leichenkeller der Republik und in die Abgründe der staatlichen Todesermittlung.


    Zur Autorin:
    Sabine Rückert wurde 1961 in München geboren.
    Sie studierte Kommunikationswissenschaften.
    Anschließend absolvierte sei eine Ausbildung zur Journaistin (bei der Bild-Zeitung) Seit 2001 ist sie Gerichts- und Kriminalreporterin bei der "Zeit". Sabine Rückert erhielt für ihre Texte einige Preise und ihr Buch Tote haben keine Lobby wurde sogar verfilmt.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sabine_R%C3%BCckert


    Meine Meinung:
    Durch meinen Kriminalistikdozenten auf das Buch aufmerksam geworden habe ich es recht rasch nach dem Erwerb auch gelesen.
    Das Buch ist interessant, gut recherchiert und sehr intensiv, aber dennoch sachlich geschrieben. Immer wieder werden Fallbeispiele und -schilderungen zur Untermalung herangezogen. Es gibt ein ausführliches Quellenverzeichnis, mit vielen weiteren Literaturhinweisen zum Thema.
    Für den Laien mag das Buch auch erschreckend sein, für denjenigen, der sich mit der Thematik bereits auseinandergesetzt hat, ist es eine logische Folge...
    Absolut für das Buch spricht, daß hier nicht einseitig den Ärzten, der Polizei, den Gerichten oder sonst wem, der Buhmann und zugeschoben wird, sondern alle seiten kritisch beleuchtet werden und ihr Fett wegbekommen, gleichzeitig aber auch erklärt wird, warum es in den Todesermittlungen ein so hohes Fehlerpotential auf allen Seiten gab und immer noch gibt.
    Gewaltsame Tode werden von Leichenbeschauern nicht erkannt oder fehlgedeutet. Menschen die offensichtlich eines natürlichen Todes gestorben sind, oft gar nicht erst genauer in Augenschein genommen, so daß sie ihr eventuell mörderisches Geheimnis mit ins Grab nehmen. Unheimlich viele fast unentdeckt gebliebene Fälle führt die Autorin hier auf und zeichnet klar die Stellen auf, an denen es im Bereich der Todesermittlungen, Leichenschauen und dem Erkennen von Todesarten aus medizinischer Sicht hapert.


    Einziges Manko ist, daß das Buch teilweise nicht mehr ganz aktuell ist. Die Rechtsmedizin in Aachen gibt es beispielsweise nicht mehr, sie wurde mittlerweile aufgelöst und fiel Sparmaßnahmen zum Opfer. Kriminalhauptwachtmeister, gibt es meiner Meinung nach zumindest in NRW auch nicht mehr. Aber das sind Kleinigkeiten. Hier und da merkt man natürlich, daß das Buch von einer Journalistin und nicht Polizistin oder Ärztin, Staatsanwältin oder Richterin geschrieben wurde. So heißt es beispielsweie nicht Tatortfundbericht, sondern Tatortbefundbericht und hier und da sind die medizinischen Begriffe ein wenig holperig...
    Damit kann man aber gut leben. Wie gesagt, das Buch ist, gut, intensiv und interessant.
    Wer an ein wenig realem Grauen interessiert ist oder Anhaltspunkte braucht, wie er den "perfekten Mord" begeht, der sollte hier nachlesen. (Letzteres natürlich mit einem Augenzwinkern.)

  • Das ist ja mal von der Thematik her ganz was anderes und klingt auch sehr interessant. Aber wie man auf diesem Gebiet recherchiert, kann ich mir nicht vorstellen. Die Autorin wird die Leichen ja nicht ausgegraben haben. Und wie kommt man überhaupt auf solche Fälle?
    Muss ich wohl lesen, damit ich mir da was drunter vorstellen kann.

  • Sie hat Fälle genommen, die eben im Nachhinein doch noch aufgeflogen sind.
    Sei es, weil der Mörder einen Mord gestand, der als solcher nirgendwo auftauchte und die Leiche exhumiert wurde und man sein Geständnis bestätigt sah oder Taten, bei denen im Nachhinein durch Ermittlungen in anderen Fällen Ungereimtheiten auftraten oder Fälle, in denen ein Serienmörder zunächst unerkannt tötet und dann einen Fehler macht. Also Fälle, die zwar durchaus aufgefallen sind, die aber fast untergegangen wären und eben aufzeigen, wie leicht es sein kann eine Gewalttat zu übersehen.


    Ich fand es sehr interessant.