Das Vermächtnis der Seherin, Christoph Lode, Page & Turner / Wilhelm Goldmann Verlag, München, 2008, ISBN 978-3-442-20327-7
Zum Autor: (lt. Klappentext)
Christoph Lode, geboren 1977, ist in Hochspeyer bei Kaiserslautern aufgewachsen und lebt heute mit seiner Frau in Mannheim. Er studierte in Ludwigshafen am Rhein und arbeitet hauptberuflich in einer psychiatrischen Klinik bei Heidelberg. Mit „Der Gesandte des Papstes“ feierte er ein grandioses Debüt. Der dritte historische Roman des Autors ist bei Page & Turner in Vorbereitung.
Meine Meinung:
Manchmal lässt man sich von Aspekten zur Lektüre eines Buches verführen, die wenig mit dessen Inhalt zu tun haben. So verleitete mich die Tatsache, dass Christoph Lode in der gleichen Region wie ich aufgewachsen und wohnhaft ist, zur Lektüre seines neuen Romans „Das Vermächtnis der Seherin“.
Frankreich, im 13. Jahrhundert: Die kleine Rahel flieht bei einem Judenprogrom aus dem Elternhaus und findet bei einer Gruppe von Spielleuten Schutz und Unterschlupf, wo sie auch aufwächst, da ihre Mutter ums Leben kommt. Rahels Mutter war eine mächtige Seherin und gehörte dem Geheimbund von En Dor an. Bevor sie ihrer Tochter zur Flucht verhalft, brachte sie ihr einige hebräische Verse bei, deren Bedeutung Rahel nicht kennt. Da auch die von ihrer Mutter benannten Personen, die ihr Schutz gewähren könnten, bei den Progromen umkommen, bleibt Rahel bei den Gauklern und die von der Mutter gelernten Verse geraten in Vergessenheit. Viele Jahre später ist Rahel mit ihrer Gauklertruppe wieder in Gefahr: wandernde Prediger hetzen die christliche Bevölkerung gegen ihre jüdischen Mitbewohner und das fahrende Volk auf und die Gauklertruppe wird überfallen. Im letzten Moment wird Rahel von der geheimnisvollen Wahrsagerin Madora und ihrem Begleiter Jaroslaw gerettet. Madora ist Rahel schon länger auf der Spur. Sie weiß, dass Rahel von ihrer Mutter Verse gelernt hat und vermutet, dass diese verschlüsselte Hinweise enthalten, die zum Heiligtum des Geheimbunds, dem Schrein von En Dor, führen, der magische Wirkung haben soll. Madora erklärt Rahel, diesen Schrein in ihren Besitz bringen zu wollen, um mit dessen Macht den Progromen ein Ende zu bereiten und diesen nicht in die Hände von Guillaume de Rampillon, Erzdiakon von Paris und Feind des jüdischen Volkes, fallen zu lassen, der versuchen würde, den Schrein gegen das jüdische Volk einzusetzen. Rahel macht sich, trotz ihres Misstrauens gegenüber Madora, mit ihrem Ziehbruder, der Wahrsagerin und Jaroslaw auf die Suche nach dem Schrein; eine Suche, die immer mehr zu einem gefährlichen Wettlauf durch Frankreich und die winterlichen Alpen wird...
Obwohl Christoph Lode eine Geschichte erzählt, die weder wirklich neu, noch besonders originell ist, gelingt es ihm, seine Leser aufgrund seines fesselnden Erzählstils von Beginn bis zum Ende der spannenden Erlebnisse von Rahel gefangen zu nehmen. Vor den Augen des Lesers entfaltet sich das Frankreich des 13. Jahrhunderts als farbenprächtige Kulisse für die abenteuerliche Reise von Rahel und ihre Begleiter. Wenige Längen im Mittelteil schmälern den Lesegenuss dabei nur geringfügig.
„Das Vermächtnis der Seherin“ ist dabei weniger historischer Roman als Abenteuerroman mit mystischen Elementen. Wer historische Romane vor allem wegen zeitgeschichtlicher Informationen liest, wird gegebenenfalls enttäuscht sein. Wer sich aber gerne in die Welt faszinierend erzählter Geschichten aus alter Zeit entführen lässt, wird Christoph Lodes Roman lieben!
8 von 10 Punkten