Wo ich sterbe ist meine Fremde – SAID

  • Gedichte


    Verlag: Kirchheim, 84 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Die kurze Zeit zwischen der Vertreibung des Schahs von Persien und der Regierungsübernahme durch Ayatollah Chomeini gab Said die Chance einer Reise nach Teheran, seiner Heimat. Er entdeckt vieles wieder: Gegenstände, Gerüche, Farben, den unverwechselbaren Charakter des iranischen Lebens, Erinnerungen. Eine gewisse Anarchie gibt Hoffnungen ebenso wie Befürchtungen Raum, verschollene Opfer des Regimes werden gesucht, Haß auf den Schah mischt sich seltsam mit revolutionärem, das schon wieder neue Zwänge verrät. Und vieles hat sich in den langen Jahren der Abwesenheit verändert, ist nicht mehr verständlich, nicht mehr hinzunehmen für Said, der schon geprägt ist vom Exil, von der anderen Kultur, in der er seit seinem 18. Lebensjahr lebt. Verunsicherung und Entfremdung gehen soweit, daß der Besucher jeden Tag einen Stapel Zeitungen kauft, um sein verloren geglaubtes Gefühl der Wirklichkeit einzuholen.
    Die lyrischen Notate, Ausrufe, Beschwörungen und Beschreibungen finden zum großen Teil in Dialogform statt, - mit den wiedergefundenen Verwandten, Freunden und Bekannten und auch mit der in Deutschland zurückgelassenen Geliebten. Am Ende steht Heimweh angesichts einer endgültig verlorenen Heimat – und "Heimkehr" in das Land des Exils, Deutschland.


    Über den Autor:
    Said wird 1947 in Teheran geboren und kommt 1965 zum Studium nach München. Hier verbinden sich seine literarischen Interessen mit einem politisch-demokratischen Engagement. Damit ist seine Rückkehr in den Iran ausgeschlossen. Nach dem Sturz des Schahs 1979 betritt er erstmals wieder iranischen Boden, sieht aber auch unter dem Regime der Fundamentalisten keine Möglichkeit zu einem Neuanfang in seiner Heimat; seitdem lebt er wieder im deutschen Exil.


    Meine Meinung:
    Es ist eine einmalige Zeit der Unbestimmtheit im Iran, nachdem der Schah von Persien abgesetzt wurde und bevor Chomeini aus seinem Exil zurückkehrte.
    SAID, der so lange im Exil lebte, kehrt für kurze Zeit zurück und erlebt als Exilant das Land neu. Seine einstige Heimat ist zur Fremde geworden, und dass obwohl er viel aus seiner Jugend wiederfindet. Es herrscht zwar ein seltenes Gemeinschaftsgefühl und Hochgefühl in der Gesellschaft, doch das nur kurz. Ein Funke Hoffnung glimmt und erlischt schnell. SAID fühlt sich als Fremder. Die neue Richtung (Chomeini, und die 16jährigen, die Kampfanzug und Maschinengewehr offen in den Straßen tragen) kann er ebenso wenig akzeptieren wie die alte unter dem Schah, der verantwortlich für die vielen Verschwundenen und den Folterern ist. Als Exilant fühlt SAID sich wie gebrandmarkt: „Sind wir, die Heimkehrer, eine eigene Rasse geworden?“


    Seine ganzen Eindrücke vermittelt SAID seinen Lesern mit verblüffender Klarheit.
    Diese Zeit der schnell schwindenden Hoffnung fängt SAID ganz ähnlich ein wie Shirin Ebadi in ihrer Autobiographie Mein Iran.


    Dazu nutzt SAID viele kurze Gedichte, die einen zeitlich linearen Zusammenhang haben und deckt die wichtigen Themen dabei ab. Sie sind nicht sehr verschlüsselt, also leicht zu verstehen, so dass man seine Empfindungen umso tiefer mitverfolgen und verstehen kann.


    Die Gedichte funktionieren gerade in ihrer Gesamtheit so gut. Es liest sich wie eine einzige lyrische Erzählung. Das gefällt mir sehr gut!