Die Schwalben von Kabul -Yasmina Khadra

  • Originaltitel:" Les hirondelles de Kaboul


    erschienen 2002 bei édition Juillard, Paris


    Autor: Yasmina Khadra


    deutscher Titel: "Die Schwalben von Kabul"
    erschienen 2003 im Aufbau Verlag Berlin


    übersetzt von Regina Keil-Sagawe


    Inhalt Klappentext


    Mohsen Ramat ist zehn, als gepanzerte Raubvögel den afghanischen Himmel überziehen und dem unbeschwerten Lachen seiner Kindheit ein jähes Ende bereiten.
    Den Raubvögeln folgen die Taliban. Fortan ist das Lachen Sünde, und Mohsens bildschöne Frau Zunaira, eine ehemalige Juristin, muss in den monströsen Tschadri schlüpfen, dieses wandelnde Zelt, das ihre Verbannung und ihr Kerker ist, während der Abscheu in ihr gärt.
    Auch die todkranke Mussarat entsinnt sich besserer Zeiten. Ihr Mann dagegen, der Kriegsveteran und Gefängniswärter Atiq, hat sein Lachen vergessen und sein Herz verschlossen. Als durch einen tragischen Zwischenfall Zunaira in Atiqs Gefängnis landet, scheint es für einen Moment Liebe und damit so etwas wie Hoffnung zwischen den Ruinen einer unmenschlich gewordenen Welt aufzukeimen.


    "Wie tragische Masken muten sie an, die Figuren dieser ergreifenden Erzählung in bester orientalischen Tradition, und unerbittlich, wie in einem antiken Drama rollt das Schicksal über sie hinweg"


    Zum Autor


    Yasmina Khadra ist das Pseudonym des 1955 geborenen algerischen Autors Mohammed Moulessehoul.
    Als hoher Offizier der algerischen Armee konnte er dieses Pseudonym, die Vornamen seiner Frau, erst lüften, als er im Januar 2001 mit seiner Familie ins Exil nach Frankreich ging. In Deutschland wurde er bekannt durch seine Krimitrilogie um Kommissar Llob.



    Meine Meinung


    In blumiger Erzählweise erfährt der Leser von der seelischen Zerrissenheit der einzelnen Personen.
    Erfährt von den Schrecken, der Grausamkeit der Hinrichtungen, die tagtäglich als Volksfest zelebriert werden, mittendrin zwei Ehepaare, die von der Traurigkeit und der Ausweglosigkeit ihrer Situation, ihres Daseins überfordert, ihrem Schicksal unaufhaltsam entgegen gehen.
    Die Schönheit der Sprache, wie in einem orientalischen Märchen, bildet einen schrecklichen Kontrast zu der Wirklichkeit des Geschehens.
    Die Handlung erinnert in vielem einer griechischen Tragödie.
    Leider ist sie vielerortens Wirklichkeit.
    Mich hat das Buch schlichtweg mitgenommen. Vom Leben in Afghanistan erfährt man ja relativ wenig, außer es ist politisch. Dieses Buch vermittelt einen Eindruck von der Grausamkeit, so leben zu müssen.

  • Yasmina Khadra: Die Schwalben von Kabul
    Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe
    Roman, 158 Seiten
    Aufbau-Verlag, Berlin 2003
    gebundene Ausgabe: gebraucht erhältlich, ISBN 978-3351029685
    Taschenbuchausgabe: 7,95 EUR, ISBN 978-3746620879


    Inhalt:
    Man hört kein Kinderlachen mehr auf den Straßen, weil Lachen jetzt eine Sünde ist. Die Menschen denken mit Wehmut an frühere Zeiten, als man das Radio anschalten und sich eine Orchersteraufführung anhören konnte – jetzt jedoch gilt Musik als Gotteslästerung und ist daher verboten. Die Frauen sitzen zu Hause und sind vom Wohlwollen ihrer Ehemänner abhängig. Das Knallen von Peitschen ist zur neuen Landessprache geworden. Die Taliban haben Afghanistan in das Mittelalter zurückkatapultiert, aber die Menschen "haben Kronleuchter und Straßenlaternen hinreichend gut gekannt, um nicht an die alleinige Erleuchtung durch Kerzenlicht zu glauben" (Zitat S. 63). Nun leben sie im Gottesstaat und müssen sich mit der Religionspolizei arrangieren.
    „Die Schwalben von Kabul“ erzählt zunächst unabhängig voneinander die Geschichte zweier Paare. Mohsen Ramat studierte Politologie und strebte eine Diplomatenlaufbahn an, doch im Staat der Taliban konnte er sich beruflich nicht behaupten. Seine Frau Zunaira musste ihren Beruf als Rechtsanwältin aufgeben. Atiq ist ein Kriegsveteran und arbeitet jetzt als Gefängniswärter, seine Frau Mussarat ist schwer erkrankt, weshalb man ihm rät, sie zu verstoßen, da sie ihren ehelichen Pflichten nicht mehr nachkommen kann.
    Die Schicksale dieser beiden Paare bewegen sich wie in einer Tragödie unaufhaltsam aufeinander zu.


    Meine Meinung:
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich habe die 158 Seiten an einem Stück runtergelesen. Die Geschichte ist spannend erzählt, man ahnt als Leser, dass alles auf einen Wendepunkt zusteuert und wird so im Geschehen gehalten. Die Personen und die Situation im Land sind nachvollziehbar beschrieben, ich konnte mich sofort einfühlen und kam ins Nachdenken darüber, wie eine Diktatur Menschen selbst im Privaten verändert.
    Der Roman ist in einer sehr poetischen Sprache geschrieben, fast im Stile eines orientalischen Märchens. Mir hat die Sprache so gut gefallen, dass ich gerne ein weiteres, längeres Buch von Yasmina Khadra lesen möchte. Trotz der bedrückenden Thematik war das Buch einfach sehr schön zu lesen: anschaulich, einfühlsam, bildreich, schillernd wie ein geschliffener Stein … Zudem kam die Geschichte mit erstaunlich wenig Kitsch aus, einige Tendenzen zum Kitsch waren zwar da, aber in einer Dosis, die ich noch nicht als störend empfand ;-)
    Das Buch hatte das, was ich von einem Roman erwarte: es erzählt eine lesenswerte, interessante Geschichte in einer schönen Sprache. Es ist ein kleines, aber tiefgründiges Buch, das ich empfehlen kann. 9 Punkte.


    Leseprobe:
    Bei amazon gibt die ersten Seiten als Leseprobe. <klick>