So, ich bin jetzt mit etwas Verspätung auch dabei. Den ersten Teil habe ich durch und ich muss sagen, im Vergleich mit den beiden anderen Büchern von Yates, die ich bisher gelesen habe, ist dieses das deprimierendste. Wahrscheinlich liegt es daran, daß die Beziehung der Beiden schon von Anfang an so kaputt ist. Wie es so weit kommen konnte, wird nicht erklärt. Vielleicht geht der Autor ja in den nachfolgenden Teilen noch darauf ein. Auch im ersten Teil hat er ja schon mit Rückblenden gearbeitet.
So richtig sympathisch sind mir weder Frank noch April. Franks Einstellung zu seinem Beruf ist exemplarisch für sein ganzes Leben. Bei den Beschreibungen zu seiner Arbeit hätte ich Kotzen können. Hat der Mann denn überhaupt keine Träume? Wenn jemand einen langweiligen Job hat und aus Bequemlichkeit nichts daran ändert, nun gut. Aber seine Aussage bei der Jobvermittlung:
ZitatWas ich auf keinen Fall gebrauchen kann, ist eine Arbeit, die als <anspruchsvoll> gilt. Ich will nichts, was mich womöglich interessiert. [...] In so einen Laden will ich, und denen sag ich dann, bitteschön, für so und so viele Stunden am Tag kriegt ihr mich und mein freundliches Collegelächeln und dafür krieg ist so und so viele Dollar und ansonsten läßt jeder den anderen schön zufrieden. Kapiert?" (S.86)
-ganz schlimm finde ich das!
Es ist ja nun nicht so, daß er ein erfüllendes Hobby hätte, dann könnte ich sein berufliches Desinteresse vielleicht nachvollziehen. Nein, so wie er arbeitet, lebt er doch auch in der Gesellschaft, oder sehe ich das falsch?
Bei April hingegen liegt die Sache etwas anders. Sie könnte durchaus sympathisch sein. Da der Roman allerdings aus der Perspektive Franks erzählt wird, wird Aprils Persönlichkeit aus der Distanz beschrieben. Da Frank seine Frau ja ganz offensichtlich nicht versteht, erfährt der Leser auch nicht direkt, was in ihr vorgeht. Das Wenige, was man erfährt ist aber auf jeden Fall positiver, als Franks Verhalten. Sie hat wenigstens Pläne für die Zukunft, auch wenn ihre "Flucht" nach Europa wahrscheinlich keine Lösung für ihre verfahrene Ehe bieten wird. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.
Noch ein Wort dazu, daß Frank und April uns allen wesentlich älter vorkommen, als Ende 20. Ich glaube, das liegt zum großen Teil auch an der zeitlichen Distanz. Zu der Zeit war es völlig selbstverständlich, mit 29 im Leben schon voll etabliert zu sein. Da brauche ich nur an meine ELtern zu denken. Dieses späte Erwachsenwerden gibt es noch gar nicht so lange.
EDIT Nachtrag: Bei all diesen negativen Ausführungen möchte ich nur noch mal betonen, daß mir das Buch trotzdem sehr gut gefällt. Ich liebe depressive Bücher über gescheiterte Existenzen.