'Die Nächte mit Paul oder der Tag ist anderswo' - Seiten 058 - 112

  • Darum geht es meiner Meinung nach in diesem Buch- die Protagonistin Luisa hat als Kind keine Liebe und Solidarität ab dem Tod ihrer Mutter mehr empfangen, Paul hat offensichtlich nie Liebe und Geborgenheit empfangen und der Vater hat so viel Liebe empfangen bis zum Tod seiner Frau, dass er da nicht mehr rauskommt aus sich und seiner Trauer. Unter diesen Prämissen betrachten die Protagonisten jeweils das Verhalten der anderen Personen und dass dabei oft etwas herauskommt an Überlegung, dass dir oder mir fernliegt verwundert mich jetzt nur deswegen weniger, weil ich diesen Typen schon häufiger begegent bin. Ich halte also die Handlungen und Überlegungen nicht als "schön" oder "vernünftig" aber als realistisch, da ich solche Menschen eben- glücklicherweise nur von Berufs wegen- kenne.

  • Hm... das alles les ich da so nicht raus, daher ist mir das ganze total unverständlich.
    Luisa hat meiner Meinung nach eine behütete normale Kindheit gehabt, in der zwar die Mutter früh verstarb, aber ich lese keinerlei Auslöser für ein solche Trauma heraus, daß erklären würde, warum sie sich so saublöde verhält, wie sie sich nun mal verhält.
    Menschen, die sich immer hinter ihrem Leid und ihren Erlebnissen verstecken und denen jedes Verhalten damit entschuldigt wird, erregen noch nicht mal mehr mein Mitleid, sondern ich verspüre richtige glühende Verachtung.
    Jeder Mensch hat ein gewisses Päckchen zu tragen, man darf sich auch mal hängen lassen und schlechte Phasen durchlaufen, irgendwann muß es aber auch wieder gut sein oder man bedarf wirklich professioneller Hilfe.


    Das solche Menschen mir im realen Leben schon schwer auf den Senkel gehen und ich auch noch nett und freundlich sein muß und sie nicht schütteln und sie anbrüllen "WERD ENDLICH ERWACHSEN oder WACH!" darf, finde ich schon schlimm, Bücher muß ich über solche sich in ihrem Elendsuhler nicht auch noch lesen.
    Der Tod eines Elternteils mag schlimm sein, aber ob das so schlimm ist, daß man sich seine eigene Zukunft auch noch verhunzen muß, vage ich zu bezweifeln.

  • Ich denke, es kann nicht darum gehen, ein Verhalten zu entschuldigen.


    Aber ich habe den Eindruck, dass der Tod der Ehefrau bzw. Mutter Luisa und ihren Vater nicht zusammengeschweißt hat, sondern im Gegenteil. Jeder hat wohl für sich getrauert.


    Und da ist kein liebevoller Umgang zwischen den beiden. Deshalb kommen die Fragen, wo bist du, wann kommst du nach Hause, bei Luisa auch als Kontrolle an. Die beiden verbindet emotional nichts mehr.


    Das drückt sich auch darin aus, dass Luisa sich nach dem Abi so treiben lässt und der Vater da auch keinen Zugang zu ihr hat.


    Man sollte die gesamte Situation, speziell die Vater-Tochter-Beziehung, sicher nicht zu sehr auf seine eigene Beziehung zu den Eltern projizieren.
    Da ist in der Vergangenheit viel schief gelaufen und bei Vater und Tochter sind nun die "Schranke runter".


    Und ja, ich habe den Eindruck, die Protagonisten bräuchten professionelle Hilfe, da sie eben alleine nicht mehr aus diesen Verhaltensweisen herauskommen können.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Man sollte die gesamte Situation, speziell die Vater-Tochter-Beziehung, sicher nicht zu sehr auf seine eigene Beziehung zu den Eltern projizieren.
    Da ist in der Vergangenheit viel schief gelaufen und bei Vater und Tochter sind nun die "Schranke runter".


    Wohl war, darüber habe ich auch den ganzen Tag nachgedacht. Ich glaube man muss sich bei diesem Buch generell von den Gedanken lösen: wie war das bei mir zuhause, wie würde ich reagieren, ich bin ganz anders etc.


    Eine unbeteiligte Betrachtungsweise macht es leichter, das Buch aufzunehmen und zu verstehen.

  • Ihr seid ja ordentlich am Diskutieren.


    Ich muss Euch zustimmen, mir sind weder Paul noch Luisa sympathisch und ich kann ihre Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen. Luisa nervt mich immer mehr und teilweise habe ich auch überlegt, das Buch wegzulegen, weil es nicht voran geht.


    Luisa dreht sich nur um Paul, wobei sie immer nur denkt, dass sie wieder einen Fehler gemacht hat, dass sie besser dieses und jenes gemacht hätte, damit er bei ihr bleibt. Und dieses "er wird mich lieben, ich werde es schaffen" (S. 69) finde ich weltfremd. Wie kann man so etwas überhaupt erwägen? Jedenfalls als einigermaßen erwachsene Person, die schon eine Beziehung hatte und nicht als ein Kind, dass zornig mit dem Fuß aufstampft, um etwas zu kriegen.


    Auch diese ständige Vergessen ihrer Pflichten, schrecklich. Frau Ohlsen ist wirklich herzensgut, dass sie ihr nicht schon längst die Papiere gegeben hat und ihr auch anbietet, dass sie jederzeit zu ihr kommen kann, wenn sie sich aussprechen möchte.


    Paul bleibt mir weiterhin fremd, wahrscheinlich auch dadurch, dass wir seine Handlungen nur durch Luisas Brille sehen. Seine Gedanken bleiben völlig verborgen. Die "körperliche Gewalt", die der Klappentext anspricht, ist mir noch nicht untergekommen. Klar, er ist egoistischbeim Sex, doch nicht, um Luisa zu quälen, jedenfalls habe ich das so nicht interpretiert. Sein sonstiges Verhalten (Die Szene in der Kneipe mit Wabe beispielsweise) finde ich voll daneben. Ich hätte ihn dafür sitzen lassen, so etwas hätte er mit mir nicht machen können. Da verstehe ich Luisa einfach nicht. :rolleyes


    Luisas Vater: Er ist in der Trauer erstarrt, das tut mir sehr leid. Aber er schafft es immerhin, das ganze zu sehen und zu erklären (Die Energie, die mich früher einmal getrieben hat, ist mit dem Tod Deiner Mutter aus mir gewichen" S.77). Und dass er Luisa immer wieder helfen will, sei es durch alltägliches wie das Essen oder besonderes wie die Wohnungssuche, finde ich total klasse. Er macht sich nicht von ihr abhängig, sondern will, dass es ihr gutgeht. Mich würde diese Besorgnis wohl auch eher rebellisch gestimmt haben in Luisas Alter, doch aus meinem heutigen Blickwinkel kann ich ihn sehr gut verstehen.


    Johanna und Dirk, ewig zusammen, aber nicht wirklich glücklich. Ich bin schon im nächsten Abschnitt und hoffe, dass sich alles so entwickelt, wie es sein sollte.


    Was ich erstaunlich finde: Paul weiß, wo Luisa wohnt. Woher? Er dürfte doch nicht mal ihren Nachnamen kennen.

  • @ Geli
    Daß Paul bei Luisa zu Hause auftaucht fand ich auch verwunderlich, genauso seinen Besuch im Blumenladen. Woher weiß er das, sie hat ihm doch nie gesagt, daß sie überhaupt arbeitet?


    Aber auch Luisas Besuch bei Paul, als er nicht da ist, fand ich recht strange, das hat für mich von ihrer Seite schon fast etwas stalkingmäßiges. :gruebel

  • vater steht vor mir/Vater sagt......es klingt für mich irgendwie kalt.kein "mein"vater.


    Soll dieser Schreibstil die Distanz zwichen den beiden aufzeigen?


    Der vater scheint kein leben zu bestitzen,ich stelle ihn mir wie in einem gefängniss vor.


    Seite 101; Wie er sie seinem "Freund" vorstellt"Mit dieser dame hatte ich den besten Treppen...."


    ich verstehe nicht das sie sich das gefllen lässt.das lässt doch schon tief blicken.


    ich frage mich immer noch wie alt beide sind und inzwischen auch ob paul viel äter als Luisa ist?

    Grüßle Malaika


    :lesend "Eine Reise kreuz und quer durch meine Stephen King Bücher"


    "Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich"

  • Zitat

    Original von Babyjane
    [...]
    Luisas Verhalten bleibt für mich naiv und zeitweise sogar sehr dämlich. "Ich werde ihn die Liebe lehren!" :pille


    @ Babyjane
    Wenn du aus meinem Buch zitierst, bitte ich dich freundlich um korrekte Wiedergabe. Richtig heißt es:


    "Durch mich wird er Liebe kennenlernen. Er wird mich lieben, ich werde
    es schaffen, weiß ich mit einem Mal."


    Herzlichen Dank
    :wave Corinna

  • Entschuldige Corinna, ich hatte das Buch nicht zur Hand.
    Allerdings meinte ich eine andere Stelle, als die von dir genannte.
    S. 72
    "Ich soll Pauls Lehrmeisterin in punkto Liebe werden..."

  • Ich bin auf der Seite 98 angelangt: Die Szene im Cafe.


    "Paul sitzt wie ein stolzer Gockel inmitten geschwätziger Hühner. Er will Johannas Beachtung erheischen."


    Sätze wie diese sind mir einfach zu sehr die subjektive Meinung von Luisa.
    Sie sieht das so, es ist ihr Eindruck, ihre Wahrnehmung.


    Ich möchte gerne auch etwas aus der Sicht von Paul erfahren, wie er diese Szene erlebt.
    Das fehlt mir und ich fühle mich etwas in eine Richtung gedrängt.


    Und Seite 73:


    "Das Verlangen nach Liebe steckt von Geburt an in uns, die Fähigkeit zu lieben aber müssen wir uns wie das Essen mit Messer und Gabel aneignen."


    Wieder ein Gedanke Luisas, dem ich absolut nicht zustimmen kann.

  • Zitat

    Original von Sabine_D
    Für mich ist das gegenseitige Rücksichtnahme wenn man dem Vater/Mitbewohner sagt wo man ist oder wann man ungefähr zurück ist. Wenn er nicht weiß wo sie ist und sich verständlicherweise Sorgen macht, könnte sie ihm mit einem Wort diese Sorgen abnehmen.
    Aber das sieht wohl tatsächlich jeder anders. Für mich hat das mit Einbuße der Freiheit nichts zu tun.


    Ich sehe das Verhalten von Luisas Vater auch eher so wie Sabine oder BJ.
    Es ist doch völlig normal, dass er sich Gedanken macht, wenn seine Tochter plötzlich "völlig neben der Spur ist". Denn ich denke nicht, dass ihr Verhalten "vor Paul" dasselbe war.




  • Liebe Rosenstolz,


    schön, dass du "Die Nächte mit Paul oder der Tag ist anderswo" liest.
    Mittlerweile hast du die hier geposteten Beiträge gelesen und versuchst, dich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Du hast Probleme mit der Erzählperspektive.


    Ein Autor muss sich für eine Erzählperspektive entscheiden.
    Ich habe mich aus vielerlei Gründen für die "Ich"-Form entschieden. Das heißt, dass konsequent aus der gewählten Perspektive erzählt werden muss.


    Sehr schön und leicht verständlich erklärt ist das im Bücher-Wiki.


    Auch hier im Forum gibt es unter "Autoren unter sich" einen Thread dazu.


    Die anderen Personen müssen also anhand der Dialoge, der Gestik, Handlung usw. interpretiert werden.
    Und du hast es schon an der Frage, wie alt Luisa sein mag, gemerkt: Man muss selbst ein wenig mitdenken beim Lesen. Ich selbst bevorzuge Texte, bei denen ich ein wenig gefordert werde und auch nachdenken muss. Wenn alles vorgekaut wird, empfinde ich einen Text schnell als uninteressant. Darum lässt mein Text viel Raum für Interpretationen und es gibt auch nicht immer "richtig" und "falsch".


    Vielleicht geben dir meine Zeilen die Möglichkeit, den Text anders anzunehmen. Vielleicht ist es aber auch momentan nicht das "richtige" Buch zum "richtigen" Zeitpunkt und ich würde es sehr gut verstehen, wenn du es erst einmal wieder zur Seite legst. Vielleicht kommt irgendwann dann doch der passende Moment. Wenn nicht, macht es auch nichts. Tu dir bitte keinen Zwang an. Man sollte ein Buch nicht lesen, wenn es einem nicht wirklich liegt und ich bin die letzte, die das nicht verstehen würde. Ich habe seit einiger Zeit selbst Schwierigkeiten, Bücher zu finden, die ich wirklich lesen möchte. Die meisten fallen schon nach dem ersten Satz durch.


    Es würde mich freuen, wenn ich dir weitergeholfen habe,
    liebe Grüße
    Corinna