Hier kann zu den Seiten 112 - 182 geschrieben werden.
'Die Nächte mit Paul oder der Tag ist anderswo' - Seiten 112 - 182
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Weiterhin gefällt mir der Roman ausgesprochen gut, doch obwohl es sich immer mehr verdichtet, warte ich jetzt langsam noch auf eine entscheidende Wendung in der Beziehung zwischen Luisa und Paul!
Die Küchenszenen, als sie Paul und ihren Vater überraschend im Gespräch sieht, zeigen, dass Luisa viel zu oft in der defensiven Rolle feststeckt. Wie schon bei der vorhergehenden Szene, als sie ihren Vater immerhin mutig gegen Pauls Parolen verteidigte.
Sie ist immer diejenige, die reagiert, nie agiert. Dadurch befindet sie sich stets in einer verteidigenden oder sogar entschuldigenden Rolle, die nicht leicht zu halten ist und ich glaube, dass ist ihr größtes Problem.Dafür hat sie aber mit ein paar Menschen auch Glück.
Johanna, die jetzt tatsächlich mit Dirk Schluß gemacht hat, und weiterhin ihre Freundin bleibt, Julius Wiegand, bei dem sie anscheinend nie etwas kauft und doch alle Bücher befingern darf und vor allem Frau Ohlsen, eine Chefin, die ihr trotz häufigen Fehlens immer wieder eine Chance gibt.Manchmal (zum Beispiel bei der Szene mit Wabe, Seite 135 ff) erinnert mich das Buch an Zeruya Shalevs imponierenden Roman "Liebesleben", bei der die Beziehung einer unzufriedenen Frau mit einem älteren, dominanten Mann im Mittelpunkt steht. Hier wie da ist der zweifelhafte „Liebes“-Zustand der Frau nicht einfach erklärbar. Diese rätselhafte Komponente macht es interessant.
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Seite 119
Schmerz erweckte Pauls Liebe
Paul verbindet Schmerz mit Liebe. Paul kennt Liebe nur in Verbindung mit Schmerz. Das sind so die Gedanken, die mir bei dem Satz kommen. Vermutlich hat er seinerzeit auch die Schläge seines Vaters mit Liebe gleich gesetzt - er schlägt mich, weil er mich liebt. Wenn er das nicht täte, kein Interesse an mir hätte, würde er mich auch nicht schlagen.
Und in dieser Situation mit der Dornen der Rose, einer Situation, in der er Luisa - unbeabsichtigt - Schmerzen beim Sex zugefügt hat, dreht er sich nach dem Akt nicht zur Wand sondern nimmt sie danach in den Arm und schläft mit ihr ein.
Wirkt auf mich zutiefst verstörend.
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Zitat
Original von Herr Palomar
Manchmal (zum Beispiel bei der Szene mit Wabe, Seite 135 ff) erinnert mich das Buch an Zeruya Shalevs imponierenden Roman "Liebesleben", bei der die Beziehung einer unzufriedenen Frau mit einem älteren, dominanten Mann im Mittelpunkt steht. Hier wie da ist der zweifelhafte „Liebes“-Zustand der Frau nicht einfach erklärbar. Diese rätselhafte Komponente macht es interessant.Was Paul wohl gemacht hätte, wenn Luisa sich nicht von Wabe hätte befreien können. Hätte er eingegriffen oder einfach weiter zugeschaut? Offensichtlich hat ihm das Zuschauen Spaß gemacht. Ich glaube, er hätte Luisa Wabe überlassen. Dieses: Sei mal ein bisschen nett zu ihm war eine klare Auffordderung.
Scheint ihr nicht bewusst zu sein, dass er sie in dem Moment benutzt wie eine Ware. Anstatt beide im Anschluss rauszuwerfen, flüchtet sie sich zu Paul. Das zeigt, wie hörig sie im geworden ist. Er erniedrigt sie und sie nimmt es hin. Sie lässt sich immer weiter hinabziehen.Das Ganze kam mir vor wie eine Machtdemonstration.
Signal an Wabe: ich sage, wo es lang geht, ich überlasse Dir meine Freundin, ich bin großzügig.
Signal an Luisa: Ich mache mit Dir, was ich will. Es geht nach meinen Spielregeln und Du hast Dich zu fügen, zu unterwerfen.
Sex mit Luisa wird uninteressant, als Wabe den Raum verlässt.
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Seite 150 ff
Paul führt sich auf wie die Axt im Walde. Manchmal hab ich das Gefühl, ich hätte Dr. Jekyll und Mr. Hyde vor mir.
Er bestellt er ohne zu fragen für Luisa mit, frisst wie ein Schwein, tyrannisiert die Angestellten des Lokals und schwallert vor sich hin. Diese Nummer scheint er aber öfter abzuziehen, er scheint da ja (gutzahlender) Stammgast zu sein. Obwohl ich den Eindruck hatte, die würden gar kein Geld fürs Essen erwarten
Ein Hoch auf die Arbeiterklasse (der er ja selber nicht mal angehört. Er gehört zwar nicht zu den so verhassten Industriellen, ist seiner Selbständigkeit aber weit jenseits der von ihm so hochgelobten Arbeiterklasse. Was vom Vater steckt in diesen Aussagen? Vermutlich hat dieser die gleichen Reden geschwungen).
Ich finde permanent Stellen, die mich beschäftigen
Seite 166
"Er hat Schuld, erkenne ich..."
Der vorangegangene Dialog mit Paul hat offenbar ein wenig Erkenntnis gebracht. Luisa wird sich bewusst, dass sie hinsichtlich ihres Vaters ein Helfersyndrom entwickelt hat. Dass sie das gleiche Muster auf Paul anwendet, ist ihr hingegen offenbar noch nicht bewusst.
In Luisa schlummert aber auch ein Aggressionspotenzial. Sie legt es immer wieder darauf an, ihren Vater zu verletzen. Da kennt sie auch keine Grenzen sondern setzt ordentlich was nach. Allein die simple Frage, ob Paul über Nacht bleibt, die ich hier wiederum völlig angebracht finde, denn er hat recht, es ist sein Haus und er hat einen Anspruch darauf zu erfahren, ob jemand für ihn fremdes über Nacht bleibt, löst endet schon wieder in einem persönlichen Kriegsszenario.
So wie er sie viele Jahre aus seinem Leben ausgeschlossen hat - allerdings auf eine schweigende Art - so schließt sie ihn jetzt aus. Auf eine sehr lautstarke Art.
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Zitat
Original von Bouquineur
Seite 119Schmerz erweckte Pauls Liebe
Paul verbindet Schmerz mit Liebe. Paul kennt Liebe nur in Verbindung mit Schmerz. Das sind so die Gedanken, die mir bei dem Satz kommen. Vermutlich hat er seinerzeit auch die Schläge seines Vaters mit Liebe gleich gesetzt - er schlägt mich, weil er mich liebt. Wenn er das nicht täte, kein Interesse an mir hätte, würde er mich auch nicht schlagen.
.Das denke ich auch so. Und da Paul nichts anderes kennt, verhält er sich auch als Erwachsener so.
Was mich wirklich nervt, dass Luisa so oft "vergisst" arbeiten zu gehen. Frau Ohlsen ist da ja mehr als langmütig, zumal Luisa ja nur Aushilfe ist. Ja, Frau Ohlsen bietet ihr sogar ein Gespräch an, aber das kann Luisa gar nicht annehmen. Sie wüsste sicher gar nicht, was es zu bereden gäbe.
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Hm...
Also erstmal finde ich nicht, daß Luisa Glück hat mit den Menschen, die sie immer wieder auffangen, ich denke, wenn sie eher richtig auf die Nase fliegen würde und ihr mal jemand eine Grenze aufzeigen würde, würde sie vielleicht eher mitbekommen, daß ihr Verhalten so nicht normal und gut ist.Die Szene mit Wabe fand ich seltsam. Eigentlich hätte ich Paul als besitzergreifend und eifersüchtig eingestuft, so daß niemand "seine" Frau auch nur ansehen darf.
Andererseits schob sich mir der leise Verdacht auf, daß er Luisa eventuell auf eine kleine Prostitutionskarriere vorbereiten will. Das läuft nämlich auch meist so ab, erst dem Freund ein wenig gefällig sein und später den Freiern. Ist wahrscheinlich wieder Berufskrankheit von mir.Andererseits, dachte ich auch, ok der Junge hätte alt gerne nen 3er bzw. Luisa und Wabe zusehen, da ihre Beziehung auf rein sexueller Ebene stattfand bisher, finde ich das nicht so krank oder abwegig, soll sie sich halt überlegen, ob sie das reizvoll findet oder nicht.
Aber auch hier wehrt sie sich zwar gegen Wabe, läßt aber dann Paul einfach aggieren. Wenn sie das doch nicht gut findet, mein Gott, dann soll das doch sagen, zeigen...Die Szene mit Luisas Vater in der Küche fand ich sehr seltsam und sie bewies wieder mal seinen Langmut. Mein Vater hätte diesen vorlauten Jungen roh aus dem Haus befördert.
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Zitat
Original von Sigrid2110
Was mich wirklich nervt, dass Luisa so oft "vergisst" arbeiten zu gehen. Frau Ohlsen ist da ja mehr als langmütig, zumal Luisa ja nur Aushilfe ist. Ja, Frau Ohlsen bietet ihr sogar ein Gespräch an, aber das kann Luisa gar nicht annehmen. Sie wüsste sicher gar nicht, was es zu bereden gäbe.
Das nervt mich nicht nur, das treibt mich auf die Palme!
Diese Rücksichtslosigkeit und Unbedachtheit.... nervig.
Sie hat ihr Ziel die eigene Wohnung, aber steuert mit allem was sie tut in die falsche Richtung, das muß einer intelligenten jungen Frau doch bewußt werden? -
Seite 135:paul und wabe in Luisas Zimmer.
Sorry hier wird Luisa mir mehr als unsympathisch....
wie dumm kann man den als Frau noch sein?dann auch noch der Aufforderung zu folgen"sei mal nett zu ihm"hinüber zu gehen...so naiv kann doch wirklich keine Frau sein.
Sucht sie die gefahr?ist es auch für sie der Kick?auch wenn die sache von paul nicht ok ist,Luisa tut mir hier kein bisschen leid.
was mich erschreckt.ich finde das Verhalten von Paul bis jetzt garnicht so schlimm...den Luisa macht doch mit,ich habe nirgends ein Stop gelesen(bis jetzt)
Woher soll Paul wissen das sie mnache Dinge nicht mag? -
Dass Paul sich mit Luisas Vater so gut versteht, hat mich erst verwundert, aber ich schätze, er braucht eine Art Vaterersatz. Jemandem, zu dem er aufschauen kann, sich aber auch kritisch auseinandersetzen kann. Und Conrad lässt sich überhaupt nicht provozieren, klasse. Diese Figur ist neben Julius Wiegand mein persönlicher Favorit. Endlich mal jemand, der sympathisch ist.
Die Sex-Szene mit der Rose ist hart, aber deshalb, weil Luisa mal wieder ihren Mund nicht aufkriegt. Ich verstehe sie einfach nicht, wieso schreit sie nicht auf, wieso sagt sie nix? Dass Paul mit ihrem Blut Kaffee serviert, finde ich eklig.
Auch auf S. 122: Luisa arbeitet voller Elan im Blumenladen, Frau Ohlsen entlässt sie jedoch in den Feierabend. Anstatt zu sagen: "Ich mache eben noch fertig", ist sie enttäuscht und geht. Überhaupt ist Kommunikation nicht Luisas Ding. Bei ihrer Freundin schafft sie es nicht, sich auszudrücken, eine Diskussion mit ihrem Vater endet entweder abrupt oder mit Anschreien und Paul einfach mal zu sagen, was los ist, kann sie ebenfalls nicht. Das nervt mich sehr. Auch, dass sie ständig in ihrem Verhalten gegenüber Paul Fehler sieht. Sie hat überhaupt kein Selbstbewusstsein.
Die Szenen mit Julius Wiegand sind ein Lichtblick in dem Buch. Endlich herrscht mal nicht gedrückte Stimmung, sondern Ruhe und sogar fast Heiterkeit.
Dan die Szene mit Wabe und Paul, in der Luisa von Paul aufgefordert wird, "nett" zu Wabe zu sein. Hallo? Das geht doch gar nicht. Da wäre spätestens für mich Schluß gewesen.
Ebenso im Restaurant, mir wäre Pauls Verhalten so peinlich gewesen, dass ich mich nicht mehr in der Öffentlichkeit mit ihm gezeigt hätte, und so etwas ist doch keine Basis für eine Beziehung. Aber Luisa lässt alles mit sich machen, steigt schon freiwillig hinten ins Taxi ein.
Ich kann Luisa einfach nicht verstehen. Paul die Schuld zuzuweisen, finde ich zu einfach gedacht. Sie lässt es mit sich machen, egal, wie er sie behandelt. Und so etwas kann einfach nicht gut gehen.
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Zitat
Original von geli73
Die Sex-Szene mit der Rose ist hart, aber deshalb, weil Luisa mal wieder ihren Mund nicht aufkriegt. Ich verstehe sie einfach nicht, wieso schreit sie nicht auf, wieso sagt sie nix?
Eben das ist es. Sie lässt alles mit sich geschehen. Soll sie doch endlich mal laut sagen, dass sie dieses oder jenes nicht will.
Riechen kann man das schlecht.