Russisch Blut - Anne Chaplet

  • Kurzbeschreibung
    Für Katalina Cavic sollte es ein Neuanfang sein auf Schloß Blanckenburg. Doch sie kommt nicht zur Ruhe, Lüge und Betrug sind hier ebenso offensichtlich wie der Verfall des alten Anwesens. Während die junge bosnische Tierärztin noch mit den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit kämpft, erschüttert der Mord an einem angesehenen Archäologen die Schloßbewohner. Im Zuge der Ermittlungen tritt ein altes Geheimnis zutage, das mit der dramatischen Flucht einer Frau in den Wirren des Zweiten Weltkriegs zusammenhängt.


    Über den Autor
    Anne Chaplet ist das Pseudonym der Publizistin und Historikerin Cora Stephan. Neben ihren Sachbüchern hat sie fünf Kriminalromane geschrieben, für die sie zweimal mit dem Deutschen Krimipreis und dem Radio-Bremen-Krimipreis ausgezeichnet wurde. Sie lebt in Frankfurt.


    Meine Meinung
    Obwohl ich Anne Chaplet sehr gerne lese, konnte mich dieses Buch nicht so richtig überzeugen.
    Dabei passte, wie immer, das Ambiente:
    dieses Mal eine Kleinstadt im östlichen Teil des Harz, die schon bessere Zeiten gesehen hat, und in der sich die Fremde, die neue Tierärztin Katalina, gegen so allerhand eingesessene Ablehnung behaupten muss. Dazu eine verkommenes Schloss, bewohnt von Berlinern Yuppis, welche ebenfalls mit Skepsis und einer erheblichen Portion Misstrauen beobachtet werden.
    All das passt: die meisten Personen wirken echt, die Kulisse authentisch und einzelne Szenen sind gekonnt komponiert.
    Aaaber: auch wenn ich dieses Buch in wenigen Stunden weggeschmökert habe, blieb das Gefühl, dass die ganze Geschichte ziemlich lieblos zusammengeschustert wurde. Da gab es erhebliche logische Mängel, die mich zeitweise in ziemliche Verwirrung stürzten und sich auch nach mehrmaligen Nachlesen nicht aufklärten. Der alte Adel wurde auf eine fast unangenehme Weise schöngefärbt: der ist von Edelmut, Schönheit und Klugheit beseelt und handelt ehrenvoll und tapfer bis in den Tod. Ostpreußen war ein Paradies mit glücklichen, aber bescheidenen Dienstboten, ihrer Herrschaft treu ergeben. Und die Russen, ja, sie vergewaltigen mal wieder, ohne dieses „Gemeinbild“ kommt offensichtlich kaum ein Buch aus, dass sich auch nur im entfernstesten mit der russischen Besatzung beschäftigt.
    Diese Konstellation hat leider des öfteren Heimatromanqualitäten, man bekommt Versatzstücke vorgesetzt, die nunmal ziemlich ausgelutscht sind und nicht wirklich überzeugen.
    Das hat mir leider die sonst recht kurzweilige Geschichte etwas madig gemacht. Alles in allem zwar ein nettes Buch, von dem man jedoch trotz aller Ambitionen keine weitreichenden oder originellen Gedanken oder Aspekte zur deutschen Vergangenheit erwarten sollte.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)