Über den Autor
Osman Engin, 1960 in der Türkei geboren, seit 1973 in Deutschland. Studium der Sozialpädagogik bis 1989 in Bremen. Seither schreibt er monatlich eine Satire für die Bremer Stadtillustrierte "Bremer" und arbeitet u.a. für Frankfurter Rundschau, Titanic, taz und Radio Bremen.
Kurzbeschreibung
Zur Türkei-Buchmesse 2008: Don Osman schreibt Briefe in die Heimat. Immer diese guten Vorsätze fürs neue Jahr: weniger essen, weniger trinken, weniger rauchen - und letzlich wird doch wieder nichts draus. Deshalb schmiedet unser Vorzeige-Einwanderer zur Abwechslung mal einen Plan, der nicht ganz so schwer in die Tat umzusetzen ist: Nach so vielen Jahren in Deutschland löst er endlich sein Versprechen bei seinem alten, daheim in Anatolien lebenden Onkel ein, ihm sein Leben in Deutschland einmal ganz genau zu schildern. Also schreibt Osman seinem »lieben Onkel Ömer«bei jedem Anlass, der einem Türken im Laufe des Kalenderjahres in Deutschland »bemerkenswert« oder »eigenartig« erscheinen muss, einen Brief. Von Karneval und Valentinstag über den Tag der Arbeit, die großen Ferien, das Oktoberfest bis hin zur Weihnachtszeit beleuchtet Osman alle deutschen oder auch die aus Amerika importierten westlichen Feste und Feiertage mit seinem kritisch-satirischen Blick. Und auch die Gegenseite kommt nicht zu kurz: Wie erkläre ich meinen deutschen Landsleuten den Ramadan oder andere muslimische Feiertage? Lachsalven sind garantiert in Osmans ganz persönlichem Beitrag zur Völkerverständigung - und zur Türkei-Buchmesse 2008.
Meine Rezension
Osman ist ein Türke, der schon seit vielen Jahren mit seiner Familie in Deutschland lebt. Dieses Jahr will er ein altes Versprechen einlösen und seinem alten Onkel Ömer in Anatolien regelmäßig über sein Leben in Deutschland berichten.
Jeden Monat schickt er dem alten Herrn also Briefe, in denen er ausführlich über sein Leben, seine Gedanken und viele deutsche Bräuche aus seiner Sicht schildert. Im Dorf des Onkels werden die Briefe dann öffentlich für alle ausgehängt, daher enthält jeder Brief am Ende noch einen kleinen privaten Abschnitt, der nur für Onkel Ömer, aber nicht das ganze türkische Dorf gedacht ist. In diesem Abschnitt erzählt Osman Ömer beunruhigende Dinge um die mysteriöse neue Freundin seiner Frau, die eines Tages plötzlich bei ihnen zu wohnen scheint…
Ein sehr guter Einstieg war bereits im ersten Brief dabei die Erklärung der Unterschiede zwischen Männergrippe und Frauengrippe: Die Frauengrippe ist nur halb so schlimm wie die Männergrippe, denn nur so erklärt es sich, dass Männer fast daran sterben, während Frauen aber trotz Grippe den Haushalt schmeißen und kochen können. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Die Briefe selbst sind sehr witzig, so beginnen und schließen sie immer mit denselben ebenso ehrfürchtigen wie platten Floskeln. Der Briefschreiber kommt immer mehr als liebenswerter, gutmütiger Trottel und „Nixblicker“ durch. Nach der langen Zeit in Deutschland scheint er auch gut Deutsch zu sprechen, allerdings sind immer wieder mal falsche Wörter wie „Kasanova, Kameratiim, Klaun“ (bewusst) falsch eingestreut – glücklicherweise aber nur so oft, dass es witzig wirkt und nicht so oft, dass es nur noch gewollt ist.
Der Autor nimmt hier uns Deutsche und unsere Bräuche gehörig auf die Schippe, schreckt aber auch vor sich und seinen Landsleuten nicht zurück, so dass alle gleichermaßen durch den Kakao gezogen werden.
Ein witziges Buch ist das, ein vergnüglicher kleiner Zeitvertreib für nebenher. Ich würde allerdings empfehlen, nicht das ganze Buch am Stück zu lesen, sondern lieber mal die einzelnen Briefe zwischendurch, damit der Witz nicht durch andauernde Wiederholung verpufft.
Wie ich sehe, gibt es noch mehrere Bücher des Autors – sie wären durchaus einen Blick wert.