J. M. Coetzee - Warten auf die Barbaren

  • Ein Plädoyer GEGEN jede Art von Führung, Diktatur, Tyrannei und Militarismus...
    Ein Plädoyer FÜR Toleranz, Freiheit, Selbstbestimmung und freies Denken...


    Was soll man sagen...
    Ein absolut zeitloses Buch, welches in seiner einfachen Form mehr als überzeugt. Da hat man es mit einem Autor zu tun, der
    1. sich bewusst ist, was er will...
    2. bestimmt, wie viel oder wie wenig er tut und...
    3. keinerlei Tricks nötig hat!


    Du glaubst, du weißt, was gerecht und was ungerecht ist. Ich verstehe das. Wir alle glauben, es zu wissen.


    J.M. Coetzee erzählt eine einfache Geschichte eines Magistrats einer Grenzstadt. Eines Dieners seines Staates, jedoch eines denkenden Dieners, der mehr und mehr passiven Widerstand gegen die Diktatur der Machthaber leistet.


    In der Einsamkeit meiner Zelle denke ich viel über ihn nach und versuche seinen Hass zu verstehen, versuche, mich so zu sehen, wie er mich sieht. (...) Ein Mann mit der Taille eines Jungen und den muskulösen Armen eines Straßenkämpfers, in die fliederblaue Uniform gezwängt, die die Abteilung III für ihn kreiert hat. Bestimmt eitel, gierig nach lob. Ein unersättlicher Weiberheld, unbefriedigt, unbefriedigend. Dem man erzählt hat, er könne nur nach oben gelangen, wenn er über eine Leichenpyramide klettert.


    Ein früher Roman eines späteren Nobelpreisträgers.
    Ein früher Roman kann ein mehr als ausgereifter sein.


    Wenn Menschen ungerecht leiden, ist es das Schicksal derer, die Zeuge ihres Leidens werden, sich dafür zu schämen.

  • Coetzee wird leider gerne auf "Schande" reduziert, dabei gehört er zu den meistunterschätzten Nobelpreisträgern. "Warten auf die Barbaren" habe ich auch dieses Jahr gelesen, war prima, "Leben und Zeit des Michael K." kommt demnächst dran.
    Coetzee schreibt in einfachen Worten unmittelbar das, was wichtig ist. Hier mal wieder ein bisschen die Werbetrommel rühren ist nicht schlecht.

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

  • Das Buch habe ich vor einigen Monaten gelesen und habe es in guter Erinnerung. :-)


    Von Coetzee habe ich außerdem schon gelesen:
    1. Schande
    2. Der Junge


    Elizabeth Costello liegt noch auf dem SUB



    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

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  • Mich hat das Buch komischerweise an "1984" von Orwell erinnert. Von der Story her haben sie ja nicht sehr viel gemeinsam, außer vielleicht die Folterszenen, aber irgendwas an der Stimmung finde ich ähnlich. Der Protagonist ist die meiste Zeit recht hoffnungslos, die Beschreibung der Umgebung, der Stadt wirkt irgendwie bedrückend. Ging es euch auch so?


    Ich mag das Buch auf jeden Fall auch sehr gerne. Veilleicht nicht ganz so wie "Schande", trotzdem sehr gut. Ich werde demnächst auch "Leben und Zeiten des Michael K." lesen, mal sehen...

  • Ein, für mich, stark beklemmendes und schwer zu lesendes Buch, welches mit seinem Schreibstil und den Worten unter die Haut geht. Man ist mittendrin und leidet mit, ist entsetzt und genauso hilflos wie der Magistrat. Zwischendurch musste ich das Buch beiseite legen, um das Gelesene zu verarbeiten und die Bilder im Kopf zu ordnen. Es ist kein leichtes Buch, es erschüttert, auch wenn man weiß, dass es sich hier um eine fiktive Geschichte handelt. Denn die Parallelen zu bestimmten Ländern und deren Regierungen sind da und machen deutlich, dass in der Realität so manches beschriebene Verhalten leider doch stattfindet.