Obsession von Hitomi Kanehara

  • Ein absolutes No-Go


    Obsession handelt von der jungen Schriftstellerin Rin, die man nur als kranke Persönlichkeit beschreiben kann. Über alle Maßen eifersüchtig, zwanghaft klammernd und völlig unselbständig.


    Zu Beginn 22 Jahre, wird in mehreren Episoden zurückgeblendet, bis in ihr 15. Lebensjahr. Falls die die Autorin dadurch nahebringen will, was Rin zu dem Menschen gemacht hat, der sie ist, ist ihr das gründlich mißlungen. Ich kann nicht den Hauch von Verständnis aufbringen. Vielmehr hat mich Rin nach 20 Seiten schon so genervt, dass ich das Buch am liebsten in die Tonne geworfen hätte.


    Die Handlung wird aus Rins Sicht betrachtet, inklusive sämtlicher innerer Selbstgespräche, die in nüchternem Zustand seltsam genug sind und immer wirrer werden, je mehr Rins Alkoholpegel steigt.


    Der Preis von 18 Euro für 220 Seiten ist an sich schon hoch gegriffen. Rechne ich dann noch den Inhalt ein, kann ich nur sagen, dass man sein Geld anderweitig besser anlegen kann.


    Ein kluger Mensch hat einmal gesagt, selbst das schlechteste Buch hat etwas Gutes: Die letzte Seite. Meine volle Zustimmung. Obsession ist genau so ein Fall.

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Rin ist eine junge Frau, die kein Selbstbewusstsein hat und sich für einen Mann völlig aufgibt. An erster Stelle stehen immer die Wünsche des Partners und deren Erfüllung. Rin lebt für den aktuellen Partner und reagiert sofort mit Eifersucht, wenn dieser es wagt, sein Leben weiterhin selbstständig zu gestalten.
    Das Buch lässt sich flüssig und gut lesen. Die jugendliche manchmal leicht derbe Sprache passt gut zum Inhalt.
    Mir hat "Obsession" gefallen und ich kann das Buch weiterempfehlen. Ich finde den Preis für die Hardcover-Ausgabe unangemessen hoch.

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Realität im Spiegel


    Autor


    Hitomi Kanehara: * 8. August 1983 in Tokio / Japan
    Erfolgreiche Schriftstellerin, erste Schreibversuche erfolgten bereits im Alter von 15 Jahren, mit 20 Jahren ist sie die zweitjüngste Preisträgerin der Akutagawa-Auszeichnung für ihren Debütroman ‚Tokyo Love’, für den sie ebenfalls den Subaru-Preis erhielt, sie lebt in Shinjuku


    Buchinhalt


    Winter 22
    Die junge Rin befindet sich zusammen mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Shin auf dem Rückflug aus ihren Flitterwochen auf Tahiti.
    Man sollte meinen, das junge Paar schwebe glücklich im siebten Himmel. Doch tatsächlich frönt sie, getreu ihrem Motto „Man kann nie wissen, wo in der Welt die Tücke lauert.“, ihrer krankhaften Eifersucht, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihren Partner quält.
    Völlig irrational, von Verlustängsten gezeichnet, malt sie sich Szenarien wie Trennung oder Scheidung, Selbstmord oder gar den Weltuntergang aus.
    Ihr ständiger Kontrollzwang auch im häuslichen Bereich wird zur Belastung, Vertrauen und Harmonie leiden. Auseinandersetzungen, sowie Hysterie und Ausfälligkeiten seitens Rin sind die unvermeidliche Folge.
    Als Schriftstellerin, hat sie Interviews zu geben und Folgeaufträge zu bearbeiten.
    Der aktuelle große Auftrag: Sie soll eine Autofiktion schreiben.


    Sommer 18
    Rin führt den ausschweifenden Lebenswandel einer Rumtreiberin in Shinjuku. Sie pflegt ständigen Umgang mit Ran, die jede Orgie mitnimmt, Kana und Momo, die diesem Treiben ebenfalls nicht abgeneigt scheinen. Sie rauchen, trinken und das Leben ist für sie eine rauschende Party. Zusammen tingeln sie von Club zu Club.
    Erst als sie auf den DJ Shâ trifft und eine Beziehung mit ihm eingeht, nimmt ihr Leben wieder anständigere Formen an.
    Doch auch dieses Glück trübt sich, als sie Shâ bei völlig unnötigen Lügen ertappt.


    Sommer 16
    Rin ist nicht sehr erfolgreich in der Schule. Ihre Versetzung ist eindeutig gefährdet, woraufhin sie kurzerhand die Schule abbricht und mit Gatô zusammenzieht, der aufgrund seiner Spielsucht nicht nur seine gesamte Freizeit in der Pachinko-Halle in Saitama verbringt, sondern dort auch sein gesamtes Vermögen lässt.
    Die Schulden wachsen ihnen über die Ohren und genug Geld für den Lebensunterhalt ist auch nicht vorhanden.
    Kochen, putzen und in der Spielhalle auf Gatô warten, erfüllt ihr Leben keineswegs.
    Rin sucht sich eine Arbeit, bändelt mit einem Kollegen an. Sie tanzt schließlich auf zwei Hochzeiten gleichzeitig, wofür sie einige Hiebe einzustecken hat, nachdem Gatô sie inflagranti erwischt. Nach einiger Zeit Hausarrest scheinen die Wogen geglättet.
    Doch der Schein trügt. Nachdem sie Gatô schließlich verlässt, beginnt ihre Zeit in den zwielichtigen Vierteln von Shinjuku, wo sie regelmäßig die Nacht zum Tag macht.


    Winter 15
    In einem Rückblick auf Rins Elternhaus erfahren wir, dass Rin bereits seit der Grundschule Todesfantasien hegt.
    Obwohl die Eltern für Rin weitestgehend als Vorbilder fungieren, mangelt es ihnen ihrer Ansicht nach doch an Geduld und Durchhaltevermögen.
    Sie leidet unter der Situation, dass ihr Vater Affären hat und ihre Mutter in Tränen und Hysterie ausbricht. Ihr Dasein empfindet sie als pure Langeweile, die sie zu ertragen hat.
    Erst mit Nyanko bekommt ihr Leben einen Sinn. Ein Gefühl der Entspannung und des inneren Friedens stellt sich ein.
    Doch die scheinbar heile Welt wird durch ein folgenschweres Ereignis zerstört…


    Meine Meinung


    Hitomi Kanehara beschreibt spannende Aspekte einer gestörten Persönlichkeit. Schon nach wenigen Seiten ergibt sich ein detailliertes Bild Rins Charakters.


    Die Gliederung des Romans Obsession bringt dem Leser eine interessante Betrachtungsweise nahe.
    Zuerst wird er ohne Vorwarnung mit den Tatsachen konfrontiert und kann sich folgend in Rückschritten ein Gesamtbild Rins Charakters und Werdegangs machen. Diese Vorgehensweise macht die Person Rin noch plastischer, füllt sie mit Leben.


    Kanehara benutzt eine sehr direkte und moderne Umgangssprache, die Rins Alter und Umgang angemessen erscheint. Rin spricht jung, freizügig und frei von der Leber weg, was sie denkt. Ganz gleich ob sie damit schockiert oder provoziert.


    Der Schreibstil an sich ist trotz Schwere der Thematik recht flüssig, vermittelt die Schnelllebigkeit der Protagonistin und verdeutlich exakt deren Gedankenwirrwarr, wie eine Version der anderen folgt, Schlag auf Schlag.


    Bereits im ersten Kapitel Winter 22 wird deutlich, dass Rin psychisch sehr instabil ist. Ihr Denken, Reden und Handeln sind teils Widersprüche in sich. An einer Stelle stellt sie ihr mangelndes Selbswertgefühl, ihre Unselbständigkeit und Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen unter Beweis, an anderer Stelle wiederum sprüht sie vor Agilität und vermeintlichem Selbstbewusstsein.
    Rins Leben vollzieht sich in wankelmütigen Launen, sprunghaften Gedankengängen und ständiger Selbstreflexion. Sie spricht sich zwar Einsichtsfähigkeit, Objektivität und soziales Verhalten zu, ändert tatsächlich jedoch nichts an ihrem Betragen, mit dem sie andere Menschen nicht selten vor den Kopf stößt.
    Erstaunlich finde ich die Tatsache, dass Rin just in dem Moment, als sie die Trennung von Shin beschließt und ausspricht, wieder Zugang zu ihrer Arbeit als Schriftstellerin findet.


    Das letzte Kapitel über den Winter mit 15 Jahren weist schon deutlich auf Rins psychische Probleme hin. Die Rede ist von Narben an den Handgelenken, ständigen Visionen von abgeschlagenen Köpfen, Todesgedanken schon in frühester Kindheit.
    Sie befindet sich in ärztlicher Behandlung und bekommt Medikamente, die ihr gegen Depressionen, Panikattacken und Wahnvorstellungen helfen und ihre Psyche stabilisieren sollen.
    Bereits in ihrem Elternhaus gehören Untreue des Vaters und Hysterie der Mutter zum Alltag. Eine Situation, die wohl für jedes Kind schwer zu verarbeiten ist und sich belastend auf die Entwicklung auswirkt.
    Als schließlich noch ein Schwangerschaftsabbruch über ihren Kopf hinweg bestimmt wird, an dem sie hart zu knabbern hat, bestimmt sie, dass sich ihr Leben ändern wird. Doch da die Betrachtung durch den Leser rückwärts erfolgt, wissen wir bereits, dass sie diesen Plan bis auf weiteres nicht in die Tat umsetzt, was die Tragik ihrer Situation hervorhebt.


    Anhand der verschiedenen Stationen ihres Lebens ist zweifelsohne ersichtlich, dass sich Rin trotz aller Änderungswünsche doch mehr oder weniger ständig im Kreis dreht.
    In durchweg jedem der dargestellten Lebensjahren grübelt Rin ins fast schon Philosophische hinein, reflektiert ihr Verhalten im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Erwartungen und erkennt Fehler und Möglichkeiten, solche zu umgehen. Doch es führt zu nichts.
    Ihre Krankheit, ihr Umgang, ihre Todessehnsucht und damit oftmals einhergehende Gleichgültigkeit ihrem Leben gegenüber, zieht sie immer wieder nach unten. Und egal wie sehr sie sich abstrampelt, ihre Wünsche und Visionen in die Tat umzusetzen, das Milieu aus dem sie Kommt und in dem sie sich jahrelang bewegt, erlaubt ihr keine großen Sprünge in eine blühende Zukunft. Vergangenheit und Gegenwart halten sie in ihrem Kreislauf strikt gefangen und ziehen sich konsequent durch die fortschreitende Entwicklung.


    Es ist schon fast Mitleid erregend, zuzusehen, wie sich dieses Mädchen nach der heilen Welt sehnt, nach Liebe und Geborgenheit, doch ständig nur vor den Kopf gestoßen wird und mit ihrem eigenen Trotzverhalten die Dinge eher verschlimmert, statt sie zu verbessern.
    Rin befindet sich in einer Spirale der Hilflosigkeit, aus der es aus eigener Kraft kein Entrinnen für sie gibt.
    Schon ihre Eltern konnten ihr keine Stabilität bieten und auch ihre diversen Beziehungen stellten nicht den benötigten Anker dar, den sie benötigt hätte.
    Jeder Freund hat seine eigenen Schwerpunkte und Schwächen, die für ihn im Fokus stehen. Rin und ihren Problemen kommt dabei nur eine untergeordnete Rolle zugute. Sie tut alles, um dem Partner an ihrer Seite zu gefallen, verbiegt sich und verliert sich schließlich selbst.
    Doch nur bis zu einer gewissen Grenze. Ist diese erreicht, rebelliert sie ohne Rücksicht auf Verluste.
    Die schlechten Erfahrungen unterstreichen die, durch ihre Krankheit hervorgerufenen, Ängste und prägen zusammen mit dem resultierenden Fehlverhalten die Persönlichkeit Rins.


    Die Lektüre des Romans weckt vielerlei Emotionen und regt zum Nachdenken an!


    In dieser Abhandlung steckt generell gesehen wohl leider genauso viel Fiktion wie Realität. Rin ist mit Sicherheit kein Einzelfall in der heutigen Gesellschaft, gleich welchen Landes.


    Abschließend bleibt für mich bezüglich des vorliegenden Romans die Frage offen: Hat Rin mit den Berichten aus verschiedenen Altersstufen lediglich ihren Auftrag der Autofiktion erfüllt und hat dies alles gar nicht stattgefunden, oder aber steckt vielmehr ein Großteil Autobiographie in diesen Worten, weshalb es ihr auch plötzlich so leicht fiel, leere Seiten zu füllen, sobald ein weiters Mal eine ihrer Beziehungen zerbricht?


    Auch, wenn sich dieser Gedankengang nicht mit dem Klappentext deckt, so stellt er doch vielmehr Originaltitel und Arbeitsauftrag innerhalb der Handlung des Buches dar.
    Autofiktion meint eine erfundene Geschichte im Stile einer Autobiographie. Ein Roman, der die Frage aufwirft, ob es sich wohl um ein tatsächliches Erlebnis des Autors handelt, im Gegensatz zur echten Autobiographie, die die eigene Lebensgeschichte wahrheitsgetreu aus subjektiver Sicht wiedergibt.


    Das Cover und die Aufmachung des festen Einbands des Buches in rot und schwarz finde ich sehr gelungen. Es wirkt sehr extrem und spiegelt dadurch nach meinem subjektiven Empfinden den Kontrast in Rins Leben gut wider.


    Fazit


    Obsession ist weniger zu reinen Unterhaltungszwecken geeignet, als viel mehr zum Mit- und Nachdenken.
    Als interessante Charakterstudie eines kranken Menschen gefällt es mir ausgesprochen gut! Die Thematik wurde einwandfrei umgesetzt.


    Die Autorin hat außerdem mit ihrem Roman ihr Ziel im Falle meiner Person erreicht:
    Für mich steht eindeutig die Frage im Raum, die eine Autofiktion Kraft ihrer Bedeutung zu stellen hat: Fiktion oder wahres Erleben?

  • Hier mein Eindruck, der von den meisten doch ziemlich abweicht:


    Psycho!Logisch?


    Die Autorin, Hitomi Kanehara, beschreibt unglaublich offen und direkt die Gedanken und Gefühle einer jungen japanischen Frau. Rins Geschichte ist gleichermaßen verstörend und interessant! Sie wird geplagt von Zwängen, Ängsten, überbordender Eifersucht und Unsicherheit. Ständig ist sie mit sich selbst uneins und kann selten klare Entscheidungen treffen, zu denen sie wirklich steht. Ein Auf und Ab von Gefühlen ist bei ihr Normalzustand. Schnell merkt man, dass etwas mit Rin ganz und gar nicht stimmen kann. Wenn man sich etwas näher mit psychischen Erkrankungen beschäftigt hat, wirkt ihr Verhalten aber gleich weitaus weniger eigenartig. Ich habe schon einige Bücher über unterschiedliche psychische Erkrankungen gelesen, aber so krass wie in Rins Fall wurde noch keine dargestellt.


    Besonders interessant finde ich die Einteilung des Buches in Rins Lebensabschnitte. Rückwärts, beginnend mit dem 22. Lebensjahr, wird ihr Leben aufgerollt und man versteht immer mehr, worauf sich Rins Verhalten und ihre Ansichten begründen. Liest man den letzten Abschnitt über ihr Leben mit 15 Jahren, so kann man eigentlich nur Mitleid empfinden. Nach und nach wird einem ihre Zwangslage nämlich immer bewusster.


    Natürlich ist Rin keine sympathische Figur. Dazu erscheint sie viel zu befremdlich und ihr ganzes Verhalten unlogisch. An ihrem Beispiel erkennt man aber auch, wie das Leben einem mitspielen kann, gerade wenn man weniger gefestigt in seiner ganzen Persönlichkeit ist.


    Sprachlich passt das Buch schon perfekt zu Rins ganzer Erscheinung. Sie ist jungendlich bzw. sehr jung und zudem krank, besessen, wie der Titel schon sagt, von Obsessionen geplagt. Ihr selbst ist auch bewusst, dass sie kein normales Leben führt und nicht zurecht kommt. Trotzdem kann sie daran nichts ändern. Sicher werden einige mit diesem Sprachstil wenig anfangen können und doch passt er nunmal zum Buch. Auch ich war zeitweise überrascht, wenn Rin zum Beispiel Gespräche mit ihrer Möse (so drückt sie es aus) führt. Das ist dann doch sehr skurril und diese Abschnitte habe ich nur quergelesen. Aber auch diese Abschnitte haben schon ihre Berechtigung und spiegeln Rins komplette Weltfremdheit wider. Klar ist man schockiert und doch ist soetwas auch Realität. Nur weil es nicht in das eigene Weltbild passt, sollte man doch nicht die Augen davor verschließen.


    Die Meinungen einiger Leser, dass ihnen dieses Buch ein ganz neues Bild von Japan vermittelt hat, finde ich unverständlich. Dieses Buch spiegelt doch nur einen minimalen und kaum repräsentativen Teil Japans wieder. In jedem Land gibt es sicher auch Menschen mit Zwängen und Obsessionen, Menschen, die ständig von eben diesen bestimmt werden, sodass ein normales Leben unmöglich ist. Mit Japan an sich hat das nichts zu tun.


    Insgesamt kann ich sagen, dass das Buch lesenswert ist. Man sollte sich jedoch nicht an einer wirklich offenen und harten Sprache stören. Außerdem darf man nie aus dem Blick verlieren, weshalb Rin sich derartig verhält. Über kurze Abschnitte zog sich die Geschichte ab und zu in die Länge. Auf jeden Fall öffnet sie einem aber die Augen. Ein wirklich mutiges Buch!

  • Einfach nur mies.


    Das Buch beginnt als Rin zusammen mit ihrem Mann im Flugzeug sitzt. Rin ist 22 Jahre alt, frisch verheiratet und Autorin. Eigentlich könnte sie glücklich sein, wenn ... Ja, wenn nicht die Stewardess ihren Mann anschauen würde, dort eine Frau gucken würde und da, denn Rin ist krankhaft eifersüchtig. Und das geht soweit, dass man da wirklich von einer gewaltigen Störung sprechen kann.
    Die Protagonistin reagiert völlig über, keine ihrer Handlungen oder Gedankengänge sind nachvollziehbar oder wenigstens logisch begründet. Ein Versuch, das zu begründen, besteht darin, dass Rins Teenagerzeit in Rückblicken erzählt wird; immer einige wenige Jahre zurück bis dort, wo sie 15 ist.
    Sympathischer macht es sie keineswegs. Es erschließt sich dadurch auch nichts, da das Buch ja damit endet, wie Rin als frühreife Fünfzehnjährige (natürlich mit der ganzen Palette an Sex, Gewalt, ungewollt schwanger werden, Abtreibung, usw.) war.
    Es gibt hier also weder einen Anfang, noch ein Ende, auch einen roten Faden sucht man vergebens. Dafür bekommt man viel Gossensprache, seitenlang unterhält die Protagonistin sich mit ihrer Vagina, es gibt viele Szenen, die keinen Sinn ergeben, da sie einfach nur aneinandergereiht sind, meist irgendwas sexuelles enthalten (das aber nicht als erotischer Roman, denn schön sind diese Szenen keineswegs).

    Der Schreibstil ist einigermaßen flüssig und das Buch ist erfreulicherweise recht kurz. Da ein aktueller Bestseller zeigt, wie toll man mit Gossensprache Bücher verkaufen kann, wurde auch hier ordentlich davon verwendet.
    Ich finde das Buch unglaublich mies und wundere mich, das solch ein Werk in einem großen, bekannten Verlag (dessen Bücher ich sonst sehr gern lese) erschienen ist. Meine Theorie dazu ist, dass hier mal wieder bewusst mit menschlichen Abgründen Leser gelockt werden sollen.

  • Der Titel "Obsession" zu dem Buch von Hitomi Kanehara ist absolut passend. Das Buch handelt von der 22-jährigen Rin, die eine verheiratete Schriftstellerin ist. Sie ist absolut eifersüchtig und hat eine wahnsinnige Angst, ihr Mann könnte sie schon am Ende ihrer Flitterwochen betrügen. Als sie es schließlich nicht einmal ertragen kann, dass er ein Geheimnis vor ihr hat, will sie sich scheiden lassen.


    Hier macht das Buch einen Sprung und geht in der Erzählung vier Jahre zurück, nämlich als Rin 18 Jahre alt war. Dies geschieht im weiteren Verlauf noch zweimal, einmal auf 16 und einmal auf 15 Jahre. Die ganze Erzählung hier dreht sich darum, dass Rin eigentlich schon immer ein etwas anderes Leben geführt hat. Für sie gehörten Sex, Drogen und Alkohol einfach dazu. Von der Schule hielt sie nicht viel. Erst am Ende erfährt der Leser, warum sie, meines Erachtens so geworden ist, wie sie ist.


    Um Ganz ehrlich zu sein, dass Buch entspricht absolut nicht meiner Vorstellung von einem guten Buch und das Einzige, was mich dazu bewegt hat, es fertig zu lesen, ist meine Angewohnheit nie in der Mitte eines Buches aufzuhören. Ansonsten ist die Geschichte einfach nicht normal. Es mag zwar sicher Leute geben, die so paranoid sind, wie diese Rin, aber deswegen würde icha ber noch lange kein Buch darüber lesen wollen. Wobei man sagen muss, die Sprache passt sich dem Thema schon fasst an, primitiv.


    Das Buch ist ein absolues "NO GO" und den einen Stern geb ich nur Höflichkeitshalber her.

  • ... es wurde ja hier eigentlich shcon alles gesagt. Für mich gehört das Buch zum Schlechtesten seit langem. Leider, den ich hätte aufgrund der Rezis mehr erwartet. Das Beste am ganzen Buch war, dass ich es als Wanderbuch hatte. Das war meine WB-Premiere und hat richtig Spaß gemacht.
    Das Lesen leider weniger - zu langatmig, zu bemüht tiefsinnig. Für mich eine Enttäuschung.

  • „Obsession“ von Hitomi Kanehara ist ein Buch, bei dem ich nicht genau weiß, ob ich es gut oder schlecht oder beides zugleich finde.
    Dadurch,dass das Buch in der ich-Person erzählt wird, bekommt man einen guten Eindruck in die Gefühlswelt der (kranken) Hauptprotagonistin.
    Dies führt aber wieder zur Verwirrung auf Seiten des Lesers, da Rins Gedanken oft konfus in die Erzählung geworfen werden und man sich denkt, ob die gute Frau nicht lieber zum Arzt gehen sollte und was sie denn jetzt eigentlich dem Leser mitteilen will. Das kann einem dann auch mal auf die Nerven gehen.
    Dennoch beginnt die Geschichte sehr interessant, verläuft sich bis zur Mitte hin in den kranken Gedanken der Hauptperson und wird bis zum Ende wieder klarer und auch wieder interessanter zu lesen.
    Letztendlich kann ich dieses Buch nicht wirklich empfehlen, da es nicht jedermanns Sache ist. Auch bin ich froh, dass ich mir das Buch nicht kaufen musste, denn dann wäre ich wohl sehr enttäuscht gewesen.


    2,5 von 5 Sternen!

  • Puh, bin ich froh, dass ich nicht ganz falsch liege mit meiner Einschätzung - denn auch ich kann nur sagen, dass ich mich nicht erinnern kann, ein schlechteres Buch gelesen zu haben als "Obsession" von Hitomi Kanehara.


    Ich habe mich wirklich zwingen müssen, das Buch fertig zu lesen, denn ich dachte immer "es könnte ja noch eine Erklärung kommen, warum Rin einfach nur einen absoluten Knall hat" - aber leider bleibt auch der Rückblick bis ins Alter von 15 relativ unklar und warum genau die Gute nun so von der Rolle ist, erschließt sich nicht wirklich.


    Eine gute Charakterstudie von einer kranken Person ist das Buch meiner Meinung nach auch nicht, weil die selbstzerstörerischen Gedanken, die sie sich macht, in ihrer Meinung ja einen Sinn ergeben, aber die Gedankenketten einfach oft so sinnlos hintereinandergereiht sind, dass es für mich zu konstruiert aussieht. Ich wünsche jedenfalls Hitomi Kanehara, dass sie beim Schreiben gute Drogen genommen hat, sonst würde ich ihr auch den Gang zum Arzt empfehlen....


    Ich bin selten bei einem Buch wirklich aggressiv geworden, aber schon nach zwei Seiten hätte ich Rin nehmen und schütteln wollen und zwar so lange, bis sie wenigstens einen einigermaßen klaren Gedanken fassen kann. Auf der Rückseite steht ja "Liebe ist Macht" - im Buch geht es aber die ganze Zeit nicht um Liebe sondern nur um ihre pseudo-Abhängigkeit von Sex und ihren Pillen, sie ist nicht an anderen interessiert sondern nur an sich selbst, denn selbst wenn sie vielleicht im Ansatz mal an andre denkt, drehen sich die wirren Gedanken gleich wieder weiter und sie landet unweigerlich bei sich. Deswegen muss ich mich wohl korrigieren und sagen: ich wöllte sie nicht mal schütteln, ich würde wohl schnellstmöglich das Weite suchen und schauen, dass mir die Person nicht zu nahe kommt. Aber vielleicht bleibt sie einfach in ihrer verqueren Welt, und lässt uns in Ruhe ;-)