Nu aba... mein Resümee:
Auch wenn mich der Titel „Radio Nights“ zu der irrigen Annahme verleitete, dass es sich hier um eine Ansammlung von Kurzgeschichten oder Anekdoten handelt, finde ich den Titel, genau wie das Cover, sehr ansprechend! Beides wäre für mich ein Lese- bzw. Kaufanreiz gewesen, hätte ich das Buch irgendwo liegen sehen.
Der Einstieg in Donnys Geschichte ist ebenfalls gelungen: Die Szene mit dem Lesewettbewerb machte mir auf Anhieb Lust, das Buch zu lesen. Überhaupt haben mich die Ausflüge in die Kindheit des Protagonisten sehr berührt.
Seine späteren Erlebnisse jedoch ließen mich außen vor. Ich fühlte mich beim Lesen, als würde ich das Geschehen durch eine Glasscheibe betrachten und nicht wirklich miterleben. Dazu waren mir die Charaktere zu distanziert, zu kühl, zu wenig emotional. Mit Ausnahme von Liddy, die mir dann auch am sympathischsten war. In Liddy konnte ich mich am besten hineinversetzen.
Außerdem ist Liddy wohl die einzige in diesem Buch, die nicht pausenlos alkoholische Getränke in sich hineingießt. Ich bin keine Antialkoholikerin, aber die Sauferei ist für meinen Geschmack zu ausufernd und verleidete mir so manche Figur. Ich war richtig froh, als Donny sich im zweiten Teil des Buches wieder fing und seinen Alkoholkonsum etwas mäßigte.
Abgesehen davon gefiel mir das Buch, weil es Erinnerungen an vergangene Zeiten weckte und an gute Musik erinnerte, die ich schon fast vergessen hatte. Außerdem habe ich Einblicke in eine Welt bekommen, die ich nicht kannte. Die Radiowelt ist ein interessanter und gut gewählter Stoff für einen Roman, denn dieses Thema wurde noch nicht tausendfach breitgetreten, ist aber so ziemlich jedem aus dem Alltag bekannt.
Dass die Geschichte rund um Vögler bei mir für Verwirrung gesorgt hat, tut dem Roman im Gesamten keinen Abbruch, denn sie spielt keine tragende Rolle. Im Grunde geht es um Radio, um Musik, um Liebe und um die Leidenschaft zu dem, was man tut.
Fazit:
Ein lesenswertes Buch, vor allem für Menschen, die in den Siebzigern und Anfang der achtziger Jahre jung waren und sich für Musik begeisterten, aber auch für Leute, die einen Blick hinter die Kulissen von Radioprogrammen werfen möchten.
Übrigens:
Ich habe während der Lektüre beschlossen, mir ein CD-Radio für die Küche anschaffen, denn ich habe richtig Lust bekommen, mal wieder dem Radio-Gedudel zu entfliehen und statt dessen ein paar gute CD’s zu hören!