Vanora Bennett: Die Seidenprinzessin (Figures in silk)

  • Inhalt (amazon)


    A sumptuous wedding feast, two advantageous marriages and a blessing from the golden king When silk merchant John Lambert marries off his two beautiful daughters, their fortunes are set to change forever. Elder daughter Jane starts a notorious liaison with Edward IV, while her sister, Isabel, as the new silkweaver to the court, becomes privy to its most intimate secrets. Could they hold the keys to power in this time of uncertainty? Vanora Bennett brings to life a time of passions and politics, a time of turmoil and tension, a world in flux and a country up for grabs.


    Autorin (Klappentext ihres Debutromans)


    Vanora Bennett stammt aus London. Nach dem Universitätsabschluss in


    Russischer Literatur ging sie als Journalistin für Reuters ins Ausland


    und berichtete aus Angola, Kambodscha, Russland und Simbabwe. In London


    arbeitete sie dann als politische Redakteurin für "The Times", bevor


    sie mit "Bildnis einer jungen Frau" ihren ersten Roman veröffentlichte.


    In "Times Online" schreibt sie weiterhin eine wöchentliche Kolumne.


    Vanora Bennett lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in London.


    Meine Meinung


    "Figures in silk" spielt in der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts zur Regierungszeit Edwards IV und Richards III. Auf politischer Ebene war diese Zeit geprägt von den Rosenkriegen zwischen den Häusern Lancaster und York, auf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene war sie geprägt von großen technischen Fortschritten wie der Einführung des Druckens durch William Caxton sowie der inländischen Seidenherstellung und -verarbeitung.
    Die Protagonistin des Romans, Isabel Lambert, ist eine fiktive Persönlichkeit, die allerdings aus verschiedenen realen Personen "zusammengesetzt" ist. Isabel ist die Tochter des Seidenhändlers John Lambert und die Schwester der Jane Shore (geb. Lambert), beide sind historische Persönlichkeiten. Sie will sich nicht- wie andere junge Damen aus gutem Hause - mit dem Verzieren kirchlicher Gewänder begnügen, sondern das Seidengeschäft von der Pike auf lernen und selbst als Händlerin tätig werden. Deshalb bleibt sie auch nach dem frühen Tod ihres Ehemannes im Hause ihrer Schwiegermutter, der Seidenhändlerin Alice Claver, um eine Lehre zu absolvieren. Äußerst geschäftstüchtig arbeitet sie daran, unter der Protektion Edwards IV, dessen Geliebte ihre Schwester Jane inzwischen geworden ist, eine einheimische Herstellung von Seidenstoffen zu ermöglichen. Dadurch kann England sich aus der Abhängigkeit von italienischen Seidenwebern befreien und gleichzeitig wird einheimischen Frauen die Gelegenheit geboten, zum Unterhalt ihrer Familien beizutragen.
    Alle im Roman vorkommenden Kolleginnen Isabels haben tatsächlich gelebt und die Autorin hat die Geschichte der Seidenherstellung in England sehr genau recherchiert, auf ihrer Homepage gibt sie ausführliche Informationen dazu.
    Isabels Privatleben ist mit den politischen Gegebenheiten verknüpft: sie unterhält nämlich eine über 10 Jahre währende Affäre mit Richard, Duke of Gloucester (nachmalig König Richard III). Der Leser verfolgt ihre anfangs unerschütterliche Liebe, die nach Richards Thronergreifung immer mehr dem Zweifel und Misstrauen weicht...
    Gleichzeitig berichtet das Buch mit großer historischer Detailtreue über das Leben der Jane Shore . Auch Prinzessin Elizabeth von York, die später an der Seite Henrys VII die Stammmutter der Tudors wurde, lernt der Leser kennen.
    Das Buch ist in einer ebenso anspruchsvollen wie unterhaltsamen Sprache geschrieben, die Charaktere der verschiedenen Figuren sind sehr gut ausgearbeitet: niemand ist nur gut oder böse, selbst der oft als Schurke dargestellte Richard III wird differenziert charakterisiert.
    ---> Dieses Buch gehört definitiv zu meinen Lese-Highlights des Jahres 2008 und ist für den Liebhaber gut aufbereiteter englischer Geschichte ein Muss. Der Anhang im Buch ist sehr knapp gehalten und enthält lediglich eine Übersicht über die Tage des Kirchenjahres, sowie die täglichen Gebetsstunden, dafür entschädigt jedoch die ausgezeichnete Homepage der Autorin, die man unbedingt zu Rate ziehen sollte.


    Derzeit habe ich noch keinen Hinweis auf eine deutsche Übersetzung gefunden.


    Edit: ISBN der deutschen Ausgabe ergänzt, damit sie im Verzeichnis auftaucht. LG JaneDoe

  • Vanora Bennett widmet sich in ihrem zweiten Roman der Zeit der Rosenkriege in London. Die Protagonistin lernt den Herzog von Gloucester kennen und lieben, dem späteren Richard III. Diese Perspektive ermöglicht eine menschliche Darstellung des ansonsten skrupellosen Königs. Durch Isabel kann der Leser an intimen Gedanken teilhaben, die vermutlich auch in ihm Zwiespalt säten. Dennoch gehört Isabel nicht zu dem engen Kreis seiner Vertrauten, die ihm politisch raten könnten. Daher bleiben viele Entscheidungen, die historisch belegt sind, in diesem Roman außen vor. Sie reagiert zwar betroffen über das Verschwinden der beiden Prinzen, kann sich die Auswirkungen aber nur schwer vorstellen.


    Im gewohnt gut recherchierten Stil zeichnet die Autorin ein Bild des ausgehenden 15. Jahrhunderts in London. Die Bilder sind farbenprächtig und die Charaktere liebenswert mit allen Ecken und Kanten. Fiktive und belegte Personen bilden einträchtig eine spannende Geschichte um das beginnende Seidenhandwerk in England. Dabei spielt Alice Claver als eine der erfolgreichsten Seidenhändlerinnen und der Drucker William Pratte eine große Rolle. Geschickt werden ihre Lebensläufe so verwebt, dass eine schlüssige Handlung entsteht. Der Spannungsbogen mit all den Intrigen um Macht baut sich stetig über die gesamten 400 Seiten auf, sodass ich das Buch nur ungern vor Beendigung des Krieges aus der Hand legte.

  • Ich habe das Buch erst zur Jahreswende auf Deutsch gelesen und mir ist es überhaupt nicht negativ in Erinnerung geblieben. Allerdings habe ich es auch nicht Wort für Wort mit der Originalversion verglichen. Ich fand die Geschichte um Edward III und die Anfänge des Seidenwebens auch sprachlich passend fürs 15. Jahrhundert. Ich war ja damals nicht dabei und auf moderne Ausdrücke hat die Autorin verzichtet, sodass sich für mich ein stimmliches Bild ergab.


    Die angesprochenen Lücken haben mich im Lesefluss auch nicht gestört. Nachdem ich mich eingelesen hatte, konnte ich wohl die Lücken auch so schließen. Für mich ist das jetzt kein Grund, die deutsche Ausgabe zu meiden.

  • Ich finde so etwas dennoch ärgerlich. Wenn tatsächlich Kürzungen vorgenommen werden im Rahmen der Übersetzung, erwarte ich zumindest, daß im Buch darauf hingewiesen wird, daß es sich um eine gekürzte Fassung handelt.


    Des weiteren erwarte ich eine Übersetzung, die möglichst nah am Original liegt.

  • Zitat

    Original von Pelican
    Die Amazon-Rezension von Maria Amalia vom 08.03.10 hier ist sehr interessant. Sie zeigt erhebliche Mängel (und das ist noch untertrieben) bei der Übersetzung auf.


    Ich habe mir den Link gerade angesehen. Das ist ja unglaublich, der Übersetzer hat nicht nur den Sprachstil verschandelt, sondern auch noch die Bedeutung verändert.
    Ich finde es empörend, wie auf diese Art der Ruf einer phantastischen Schriftstellerin geschädigt wird und kann mich auch nur der Empfehlung anschließen, Bücher von Vanora Bennett möglichst im Original zu lesen.

  • @ Enigma


    es ist gerade ein Neues von ihr erschienen.


    Kurzbeschreibung:
    Set in late fourteenth century England, Vanora Bennett's rich, dramatic new novel presents an England uncannily like our own. The country is in turmoil, The King is in debt to the City, and the old order had broken down - a time of opportunity indeed, for those who can seize the moment. The king's mistress, Alice Perrers, becomes the virtual ruler of the country as he lies in his sickbed. Disliked and despised by the Black Prince and his cronies, her strong connections to the merchants make her a natural ally for the king's ambitious second son, John of Gaunt.Together they create a powerful position in the city for one of his henchmen, Geoffrey Chaucer. In this moment of opportunity, Alice throws herself into her new role and the riches that lay before her, but Chaucer, despite being her lover and friend, is uneasy over what he can foresee of the conspiracies around them. At the centre of these troubled times and political unrest stands the remarkable figure of a woman who, having escaped the plague which killed her whole family, is certain she is untouchable, and a man who learns that cleverness and ambition may for him sit too uneasily with decency and honesty.

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Die angesprochenen Lücken haben mich im Lesefluss auch nicht gestört. Nachdem ich mich eingelesen hatte, konnte ich wohl die Lücken auch so schließen. Für mich ist das jetzt kein Grund, die deutsche Ausgabe zu meiden.


    Für mich schon, denn ich erwarte eine vollständige Übersetzung des Originaltextes, der auch nichts hinzugefügt bzw. -gedichtet wird. Wenn so vorgegangen wird wie hier, muss die deutsche Version meiner Meinung nach entsprechend gekennzeichnet werden. "Nach den Motiven von" oder "bearbeitete Fassung von" und es darf nicht der Eindruck erweckt werden, es würde sich um eine normale Übersetzung handeln.


    Bin froh, dass ich mir aus dem Urlaub die englische Fassung mitgebracht habe und auch "The People´s Queen" günstig ergattern konnte. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Hallo,


    ich habe den Roman auf englisch gelesen und fand ihn sehr gut. Zu der Übersetzung kann ich nichts sagen. Die Hintergründe wären natürlich interessant, also die Frage, warum es so gemacht wurde. Ich glaube, inhaltlich dürfte nichts wesentlich verändert worden sein und auch massive Kürzungen hätten wohl nur mit Einwilligung der Autorin stattfinden können.
    Wahrscheinlich hat jeder literarische Übersetzer seinen eignen Arbeitsstil. Da kann es schon mal vorkommen, dass Sätze gekürzt werden und manche Ausdrücke wegfallen, weil sie nach Meinung des Übersetzers auf deutsch nicht adäquat wiederzugeben sind. Man kann eine Sprache nicht Wort für Wort in eine andere übertragen.


    Mir fällt in diesem Zusammenhang ein Artikel von Milan Kundera ein, den ich vor etlichen Jahren gelesen habe. Er regte sich darüber auf, dass einer seiner Romane in der französischen Ausgabe nicht übersetzt sondern neu geschrieben worden sei. Der Übersetzer mochte Kunderas sehr schlichten Stil wohl nicht und gestalte es daher viel "blumiger".
    Aber das konnte Kundera nur merken, weil er selbst fließend französisch spricht. Ob Vanora Bennett wohl deutsch kann?


    Jedenfalls scheint diese "Umgestaltung" wohl öfter vorzukommen. Ich versuche alle Bücher im Original zu lesen, wenn ich die Sprache einigermaßen beherrsche.


    Ansonsten lasse ich mich einfach auf die deutsche Übersetzung ein und sehe, ob sie mir gefällt.


    Viele Grüße


    Tereza

  • ottifanta
    Leider habe ich die englische Ausgabe nicht gelesen, sodass ich nicht weiß, was mir entgangen ist. Insofern kam mir auch die deutsche Fassung "rund" vor. Wer also nicht vor hat, beide Ausgaben zu lesen, kann durchaus zufrieden sein.


    Ansonsten stimme ich euch zu, eine gekürzte oder veränderte Übersetzung sollte unbedingt gekennzeichnet werden.

  • Zitat

    Original von €nigma
    Da ich zur Zeit einen Riesen-SuB habe, habe ich mich entschieden, auf das billigere, normalformatge TB zu warten, das mir im Februar 2011 geliefert wird.


    Das will ich auch eher wieder machen. Manchmal drängt's mich zu schnell nach einem Buch und später denke ich dann, jetzt hast Du den dicken TB-Klotz im Regal. Auch die Hochformat-Tbs sind schließlich immer noch TBs

  • Wie ich schon im "Ich habe abgebrochen"-Thread schrieb, breche ich dieses Buch nach gut der Hälfte ab.
    Obwohl ich es im Original lese, finde ich es hölzern und ungeschmeidig erzählt. Ich kann mich weder mit Isabel anfreunden noch sonst einer Person. Ich langweile mich beim Lesen und es macht keinen Spaß. Ich bin darüber etwas traurig, da ich Bennetts "Bildnis einer Unbekannten" so unglaublich gut fand und auch noch weiter Bücher von ihr auf meiner Wunschliste habe, da der Klappentext so interessant klang. Mal sehen, ob ich nochmal einen Versuch mit dieser Autorin wage.