Im Kokon - Selma Mahlknecht

  • Verlag: Edition Raetia, 2007, gebundene Ausgabe, 168 Seiten



    Kurzbeschreibung
    "Kann eigentlich eine Frau eine Frau heiraten?", fragt das junge Mädchen unbedarft beim Abendessen. Alle starren sie an. Das Mädchen liebt nämlich Nelly, eine schwangere Frau, welche sich als Aussteigerin in die heruntergekommene und im Wald liegende Villa Neuwirth zurückgezogen hat. Aber was ist schon Liebe? Die Suche nach mütterlicher Wärme gegenüber der erwachsenen Frau, oder der Traum nach Körperlichkeit, welcher der pubertierenden Fantasie entspringt? Jedenfalls ist das Mädchen kaum noch zu Hause anzutreffen, sondern im Wald, bei Nelly. Diese liest ihrem ungeborenen Kind täglich aus dem dicken Märchenbuch vor. Das Mädchen ist bei diesem Ritual immer dabei. Als nun Livia, eine junge Frau aus der Umgebung Nelly ihre Hilfe anbietet, reagiert das Mädchen mit Eifersucht, Wut und Trotz. Im Laufe der Geschichte entwirrt sich die Gefühlswelt des Mädchens, es entwächst dem Kokon mit Erfahrungen und Einsichten in das Leben, welche sich gleichermaßen an Erwachsene und Jugendliche richten.



    Über die Autorin
    Selma Mahlknecht: Geboren 1979 in Meran. Studium Drehbuch und Dramaturgie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. 2004 Uraufführung der Komödie"EX"als Koproduktion der Vereinigten Bühnen Bozen und des Theaters in der Altstadt Meran; Drehbuch zur Spielfilmserie "Von hier bis zum Mond" mit Karl Prossliner für den RAI-Sender Bozen.




    Meine Meinung
    Zugegeben, ich habe etwas gebraucht um in dieses Buch hineinzukommen. Aber nach ein paar Seiten war ich irgendwie gefesselt und konnte nicht mehr aufhören zu lesen bis ich es durch hatte.
    Trotzdem ist meine Meinung etwas zwiegespalten. Ich hatte größte Schwierigkeiten, mich mit der Protagonistin zu identifizieren, konnte oft Dinge nicht nachvollziehen, die für ganz selbstverständlich erklärt wurden.
    Aber dieses Buch behandelt auch die Schwierigkeiten der Pubertät und die konnte ich eigentlich noch nie verstehen. :rolleyes
    Die Protagonistin - ihr Name wird nie genannt - ist recht burschikos und eigenbröterlisch. Nach Außen will sie sich anders geben, als sie es wirklich ist. Sie ist nicht gut in der Schule, genauer gesagt die zweit schlechteste ihrer Klasse. Ihr ist es lieber in der Natur zu sein, als etwas zu lernen und sie nimmt auch schon mal ein paar Kratzer in Kauf. Es wird nicht ganz klar, wie alt sie ist, aber eben im Anfangsstadium der Pubertät und mit der hat sie wirklich zu kämpfen.
    Sie verliebt sich nämlich in eine schwandere Frau - Nelly- die ihrem ungeborenen Kind täglich eine Gute-Nacht-Geschichte vorließt. Nelly ist eine Art Aussteigerin, sie lebt zurückgezogen in einem Haus im Wald und will von der Ausenwelt eigentlich nichts wissen. Mit ihr stellt sich die Protagonistin die Zukunft vor. Sie plant ihre gemeinsame Hochzeit inl verschiedenen Ausführungen, den Moment, an dem Nelly erkennt, dass sie nicht ein Kind vor sich hat, sondern jemanden, den sie liebt, oder wie sie zusammen, wie zwei Waldfeen, in dem Haus leben. Aber von alldem weiß Nelly natürlich noch nichts.
    Ihr eigenes Leben vergleicht sie mit dem eines Schmetterlings:
    "Es war wie bei einem Schmetterling. Zuerst die widerliche Raupe, die nur den ganzen Tag frisst und verdrießlich dreinschaut. Dann der Kokon, der wundersame Verwandlungsschlaf. Und erst am Ende, nach langer geheimer Vorbereitung der Schmetterling, der den Kokon durchbricht, seine schillernden Flügel öffnet und zum Flug ansetzt."


    Die Sprache gefällt mir sehr gut. Wer Marlen Haushofers oder Brigitte Schweigers Stil kennt, wird sich vielleicht etwas errinnert fühlen. Tatsächlich musste ich beim Lesen oft an "Himmel der nirgendwo endet" denken.
    Mit der Geschichte ansich konnte ich mich nicht immer zurecht finden. Diese Liebe zu Nelly fand ich großteils abstoßend, aber auch irgendwie interessant. Die Beschreibungen der anderen Personen waren wirklich gut, man konnte sie sich immer bildlich vorstellen. Wie der Vater, der immer Dankbarkeit verlangt und jeden dazu bringt ein schlechtes Gewissen zu haben, ihre Schwester Heide, die gerade in einem Teenage-Blues steckt oder Holger, der einsame Stern, ein Streber und Eigenbrötler, mit dem sie sich doch irgendwie verbunden fühlt.
    Das Buch plätschert vor sich hin, hat kein richtiges Ende, auch keinen wirklichen Anfang und doch habe ich mich keine Sekunde gelangweilt.
    Es ist trotz allem ein schönes Buch und als ich es durch hatte, blieb mir ein leichter, trauriger Nachgeschmack, weil es aus war.


    Fazit: Es ist auf jeden Fall eine empfehlenswerte Erzählung mit einem vielleicht etwas ungewohnten Thema.
    9 von 10 Punkten